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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] sen drittes Gelübde ohne diß vermochte/ nicht
nur alle Kräffte/ sondern so gar das Leben mit
Hindausetzung eigenen Geblütes für das Auf-
nehmen der Druyden anzuwenden. Diese auf-
gehende Sonnen verdüsterten unnachbleiblich
die vorigen Sternen. Daher ob wol die Gal-
lier über tausend Jahr eine andere Art Priester
gehabt/ und insonderheit die neun geistlichen
Jungfrauen verehret hatten/ welche auf dem
denen Osismischen Ufern gegen über liegenden
Eylande Sena sich aufhielten/ und/ ihrer Ein-
bildung nach/ Wind und Meer an einer
Schnur führten/ ja wie der Proteus in aller-
hand Thiere verwandeln konten; verschwand
für den Druyden anfangs ihr Ansehen/ her-
nach fast ihr gantzes Wesen. Die alten Bar-
den in Deutschland verlohren nach und nach
fast allen Glantz ihres Priesterthums/ und blieb
ihnen fast nichts anders übrig; als daß sie die
Thaten der alten und neuen Kriegs-Helden mit
ihren nachdencklichen Reymen im Gedächt-
nüße der Nach-Welt behielten; bey denen
Schlachten mit ihren Gesängen/ welche sie ge-
gen die für den Mund gehaltenen Schulden
kräfftig heraus stiessen/ das Kriegs-Volck zur
Tapfferkeit anfrischten/ oder auch darmit den
künfftigen Ausschlag wahrsagten. Die/ denen
Druyden verstattete Freyheit sperrte zugleich
andern ausländischen Gottesdiensten Thür
und Thor auf; entweder: daß selbte gantz neu-
erlich einschlichen/ oder dem alten eine unan-
ständige Auslegung machten. Also ward der
unter dem Theuth oder Thuisto verehrte
Schöpffer und Anfänger der Welt auf den
Mercur gedeutet; und ihm zu Ehren die Ab-
schlachtung der Menschen Opffer eingeführt;
ja von den Deutschen so gar in Hispanien ge-
bracht; endlich dieser Teutates oder Mercur/ wie
bey den Syriern Astartes/ bey den Arabern
Dysares/ für Deutschlands Schutz-Gott ge-
halten. Der aus der Erde geschaffene erste
Mann/ und die Fürstin Aurinia ward mehr als
ein Held und menschlich/ wiewol minder als ein
[Spaltenumbruch] GOtt verehret. Die Gallier brachten zu den
Deutschen die Anruffung ihres Hercules/ dessen
Bilder/ für welchem doch als einer den Göttern
unanständigen Verkleinerung die Deutschen
vorher eine Abscheu hatten/ in der Hand mit ei-
ner Keule/ auf der Achsel mit einer Löwenhaut/
die aus dem Munde gesteckte Zunge mit unzehl-
baren güldenen Ketten gemahlet wurden. Von
denen Phöniciern ward der Egyptischen Jsis
Gottesdienst durch die Schiffarth zu den Frie-
sen und Cimbern/ und von dar zu den Schwa-
ben und Vindelichern bracht; welche gleichwol
ihr Bild anzunehmen Bedencken trugen/ son-
dern nur zu ihrem Andencken entweder einen
Tannzappen und Korn-Aehre/ derogleichen
Kennzeichen in der Licatier Hauptstadt Damasia
zu sehen sind/ ein leichtes Rennschiff auf einen
Fichten-Baum setzten; entweder/ weil auch die
Egyptier die Jsis auf einem Schiffe fahrende
abbilden/ ihr Sichelmonde auch einen Namen
abbildet/ oder zum Gedächtnüße der in Deutsch-
land geschehenen Uberfarth. Dahero auch die
Deutschen des Monden Schein in allem Für-
nehmen genau beobachteten; und wie für Zeiten
Agamemnon für dem Voll-Monde seine Jphi-
genia nicht verehlichen wolte/ nur zu selbiger
Zeit zu heyrathen; und wie die Lacedemonier
nicht für dem voll-also die Deutschen nicht
für dem Neumonden Schlachten zu liefern für
rathsam halten. Bald darauf nistete auch die
Verehrung des Kriegs-Gottes unter dem Na-
men Hesus/ wie nichts minder eines andern des
Hercules ein; und ward dem ersten von den Her-
mundurern an der Sale ein Tempel; dem an-
dern von den Cheruskern ein Wald an der We-
ser gewiedmet. Wiewol die Deutschen alles diß/
was die Grichen und andere Völcker vom Her-
cules rühmten/ auf ihren Aleman den Vater und
Uhrheber der Bojen/ welcher nicht nur in sei-
nem Schilde/ sondern auch an der Hand stets
einen lebendigen Löwen führte/ deuteten; und
daher rühmten: daß Hercules bey ihnen nicht
nur gewesen/ sondern auch entsprossen wäre.

Ja
Erster Theil. H h h h h h

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] ſen drittes Geluͤbde ohne diß vermochte/ nicht
nur alle Kraͤffte/ ſondern ſo gar das Leben mit
Hindauſetzung eigenen Gebluͤtes fuͤr das Auf-
nehmen der Druyden anzuwenden. Dieſe auf-
gehende Sonnen verduͤſterten unnachbleiblich
die vorigen Sternen. Daher ob wol die Gal-
lier uͤber tauſend Jahr eine andere Art Prieſter
gehabt/ und inſonderheit die neun geiſtlichen
Jungfrauen verehret hatten/ welche auf dem
denen Oſiſmiſchen Ufern gegen uͤber liegenden
Eylande Sena ſich aufhielten/ und/ ihrer Ein-
bildung nach/ Wind und Meer an einer
Schnur fuͤhrten/ ja wie der Proteus in aller-
hand Thiere verwandeln konten; verſchwand
fuͤr den Druyden anfangs ihr Anſehen/ her-
nach faſt ihr gantzes Weſen. Die alten Bar-
den in Deutſchland verlohren nach und nach
faſt allen Glantz ihres Prieſterthums/ und blieb
ihnen faſt nichts anders uͤbrig; als daß ſie die
Thaten der alten und neuen Kriegs-Helden mit
ihren nachdencklichen Reymen im Gedaͤcht-
nuͤße der Nach-Welt behielten; bey denen
Schlachten mit ihren Geſaͤngen/ welche ſie ge-
gen die fuͤr den Mund gehaltenen Schulden
kraͤfftig heraus ſtieſſen/ das Kriegs-Volck zur
Tapfferkeit anfriſchten/ oder auch darmit den
kuͤnfftigen Ausſchlag wahrſagten. Die/ denen
Druyden verſtattete Freyheit ſperrte zugleich
andern auslaͤndiſchen Gottesdienſten Thuͤr
und Thor auf; entweder: daß ſelbte gantz neu-
erlich einſchlichen/ oder dem alten eine unan-
ſtaͤndige Auslegung machten. Alſo ward der
unter dem Theuth oder Thuiſto verehrte
Schoͤpffer und Anfaͤnger der Welt auf den
Mercur gedeutet; und ihm zu Ehren die Ab-
ſchlachtung der Menſchen Opffer eingefuͤhrt;
ja von den Deutſchen ſo gar in Hiſpanien ge-
bracht; endlich dieſer Teutates oder Mercur/ wie
bey den Syriern Aſtartes/ bey den Arabern
Dyſares/ fuͤr Deutſchlands Schutz-Gott ge-
halten. Der aus der Erde geſchaffene erſte
Mann/ und die Fuͤrſtin Aurinia ward mehr als
ein Held und menſchlich/ wiewol minder als ein
[Spaltenumbruch] GOtt verehret. Die Gallier brachten zu den
Deutſchen die Anruffung ihres Hercules/ deſſen
Bilder/ fuͤr welchem doch als einer den Goͤttern
unanſtaͤndigen Verkleinerung die Deutſchen
vorher eine Abſcheu hatten/ in der Hand mit ei-
ner Keule/ auf der Achſel mit einer Loͤwenhaut/
die aus dem Munde geſteckte Zunge mit unzehl-
baren guͤldenen Ketten gemahlet wurden. Von
denen Phoͤniciern ward der Egyptiſchen Jſis
Gottesdienſt durch die Schiffarth zu den Frie-
ſen und Cimbern/ und von dar zu den Schwa-
ben und Vindelichern bracht; welche gleichwol
ihr Bild anzunehmen Bedencken trugen/ ſon-
dern nur zu ihrem Andencken entweder einen
Tannzappen und Korn-Aehre/ derogleichen
Keñzeichen in der Licatier Hauptſtadt Damaſia
zu ſehen ſind/ ein leichtes Rennſchiff auf einen
Fichten-Baum ſetzten; entweder/ weil auch die
Egyptier die Jſis auf einem Schiffe fahrende
abbilden/ ihr Sichelmonde auch einen Namen
abbildet/ oder zum Gedaͤchtnuͤße der in Deutſch-
land geſchehenen Uberfarth. Dahero auch die
Deutſchen des Monden Schein in allem Fuͤr-
nehmen genau beobachteten; und wie fuͤr Zeiten
Agamemnon fuͤr dem Voll-Monde ſeine Jphi-
genia nicht verehlichen wolte/ nur zu ſelbiger
Zeit zu heyrathen; und wie die Lacedemonier
nicht fuͤr dem voll-alſo die Deutſchen nicht
fuͤr dem Neumonden Schlachten zu liefern fuͤr
rathſam halten. Bald darauf niſtete auch die
Verehrung des Kriegs-Gottes unter dem Na-
men Heſus/ wie nichts minder eines andern des
Hercules ein; und waꝛd dem eꝛſten von den Her-
mundurern an der Sale ein Tempel; dem an-
dern von den Cheruskern ein Wald an der We-
ſer gewiedmet. Wiewol die Deutſchen alles diß/
was die Grichen und andere Voͤlcker vom Her-
cules ruͤhmten/ auf ihren Aleman den Vater uñ
Uhrheber der Bojen/ welcher nicht nur in ſei-
nem Schilde/ ſondern auch an der Hand ſtets
einen lebendigen Loͤwen fuͤhrte/ deuteten; und
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nur geweſen/ ſondern auch entſproſſen waͤre.

Ja
Erſter Theil. H h h h h h
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[977[979]/1041] Arminius und Thußnelda. ſen drittes Geluͤbde ohne diß vermochte/ nicht nur alle Kraͤffte/ ſondern ſo gar das Leben mit Hindauſetzung eigenen Gebluͤtes fuͤr das Auf- nehmen der Druyden anzuwenden. Dieſe auf- gehende Sonnen verduͤſterten unnachbleiblich die vorigen Sternen. Daher ob wol die Gal- lier uͤber tauſend Jahr eine andere Art Prieſter gehabt/ und inſonderheit die neun geiſtlichen Jungfrauen verehret hatten/ welche auf dem denen Oſiſmiſchen Ufern gegen uͤber liegenden Eylande Sena ſich aufhielten/ und/ ihrer Ein- bildung nach/ Wind und Meer an einer Schnur fuͤhrten/ ja wie der Proteus in aller- hand Thiere verwandeln konten; verſchwand fuͤr den Druyden anfangs ihr Anſehen/ her- nach faſt ihr gantzes Weſen. Die alten Bar- den in Deutſchland verlohren nach und nach faſt allen Glantz ihres Prieſterthums/ und blieb ihnen faſt nichts anders uͤbrig; als daß ſie die Thaten der alten und neuen Kriegs-Helden mit ihren nachdencklichen Reymen im Gedaͤcht- nuͤße der Nach-Welt behielten; bey denen Schlachten mit ihren Geſaͤngen/ welche ſie ge- gen die fuͤr den Mund gehaltenen Schulden kraͤfftig heraus ſtieſſen/ das Kriegs-Volck zur Tapfferkeit anfriſchten/ oder auch darmit den kuͤnfftigen Ausſchlag wahrſagten. Die/ denen Druyden verſtattete Freyheit ſperrte zugleich andern auslaͤndiſchen Gottesdienſten Thuͤr und Thor auf; entweder: daß ſelbte gantz neu- erlich einſchlichen/ oder dem alten eine unan- ſtaͤndige Auslegung machten. Alſo ward der unter dem Theuth oder Thuiſto verehrte Schoͤpffer und Anfaͤnger der Welt auf den Mercur gedeutet; und ihm zu Ehren die Ab- ſchlachtung der Menſchen Opffer eingefuͤhrt; ja von den Deutſchen ſo gar in Hiſpanien ge- bracht; endlich dieſer Teutates oder Mercur/ wie bey den Syriern Aſtartes/ bey den Arabern Dyſares/ fuͤr Deutſchlands Schutz-Gott ge- halten. Der aus der Erde geſchaffene erſte Mann/ und die Fuͤrſtin Aurinia ward mehr als ein Held und menſchlich/ wiewol minder als ein GOtt verehret. Die Gallier brachten zu den Deutſchen die Anruffung ihres Hercules/ deſſen Bilder/ fuͤr welchem doch als einer den Goͤttern unanſtaͤndigen Verkleinerung die Deutſchen vorher eine Abſcheu hatten/ in der Hand mit ei- ner Keule/ auf der Achſel mit einer Loͤwenhaut/ die aus dem Munde geſteckte Zunge mit unzehl- baren guͤldenen Ketten gemahlet wurden. Von denen Phoͤniciern ward der Egyptiſchen Jſis Gottesdienſt durch die Schiffarth zu den Frie- ſen und Cimbern/ und von dar zu den Schwa- ben und Vindelichern bracht; welche gleichwol ihr Bild anzunehmen Bedencken trugen/ ſon- dern nur zu ihrem Andencken entweder einen Tannzappen und Korn-Aehre/ derogleichen Keñzeichen in der Licatier Hauptſtadt Damaſia zu ſehen ſind/ ein leichtes Rennſchiff auf einen Fichten-Baum ſetzten; entweder/ weil auch die Egyptier die Jſis auf einem Schiffe fahrende abbilden/ ihr Sichelmonde auch einen Namen abbildet/ oder zum Gedaͤchtnuͤße der in Deutſch- land geſchehenen Uberfarth. Dahero auch die Deutſchen des Monden Schein in allem Fuͤr- nehmen genau beobachteten; und wie fuͤr Zeiten Agamemnon fuͤr dem Voll-Monde ſeine Jphi- genia nicht verehlichen wolte/ nur zu ſelbiger Zeit zu heyrathen; und wie die Lacedemonier nicht fuͤr dem voll-alſo die Deutſchen nicht fuͤr dem Neumonden Schlachten zu liefern fuͤr rathſam halten. Bald darauf niſtete auch die Verehrung des Kriegs-Gottes unter dem Na- men Heſus/ wie nichts minder eines andern des Hercules ein; und waꝛd dem eꝛſten von den Her- mundurern an der Sale ein Tempel; dem an- dern von den Cheruskern ein Wald an der We- ſer gewiedmet. Wiewol die Deutſchen alles diß/ was die Grichen und andere Voͤlcker vom Her- cules ruͤhmten/ auf ihren Aleman den Vater uñ Uhrheber der Bojen/ welcher nicht nur in ſei- nem Schilde/ ſondern auch an der Hand ſtets einen lebendigen Loͤwen fuͤhrte/ deuteten; und daher ruͤhmten: daß Hercules bey ihnen nicht nur geweſen/ ſondern auch entſproſſen waͤre. Ja Erſter Theil. H h h h h h

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 977[979]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1041>, abgerufen am 17.06.2024.