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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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[Spaltenumbruch] die minste Unehre nicht zuzüge. Uber diß ge-
lobte er die unvergleichliche Thußnelde der Jn-
dianischen Weißheit fähig zu machen; da doch
sonst ihr Gesetze das gantze weibliche Geschlechte
als unwürdig davon ausschlüsse. Da aber
Hertzog Herrmann dis weigerte/ würde er mit
Leuten zu thun bekommen/ welche nichts min-
der an Tapferkeit/ als an Alter und Grösse des
Leibes die ersten Menschen der Welt wären.
Jhre Pfeile durchbohrten alle lederne Schilde/
stählerne Harnische/ und ertztene Pantzer.
Diese wüsten sie durch einen Ring in die Ferne
zu schüssen/ und auf einen Nagel zu treffen.
An statt der verlangten Antwort ließ Hertzog
Herrmann einen scharffen Spieß von der ober-
sten Bühne gegen die Herolden in den Schloß-
Hof werffen/ und durch die Krumm-Hörner Ler-
men blasen. Worauf der Scythische Herold
mit seiner Sebel einen Spaan aus dem Thore
hieb/ der Parthische seinen Feuer-Topf in die
an dem Schlosse vorbey flüssende Bach warff;
der Jndianische seinen Pfeil hoch in die Lufft
schleuderte.

Wenige Zeit hernach zohen die drey ausfor-
dernden Könige mit grossem Gepränge in den
mittler zeit mit viel tausend Menschen ange-
füllten Schau-Platz ein. Der Scythische
Aufzug hatte zwar nichts von Gold oder Silber
an sich. Denn diß Ertzt hassen sie überaus;
weil es die Schädligkeit des Eisens hundertfach/
seinen Nutzen aber nicht zur Helffte an sich hat.
Gleichwohl aber gieng dem Ansehn dieses Kö-
nigs nichts ab; welchen Fürst Catumer für-
stellte. Am ersten kamen drey Wagen; dar-
auf eitel lederne Paucken lagen/ und mit meßin-
genen Schlägeln von unbärthichten Jünglingen
mit weiß-gekraußten Haaren geschlagen wur-
den. Jhre Kleider waren auch alle aus weis-
sem Hermelinen Rauchwercke; die Mützen
aber von schwartzen Füchsen. Hierauf ritten
zweyhundert Sarmater/ in mardernen Peltzen/
mit Sebeln/ Bogen und Pfeilen ausgerüstet.
Jeglicher aber führte auf ieder Seite ein Bey-
[Spaltenumbruch] Pferd. Diesen folgten so viel in Luchsen-Häu-
te gekleidete Scythen/ derer ieder drey Pferde
nebst dem/ welches er ritt/ an der Hand führte.
Nach diesen kam ein von sechs weissen Pferden
bespannter/ mit allerhand Laubwerck besteckter
und von zwölff Auer-Ochsen gezogener Wa-
gen. Aufdiesem lag ein überaus groß entblö-
stes Schwerdt/ als ein Kennzeichen der Gott-
heit bey den Scythen. Umb den Wagen her-
umb giengen ein und zwantzig Priester in Her-
melinen Peltzen; derer Häupter mit Laub-
Kräntzen umbgeben waren. Hierauf folgte
der König in einem langen zobelnen Rocke.
Dieser sührte auf ieder Seite drey Hand-Pfer-
de/ und zwar eitel Stutten/ weil sie diese in
Krieg am geschicksten halten/ neben sich; darun-
ter das eine grauäpflicht/ das andere Perlen-
weiß/ das dritte hoch-goldfärbicht/ das vierdte
schneeweiß mit blauen Flecken/ das fünfte Tie-
gerfärbicht; das siebende/ worauf er ritt/ Flü-
gen-trappicht; allen aber das Zeichen des Fa-
sans/ umb ihr Vaterland anzudeuten/ einge-
brennet war. Nach dem Könige folgten zwan-
tzig Scythische Fürsten/ eben so wie der König
mit Zobeln bekleidet/ nur/ daß sie alle schwartz-
füchsene Mützen auf/ und nur fünf Pferde ne-
ben sich hatten. Diese waren die Grafen von
Düllingen/ Stalberg/ Dachau/ Kamm/ Wasser-
burg/ Wittin/ Dieffalden/ Lechsmund/ Hohen-
bogen/ Reneck/ Phirdt/ Falckstein/ Lützelstein/
Stöfling/ Leißneck/ Rochlitz/ Teckelnburg/
Winßenburg/ Staden und Brenn. Aller
dieser Pferde Zeuge/ insonderheit des Königs
waren mit grossen Scythischen Schmaragden
reichlich besetzt; welche die Bactrianische/ Egy-
ptische und alle andre der Welt bey weitem weg-
stechen. Hierauf ward auf einem mit zwölff
Elend-Thieren bespannten Wagen das Bild
des Hercules/ und seines Sohnes Scytha/ von
dem diese Völcker entsprungen seyn sollen/ ge-
führet; und folgten ferner hundert mit weissen
Bären Häuten bedeckte und vier Pferde neben
sich führende Edelleute. Endlich beschlossen

hundert

Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] die minſte Unehre nicht zuzuͤge. Uber diß ge-
lobte er die unvergleichliche Thußnelde der Jn-
dianiſchen Weißheit faͤhig zu machen; da doch
ſonſt ihr Geſetze das gantze weibliche Geſchlechte
als unwuͤrdig davon ausſchluͤſſe. Da aber
Hertzog Herrmann dis weigerte/ wuͤrde er mit
Leuten zu thun bekommen/ welche nichts min-
der an Tapferkeit/ als an Alter und Groͤſſe des
Leibes die erſten Menſchen der Welt waͤren.
Jhre Pfeile durchbohrten alle lederne Schilde/
ſtaͤhlerne Harniſche/ und ertztene Pantzer.
Dieſe wuͤſten ſie durch einen Ring in die Ferne
zu ſchuͤſſen/ und auf einen Nagel zu treffen.
An ſtatt der verlangten Antwort ließ Hertzog
Herrmann einen ſcharffen Spieß von der ober-
ſten Buͤhne gegen die Herolden in den Schloß-
Hof werffen/ und durch die Krum̃-Hoͤrner Ler-
men blaſen. Worauf der Scythiſche Herold
mit ſeiner Sebel einen Spaan aus dem Thore
hieb/ der Parthiſche ſeinen Feuer-Topf in die
an dem Schloſſe vorbey fluͤſſende Bach warff;
der Jndianiſche ſeinen Pfeil hoch in die Lufft
ſchleuderte.

Wenige Zeit hernach zohen die drey ausfor-
dernden Koͤnige mit groſſem Gepraͤnge in den
mittler zeit mit viel tauſend Menſchen ange-
fuͤllten Schau-Platz ein. Der Scythiſche
Aufzug hatte zwar nichts von Gold oder Silber
an ſich. Denn diß Ertzt haſſen ſie uͤberaus;
weil es die Schaͤdligkeit des Eiſens hundertfach/
ſeinen Nutzen aber nicht zur Helffte an ſich hat.
Gleichwohl aber gieng dem Anſehn dieſes Koͤ-
nigs nichts ab; welchen Fuͤrſt Catumer fuͤr-
ſtellte. Am erſten kamen drey Wagen; dar-
auf eitel lederne Paucken lagen/ und mit meßin-
genen Schlaͤgeln von unbaͤrthichten Juͤnglingẽ
mit weiß-gekraußten Haaren geſchlagen wur-
den. Jhre Kleider waren auch alle aus weiſ-
ſem Hermelinen Rauchwercke; die Muͤtzen
aber von ſchwartzen Fuͤchſen. Hierauf ritten
zweyhundert Sarmater/ in mardernen Peltzen/
mit Sebeln/ Bogen und Pfeilen ausgeruͤſtet.
Jeglicher aber fuͤhrte auf ieder Seite ein Bey-
[Spaltenumbruch] Pferd. Dieſen folgten ſo viel in Luchſen-Haͤu-
te gekleidete Scythen/ derer ieder drey Pferde
nebſt dem/ welches er ritt/ an der Hand fuͤhrte.
Nach dieſen kam ein von ſechs weiſſen Pferden
beſpannter/ mit allerhand Laubwerck beſteckter
und von zwoͤlff Auer-Ochſen gezogener Wa-
gen. Aufdieſem lag ein uͤberaus groß entbloͤ-
ſtes Schwerdt/ als ein Kennzeichen der Gott-
heit bey den Scythen. Umb den Wagen her-
umb giengen ein und zwantzig Prieſter in Her-
melinen Peltzen; derer Haͤupter mit Laub-
Kraͤntzen umbgeben waren. Hierauf folgte
der Koͤnig in einem langen zobelnen Rocke.
Dieſer ſuͤhrte auf ieder Seite drey Hand-Pfer-
de/ und zwar eitel Stutten/ weil ſie dieſe in
Krieg am geſchickſten halten/ neben ſich; darun-
ter das eine grauaͤpflicht/ das andere Perlen-
weiß/ das dritte hoch-goldfaͤrbicht/ das vierdte
ſchneeweiß mit blauen Flecken/ das fuͤnfte Tie-
gerfaͤrbicht; das ſiebende/ worauf er ritt/ Fluͤ-
gen-trappicht; allen aber das Zeichen des Fa-
ſans/ umb ihr Vaterland anzudeuten/ einge-
brennet war. Nach dem Koͤnige folgten zwan-
tzig Scythiſche Fuͤrſten/ eben ſo wie der Koͤnig
mit Zobeln bekleidet/ nur/ daß ſie alle ſchwartz-
fuͤchſene Muͤtzen auf/ und nur fuͤnf Pferde ne-
ben ſich hatten. Dieſe waren die Grafen von
Duͤllingen/ Stalberg/ Dachau/ Kam̃/ Waſſer-
burg/ Wittin/ Dieffalden/ Lechsmund/ Hohen-
bogen/ Reneck/ Phirdt/ Falckſtein/ Luͤtzelſtein/
Stoͤfling/ Leißneck/ Rochlitz/ Teckelnburg/
Winßenburg/ Staden und Brenn. Aller
dieſer Pferde Zeuge/ inſonderheit des Koͤnigs
waren mit groſſen Scythiſchen Schmaragden
reichlich beſetzt; welche die Bactrianiſche/ Egy-
ptiſche und alle andꝛe der Welt bey weitem weg-
ſtechen. Hierauf ward auf einem mit zwoͤlff
Elend-Thieren beſpannten Wagen das Bild
des Hercules/ und ſeines Sohnes Scytha/ von
dem dieſe Voͤlcker entſprungen ſeyn ſollen/ ge-
fuͤhret; und folgten ferner hundert mit weiſſen
Baͤren Haͤuten bedeckte und vier Pferde neben
ſich fuͤhrende Edelleute. Endlich beſchloſſen

hundert
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[1368[1370]/1436] Neuntes Buch die minſte Unehre nicht zuzuͤge. Uber diß ge- lobte er die unvergleichliche Thußnelde der Jn- dianiſchen Weißheit faͤhig zu machen; da doch ſonſt ihr Geſetze das gantze weibliche Geſchlechte als unwuͤrdig davon ausſchluͤſſe. Da aber Hertzog Herrmann dis weigerte/ wuͤrde er mit Leuten zu thun bekommen/ welche nichts min- der an Tapferkeit/ als an Alter und Groͤſſe des Leibes die erſten Menſchen der Welt waͤren. Jhre Pfeile durchbohrten alle lederne Schilde/ ſtaͤhlerne Harniſche/ und ertztene Pantzer. Dieſe wuͤſten ſie durch einen Ring in die Ferne zu ſchuͤſſen/ und auf einen Nagel zu treffen. An ſtatt der verlangten Antwort ließ Hertzog Herrmann einen ſcharffen Spieß von der ober- ſten Buͤhne gegen die Herolden in den Schloß- Hof werffen/ und durch die Krum̃-Hoͤrner Ler- men blaſen. Worauf der Scythiſche Herold mit ſeiner Sebel einen Spaan aus dem Thore hieb/ der Parthiſche ſeinen Feuer-Topf in die an dem Schloſſe vorbey fluͤſſende Bach warff; der Jndianiſche ſeinen Pfeil hoch in die Lufft ſchleuderte. Wenige Zeit hernach zohen die drey ausfor- dernden Koͤnige mit groſſem Gepraͤnge in den mittler zeit mit viel tauſend Menſchen ange- fuͤllten Schau-Platz ein. Der Scythiſche Aufzug hatte zwar nichts von Gold oder Silber an ſich. Denn diß Ertzt haſſen ſie uͤberaus; weil es die Schaͤdligkeit des Eiſens hundertfach/ ſeinen Nutzen aber nicht zur Helffte an ſich hat. Gleichwohl aber gieng dem Anſehn dieſes Koͤ- nigs nichts ab; welchen Fuͤrſt Catumer fuͤr- ſtellte. Am erſten kamen drey Wagen; dar- auf eitel lederne Paucken lagen/ und mit meßin- genen Schlaͤgeln von unbaͤrthichten Juͤnglingẽ mit weiß-gekraußten Haaren geſchlagen wur- den. Jhre Kleider waren auch alle aus weiſ- ſem Hermelinen Rauchwercke; die Muͤtzen aber von ſchwartzen Fuͤchſen. Hierauf ritten zweyhundert Sarmater/ in mardernen Peltzen/ mit Sebeln/ Bogen und Pfeilen ausgeruͤſtet. Jeglicher aber fuͤhrte auf ieder Seite ein Bey- Pferd. Dieſen folgten ſo viel in Luchſen-Haͤu- te gekleidete Scythen/ derer ieder drey Pferde nebſt dem/ welches er ritt/ an der Hand fuͤhrte. Nach dieſen kam ein von ſechs weiſſen Pferden beſpannter/ mit allerhand Laubwerck beſteckter und von zwoͤlff Auer-Ochſen gezogener Wa- gen. Aufdieſem lag ein uͤberaus groß entbloͤ- ſtes Schwerdt/ als ein Kennzeichen der Gott- heit bey den Scythen. Umb den Wagen her- umb giengen ein und zwantzig Prieſter in Her- melinen Peltzen; derer Haͤupter mit Laub- Kraͤntzen umbgeben waren. Hierauf folgte der Koͤnig in einem langen zobelnen Rocke. Dieſer ſuͤhrte auf ieder Seite drey Hand-Pfer- de/ und zwar eitel Stutten/ weil ſie dieſe in Krieg am geſchickſten halten/ neben ſich; darun- ter das eine grauaͤpflicht/ das andere Perlen- weiß/ das dritte hoch-goldfaͤrbicht/ das vierdte ſchneeweiß mit blauen Flecken/ das fuͤnfte Tie- gerfaͤrbicht; das ſiebende/ worauf er ritt/ Fluͤ- gen-trappicht; allen aber das Zeichen des Fa- ſans/ umb ihr Vaterland anzudeuten/ einge- brennet war. Nach dem Koͤnige folgten zwan- tzig Scythiſche Fuͤrſten/ eben ſo wie der Koͤnig mit Zobeln bekleidet/ nur/ daß ſie alle ſchwartz- fuͤchſene Muͤtzen auf/ und nur fuͤnf Pferde ne- ben ſich hatten. Dieſe waren die Grafen von Duͤllingen/ Stalberg/ Dachau/ Kam̃/ Waſſer- burg/ Wittin/ Dieffalden/ Lechsmund/ Hohen- bogen/ Reneck/ Phirdt/ Falckſtein/ Luͤtzelſtein/ Stoͤfling/ Leißneck/ Rochlitz/ Teckelnburg/ Winßenburg/ Staden und Brenn. Aller dieſer Pferde Zeuge/ inſonderheit des Koͤnigs waren mit groſſen Scythiſchen Schmaragden reichlich beſetzt; welche die Bactrianiſche/ Egy- ptiſche und alle andꝛe der Welt bey weitem weg- ſtechen. Hierauf ward auf einem mit zwoͤlff Elend-Thieren beſpannten Wagen das Bild des Hercules/ und ſeines Sohnes Scytha/ von dem dieſe Voͤlcker entſprungen ſeyn ſollen/ ge- fuͤhret; und folgten ferner hundert mit weiſſen Baͤren Haͤuten bedeckte und vier Pferde neben ſich fuͤhrende Edelleute. Endlich beſchloſſen hundert

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1368[1370]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1436>, abgerufen am 06.05.2024.