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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
335.Und bleibt di Schäffer-Hütt im Sturmwind unversehrt?
Wi? daß der blinde Mensch dis fleucht und jenes ehrt?
Jhr Parzen/ di ihr uns den Lebens-Fadem spinnet/
Wi kommts: daß einem Gold von eurem Rocken rinnet?
Daß ihr dem Silber dreb't/ dem andern Stal und Blei?
340.Dem reist di Spille bald dem andern spät' entzwei.
Jhr Parzen/ wie daß ihr das Gold der ersten Jabre/
Mir itzt in Ertzt verkehr't/ und mir di Todten-Baare/
Mit so viel Jammer schwärtzt? sucht ihr so sehr mein Grab?
So schneidet mir nur bald den Drat des Lebens ab/
345.Eh' iede Spanne sol ein frisches Leid einschlingen.
Eteocl. Ach Fürst! ach dörst' ich doch di rauhe Post nicht
dringen!
Anton. Was ist's
Eteocl. Cleopatra
Ant. Was ists? ver-
schweig es nicht.
Eteocl. Di grosse Fürstin hat durch Gift sich hin gericht.
Aoton. Cleopatra durch Gift?
Eteocl. So ists/ wi ich er-
zehle.
350.
Anton. Läscht das Verhängnüß denn di Unglücks-Glutt
mit Oele?
Armseeliger Anton! unheilbar Hertzen. Riß!
Armseeliger Anton! ist/ was du sagst/ gewis/
Eteocl. Ach Fürst/ ich habe selbst an der erblasten Leichen/
Den Todten-Schweiß geseh'n; es war kein Lebens-Zeichen/
355.Mehr an dem Pulse dar. Di Brüste wahren Eiß/
Der Adern Türckis Schnee/ di Mund-Korallen weis.
Darzu so liß sie selbst auch durch ihr Sterben schauen:
Daß sie Cleopatra ein Fenix edler Frauen/
Di ander Jsis sei/ in dem sie selber ihr/
360.Aus Gold und kostbar'm Ertz aus Jaspis und Porfier/
Ein Grabmal hat gebaut'/ und zwar den Geist verlohren/
Doch ein unsterblich Lob ihr sterbende gebohren.
Anton. Jhr leichten Götter ihr/ di kein Erbarmnüß regt/
Wi daß der Blitz so stets auf eine stelle schlägt?
365.Muß unser Hafen uns/ nun auch zum Wirbel werden?
Unglücklicher Anton! verlassenster auf Erden!
Nun
D v
CLEOPATRA.
335.Und bleibt di Schaͤffer-Huͤtt im Sturmwind unverſehrt?
Wi? daß der blinde Menſch dis fleucht und jenes ehrt?
Jhr Parzen/ di ihr uns den Lebens-Fadem ſpinnet/
Wi kom̃ts: daß einem Gold von eurem Rocken rinnet?
Daß ihr dem Silber dreb’t/ dem andern Stal und Blei?
340.Dem reiſt di Spille bald dem andern ſpaͤt’ entzwei.
Jhr Parzen/ wie daß ihr das Gold der erſten Jabre/
Mir itzt in Ertzt verkehr’t/ und mir di Todten-Baare/
Mit ſo viel Jammer ſchwaͤrtzt? ſucht ihr ſo ſehr mein Grab?
So ſchneidet mir nur bald den Drat des Lebens ab/
345.Eh’ iede Spanne ſol ein friſches Leid einſchlingen.
Eteocl. Ach Fuͤrſt! ach doͤrſt’ ich doch di rauhe Poſt nicht
dringen!
Anton. Was iſt’s
Eteocl. Cleopatra
Ant. Was iſts? ver-
ſchweig es nicht.
Eteocl. Di groſſe Fuͤrſtin hat durch Gift ſich hin gericht.
Aoton. Cleopatra durch Gift?
Eteocl. So iſts/ wi ich er-
zehle.
350.
Anton. Laͤſcht das Verhaͤngnuͤß denn di Ungluͤcks-Glutt
mit Oele?
Armſeeliger Anton! unheilbar Hertzen. Riß!
Armſeeliger Anton! iſt/ was du ſagſt/ gewis/
Eteocl. Ach Fuͤrſt/ ich habe ſelbſt an der erblaſten Leichen/
Den Todten-Schweiß geſeh’n; es war kein Lebens-Zeichen/
355.Mehr an dem Pulſe dar. Di Bruͤſte wahren Eiß/
Der Adern Tuͤrckis Schnee/ di Mund-Korallen weis.
Darzu ſo liß ſie ſelbſt auch durch ihr Sterben ſchauen:
Daß ſie Cleopatra ein Fenix edler Frauen/
Di ander Jſis ſei/ in dem ſie ſelber ihr/
360.Aus Gold und koſtbar’m Ertz aus Jaſpis und Porfier/
Ein Grabmal hat gebaut’/ und zwar den Geiſt verlohren/
Doch ein unſterblich Lob ihr ſterbende gebohren.
Anton. Jhr leichten Goͤtter ihr/ di kein Erbarmnuͤß regt/
Wi daß der Blitz ſo ſtets auf eine ſtelle ſchlaͤgt?
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Ungluͤcklicher Anton! verlaſſenſter auf Erden!
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[0087] CLEOPATRA. Und bleibt di Schaͤffer-Huͤtt im Sturmwind unverſehrt? Wi? daß der blinde Menſch dis fleucht und jenes ehrt? Jhr Parzen/ di ihr uns den Lebens-Fadem ſpinnet/ Wi kom̃ts: daß einem Gold von eurem Rocken rinnet? Daß ihr dem Silber dreb’t/ dem andern Stal und Blei? Dem reiſt di Spille bald dem andern ſpaͤt’ entzwei. Jhr Parzen/ wie daß ihr das Gold der erſten Jabre/ Mir itzt in Ertzt verkehr’t/ und mir di Todten-Baare/ Mit ſo viel Jammer ſchwaͤrtzt? ſucht ihr ſo ſehr mein Grab? So ſchneidet mir nur bald den Drat des Lebens ab/ Eh’ iede Spanne ſol ein friſches Leid einſchlingen. Eteocl. Ach Fuͤrſt! ach doͤrſt’ ich doch di rauhe Poſt nicht dringen! Anton. Was iſt’s Eteocl. Cleopatra Ant. Was iſts? ver- ſchweig es nicht. Eteocl. Di groſſe Fuͤrſtin hat durch Gift ſich hin gericht. Aoton. Cleopatra durch Gift? Eteocl. So iſts/ wi ich er- zehle. Anton. Laͤſcht das Verhaͤngnuͤß denn di Ungluͤcks-Glutt mit Oele? Armſeeliger Anton! unheilbar Hertzen. Riß! Armſeeliger Anton! iſt/ was du ſagſt/ gewis/ Eteocl. Ach Fuͤrſt/ ich habe ſelbſt an der erblaſten Leichen/ Den Todten-Schweiß geſeh’n; es war kein Lebens-Zeichen/ Mehr an dem Pulſe dar. Di Bruͤſte wahren Eiß/ Der Adern Tuͤrckis Schnee/ di Mund-Korallen weis. Darzu ſo liß ſie ſelbſt auch durch ihr Sterben ſchauen: Daß ſie Cleopatra ein Fenix edler Frauen/ Di ander Jſis ſei/ in dem ſie ſelber ihr/ Aus Gold und koſtbar’m Ertz aus Jaſpis und Porfier/ Ein Grabmal hat gebaut’/ und zwar den Geiſt verlohren/ Doch ein unſterblich Lob ihr ſterbende gebohren. Anton. Jhr leichten Goͤtter ihr/ di kein Erbarmnuͤß regt/ Wi daß der Blitz ſo ſtets auf eine ſtelle ſchlaͤgt? Muß unſer Hafen uns/ nun auch zum Wirbel werden? Ungluͤcklicher Anton! verlaſſenſter auf Erden! Nun D v

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/87>, abgerufen am 25.11.2024.