Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.CLEOPATRA. Daß ja mein Todt gedeih' irdwedem zu gewinst:Du Eros thu' uns nur noch diesen treuen Dinst/ 405.Stoß den geweyhten Dolch in deines Herren Hertze. Nicht fürchte dich/ stoß zu! wi? gibstu weibschem Schmertze/ Gibstu der Wehmuth nach? stoß/ Eros/ stoß stoß zu! Verweiger disem nicht/ der gerne stirbt/ di Ruh. Stoß her! di Brust ist blos. Wilstu dem/ der dein Leben 410.Dir stündlich nehmen kan/ Dolch/ Stoß und Todt nicht geben? Eros. Herr/ kan sein Vorsatz denn gar nicht geendert sein? Anton. Schweig! Sklaven sollen nicht den Herren reden ein. Eros. Doch für der Herren Heil Geist Seel und Leben wagen. Anton. Wi denn/ vollbringstu nicht/ was wir dir aufgetragen. 415. Eros. Des Herren Knecht trägt Stahl für ihn/ nicht wider ihn. Anton. Es ist nicht wider uns/ dis was man wil/ vollzihn. Eros. Kein Knecht darf seine Faust mit edlem Blutte färben/ Anton. Der tödtet/ der nicht den der ster ben wil/ läst sterben. 420. Eros. O Himmel-hoher Geist! O Sternen-wehrter Held! 430.Wol an! mein Segel wird so/ wi du heist/ gestellt! Wol an! komm edler Stahl vollbringe das Beginnen Durch das ein Sklave noch kan eingen Ruhm gewinnen. Rom rühmt di Knechte noch/ di in der Herren Glutt/ 425.Den freien Leib gestürtz't und durch verspritztes Blutt/ Di Holtz-Stöß angefärbt. Eh ich der That sol leihen/ Di viel zu treue Faust wil ich den Dolch entweihen/ Jn meiner eignen Brust. Schau Held der Stahl dringt ein! Ein Knecht sol/ wenn der Herr stirb't/ nicht bei Leben sein! Anton. O mehr als edler Knecht! dein tugendhaft Gemütte Sticht tausend Römer weg/ und lehrt: daß das Geblütte; Daß das Gefängnüs auch nicht wahre Sklaven macht. Entröthe dich Anton! daß Eros dis vollbracht/ Was dich erst lehren muß ihm rühmlich nachzusterben. Auf! rüste dich Anton! auch disen Dolch zufärben/ 435.An dem das frische Blutt des edlen Sklaven klebt. Stoß ein! wer rühmlich stirbt der hat genung gelebt. Antonius.
CLEOPATRA. Daß ja mein Todt gedeih’ irdwedem zu gewinſt:Du Eros thu’ uns nur noch dieſen treuen Dinſt/ 405.Stoß den geweyhten Dolch in deines Herren Hertze. Nicht fuͤrchte dich/ ſtoß zu! wi? gibſtu weibſchem Schmertze/ Gibſtu der Wehmuth nach? ſtoß/ Eros/ ſtoß ſtoß zu! Verweiger diſem nicht/ der gerne ſtirbt/ di Ruh. Stoß her! di Bruſt iſt blos. Wilſtu dem/ der dein Leben 410.Dir ſtuͤndlich nehmen kan/ Dolch/ Stoß und Todt nicht geben? Eros. Herr/ kan ſein Vorſatz denn gar nicht geendert ſein? Anton. Schweig! Sklaven ſollen nicht den Herren reden ein. Eros. Doch fuͤr der Herren Heil Geiſt Seel und Leben wagen. Anton. Wi denn/ vollbringſtu nicht/ was wir dir aufgetragen. 415. Eros. Des Herren Knecht traͤgt Stahl fuͤr ihn/ nicht wider ihn. Anton. Es iſt nicht wider uns/ dis was man wil/ vollzihn. Eros. Kein Knecht darf ſeine Fauſt mit edlem Blutte faͤrben/ Anton. Der toͤdtet/ der nicht den der ſter ben wil/ laͤſt ſterben. 420. Eros. O Himmel-hoher Geiſt! O Sternen-wehrter Held! 430.Wol an! mein Segel wird ſo/ wi du heiſt/ geſtellt! Wol an! kom̃ edler Stahl vollbringe das Beginnen Durch das ein Sklave noch kan eingen Ruhm gewinnen. Rom ruͤhmt di Knechte noch/ di in der Herren Glutt/ 425.Den freien Leib geſtuͤrtz’t und durch verſpritztes Blutt/ Di Holtz-Stoͤß angefaͤrbt. Eh ich der That ſol leihen/ Di viel zu treue Fauſt wil ich den Dolch entweihen/ Jn meiner eignen Bruſt. Schau Held der Stahl dringt ein! Ein Knecht ſol/ wenn der Herr ſtirb’t/ nicht bei Leben ſein! Anton. O mehr als edler Knecht! dein tugendhaft Gemuͤtte Sticht tauſend Roͤmer weg/ und lehrt: daß das Gebluͤtte; Daß das Gefaͤngnuͤs auch nicht wahre Sklaven macht. Entroͤthe dich Anton! daß Eros dis vollbracht/ Was dich erſt lehren muß ihm ruͤhmlich nachzuſterben. Auf! ruͤſte dich Anton! auch diſen Dolch zufaͤrben/ 435.An dem das friſche Blutt des edlen Sklaven klebt. Stoß ein! wer ruͤhmlich ſtirbt der hat genung gelebt. Antonius.
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CLEOPATRA.
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Nicht fuͤrchte dich/ ſtoß zu! wi? gibſtu weibſchem Schmertze/
Gibſtu der Wehmuth nach? ſtoß/ Eros/ ſtoß ſtoß zu!
Verweiger diſem nicht/ der gerne ſtirbt/ di Ruh.
Stoß her! di Bruſt iſt blos. Wilſtu dem/ der dein Leben
Dir ſtuͤndlich nehmen kan/ Dolch/ Stoß und Todt nicht geben?
Eros. Herr/ kan ſein Vorſatz denn gar nicht geendert ſein?
Anton. Schweig! Sklaven ſollen nicht den Herren reden ein.
Eros. Doch fuͤr der Herren Heil Geiſt Seel und Leben wagen.
Anton. Wi denn/ vollbringſtu nicht/ was wir dir aufgetragen.
Eros. Des Herren Knecht traͤgt Stahl fuͤr ihn/ nicht wider
ihn.
Anton. Es iſt nicht wider uns/ dis was man wil/ vollzihn.
Eros. Kein Knecht darf ſeine Fauſt mit edlem Blutte faͤrben/
Anton. Der toͤdtet/ der nicht den der ſter ben wil/ laͤſt ſterben.
Eros. O Himmel-hoher Geiſt! O Sternen-wehrter Held!
Wol an! mein Segel wird ſo/ wi du heiſt/ geſtellt!
Wol an! kom̃ edler Stahl vollbringe das Beginnen
Durch das ein Sklave noch kan eingen Ruhm gewinnen.
Rom ruͤhmt di Knechte noch/ di in der Herren Glutt/
Den freien Leib geſtuͤrtz’t und durch verſpritztes Blutt/
Di Holtz-Stoͤß angefaͤrbt. Eh ich der That ſol leihen/
Di viel zu treue Fauſt wil ich den Dolch entweihen/
Jn meiner eignen Bruſt. Schau Held der Stahl dringt ein!
Ein Knecht ſol/ wenn der Herr ſtirb’t/ nicht bei Leben ſein!
Anton. O mehr als edler Knecht! dein tugendhaft Gemuͤtte
Sticht tauſend Roͤmer weg/ und lehrt: daß das Gebluͤtte;
Daß das Gefaͤngnuͤs auch nicht wahre Sklaven macht.
Entroͤthe dich Anton! daß Eros dis vollbracht/
Was dich erſt lehren muß ihm ruͤhmlich nachzuſterben.
Auf! ruͤſte dich Anton! auch diſen Dolch zufaͤrben/
An dem das friſche Blutt des edlen Sklaven klebt.
Stoß ein! wer ruͤhmlich ſtirbt der hat genung gelebt.
Antonius.
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