Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] derung zu sehen war; wie in eines jeden kämpf-
fenden Schilde zwey Pfeile steckten/ und also/
weil niemand gefehlet hatte/ keiner auf dem
Bodem gefallen war. Maßen denn auch alle
Pfeile und Wurff Spieße mit dessen Wappen/
der sie brauchte/ gezeichnet waren; wormit die
Fehlenden hernach erkennet werden möchten.
Unterdessen traf auch das Fuß-Volck; jedoch
weil in diesem nicht jedermann/ wie sonst der
Kriegs-Brauch erfordert/ für voll drey Schuh
weit Platz umb sich hatte/ nur nach und nach
auf einander. Anfangs fielen zehn Hauffen
leichtgerüsteter Kriegs-Leute/ jeder viertzig
Mann starck/ einander mit leichten Wurff-
Spießen an/ welche ebenfals alle mit den
Schilden aufgefangen wurden. Diese sätz-
ten sich bey ihrer Zurückweichung in die Lücken
zwi[s]chen die Piquen-Träger; die unterdeß ge-
gen einander rückten; und mit ihren Lantzen
einander zu durchbohren/ oder die Ordnung zu
durchbrechen trachteten. Wie sich denn auch
ereignete: daß auf deutscher Seiten von dem
Fahne des Luchses in die Römische Welt-Ku-
gel/ vom Tiger in Drachen/ vom wilden Maune
in Wolff/ und vom Löwen in Elefant/ hingegen
von Römischer Seiten vom Minotaur in den
deutschen Bär/ vom Schweine in Habicht/ von
der Schlange in die Nacht-Eule eingebrochen
ward; die mittelsten Haupt-Fahnen des Pfer-
des und Adlers; ingleichen die eusersten des
Bibers/ gegen den Sphynx/ und des Wallfi-
sches gegen den Wieder/ blieben aber in geschlos-
sener Ordnung gegen einander stehen. Die-
semnach denn die zwischen dem Luchs und wil-
den Manne stehenden leichten Schützen dem
Habichte/ die zwischen dem Pferde und Tiger
dem Bären/ die zwischen dem Löwen und dem
Tiger der Nacht-Eule; hingegen auf Römi-
scher Seite die zwischen dem Adler und der Sau
der Welt-Kugel/ zwischen dem Minotaur und
der Schlange dem Drachen/ zwischen dem
Sphynx und der Sau dem Wolffe/ zwischen
[Spaltenumbruch] der Schlange und dem Wieder dem nothleiden-
den Elefanten mit ihren Wurff-Spießen zu
Hülffe eilen musten. Welches beyderseits mit
einer so geschickten Geschwindigkeit geschach:
daß sich alle Hauffen nicht nur ordentlich zu-
sammen schlossen/ sondern es rückten auch diese
Piquen-Träger mit einer zierlichen Art zurü-
cke/ und die Schwerdt-Führer durch die leere
Plätze neben ihnen herfür. Jnzwischen ge-
rieth die Reiterey mit voriger Abwechselung:
daß anfangs fünf Führer mit einem Geschwa-
der/ hernach zehn mit zweyen/ ferner der Ober-
ste selbst und funfzehn Führer mit dreyen; end-
lich alle sechs in die Breite gesätzten Geschwa-
der auf einander traffen. Das erste Treffen
geschahe mit einem langen Wurff-Pfeile; dar-
unter abermals nicht ein einiger fehlete; son-
dern jeder Schild einen Pfeil in sich stecken hatte.
Das gesampte Treffen aber mit langen Lantzen;
welche durch das erschreckliche Knacken und die
Emporflügung der abspringenden Spitzen/
nach dem gleichsam in einem Augenblicke drey-
hundert und sechzig auf einmal gebrochen wur-
den/ denen furchtsamen Zuschauern ein Schre-
cken/ denen Behertzten aber eine ungemeine
Lust erweckte. Worbey denn dis wunderns-
werth war: daß keiner unter den Streitenden
aus dem bloß von gleichen Decken gemachten
Sitze kam; nur allein verwundete Hertzog
Ganasch des Grafen von Steinfurth/ Graf
Bentheim des Ritters Hohenwarts/ hingegen
Wolffskehl des Ritters Freybergs/ und in dem
andern Horne der Graf von Salm des von
Hohenstauffen/ und Wassenar des Rothals/
hingegen Querfurt des Grafen von Solms
Pferd so sehr: daß sie bey dem folgenden Tref-
fen andere aus ihren Bey-Pferden erkiesen
musten. Kolditz/ Brauneck/ Biberstein/
Greiffenklau und Seeburg wurden auf Rö-
mischer/ Arnsberg/ Stirum/ Rohr und Pla-
nitz auf deutscher Seiten/ jedoch ohne Gefahr
und Hindernüs fernerer Kriegs-Ubung ver-

wundet/

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] derung zu ſehen war; wie in eines jeden kaͤmpf-
fenden Schilde zwey Pfeile ſteckten/ und alſo/
weil niemand gefehlet hatte/ keiner auf dem
Bodem gefallen war. Maßen denn auch alle
Pfeile und Wurff Spieße mit deſſen Wappen/
der ſie brauchte/ gezeichnet waren; wormit die
Fehlenden hernach erkennet werden moͤchten.
Unterdeſſen traf auch das Fuß-Volck; jedoch
weil in dieſem nicht jedermann/ wie ſonſt der
Kriegs-Brauch erfordert/ fuͤr voll drey Schuh
weit Platz umb ſich hatte/ nur nach und nach
auf einander. Anfangs fielen zehn Hauffen
leichtgeruͤſteter Kriegs-Leute/ jeder viertzig
Mann ſtarck/ einander mit leichten Wurff-
Spießen an/ welche ebenfals alle mit den
Schilden aufgefangen wurden. Dieſe ſaͤtz-
ten ſich bey ihrer Zuruͤckweichung in die Luͤcken
zwi[ſ]chen die Piquen-Traͤger; die unterdeß ge-
gen einander ruͤckten; und mit ihren Lantzen
einander zu durchbohren/ oder die Ordnung zu
durchbrechen trachteten. Wie ſich denn auch
ereignete: daß auf deutſcher Seiten von dem
Fahne des Luchſes in die Roͤmiſche Welt-Ku-
gel/ vom Tiger in Drachen/ vom wilden Maũe
in Wolff/ und vom Loͤwen in Elefant/ hingegen
von Roͤmiſcher Seiten vom Minotaur in den
deutſchen Baͤr/ vom Schweine in Habicht/ von
der Schlange in die Nacht-Eule eingebrochen
ward; die mittelſten Haupt-Fahnen des Pfer-
des und Adlers; ingleichen die euſerſten des
Bibers/ gegen den Sphynx/ und des Wallfi-
ſches gegen den Wieder/ blieben aber in geſchloſ-
ſener Ordnung gegen einander ſtehen. Die-
ſemnach denn die zwiſchen dem Luchs und wil-
den Manne ſtehenden leichten Schuͤtzen dem
Habichte/ die zwiſchen dem Pferde und Tiger
dem Baͤren/ die zwiſchen dem Loͤwen und dem
Tiger der Nacht-Eule; hingegen auf Roͤmi-
ſcher Seite die zwiſchen dem Adler und der Sau
der Welt-Kugel/ zwiſchen dem Minotaur und
der Schlange dem Drachen/ zwiſchen dem
Sphynx und der Sau dem Wolffe/ zwiſchen
[Spaltenumbruch] der Schlange und dem Wieder dem nothleiden-
den Elefanten mit ihren Wurff-Spießen zu
Huͤlffe eilen muſten. Welches beyderſeits mit
einer ſo geſchickten Geſchwindigkeit geſchach:
daß ſich alle Hauffen nicht nur ordentlich zu-
ſammen ſchloſſen/ ſondern es ruͤckten auch dieſe
Piquen-Traͤger mit einer zierlichen Art zuruͤ-
cke/ und die Schwerdt-Fuͤhrer durch die leere
Plaͤtze neben ihnen herfuͤr. Jnzwiſchen ge-
rieth die Reiterey mit voriger Abwechſelung:
daß anfangs fuͤnf Fuͤhrer mit einem Geſchwa-
der/ hernach zehn mit zweyen/ ferner der Ober-
ſte ſelbſt und funfzehn Fuͤhrer mit dreyen; end-
lich alle ſechs in die Breite geſaͤtzten Geſchwa-
der auf einander traffen. Das erſte Treffen
geſchahe mit einem langen Wurff-Pfeile; dar-
unter abermals nicht ein einiger fehlete; ſon-
deꝛn jeder Schild einen Pfeil in ſich ſtecken hatte.
Das geſampte Treffen aber mit langen Lantzen;
welche durch das erſchreckliche Knacken und die
Emporfluͤgung der abſpringenden Spitzen/
nach dem gleichſam in einem Augenblicke drey-
hundert und ſechzig auf einmal gebrochen wur-
den/ denen furchtſamen Zuſchauern ein Schre-
cken/ denen Behertzten aber eine ungemeine
Luſt erweckte. Worbey denn dis wunderns-
werth war: daß keiner unter den Streitenden
aus dem bloß von gleichen Decken gemachten
Sitze kam; nur allein verwundete Hertzog
Ganaſch des Grafen von Steinfurth/ Graf
Bentheim des Ritters Hohenwarts/ hingegen
Wolffskehl des Ritters Freybergs/ und in dem
andern Horne der Graf von Salm des von
Hohenſtauffen/ und Waſſenar des Rothals/
hingegen Querfurt des Grafen von Solms
Pferd ſo ſehr: daß ſie bey dem folgenden Tref-
fen andere aus ihren Bey-Pferden erkieſen
muſten. Kolditz/ Brauneck/ Biberſtein/
Greiffenklau und Seeburg wurden auf Roͤ-
miſcher/ Arnsberg/ Stirum/ Rohr und Pla-
nitz auf deutſcher Seiten/ jedoch ohne Gefahr
und Hindernuͤs fernerer Kriegs-Ubung ver-

wundet/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1427" n="1359[1361]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
derung zu &#x017F;ehen war; wie in eines jeden ka&#x0364;mpf-<lb/>
fenden Schilde zwey Pfeile &#x017F;teckten/ und al&#x017F;o/<lb/>
weil niemand gefehlet hatte/ keiner auf dem<lb/>
Bodem gefallen war. Maßen denn auch alle<lb/>
Pfeile und Wurff Spieße mit de&#x017F;&#x017F;en Wappen/<lb/>
der &#x017F;ie brauchte/ gezeichnet waren; wormit die<lb/>
Fehlenden hernach erkennet werden mo&#x0364;chten.<lb/>
Unterde&#x017F;&#x017F;en traf auch das Fuß-Volck; jedoch<lb/>
weil in die&#x017F;em nicht jedermann/ wie &#x017F;on&#x017F;t der<lb/>
Kriegs-Brauch erfordert/ fu&#x0364;r voll drey Schuh<lb/>
weit Platz umb &#x017F;ich hatte/ nur nach und nach<lb/>
auf einander. Anfangs fielen zehn Hauffen<lb/>
leichtgeru&#x0364;&#x017F;teter Kriegs-Leute/ jeder viertzig<lb/>
Mann &#x017F;tarck/ einander mit leichten Wurff-<lb/>
Spießen an/ welche ebenfals alle mit den<lb/>
Schilden aufgefangen wurden. Die&#x017F;e &#x017F;a&#x0364;tz-<lb/>
ten &#x017F;ich bey ihrer Zuru&#x0364;ckweichung in die Lu&#x0364;cken<lb/>
zwi<supplied>&#x017F;</supplied>chen die Piquen-Tra&#x0364;ger; die unterdeß ge-<lb/>
gen einander ru&#x0364;ckten; und mit ihren Lantzen<lb/>
einander zu durchbohren/ oder die Ordnung zu<lb/>
durchbrechen trachteten. Wie &#x017F;ich denn auch<lb/>
ereignete: daß auf deut&#x017F;cher Seiten von dem<lb/>
Fahne des Luch&#x017F;es in die Ro&#x0364;mi&#x017F;che Welt-Ku-<lb/>
gel/ vom Tiger in Drachen/ vom wilden Mau&#x0303;e<lb/>
in Wolff/ und vom Lo&#x0364;wen in Elefant/ hingegen<lb/>
von Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Seiten vom Minotaur in den<lb/>
deut&#x017F;chen Ba&#x0364;r/ vom Schweine in Habicht/ von<lb/>
der Schlange in die Nacht-Eule eingebrochen<lb/>
ward; die mittel&#x017F;ten Haupt-Fahnen des Pfer-<lb/>
des und Adlers; ingleichen die eu&#x017F;er&#x017F;ten des<lb/>
Bibers/ gegen den Sphynx/ und des Wallfi-<lb/>
&#x017F;ches gegen den Wieder/ blieben aber in ge&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ener Ordnung gegen einander &#x017F;tehen. Die-<lb/>
&#x017F;emnach denn die zwi&#x017F;chen dem Luchs und wil-<lb/>
den Manne &#x017F;tehenden leichten Schu&#x0364;tzen dem<lb/>
Habichte/ die zwi&#x017F;chen dem Pferde und Tiger<lb/>
dem Ba&#x0364;ren/ die zwi&#x017F;chen dem Lo&#x0364;wen und dem<lb/>
Tiger der Nacht-Eule; hingegen auf Ro&#x0364;mi-<lb/>
&#x017F;cher Seite die zwi&#x017F;chen dem Adler und der Sau<lb/>
der Welt-Kugel/ zwi&#x017F;chen dem Minotaur und<lb/>
der Schlange dem Drachen/ zwi&#x017F;chen dem<lb/>
Sphynx und der Sau dem Wolffe/ zwi&#x017F;chen<lb/><cb/>
der Schlange und dem Wieder dem nothleiden-<lb/>
den Elefanten mit ihren Wurff-Spießen zu<lb/>
Hu&#x0364;lffe eilen mu&#x017F;ten. Welches beyder&#x017F;eits mit<lb/>
einer &#x017F;o ge&#x017F;chickten Ge&#x017F;chwindigkeit ge&#x017F;chach:<lb/>
daß &#x017F;ich alle Hauffen nicht nur ordentlich zu-<lb/>
&#x017F;ammen &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern es ru&#x0364;ckten auch die&#x017F;e<lb/>
Piquen-Tra&#x0364;ger mit einer zierlichen Art zuru&#x0364;-<lb/>
cke/ und die Schwerdt-Fu&#x0364;hrer durch die leere<lb/>
Pla&#x0364;tze neben ihnen herfu&#x0364;r. Jnzwi&#x017F;chen ge-<lb/>
rieth die Reiterey mit voriger Abwech&#x017F;elung:<lb/>
daß anfangs fu&#x0364;nf Fu&#x0364;hrer mit einem Ge&#x017F;chwa-<lb/>
der/ hernach zehn mit zweyen/ ferner der Ober-<lb/>
&#x017F;te &#x017F;elb&#x017F;t und funfzehn Fu&#x0364;hrer mit dreyen; end-<lb/>
lich alle &#x017F;echs in die Breite ge&#x017F;a&#x0364;tzten Ge&#x017F;chwa-<lb/>
der auf einander traffen. Das er&#x017F;te Treffen<lb/>
ge&#x017F;chahe mit einem langen Wurff-Pfeile; dar-<lb/>
unter abermals nicht ein einiger fehlete; &#x017F;on-<lb/>
de&#xA75B;n jeder Schild einen Pfeil in &#x017F;ich &#x017F;tecken hatte.<lb/>
Das ge&#x017F;ampte Treffen aber mit langen Lantzen;<lb/>
welche durch das er&#x017F;chreckliche Knacken und die<lb/>
Emporflu&#x0364;gung der ab&#x017F;pringenden Spitzen/<lb/>
nach dem gleich&#x017F;am in einem Augenblicke drey-<lb/>
hundert und &#x017F;echzig auf einmal gebrochen wur-<lb/>
den/ denen furcht&#x017F;amen Zu&#x017F;chauern ein Schre-<lb/>
cken/ denen Behertzten aber eine ungemeine<lb/>
Lu&#x017F;t erweckte. Worbey denn dis wunderns-<lb/>
werth war: daß keiner unter den Streitenden<lb/>
aus dem bloß von gleichen Decken gemachten<lb/>
Sitze kam; nur allein verwundete Hertzog<lb/>
Gana&#x017F;ch des Grafen von Steinfurth/ Graf<lb/>
Bentheim des Ritters Hohenwarts/ hingegen<lb/>
Wolffskehl des Ritters Freybergs/ und in dem<lb/>
andern Horne der Graf von Salm des von<lb/>
Hohen&#x017F;tauffen/ und Wa&#x017F;&#x017F;enar des Rothals/<lb/>
hingegen Querfurt des Grafen von Solms<lb/>
Pferd &#x017F;o &#x017F;ehr: daß &#x017F;ie bey dem folgenden Tref-<lb/>
fen andere aus ihren Bey-Pferden erkie&#x017F;en<lb/>
mu&#x017F;ten. Kolditz/ Brauneck/ Biber&#x017F;tein/<lb/>
Greiffenklau und Seeburg wurden auf Ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;cher/ Arnsberg/ Stirum/ Rohr und Pla-<lb/>
nitz auf deut&#x017F;cher Seiten/ jedoch ohne Gefahr<lb/>
und Hindernu&#x0364;s fernerer Kriegs-Ubung ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wundet/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1359[1361]/1427] Arminius und Thußnelda. derung zu ſehen war; wie in eines jeden kaͤmpf- fenden Schilde zwey Pfeile ſteckten/ und alſo/ weil niemand gefehlet hatte/ keiner auf dem Bodem gefallen war. Maßen denn auch alle Pfeile und Wurff Spieße mit deſſen Wappen/ der ſie brauchte/ gezeichnet waren; wormit die Fehlenden hernach erkennet werden moͤchten. Unterdeſſen traf auch das Fuß-Volck; jedoch weil in dieſem nicht jedermann/ wie ſonſt der Kriegs-Brauch erfordert/ fuͤr voll drey Schuh weit Platz umb ſich hatte/ nur nach und nach auf einander. Anfangs fielen zehn Hauffen leichtgeruͤſteter Kriegs-Leute/ jeder viertzig Mann ſtarck/ einander mit leichten Wurff- Spießen an/ welche ebenfals alle mit den Schilden aufgefangen wurden. Dieſe ſaͤtz- ten ſich bey ihrer Zuruͤckweichung in die Luͤcken zwiſchen die Piquen-Traͤger; die unterdeß ge- gen einander ruͤckten; und mit ihren Lantzen einander zu durchbohren/ oder die Ordnung zu durchbrechen trachteten. Wie ſich denn auch ereignete: daß auf deutſcher Seiten von dem Fahne des Luchſes in die Roͤmiſche Welt-Ku- gel/ vom Tiger in Drachen/ vom wilden Maũe in Wolff/ und vom Loͤwen in Elefant/ hingegen von Roͤmiſcher Seiten vom Minotaur in den deutſchen Baͤr/ vom Schweine in Habicht/ von der Schlange in die Nacht-Eule eingebrochen ward; die mittelſten Haupt-Fahnen des Pfer- des und Adlers; ingleichen die euſerſten des Bibers/ gegen den Sphynx/ und des Wallfi- ſches gegen den Wieder/ blieben aber in geſchloſ- ſener Ordnung gegen einander ſtehen. Die- ſemnach denn die zwiſchen dem Luchs und wil- den Manne ſtehenden leichten Schuͤtzen dem Habichte/ die zwiſchen dem Pferde und Tiger dem Baͤren/ die zwiſchen dem Loͤwen und dem Tiger der Nacht-Eule; hingegen auf Roͤmi- ſcher Seite die zwiſchen dem Adler und der Sau der Welt-Kugel/ zwiſchen dem Minotaur und der Schlange dem Drachen/ zwiſchen dem Sphynx und der Sau dem Wolffe/ zwiſchen der Schlange und dem Wieder dem nothleiden- den Elefanten mit ihren Wurff-Spießen zu Huͤlffe eilen muſten. Welches beyderſeits mit einer ſo geſchickten Geſchwindigkeit geſchach: daß ſich alle Hauffen nicht nur ordentlich zu- ſammen ſchloſſen/ ſondern es ruͤckten auch dieſe Piquen-Traͤger mit einer zierlichen Art zuruͤ- cke/ und die Schwerdt-Fuͤhrer durch die leere Plaͤtze neben ihnen herfuͤr. Jnzwiſchen ge- rieth die Reiterey mit voriger Abwechſelung: daß anfangs fuͤnf Fuͤhrer mit einem Geſchwa- der/ hernach zehn mit zweyen/ ferner der Ober- ſte ſelbſt und funfzehn Fuͤhrer mit dreyen; end- lich alle ſechs in die Breite geſaͤtzten Geſchwa- der auf einander traffen. Das erſte Treffen geſchahe mit einem langen Wurff-Pfeile; dar- unter abermals nicht ein einiger fehlete; ſon- deꝛn jeder Schild einen Pfeil in ſich ſtecken hatte. Das geſampte Treffen aber mit langen Lantzen; welche durch das erſchreckliche Knacken und die Emporfluͤgung der abſpringenden Spitzen/ nach dem gleichſam in einem Augenblicke drey- hundert und ſechzig auf einmal gebrochen wur- den/ denen furchtſamen Zuſchauern ein Schre- cken/ denen Behertzten aber eine ungemeine Luſt erweckte. Worbey denn dis wunderns- werth war: daß keiner unter den Streitenden aus dem bloß von gleichen Decken gemachten Sitze kam; nur allein verwundete Hertzog Ganaſch des Grafen von Steinfurth/ Graf Bentheim des Ritters Hohenwarts/ hingegen Wolffskehl des Ritters Freybergs/ und in dem andern Horne der Graf von Salm des von Hohenſtauffen/ und Waſſenar des Rothals/ hingegen Querfurt des Grafen von Solms Pferd ſo ſehr: daß ſie bey dem folgenden Tref- fen andere aus ihren Bey-Pferden erkieſen muſten. Kolditz/ Brauneck/ Biberſtein/ Greiffenklau und Seeburg wurden auf Roͤ- miſcher/ Arnsberg/ Stirum/ Rohr und Pla- nitz auf deutſcher Seiten/ jedoch ohne Gefahr und Hindernuͤs fernerer Kriegs-Ubung ver- wundet/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1427
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1359[1361]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1427>, abgerufen am 23.11.2024.