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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] hätten sich nicht allein unter ihren Schirm be-
geben; sondern sie wären auch ihre alte Freun-
de und Bundsgenossen; also könten sie ohne
Schimpff und Untreu selbte ihren Feinden
nicht auslieffern. Cäsar hätte wegen der den
Römern zugethanen Heduer wieder den König
Ariovist einen Krieg angehoben; wie möchte er
denn denen Sicambern anmuthen: daß sie die
sich unter ihren Schutz begebenen Anver-
wandten ausantworten solten? zumahl da die
Usipeter nicht mit den Römern/ sondern diese
mit jenen zu erst angebunden hätten; in wel-
chen Fällen die Gesetze der Natur/ welche un-
ter allen Menschen eine Verwandschafft stiff-
teten/ und die Gewonheiten der Völcker einem
ieden die Hülffs-Leistung auch mit seiner selbst
eigenen Gefahr aufbürdeten. Sie könten zwar
leiden: daß die Geflüchteten sich aus ihren
Gräntzen erhieben; sie hätten auch gerne gese-
hen: wenn sie ihre Zuflucht anderwertshin ge-
nommen hätten; Nach dem aber das letzte nicht
zu ändern/ zum ersten aber die Bedrängten
nicht zu zwingen wären/ würde Cäsar ihnen
nicht aufbürden denen nunmehr die Klauen zu
zeigen/ welche sich mit ihren Flügeln zu decken
gesucht hätten. Cäsar solte bey sich selbst er-
mässen: ob er sich einer Botmäßigkeit über dem
Rheine anzumassen befugt wäre; da er der Usi-
peter Niederlassung in einem Theile des von
ihm noch nicht gantz bezwungenen Galliens für
eine genungsame Ursache des Krieges gehal-
ten. Ja es heischte nicht nur die Ehre der Deut-
schen/ sondern auch die eigene Sicherheit: daß
sie die Usipeter und Tencterer nicht gäntzlich
vertilgen liessen/ weil der Sicambrer Wolstand
in dieser Völcker Erhaltung derogestalt einge-
flochten wäre: daß wenn sie dieser Verterben
mit müßigen Händen zuschauten/ sie zugleich
mit auf ihr Fallbret träten. Alleine der Ubier
bewegliches Anhalten/ und der Ehrgeitz/ wel-
cher zwischen der Tugend und der eussersten
Boßheit kein Mittel weiß/ verleitete Cäsarn:
[Spaltenumbruch] daß er sich weder in den Gräntzen Galliens/
noch in den Schrancken der Billigkeit zu hal-
ten vermochte. Dannenher ließ er sein gantzes
Heer in dem Gebiete der Condruser unterhalb
dem Einflusse der Mosel aber über der Siege
gegen dem Berge Rhetico aus dem Rheine drey
starcke Ströme ableiten; um dem Flusse seine
Tieffe und Stärcke zu benehmen; und/ weil er
überzuschiffen ihm weder anständig noch sicher
hielt/ eine höltzerne Brücke in zehn Tagen dar-
über legen. Denn er stieß die Pfäle mit keiner
Ramme ein/ sondern ließ derer bey iedem Joche
immer zwey und zwey auf ieder Seite neben
einander/ und zwar nicht gerade hinab nach
dem Bleymaße/ sondern die Obersten gegen die
untersten abwerts vom Strome biß in den
Grund des Flusses/ legte quer über zwischen
die obersten Ende einen starcken Balcken/ und
verband dessen eusserste Vorgänge mit festen
Riegeln; also: daß ie mehr selbiger Balcken be-
schwert ward/ ie fester stunden die Pfäle im
Wasser. Die Liebe der Freyheit und die ge-
meine Gefahr machte in wenig Tagen einen
Vergleich und ein Bündniß mit gesammter
Hand den Römern zu begegnen/ zwischen de-
nen vorhin zwistigen Catten und Sicambern.
Wormit sie aber Cäsarn verleiten/ und ihm den
Rhein hinter dem Rücken abschneiden könten/
wiechen sie beyde sechs Meil-Weges hinter sich.
Die Ubier stiessen zwar hierauf mit ihren übri-
gen Kräfften zu den Römern/ und Cäsar schick-
te sechstausend Ubische/ drey tausend Römische/
vier tausend Gallische/ tausend Numidische
Reuter/ und fünff hundert Balearische Schü-
tzen die Catten auszuspähen; Aber sie traffen auf
Arabars Sohn/ den Fürsten Catumer/ welcher
vier tausend Reuter von Catten/ tausend von de-
nen Usipetern/ und tausend Sicambrer führte;
und die Römische Reuterey mit solchem Grimm
anfiel: daß sie nicht einst ihr Gesichte zu vertra-
gen/ weniger ihre Waffen zu erwarten wusten;
sondern durch die schimpflichste Flucht gegen

dem

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] haͤtten ſich nicht allein unter ihren Schirm be-
geben; ſondern ſie waͤren auch ihre alte Freun-
de und Bundsgenoſſen; alſo koͤnten ſie ohne
Schimpff und Untreu ſelbte ihren Feinden
nicht auslieffern. Caͤſar haͤtte wegen der den
Roͤmern zugethanen Heduer wieder den Koͤnig
Arioviſt einen Krieg angehoben; wie moͤchte er
denn denen Sicambern anmuthen: daß ſie die
ſich unter ihren Schutz begebenen Anver-
wandten ausantworten ſolten? zumahl da die
Uſipeter nicht mit den Roͤmern/ ſondern dieſe
mit jenen zu erſt angebunden haͤtten; in wel-
chen Faͤllen die Geſetze der Natur/ welche un-
ter allen Menſchen eine Verwandſchafft ſtiff-
teten/ und die Gewonheiten der Voͤlcker einem
ieden die Huͤlffs-Leiſtung auch mit ſeiner ſelbſt
eigenen Gefahr aufbuͤrdeten. Sie koͤnten zwar
leiden: daß die Gefluͤchteten ſich aus ihren
Graͤntzen erhieben; ſie haͤtten auch gerne geſe-
hen: wenn ſie ihre Zuflucht anderwertshin ge-
nommen haͤtten; Nach dem aber das letzte nicht
zu aͤndern/ zum erſten aber die Bedraͤngten
nicht zu zwingen waͤren/ wuͤrde Caͤſar ihnen
nicht aufbuͤrden denen nunmehr die Klauen zu
zeigen/ welche ſich mit ihren Fluͤgeln zu decken
geſucht haͤtten. Caͤſar ſolte bey ſich ſelbſt er-
maͤſſen: ob er ſich einer Botmaͤßigkeit uͤber dem
Rheine anzumaſſen befugt waͤre; da er der Uſi-
peter Niederlaſſung in einem Theile des von
ihm noch nicht gantz bezwungenen Galliens fuͤꝛ
eine genungſame Urſache des Krieges gehal-
ten. Ja es heiſchte nicht nur die Ehre der Deut-
ſchen/ ſondern auch die eigene Sicherheit: daß
ſie die Uſipeter und Tencterer nicht gaͤntzlich
vertilgen lieſſen/ weil der Sicambrer Wolſtand
in dieſer Voͤlcker Erhaltung derogeſtalt einge-
flochten waͤre: daß wenn ſie dieſer Verterben
mit muͤßigen Haͤnden zuſchauten/ ſie zugleich
mit auf ihr Fallbret traͤten. Alleine der Ubier
bewegliches Anhalten/ und der Ehrgeitz/ wel-
cher zwiſchen der Tugend und der euſſerſten
Boßheit kein Mittel weiß/ verleitete Caͤſarn:
[Spaltenumbruch] daß er ſich weder in den Graͤntzen Galliens/
noch in den Schrancken der Billigkeit zu hal-
ten vermochte. Dannenher ließ er ſein gantzes
Heer in dem Gebiete der Condruſer unterhalb
dem Einfluſſe der Moſel aber uͤber der Siege
gegen dem Berge Rhetico aus dem Rheine drey
ſtarcke Stroͤme ableiten; um dem Fluſſe ſeine
Tieffe und Staͤrcke zu benehmen; und/ weil er
uͤberzuſchiffen ihm weder anſtaͤndig noch ſicher
hielt/ eine hoͤltzerne Bruͤcke in zehn Tagen dar-
uͤber legen. Denn er ſtieß die Pfaͤle mit keiner
Ramme ein/ ſondern ließ derer bey iedem Joche
immer zwey und zwey auf ieder Seite neben
einander/ und zwar nicht gerade hinab nach
dem Bleymaße/ ſondern die Oberſten gegen die
unterſten abwerts vom Strome biß in den
Grund des Fluſſes/ legte quer uͤber zwiſchen
die oberſten Ende einen ſtarcken Balcken/ und
verband deſſen euſſerſte Vorgaͤnge mit feſten
Riegeln; alſo: daß ie mehr ſelbiger Balcken be-
ſchwert ward/ ie feſter ſtunden die Pfaͤle im
Waſſer. Die Liebe der Freyheit und die ge-
meine Gefahr machte in wenig Tagen einen
Vergleich und ein Buͤndniß mit geſammter
Hand den Roͤmern zu begegnen/ zwiſchen de-
nen vorhin zwiſtigen Catten und Sicambern.
Wormit ſie aber Caͤſarn verleiten/ und ihm den
Rhein hinter dem Ruͤcken abſchneiden koͤnten/
wiechen ſie beyde ſechs Meil-Weges hinter ſich.
Die Ubier ſtieſſen zwar hierauf mit ihren uͤbri-
gen Kraͤfften zu den Roͤmern/ und Caͤſar ſchick-
te ſechstauſend Ubiſche/ drey tauſend Roͤmiſche/
vier tauſend Galliſche/ tauſend Numidiſche
Reuter/ und fuͤnff hundert Baleariſche Schuͤ-
tzen die Catten auszuſpaͤhen; Aber ſie traffen auf
Arabars Sohn/ den Fuͤrſten Catumer/ welcher
vier tauſend Reuter von Catten/ tauſend von de-
nen Uſipetern/ und tauſend Sicambrer fuͤhrte;
und die Roͤmiſche Reuterey mit ſolchem Grim̃
anfiel: daß ſie nicht einſt ihr Geſichte zu vertra-
gen/ weniger ihre Waffen zu erwarten wuſten;
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dem
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1014[1016]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1078>, abgerufen am 09.06.2024.