Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] wundet. Eben so scharf gieng es bey dem Fuß-
Volcke her. Denn die mit grossen Schwerd-
tern gerüsteten Helden liessen zwar die ihnen
zugeordnete vierhundert leichte Schützen mit
ihren Wurff-Spießen ihren Feind eben so wie
anfangs reitzen. Wie diese sich aber zwischen
ihre in drey Glieder geordnete zehn Hauffen
sätzten/ grieffen die ersten Glieder/ und also zu-
sammen vierhundert Mann einander mit de-
nen Schwerdtern so grausam an: daß es schien:
es würde der gröste Theil auf dem Schauplatze
erblassen. Als auch die ersten Glieder abge-
mattet/ traten die andern/ und folgends die drit-
ten mit einer ordentlichen Abwechselung an
die erste Stelle. Die zwey Obersten Melo
und Catumer auf Römischer/ Flavius und
Woldemar auf Deutscher Seiten/ fochten auch
selbst so scharf gegen einander; als wenn es um
ihre Herrschafft zu thun wäre; welchen denn
die beyderseits gegen einander stehenden zehn
Hauptleute nichts nachgaben; Worüber der
Graf von Abensberg/ Stolberg/ Löwenstein/
Kyburg und Acheln jenseits/ und disseits die
Grafen von Barby/ Ellenbogen/ Burghau-
sen/ nebst vielen Rittern beyderseits ziemlich
verwundet wurden; ungeachtet die Schwerd-
ter mit Fleiß zu diesen bloßen Kriegs-Ubungen
stumpff gemacht wurden. Gleichwol blieben
aller Ortes die Glieder feste geschlossen/ und
alle zehn Hauffen in unversehrter Ordnung.
Durch dieses Schwerdt-Gefechte ward die
Reiterey an beyden Hörnern nun auch gleich-
sam aufgefrischt: daß sie zu ihren Degen grief;
und erstlich das eine in der Spitze stehende/ her-
nach die zwey andern/ ferner die drey letzten/ und
endlich alle sechs Geschwader mit ihren Ober-
sten und Führern in ein heftiges Gefechte ver-
fielen. Gleicher gestalt rückten die Feldherren
und die vier Obersten/ nemlich Hertzog Segi-
mer und Siegesmund Römischer/ und der
Marsinger und Cimbern Hertzog Deutscher
Seiten/ wie auch zwantzig Gräfliche Haupt-
[Spaltenumbruch] leute mit dem Kerne der sechshundert erfahrner
Kriegs-Helden an die Spitze. Es scheinet un-
glaublich zu seyn: daß in einer Kriegs-Erge-
tzung solcher Ernst und Heftigkeit sonder grosses
Blut-Bad angewehret werden könne; als diese
in zehn Hauffen abgetheilte Ritter anfangs mit
ihren dreyzanckichten und viereckichten Spies-
sen/ hernach mit ihren Degen bezeugten. Wie
es denn auch ohne gefährliche Beschädigung
nicht abgegangen wäre/ wenn die Geschicklig-
keit dieses Helden-Ausbundes solches nicht klüg-
lich zu verhüten gewüst hätte; Wiewol es ohne
Verwundung mehr als zwantzig streitender
Ritter nicht abgieng. Jnsonderheit aber zo-
hen der Feldherr Hertzog Herrmann und Her-
tzog Arpus aller Zuschauer Augen auf sich;
Zumal jener mit seiner einigen Keule allen
Waffen gewachsen war/ und sich derogestalt im
Wercke als der rechte Hercules der Deutschen
fürstellte. Als alle Glieder der Reiterey/ all-
wo Hertzog Jubil und Graf Nassau wie zwey
erzürnte Adler einander antasteten/ wie auch des
Fuß-Volcks getroffen hatten/ schwenckten sie
sich alle; und sätzte sich beyderseits das Kriegs-
Volck in eine gantz neue Ordnung; nemlich die
Reiterey machte auf jeder Seite ein eintziges
Geschwader; diesen standen einwerts an der
Seite der leichten Schützen an jedem Orte
sechshundert; ferner hinein zwey so starcke Hauf-
fen Piquen-Träger/ hernach eben so viel mit
Schwerdtern Gerüstete/ und endlich mitten
gleichsam im Hertzen der Kern der Kriegs-Leute/
und zwischen selbten die zwey Feldherrn und die
Haupt-Fahnen/ das Pferd und der Adler;
also: daß dieser Ordnung nach alle und jede
Hauffen auf einmahl gegen einander treffen
konten. Welches denn auch mit so unglaubli-
cher Vollkommenheit geschach: daß alle vorige
Treffen gegen diesem allgemeinen nur Kurtz-
weil gewesen zu seyn schien; und wusten die Au-
gen der Zuschauer sich kaum mit sich selbst zu
vergleichen/ wo sie am ersten oder meisten hin-

schauen

Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] wundet. Eben ſo ſcharf gieng es bey dem Fuß-
Volcke her. Denn die mit groſſen Schwerd-
tern geruͤſteten Helden lieſſen zwar die ihnen
zugeordnete vierhundert leichte Schuͤtzen mit
ihren Wurff-Spießen ihren Feind eben ſo wie
anfangs reitzen. Wie dieſe ſich aber zwiſchen
ihre in drey Glieder geordnete zehn Hauffen
ſaͤtzten/ grieffen die erſten Glieder/ und alſo zu-
ſammen vierhundert Mann einander mit de-
nen Schwerdtern ſo grauſam an: daß es ſchien:
es wuͤrde der groͤſte Theil auf dem Schauplatze
erblaſſen. Als auch die erſten Glieder abge-
mattet/ traten die andern/ und folgends die drit-
ten mit einer ordentlichen Abwechſelung an
die erſte Stelle. Die zwey Oberſten Melo
und Catumer auf Roͤmiſcher/ Flavius und
Woldemar auf Deutſcher Seiten/ fochten auch
ſelbſt ſo ſcharf gegen einander; als wenn es um
ihre Herrſchafft zu thun waͤre; welchen denn
die beyderſeits gegen einander ſtehenden zehn
Hauptleute nichts nachgaben; Woruͤber der
Graf von Abensberg/ Stolberg/ Loͤwenſtein/
Kyburg und Acheln jenſeits/ und diſſeits die
Grafen von Barby/ Ellenbogen/ Burghau-
ſen/ nebſt vielen Rittern beyderſeits ziemlich
verwundet wurden; ungeachtet die Schwerd-
ter mit Fleiß zu dieſen bloßen Kriegs-Ubungen
ſtumpff gemacht wurden. Gleichwol blieben
aller Ortes die Glieder feſte geſchloſſen/ und
alle zehn Hauffen in unverſehrter Ordnung.
Durch dieſes Schwerdt-Gefechte ward die
Reiterey an beyden Hoͤrnern nun auch gleich-
ſam aufgefriſcht: daß ſie zu ihren Degen grief;
und erſtlich das eine in der Spitze ſtehende/ her-
nach die zwey andern/ ferner die drey letzten/ und
endlich alle ſechs Geſchwader mit ihren Ober-
ſten und Fuͤhrern in ein heftiges Gefechte ver-
fielen. Gleicher geſtalt ruͤckten die Feldherꝛen
und die vier Oberſten/ nemlich Hertzog Segi-
mer und Siegesmund Roͤmiſcher/ und der
Marſinger und Cimbern Hertzog Deutſcher
Seiten/ wie auch zwantzig Graͤfliche Haupt-
[Spaltenumbruch] leute mit dem Kerne der ſechshundert erfahrner
Kriegs-Helden an die Spitze. Es ſcheinet un-
glaublich zu ſeyn: daß in einer Kriegs-Erge-
tzung ſolcher Ernſt und Heftigkeit ſonder groſſes
Blut-Bad angewehret weꝛden koͤnne; als dieſe
in zehn Hauffen abgetheilte Ritter anfangs mit
ihren dreyzanckichten und viereckichten Spieſ-
ſen/ hernach mit ihren Degen bezeugten. Wie
es denn auch ohne gefaͤhrliche Beſchaͤdigung
nicht abgegangen waͤre/ wenn die Geſchicklig-
keit dieſes Helden-Ausbundes ſolches nicht kluͤg-
lich zu verhuͤten gewuͤſt haͤtte; Wiewol es ohne
Verwundung mehr als zwantzig ſtreitender
Ritter nicht abgieng. Jnſonderheit aber zo-
hen der Feldherr Hertzog Herrmann und Her-
tzog Arpus aller Zuſchauer Augen auf ſich;
Zumal jener mit ſeiner einigen Keule allen
Waffen gewachſen war/ und ſich derogeſtalt im
Wercke als der rechte Hercules der Deutſchen
fuͤrſtellte. Als alle Glieder der Reiterey/ all-
wo Hertzog Jubil und Graf Naſſau wie zwey
erzuͤrnte Adler einander antaſteten/ wie auch des
Fuß-Volcks getroffen hatten/ ſchwenckten ſie
ſich alle; und ſaͤtzte ſich beyderſeits das Kriegs-
Volck in eine gantz neue Ordnung; nemlich die
Reiterey machte auf jeder Seite ein eintziges
Geſchwader; dieſen ſtanden einwerts an der
Seite der leichten Schuͤtzen an jedem Orte
ſechshundeꝛt; ferner hinein zwey ſo ſtaꝛcke Hauf-
fen Piquen-Traͤger/ hernach eben ſo viel mit
Schwerdtern Geruͤſtete/ und endlich mitten
gleichſam im Hertzen der Kern der Kriegs-Leute/
und zwiſchen ſelbten die zwey Feldherrn und die
Haupt-Fahnen/ das Pferd und der Adler;
alſo: daß dieſer Ordnung nach alle und jede
Hauffen auf einmahl gegen einander treffen
konten. Welches denn auch mit ſo unglaubli-
cher Vollkommenheit geſchach: daß alle vorige
Treffen gegen dieſem allgemeinen nur Kurtz-
weil geweſen zu ſeyn ſchien; und wuſten die Au-
gen der Zuſchauer ſich kaum mit ſich ſelbſt zu
vergleichen/ wo ſie am erſten oder meiſten hin-

ſchauen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1428" n="1360[1362]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Neuntes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
wundet. Eben &#x017F;o &#x017F;charf gieng es bey dem Fuß-<lb/>
Volcke her. Denn die mit gro&#x017F;&#x017F;en Schwerd-<lb/>
tern geru&#x0364;&#x017F;teten Helden lie&#x017F;&#x017F;en zwar die ihnen<lb/>
zugeordnete vierhundert leichte Schu&#x0364;tzen mit<lb/>
ihren Wurff-Spießen ihren Feind eben &#x017F;o wie<lb/>
anfangs reitzen. Wie die&#x017F;e &#x017F;ich aber zwi&#x017F;chen<lb/>
ihre in drey Glieder geordnete zehn Hauffen<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tzten/ grieffen die er&#x017F;ten Glieder/ und al&#x017F;o zu-<lb/>
&#x017F;ammen vierhundert Mann einander mit de-<lb/>
nen Schwerdtern &#x017F;o grau&#x017F;am an: daß es &#x017F;chien:<lb/>
es wu&#x0364;rde der gro&#x0364;&#x017F;te Theil auf dem Schauplatze<lb/>
erbla&#x017F;&#x017F;en. Als auch die er&#x017F;ten Glieder abge-<lb/>
mattet/ traten die andern/ und folgends die drit-<lb/>
ten mit einer ordentlichen Abwech&#x017F;elung an<lb/>
die er&#x017F;te Stelle. Die zwey Ober&#x017F;ten Melo<lb/>
und Catumer auf Ro&#x0364;mi&#x017F;cher/ Flavius und<lb/>
Woldemar auf Deut&#x017F;cher Seiten/ fochten auch<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;charf gegen einander; als wenn es um<lb/>
ihre Herr&#x017F;chafft zu thun wa&#x0364;re; welchen denn<lb/>
die beyder&#x017F;eits gegen einander &#x017F;tehenden zehn<lb/>
Hauptleute nichts nachgaben; Woru&#x0364;ber der<lb/>
Graf von Abensberg/ Stolberg/ Lo&#x0364;wen&#x017F;tein/<lb/>
Kyburg und Acheln jen&#x017F;eits/ und di&#x017F;&#x017F;eits die<lb/>
Grafen von Barby/ Ellenbogen/ Burghau-<lb/>
&#x017F;en/ neb&#x017F;t vielen Rittern beyder&#x017F;eits ziemlich<lb/>
verwundet wurden; ungeachtet die Schwerd-<lb/>
ter mit Fleiß zu die&#x017F;en bloßen Kriegs-Ubungen<lb/>
&#x017F;tumpff gemacht wurden. Gleichwol blieben<lb/>
aller Ortes die Glieder fe&#x017F;te ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
alle zehn Hauffen in unver&#x017F;ehrter Ordnung.<lb/>
Durch die&#x017F;es Schwerdt-Gefechte ward die<lb/>
Reiterey an beyden Ho&#x0364;rnern nun auch gleich-<lb/>
&#x017F;am aufgefri&#x017F;cht: daß &#x017F;ie zu ihren Degen grief;<lb/>
und er&#x017F;tlich das eine in der Spitze &#x017F;tehende/ her-<lb/>
nach die zwey andern/ ferner die drey letzten/ und<lb/>
endlich alle &#x017F;echs Ge&#x017F;chwader mit ihren Ober-<lb/>
&#x017F;ten und Fu&#x0364;hrern in ein heftiges Gefechte ver-<lb/>
fielen. Gleicher ge&#x017F;talt ru&#x0364;ckten die Feldher&#xA75B;en<lb/>
und die vier Ober&#x017F;ten/ nemlich Hertzog Segi-<lb/>
mer und Siegesmund Ro&#x0364;mi&#x017F;cher/ und der<lb/>
Mar&#x017F;inger und Cimbern Hertzog Deut&#x017F;cher<lb/>
Seiten/ wie auch zwantzig Gra&#x0364;fliche Haupt-<lb/><cb/>
leute mit dem Kerne der &#x017F;echshundert erfahrner<lb/>
Kriegs-Helden an die Spitze. Es &#x017F;cheinet un-<lb/>
glaublich zu &#x017F;eyn: daß in einer Kriegs-Erge-<lb/>
tzung &#x017F;olcher Ern&#x017F;t und Heftigkeit &#x017F;onder gro&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Blut-Bad angewehret we&#xA75B;den ko&#x0364;nne; als die&#x017F;e<lb/>
in zehn Hauffen abgetheilte Ritter anfangs mit<lb/>
ihren dreyzanckichten und viereckichten Spie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ hernach mit ihren Degen bezeugten. Wie<lb/>
es denn auch ohne gefa&#x0364;hrliche Be&#x017F;cha&#x0364;digung<lb/>
nicht abgegangen wa&#x0364;re/ wenn die Ge&#x017F;chicklig-<lb/>
keit die&#x017F;es Helden-Ausbundes &#x017F;olches nicht klu&#x0364;g-<lb/>
lich zu verhu&#x0364;ten gewu&#x0364;&#x017F;t ha&#x0364;tte; Wiewol es ohne<lb/>
Verwundung mehr als zwantzig &#x017F;treitender<lb/>
Ritter nicht abgieng. Jn&#x017F;onderheit aber zo-<lb/>
hen der Feldherr Hertzog Herrmann und Her-<lb/>
tzog Arpus aller Zu&#x017F;chauer Augen auf &#x017F;ich;<lb/>
Zumal jener mit &#x017F;einer einigen Keule allen<lb/>
Waffen gewach&#x017F;en war/ und &#x017F;ich deroge&#x017F;talt im<lb/>
Wercke als der rechte Hercules der Deut&#x017F;chen<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;tellte. Als alle Glieder der Reiterey/ all-<lb/>
wo Hertzog Jubil und Graf Na&#x017F;&#x017F;au wie zwey<lb/>
erzu&#x0364;rnte Adler einander anta&#x017F;teten/ wie auch des<lb/>
Fuß-Volcks getroffen hatten/ &#x017F;chwenckten &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich alle; und &#x017F;a&#x0364;tzte &#x017F;ich beyder&#x017F;eits das Kriegs-<lb/>
Volck in eine gantz neue Ordnung; nemlich die<lb/>
Reiterey machte auf jeder Seite ein eintziges<lb/>
Ge&#x017F;chwader; die&#x017F;en &#x017F;tanden einwerts an der<lb/>
Seite der leichten Schu&#x0364;tzen an jedem Orte<lb/>
&#x017F;echshunde&#xA75B;t; ferner hinein zwey &#x017F;o &#x017F;ta&#xA75B;cke Hauf-<lb/>
fen Piquen-Tra&#x0364;ger/ hernach eben &#x017F;o viel mit<lb/>
Schwerdtern Geru&#x0364;&#x017F;tete/ und endlich mitten<lb/>
gleich&#x017F;am im Hertzen der Kern der Kriegs-Leute/<lb/>
und zwi&#x017F;chen &#x017F;elbten die zwey Feldherrn und die<lb/>
Haupt-Fahnen/ das Pferd und der Adler;<lb/>
al&#x017F;o: daß die&#x017F;er Ordnung nach alle und jede<lb/>
Hauffen auf einmahl gegen einander treffen<lb/>
konten. Welches denn auch mit &#x017F;o unglaubli-<lb/>
cher Vollkommenheit ge&#x017F;chach: daß alle vorige<lb/>
Treffen gegen die&#x017F;em allgemeinen nur Kurtz-<lb/>
weil gewe&#x017F;en zu &#x017F;eyn &#x017F;chien; und wu&#x017F;ten die Au-<lb/>
gen der Zu&#x017F;chauer &#x017F;ich kaum mit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu<lb/>
vergleichen/ wo &#x017F;ie am er&#x017F;ten oder mei&#x017F;ten hin-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chauen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1360[1362]/1428] Neuntes Buch wundet. Eben ſo ſcharf gieng es bey dem Fuß- Volcke her. Denn die mit groſſen Schwerd- tern geruͤſteten Helden lieſſen zwar die ihnen zugeordnete vierhundert leichte Schuͤtzen mit ihren Wurff-Spießen ihren Feind eben ſo wie anfangs reitzen. Wie dieſe ſich aber zwiſchen ihre in drey Glieder geordnete zehn Hauffen ſaͤtzten/ grieffen die erſten Glieder/ und alſo zu- ſammen vierhundert Mann einander mit de- nen Schwerdtern ſo grauſam an: daß es ſchien: es wuͤrde der groͤſte Theil auf dem Schauplatze erblaſſen. Als auch die erſten Glieder abge- mattet/ traten die andern/ und folgends die drit- ten mit einer ordentlichen Abwechſelung an die erſte Stelle. Die zwey Oberſten Melo und Catumer auf Roͤmiſcher/ Flavius und Woldemar auf Deutſcher Seiten/ fochten auch ſelbſt ſo ſcharf gegen einander; als wenn es um ihre Herrſchafft zu thun waͤre; welchen denn die beyderſeits gegen einander ſtehenden zehn Hauptleute nichts nachgaben; Woruͤber der Graf von Abensberg/ Stolberg/ Loͤwenſtein/ Kyburg und Acheln jenſeits/ und diſſeits die Grafen von Barby/ Ellenbogen/ Burghau- ſen/ nebſt vielen Rittern beyderſeits ziemlich verwundet wurden; ungeachtet die Schwerd- ter mit Fleiß zu dieſen bloßen Kriegs-Ubungen ſtumpff gemacht wurden. Gleichwol blieben aller Ortes die Glieder feſte geſchloſſen/ und alle zehn Hauffen in unverſehrter Ordnung. Durch dieſes Schwerdt-Gefechte ward die Reiterey an beyden Hoͤrnern nun auch gleich- ſam aufgefriſcht: daß ſie zu ihren Degen grief; und erſtlich das eine in der Spitze ſtehende/ her- nach die zwey andern/ ferner die drey letzten/ und endlich alle ſechs Geſchwader mit ihren Ober- ſten und Fuͤhrern in ein heftiges Gefechte ver- fielen. Gleicher geſtalt ruͤckten die Feldherꝛen und die vier Oberſten/ nemlich Hertzog Segi- mer und Siegesmund Roͤmiſcher/ und der Marſinger und Cimbern Hertzog Deutſcher Seiten/ wie auch zwantzig Graͤfliche Haupt- leute mit dem Kerne der ſechshundert erfahrner Kriegs-Helden an die Spitze. Es ſcheinet un- glaublich zu ſeyn: daß in einer Kriegs-Erge- tzung ſolcher Ernſt und Heftigkeit ſonder groſſes Blut-Bad angewehret weꝛden koͤnne; als dieſe in zehn Hauffen abgetheilte Ritter anfangs mit ihren dreyzanckichten und viereckichten Spieſ- ſen/ hernach mit ihren Degen bezeugten. Wie es denn auch ohne gefaͤhrliche Beſchaͤdigung nicht abgegangen waͤre/ wenn die Geſchicklig- keit dieſes Helden-Ausbundes ſolches nicht kluͤg- lich zu verhuͤten gewuͤſt haͤtte; Wiewol es ohne Verwundung mehr als zwantzig ſtreitender Ritter nicht abgieng. Jnſonderheit aber zo- hen der Feldherr Hertzog Herrmann und Her- tzog Arpus aller Zuſchauer Augen auf ſich; Zumal jener mit ſeiner einigen Keule allen Waffen gewachſen war/ und ſich derogeſtalt im Wercke als der rechte Hercules der Deutſchen fuͤrſtellte. Als alle Glieder der Reiterey/ all- wo Hertzog Jubil und Graf Naſſau wie zwey erzuͤrnte Adler einander antaſteten/ wie auch des Fuß-Volcks getroffen hatten/ ſchwenckten ſie ſich alle; und ſaͤtzte ſich beyderſeits das Kriegs- Volck in eine gantz neue Ordnung; nemlich die Reiterey machte auf jeder Seite ein eintziges Geſchwader; dieſen ſtanden einwerts an der Seite der leichten Schuͤtzen an jedem Orte ſechshundeꝛt; ferner hinein zwey ſo ſtaꝛcke Hauf- fen Piquen-Traͤger/ hernach eben ſo viel mit Schwerdtern Geruͤſtete/ und endlich mitten gleichſam im Hertzen der Kern der Kriegs-Leute/ und zwiſchen ſelbten die zwey Feldherrn und die Haupt-Fahnen/ das Pferd und der Adler; alſo: daß dieſer Ordnung nach alle und jede Hauffen auf einmahl gegen einander treffen konten. Welches denn auch mit ſo unglaubli- cher Vollkommenheit geſchach: daß alle vorige Treffen gegen dieſem allgemeinen nur Kurtz- weil geweſen zu ſeyn ſchien; und wuſten die Au- gen der Zuſchauer ſich kaum mit ſich ſelbſt zu vergleichen/ wo ſie am erſten oder meiſten hin- ſchauen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1428
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1360[1362]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1428>, abgerufen am 06.05.2024.