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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] auf dem grossen Platze/ wie sie auf des Satur-
nus Tempel noch daselbst in den gemeinen
Schatz-Kasten der Stadt Rom gelieferten
Schatzung auffs Capitolium gehen wolten/
freundlich an; erkundigte ihr Anliegen; be-
zeugte ein hertzliches Mitleiden mit ihrer Be-
drängung; und als sie auf seine Frage: Was
sie denn für ein Ende ihres Elendes/ zu welchem
der Rath taube Ohren hätte/ erwarteten; ihm
antworteten: den Tod; fieng er seuffzende an:
Jch aber/ wenn ihr anders noch Männer seyd;
wolte euch wol ein bessers an die Hand geben.
Die Gesandten begegneten dem Umbrenus
nicht anders als ihrem Schutz-Gotte; und
fleheten ihn um Eröffnung seiner vertrösteten
Hülffe an. Dieser leitete sie alsofort in das nahe
darbey liegende Hauß des Brutus zum Gabi-
nius Capito; welcher das Unrecht des Römi-
schen Rathes mit tausend Flüchen verdammte;
des Marius und Sylla Rasereyen/ das Wüten
des Cinna/ des Pompejus Hochmuth scharff-
sinnig durchließ/ und wie der meiste Römische
Adel vom Bürgermeister Cicero/ und andern
Neulingen; derer Väter Kohlenbrenner/ die
Mütter aber Ammen abgegeben/ unterge-
drückt; die ehrlichen Deutschen und viel andere
freye Völcker wieder aller Völcker Recht aus-
geädert/ und zu Leibeigenen gemacht würden/
nichts minder verfluchte/ als scheinbar erzehlte/
endlich eröffnete: daß diese Unterdrückung sie
sich aus Liebe der unschätzbaren Freyheit mit
dem edlen Catilina wieder den grausamen Rath
zu verknüpffen/ und die Einäscherung des
Raub-Nestes der Welt/ des Noth-Stalles al-
ler Völcker der blutigen Stadt Rom zu be-
schlüssen gezwungen hätte. Da sie nun ihre
Freyheit wieder zu erlangen/ denen sie ausmer-
gelnden Schindern die Hälse zu brechen ent-
schlossen wären; wolten sie ihnen darzu alle
Handreichung thun. Die Gesandten hörten
den grausamen Anschlag dieser Un-Menschen
wieder ihr Vaterland/ dessen Liebe die Müt-
[Spaltenumbruch] terliche/ ja seine selbsteigene mit aller Welt
Reichthum weichen soll/ nicht ohne Erstau-
nung/ gleichwol aber mit angenommener Ver-
gnügung an; danckten dem Gabinius für sein
Mitleiden und Verträuligkeit; baten aber
Frist/ hierzu die Gesandten Hertzog Vocions
gleichfalls zu bereden; als ohne welche sie ohne
diß nichts zu schlüssen befehlicht wären. Wie
nun die Allobroger dieses des Vocions Ge-
sandten eröffneten/ und sie einmüthig mit einer
so schwartzen Verrätherey der Deutschen Ruhm
zu besudeln für unthulich hielten; berieffen sie
alsbald ihnen zu Rom habenden Schirms-
Mann Fabius Sanga; und entdeckten durch
ihn dem Cicero alles Haar-klein; welcher ohne
diß in höchstem Kummer lebte; weil Gallien
und Jtalien vom Catilina schon in nicht germ-
ge Verwirrung gesetzt war. Dieser wuste
seine Danckbarkeit gegen der Deutschen Red-
ligkeit nicht genung auszudrücken; riethauch:
daß sie ihre Beypflichtung zu solchem Bündniße
auffs beste bescheinigen und denen Verschwor-
nen alle ihre Geheimnüße möglichst ausholen
solten. Wie nun alle deutsche Gesandten
folgende Nacht sich bey dem Stadtvogte Len-
tulus einfunden/ ward von denen in grosser
Menge versammleten Verschwornen beschlos-
sen: Catilina solte durch das Fesulanische Ge-
biete eilends gegen Rom anrücken; also denn
der bevorstehende Zunfft-Meister Lucius Be-
stia in seiner gewöhnlichen Antritts-Rede bey
dem Feyer des Saturnus des besten Bürger-
meisters Cicero übele Herrschafft anklagen; fol-
gende Nacht Statilius/ Gabinius und Lucius
Caßius die Stadt an zwölff Enden anzünden/
Cethegus den Cicero/ und der andere Hauffen
alle Raths-Herren/ derer viel doch der ver-
schwornen leibliche Väter waren/ ermorden;
und hierauf dem Catilina zurennen; die Ge-
sandten aber eilfertig nach Hause reisen/ die ih-
nen für gesetzte Befehlichshaber erwürgen/ und
mit ihrer Macht zum Catilina stossen. Diese

verspra-
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] auf dem groſſen Platze/ wie ſie auf des Satur-
nus Tempel noch daſelbſt in den gemeinen
Schatz-Kaſten der Stadt Rom gelieferten
Schatzung auffs Capitolium gehen wolten/
freundlich an; erkundigte ihr Anliegen; be-
zeugte ein hertzliches Mitleiden mit ihrer Be-
draͤngung; und als ſie auf ſeine Frage: Was
ſie denn fuͤr ein Ende ihres Elendes/ zu welchem
der Rath taube Ohren haͤtte/ erwarteten; ihm
antworteten: den Tod; fieng er ſeuffzende an:
Jch aber/ wenn ihr anders noch Maͤnner ſeyd;
wolte euch wol ein beſſers an die Hand geben.
Die Geſandten begegneten dem Umbrenus
nicht anders als ihrem Schutz-Gotte; und
fleheten ihn um Eroͤffnung ſeiner vertroͤſteten
Huͤlffe an. Dieſer leitete ſie alſofort in das nahe
darbey liegende Hauß des Brutus zum Gabi-
nius Capito; welcher das Unrecht des Roͤmi-
ſchen Rathes mit tauſend Fluͤchen verdammte;
des Marius und Sylla Raſereyen/ das Wuͤten
des Cinna/ des Pompejus Hochmuth ſcharff-
ſinnig durchließ/ und wie der meiſte Roͤmiſche
Adel vom Buͤrgermeiſter Cicero/ und andern
Neulingen; derer Vaͤter Kohlenbrenner/ die
Muͤtter aber Ammen abgegeben/ unterge-
druͤckt; die ehrlichen Deutſchen und viel andere
freye Voͤlcker wieder aller Voͤlcker Recht aus-
geaͤdert/ und zu Leibeigenen gemacht wuͤrden/
nichts minder verfluchte/ als ſcheinbar erzehlte/
endlich eroͤffnete: daß dieſe Unterdruͤckung ſie
ſich aus Liebe der unſchaͤtzbaren Freyheit mit
dem edlen Catilina wieder den grauſamen Rath
zu verknuͤpffen/ und die Einaͤſcherung des
Raub-Neſtes der Welt/ des Noth-Stalles al-
ler Voͤlcker der blutigen Stadt Rom zu be-
ſchluͤſſen gezwungen haͤtte. Da ſie nun ihre
Freyheit wieder zu erlangen/ denen ſie ausmer-
gelnden Schindern die Haͤlſe zu brechen ent-
ſchloſſen waͤren; wolten ſie ihnen darzu alle
Handreichung thun. Die Geſandten hoͤrten
den grauſamen Anſchlag dieſer Un-Menſchen
wieder ihr Vaterland/ deſſen Liebe die Muͤt-
[Spaltenumbruch] terliche/ ja ſeine ſelbſteigene mit aller Welt
Reichthum weichen ſoll/ nicht ohne Erſtau-
nung/ gleichwol aber mit angenommener Ver-
gnuͤgung an; danckten dem Gabinius fuͤr ſein
Mitleiden und Vertraͤuligkeit; baten aber
Friſt/ hierzu die Geſandten Hertzog Vocions
gleichfalls zu bereden; als ohne welche ſie ohne
diß nichts zu ſchluͤſſen befehlicht waͤren. Wie
nun die Allobroger dieſes des Vocions Ge-
ſandten eroͤffneten/ und ſie einmuͤthig mit einer
ſo ſchwartzen Verꝛaͤtherey der Deutſchen Ruhm
zu beſudeln fuͤr unthulich hielten; berieffen ſie
alsbald ihnen zu Rom habenden Schirms-
Mann Fabius Sanga; und entdeckten durch
ihn dem Cicero alles Haar-klein; welcher ohne
diß in hoͤchſtem Kummer lebte; weil Gallien
und Jtalien vom Catilina ſchon in nicht germ-
ge Verwirrung geſetzt war. Dieſer wuſte
ſeine Danckbarkeit gegen der Deutſchen Red-
ligkeit nicht genung auszudruͤcken; riethauch:
daß ſie ihre Beypflichtung zu ſolchem Buͤndniße
auffs beſte beſcheinigen und denen Verſchwor-
nen alle ihre Geheimnuͤße moͤglichſt ausholen
ſolten. Wie nun alle deutſche Geſandten
folgende Nacht ſich bey dem Stadtvogte Len-
tulus einfunden/ ward von denen in groſſer
Menge verſammleten Verſchwornen beſchloſ-
ſen: Catilina ſolte durch das Feſulaniſche Ge-
biete eilends gegen Rom anruͤcken; alſo denn
der bevorſtehende Zunfft-Meiſter Lucius Be-
ſtia in ſeiner gewoͤhnlichen Antritts-Rede bey
dem Feyer des Saturnus des beſten Buͤrger-
meiſters Cicero uͤbele Herrſchafft anklagen; fol-
gende Nacht Statilius/ Gabinius und Lucius
Caßius die Stadt an zwoͤlff Enden anzuͤnden/
Cethegus den Cicero/ und der andere Hauffen
alle Raths-Herren/ derer viel doch der ver-
ſchwornen leibliche Vaͤter waren/ ermorden;
und hierauf dem Catilina zurennen; die Ge-
ſandten aber eilfertig nach Hauſe reiſen/ die ih-
nen fuͤr geſetzte Befehlichshaber erwuͤrgen/ und
mit ihrer Macht zum Catilina ſtoſſen. Dieſe

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[955[957]/1017] Arminius und Thußnelda. auf dem groſſen Platze/ wie ſie auf des Satur- nus Tempel noch daſelbſt in den gemeinen Schatz-Kaſten der Stadt Rom gelieferten Schatzung auffs Capitolium gehen wolten/ freundlich an; erkundigte ihr Anliegen; be- zeugte ein hertzliches Mitleiden mit ihrer Be- draͤngung; und als ſie auf ſeine Frage: Was ſie denn fuͤr ein Ende ihres Elendes/ zu welchem der Rath taube Ohren haͤtte/ erwarteten; ihm antworteten: den Tod; fieng er ſeuffzende an: Jch aber/ wenn ihr anders noch Maͤnner ſeyd; wolte euch wol ein beſſers an die Hand geben. Die Geſandten begegneten dem Umbrenus nicht anders als ihrem Schutz-Gotte; und fleheten ihn um Eroͤffnung ſeiner vertroͤſteten Huͤlffe an. Dieſer leitete ſie alſofort in das nahe darbey liegende Hauß des Brutus zum Gabi- nius Capito; welcher das Unrecht des Roͤmi- ſchen Rathes mit tauſend Fluͤchen verdammte; des Marius und Sylla Raſereyen/ das Wuͤten des Cinna/ des Pompejus Hochmuth ſcharff- ſinnig durchließ/ und wie der meiſte Roͤmiſche Adel vom Buͤrgermeiſter Cicero/ und andern Neulingen; derer Vaͤter Kohlenbrenner/ die Muͤtter aber Ammen abgegeben/ unterge- druͤckt; die ehrlichen Deutſchen und viel andere freye Voͤlcker wieder aller Voͤlcker Recht aus- geaͤdert/ und zu Leibeigenen gemacht wuͤrden/ nichts minder verfluchte/ als ſcheinbar erzehlte/ endlich eroͤffnete: daß dieſe Unterdruͤckung ſie ſich aus Liebe der unſchaͤtzbaren Freyheit mit dem edlen Catilina wieder den grauſamen Rath zu verknuͤpffen/ und die Einaͤſcherung des Raub-Neſtes der Welt/ des Noth-Stalles al- ler Voͤlcker der blutigen Stadt Rom zu be- ſchluͤſſen gezwungen haͤtte. Da ſie nun ihre Freyheit wieder zu erlangen/ denen ſie ausmer- gelnden Schindern die Haͤlſe zu brechen ent- ſchloſſen waͤren; wolten ſie ihnen darzu alle Handreichung thun. Die Geſandten hoͤrten den grauſamen Anſchlag dieſer Un-Menſchen wieder ihr Vaterland/ deſſen Liebe die Muͤt- terliche/ ja ſeine ſelbſteigene mit aller Welt Reichthum weichen ſoll/ nicht ohne Erſtau- nung/ gleichwol aber mit angenommener Ver- gnuͤgung an; danckten dem Gabinius fuͤr ſein Mitleiden und Vertraͤuligkeit; baten aber Friſt/ hierzu die Geſandten Hertzog Vocions gleichfalls zu bereden; als ohne welche ſie ohne diß nichts zu ſchluͤſſen befehlicht waͤren. Wie nun die Allobroger dieſes des Vocions Ge- ſandten eroͤffneten/ und ſie einmuͤthig mit einer ſo ſchwartzen Verꝛaͤtherey der Deutſchen Ruhm zu beſudeln fuͤr unthulich hielten; berieffen ſie alsbald ihnen zu Rom habenden Schirms- Mann Fabius Sanga; und entdeckten durch ihn dem Cicero alles Haar-klein; welcher ohne diß in hoͤchſtem Kummer lebte; weil Gallien und Jtalien vom Catilina ſchon in nicht germ- ge Verwirrung geſetzt war. Dieſer wuſte ſeine Danckbarkeit gegen der Deutſchen Red- ligkeit nicht genung auszudruͤcken; riethauch: daß ſie ihre Beypflichtung zu ſolchem Buͤndniße auffs beſte beſcheinigen und denen Verſchwor- nen alle ihre Geheimnuͤße moͤglichſt ausholen ſolten. Wie nun alle deutſche Geſandten folgende Nacht ſich bey dem Stadtvogte Len- tulus einfunden/ ward von denen in groſſer Menge verſammleten Verſchwornen beſchloſ- ſen: Catilina ſolte durch das Feſulaniſche Ge- biete eilends gegen Rom anruͤcken; alſo denn der bevorſtehende Zunfft-Meiſter Lucius Be- ſtia in ſeiner gewoͤhnlichen Antritts-Rede bey dem Feyer des Saturnus des beſten Buͤrger- meiſters Cicero uͤbele Herrſchafft anklagen; fol- gende Nacht Statilius/ Gabinius und Lucius Caßius die Stadt an zwoͤlff Enden anzuͤnden/ Cethegus den Cicero/ und der andere Hauffen alle Raths-Herren/ derer viel doch der ver- ſchwornen leibliche Vaͤter waren/ ermorden; und hierauf dem Catilina zurennen; die Ge- ſandten aber eilfertig nach Hauſe reiſen/ die ih- nen fuͤr geſetzte Befehlichshaber erwuͤrgen/ und mit ihrer Macht zum Catilina ſtoſſen. Dieſe verſpra- E e e e e e 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 955[957]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1017>, abgerufen am 17.06.2024.