Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Achtes Buch [Spaltenumbruch]
Zeit deßhalben: daß der für toller Brunst gleich-sam wütende Tiberius so viel ehe gegen die Che- rusker in Harnisch gebracht/ und Saturnin sei- nem Eydam Segesthes zu Liebe das bißherige gute Verständnüs mit dem Fürsten Herrmann abzubrechen verursacht werden dörffte. Weil nun Thußnelda bey den Catten in sicherer Verwahrung wäre/ solte er der Zeit/ welche alle Dinge doch endlich zu ihrer reiffen Voll- kommenheit brächte/ noch ein wenig nachsehen. Die Cherusker und Catten stünden zwar wie- der in ziemlicher Verfassung/ um auf allen Fall den Römern die Spitze zu bieten/ und August selbst wiederstrebte des Tiberius ungesunder Liebe. Allein die/ welche mit dem Lichte der Vernunfft/ und nach der Richtschnur der Klug- heit einen gewissen Zweck zu erreichen gedäch- ten/ vertiefften sich nicht ausser eusserste Noth in die gefährlichen Strudel ungewisser Zufälle. Von den Klippen guter Hoffnung liesse sichs zwar leicht biß an das Ufer des glückseligen Ey- landes sehen; aber es wäre zwischen beyden En- den eine tieffe Klufft befestigt. Diesemnach wä- re es besser dem Glücke die Gelegenheit beneh- men mit uns nach seinem Belieben zu spielen/ als desselbten mit so viel Gefahr Meister wer- den. Das Verhängnüs/ welches ihr heiliges Band der Ehe augenscheinlich selbst gestifftet hätte/ würde schon der Gelegenheit diesen Noth- zwang auffbürden; daß sie beyden Verlobten selbst die Hand reichen müste/ um sie in den Ha- fen ihrer verlangten Vergnügung zu ziehen. Also muste nur Hertzog Herrmann sich mit Ge- dult fassen/ ungeachtet er seiner Liebsten Abwe- senheit so lange Zeit nicht ohne die hefftigste Gemüths-Kränckung vertragen konte. Alleine das Glücke mühte sich entweder dem großmü- thigen Herrmann noch ein Bein unterzuschla- gen/ oder das Verhängnüs wolte seine Treue noch besser prüfen. Daher die für dem Tiberius versteckte Fürstin Thußnelda aus ihrer Ver- düsterung einem andern unter Augen leuchtete/ [Spaltenumbruch] um vielleicht dem Fürsten Herrmann zu beglü- cken: daß er die zwey grösten Häupter Euro- pens zu N[e]ben-Buhlern gehabt/ auch beyden den Preiß abgerennt hätte. Diese Begebnüs aber/ sagte Adgandester/ kan diese Erlauchte Versamlung nicht unverfälschter/ als aus dem Munde der Cattischen Hertzogin vernehmen; als welche nicht nur eine gegenwärtige Zu- schauerin; sondern eine wahrhaffte Schutz- Göttin unser Hertzoglichen Braut abgegeben hätte. Diese aber lehnte die Erzehlung von sich höflich ab; weil sie selbst mit in die Geschich- te eingeflochten wäre/ und sich ehe dieser Gesell- schafft zu entbrechen Ursache hätte; wenn ihre Begierde derselben auffzuwarten sie nicht zu- rücke hielte. Es könte aber die sich ohne diß in der Schuld befindende Gräfin von der Lippe alle so wol vergnügen/ als sie vertreten; weil sie von allem die genaueste Wissenschafft hätte. Einer solchen Fürstin Anmuthen war der Grä- fin ein genungsamer Befehl; und daher fieng sie ohne Umschweiff die verlangte Erzehlung derogestalt an: Es sind wenig Jahre: daß König Marbod wehnte
Achtes Buch [Spaltenumbruch]
Zeit deßhalben: daß der fuͤr toller Brunſt gleich-ſam wuͤtende Tiberius ſo viel ehe gegen die Che- rusker in Harniſch gebracht/ und Saturnin ſei- nem Eydam Segeſthes zu Liebe das bißherige gute Verſtaͤndnuͤs mit dem Fuͤrſten Herrmann abzubrechen verurſacht werden doͤrffte. Weil nun Thußnelda bey den Catten in ſicherer Verwahrung waͤre/ ſolte er der Zeit/ welche alle Dinge doch endlich zu ihrer reiffen Voll- kommenheit braͤchte/ noch ein wenig nachſehen. Die Cherusker und Catten ſtuͤnden zwar wie- der in ziemlicher Verfaſſung/ um auf allen Fall den Roͤmern die Spitze zu bieten/ und Auguſt ſelbſt wiederſtrebte des Tiberius ungeſunder Liebe. Allein die/ welche mit dem Lichte der Vernunfft/ und nach der Richtſchnur der Klug- heit einen gewiſſen Zweck zu erreichen gedaͤch- ten/ vertiefften ſich nicht auſſer euſſerſte Noth in die gefaͤhrlichen Strudel ungewiſſer Zufaͤlle. Von den Klippen guter Hoffnung lieſſe ſichs zwar leicht biß an das Ufer des gluͤckſeligen Ey- landes ſehen; aber es waͤre zwiſchen beyden En- den eine tieffe Klufft befeſtigt. Dieſemnach waͤ- re es beſſer dem Gluͤcke die Gelegenheit beneh- men mit uns nach ſeinem Belieben zu ſpielen/ als deſſelbten mit ſo viel Gefahr Meiſter wer- den. Das Verhaͤngnuͤs/ welches ihr heiliges Band der Ehe augenſcheinlich ſelbſt geſtifftet haͤtte/ wuͤrde ſchon der Gelegenheit dieſen Noth- zwang auffbuͤrden; daß ſie beyden Verlobten ſelbſt die Hand reichen muͤſte/ um ſie in den Ha- fen ihrer verlangten Vergnuͤgung zu ziehen. Alſo muſte nur Hertzog Herrmann ſich mit Ge- dult faſſen/ ungeachtet er ſeiner Liebſten Abwe- ſenheit ſo lange Zeit nicht ohne die hefftigſte Gemuͤths-Kraͤnckung vertragen konte. Alleine das Gluͤcke muͤhte ſich entweder dem großmuͤ- thigen Herrmann noch ein Bein unterzuſchla- gen/ oder das Verhaͤngnuͤs wolte ſeine Treue noch beſſer pruͤfen. Daher die fuͤr dem Tiberius verſteckte Fuͤrſtin Thußnelda aus ihrer Ver- duͤſterung einem andern unter Augen leuchtete/ [Spaltenumbruch] um vielleicht dem Fuͤrſten Herrmann zu begluͤ- cken: daß er die zwey groͤſten Haͤupter Euro- pens zu N[e]ben-Buhlern gehabt/ auch beyden den Preiß abgerennt haͤtte. Dieſe Begebnuͤs aber/ ſagte Adgandeſter/ kan dieſe Erlauchte Verſamlung nicht unverfaͤlſchter/ als aus dem Munde der Cattiſchen Hertzogin vernehmen; als welche nicht nur eine gegenwaͤrtige Zu- ſchauerin; ſondern eine wahrhaffte Schutz- Goͤttin unſer Hertzoglichen Braut abgegeben haͤtte. Dieſe aber lehnte die Erzehlung von ſich hoͤflich ab; weil ſie ſelbſt mit in die Geſchich- te eingeflochten waͤre/ und ſich ehe dieſer Geſell- ſchafft zu entbrechen Urſache haͤtte; wenn ihre Begierde derſelben auffzuwarten ſie nicht zu- ruͤcke hielte. Es koͤnte aber die ſich ohne diß in der Schuld befindende Graͤfin von der Lippe alle ſo wol vergnuͤgen/ als ſie vertreten; weil ſie von allem die genaueſte Wiſſenſchafft haͤtte. Einer ſolchen Fuͤrſtin Anmuthen war der Graͤ- fin ein genungſamer Befehl; und daher fieng ſie ohne Umſchweiff die verlangte Erzehlung derogeſtalt an: Es ſind wenig Jahre: daß Koͤnig Marbod wehnte
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Achtes Buch
Zeit deßhalben: daß der fuͤr toller Brunſt gleich-
ſam wuͤtende Tiberius ſo viel ehe gegen die Che-
rusker in Harniſch gebracht/ und Saturnin ſei-
nem Eydam Segeſthes zu Liebe das bißherige
gute Verſtaͤndnuͤs mit dem Fuͤrſten Herrmann
abzubrechen verurſacht werden doͤrffte. Weil
nun Thußnelda bey den Catten in ſicherer
Verwahrung waͤre/ ſolte er der Zeit/ welche
alle Dinge doch endlich zu ihrer reiffen Voll-
kommenheit braͤchte/ noch ein wenig nachſehen.
Die Cherusker und Catten ſtuͤnden zwar wie-
der in ziemlicher Verfaſſung/ um auf allen Fall
den Roͤmern die Spitze zu bieten/ und Auguſt
ſelbſt wiederſtrebte des Tiberius ungeſunder
Liebe. Allein die/ welche mit dem Lichte der
Vernunfft/ und nach der Richtſchnur der Klug-
heit einen gewiſſen Zweck zu erreichen gedaͤch-
ten/ vertiefften ſich nicht auſſer euſſerſte Noth in
die gefaͤhrlichen Strudel ungewiſſer Zufaͤlle.
Von den Klippen guter Hoffnung lieſſe ſichs
zwar leicht biß an das Ufer des gluͤckſeligen Ey-
landes ſehen; aber es waͤre zwiſchen beyden En-
den eine tieffe Klufft befeſtigt. Dieſemnach waͤ-
re es beſſer dem Gluͤcke die Gelegenheit beneh-
men mit uns nach ſeinem Belieben zu ſpielen/
als deſſelbten mit ſo viel Gefahr Meiſter wer-
den. Das Verhaͤngnuͤs/ welches ihr heiliges
Band der Ehe augenſcheinlich ſelbſt geſtifftet
haͤtte/ wuͤrde ſchon der Gelegenheit dieſen Noth-
zwang auffbuͤrden; daß ſie beyden Verlobten
ſelbſt die Hand reichen muͤſte/ um ſie in den Ha-
fen ihrer verlangten Vergnuͤgung zu ziehen.
Alſo muſte nur Hertzog Herrmann ſich mit Ge-
dult faſſen/ ungeachtet er ſeiner Liebſten Abwe-
ſenheit ſo lange Zeit nicht ohne die hefftigſte
Gemuͤths-Kraͤnckung vertragen konte. Alleine
das Gluͤcke muͤhte ſich entweder dem großmuͤ-
thigen Herrmann noch ein Bein unterzuſchla-
gen/ oder das Verhaͤngnuͤs wolte ſeine Treue
noch beſſer pruͤfen. Daher die fuͤr dem Tiberius
verſteckte Fuͤrſtin Thußnelda aus ihrer Ver-
duͤſterung einem andern unter Augen leuchtete/
um vielleicht dem Fuͤrſten Herrmann zu begluͤ-
cken: daß er die zwey groͤſten Haͤupter Euro-
pens zu Neben-Buhlern gehabt/ auch beyden
den Preiß abgerennt haͤtte. Dieſe Begebnuͤs
aber/ ſagte Adgandeſter/ kan dieſe Erlauchte
Verſamlung nicht unverfaͤlſchter/ als aus dem
Munde der Cattiſchen Hertzogin vernehmen;
als welche nicht nur eine gegenwaͤrtige Zu-
ſchauerin; ſondern eine wahrhaffte Schutz-
Goͤttin unſer Hertzoglichen Braut abgegeben
haͤtte. Dieſe aber lehnte die Erzehlung von
ſich hoͤflich ab; weil ſie ſelbſt mit in die Geſchich-
te eingeflochten waͤre/ und ſich ehe dieſer Geſell-
ſchafft zu entbrechen Urſache haͤtte; wenn ihre
Begierde derſelben auffzuwarten ſie nicht zu-
ruͤcke hielte. Es koͤnte aber die ſich ohne diß in
der Schuld befindende Graͤfin von der Lippe
alle ſo wol vergnuͤgen/ als ſie vertreten; weil ſie
von allem die genaueſte Wiſſenſchafft haͤtte.
Einer ſolchen Fuͤrſtin Anmuthen war der Graͤ-
fin ein genungſamer Befehl; und daher fieng
ſie ohne Umſchweiff die verlangte Erzehlung
derogeſtalt an:
Es ſind wenig Jahre: daß Koͤnig Marbod
auff einer Jagt an der Bojiſchen und Hermun-
duriſchen Graͤntze ein ſiedend heißes Quell/
welches mitten aus einer kalten ſich kurtz dar-
auff in den Enger-Fluß ſtuͤrtzenden Bach ſei-
nen Uhrſprung nimmt/ bey Verfolgung eines
daraus auff gejagten und von dem heiſſen Waſ-
ſer rauchenden wilden Schweines erforſchet
hatte. Weil man nun ſolches fuͤr ein heilſames
Mittel wieder viel Kranckheiten-erkennet/ alſo
daſelbſt fuͤr Jnn- und Auslaͤnder zu bequemem
Auffenthalt etliche zierliche Haͤuſer erbauet/
und dieſen Ort mit groſſen Freyheiten begabet
hatte; riethen dero Aertzte auch der gefaͤhrlich
erkranckenden und hier anweſenden Fuͤr-
ſtin Erdmuth: daß ſie ſich dieſes warmen Ba-
des gebrauchen ſolte. Eine Thußnelden/ wie-
wol aus bloſſer Gemuͤths-Kranckheit zuſtoſſen-
de Schwachheit; und daß Erdmuth vorer-
wehnte
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1270[1272]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1336>, abgerufen am 17.07.2024. |