Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.CLEOPATRA. Durch Pfort' und Wachten weg? Trab. Wir sind von Schrecken kalt! Anton. Bringt Fackeln! suchet durch! Esos. Hilf Gott! wer braucht Gewalt? 1. Trab. Wir Zittern voller Furcht! Anton. Jst Burg und 310.Schloß versehret? 2. Trab. Wir haben nichts geseh'n/ ach! aber viel gehöret! Eras. Welch Blitz umbschüttet mich! Anton. Weiß denn kein Mensch nicht rath? Er öfnet/ was für Furcht euch überfallen hat? 3. Trab. Das Haar steh't uns zu Berg'/ uns beben alle Glider. Des Fürsten Stimme gab uns di Vernunfft kaum wider; 315.Solch ein erschrecklich Knall erschütterte den Saal. Eros. Ach Himmel! ach! mich traf ein grimmer Donnerstral! Anton. Entdeck' es/ was dn hast erschrecklichs vorzubringen. Eros. Herr/ ich sah' ins Gemach zwei grimme Geister dringen/ Gerüstet in der Hand mit Schwesel/ Pech und Schwerdt 320.Di Glutt ward dir aufs Haupt/ der Stahl aufs Hertz gekehrt! Anton. Ach Himmel! ach wir sind/ |wir sind wir sind verloh- ren! Es hat kein falscher Traum dis Schrecken uns gebohren! Ach Himmel! wir sind hin! Eros. Fürst/ da ichs glauben 325.darf/ Ligt hir der Dolch/ den das Gespänst' an Boden warf. Anton. Es ist mein eigen Dolch/ hir steckt di leere Scheide. Hengt denn der Fürsten Fall nur an so dinner Seide! Trabanten tretet ab! O hellen-schwartze Nacht! Jn der mehr Furcht umb uns als unsre Sklaven wacht! Bestürtzte Seelen-Angst! durchaus-vergältes Leben! 330.Muß denn der Sorgen-Wurm stets an den Cedern kleben! Kan denn kein Purper-Kleid nicht ohne Blutte sein/ Und nisten in Scharlat nur fette Schlangen ein? Muß Angst und Aegel stets an Fürsten-Adern nagen? Muß den der Blitz allzeit nur in Paläste schlagen? Und
CLEOPATRA. Durch Pfort’ und Wachten weg? Trab. Wir ſind von Schrecken kalt! Anton. Bringt Fackeln! ſuchet durch! Esos. Hilf Gott! wer braucht Gewalt? 1. Trab. Wir Zittern voller Furcht! Anton. Jſt Burg und 310.Schloß verſehret? 2. Trab. Wir haben nichts geſeh’n/ ach! aber viel gehoͤret! Eras. Welch Blitz umbſchuͤttet mich! Anton. Weiß denn kein Menſch nicht rath? Er oͤfnet/ was fuͤr Furcht euch uͤberfallen hat? 3. Trab. Das Haar ſteh’t uns zu Berg’/ uns beben alle Glider. Des Fuͤrſten Stimme gab uns di Vernunfft kaum wider; 315.Solch ein erſchrecklich Knall erſchuͤtterte den Saal. Eros. Ach Himmel! ach! mich traf ein grimmer Donnerſtral! Anton. Entdeck’ es/ was dn haſt erſchrecklichs vorzubringen. Eros. Herr/ ich ſah’ ins Gemach zwei grimme Geiſter dringen/ Geruͤſtet in der Hand mit Schweſel/ Pech und Schwerdt 320.Di Glutt ward dir aufs Haupt/ der Stahl aufs Hertz gekehrt! Anton. Ach Himmel! ach wir ſind/ |wir ſind wir ſind verloh- ren! Es hat kein falſcher Traum dis Schrecken uns gebohren! Ach Himmel! wir ſind hin! Eros. Fuͤrſt/ da ichs glauben 325.darf/ Ligt hir der Dolch/ den das Geſpaͤnſt’ an Boden warf. Anton. Es iſt mein eigen Dolch/ hir ſteckt di leere Scheide. Hengt denn der Fuͤrſten Fall nur an ſo dinner Seide! Trabanten tretet ab! O hellen-ſchwartze Nacht! Jn der mehr Furcht umb uns als unſre Sklaven wacht! Beſtuͤrtzte Seelen-Angſt! durchaus-vergaͤltes Leben! 330.Muß denn der Sorgen-Wurm ſtets an den Cedern kleben! Kan denn kein Purper-Kleid nicht ohne Blutte ſein/ Und niſten in Scharlat nur fette Schlangen ein? Muß Angſt und Aegel ſtets an Fuͤrſten-Adern nagen? Muß den der Blitz allzeit nur in Palaͤſte ſchlagen? Und
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CLEOPATRA.
Durch Pfort’ und Wachten weg?
Trab. Wir ſind von
Schrecken kalt!
Anton. Bringt Fackeln! ſuchet durch!
Esos. Hilf Gott! wer
braucht Gewalt?
1. Trab. Wir Zittern voller Furcht!
Anton. Jſt Burg und
Schloß verſehret?
2. Trab. Wir haben nichts geſeh’n/ ach! aber viel gehoͤret!
Eras. Welch Blitz umbſchuͤttet mich!
Anton. Weiß denn
kein Menſch nicht rath?
Er oͤfnet/ was fuͤr Furcht euch uͤberfallen hat?
3. Trab. Das Haar ſteh’t uns zu Berg’/ uns beben alle
Glider.
Des Fuͤrſten Stimme gab uns di Vernunfft kaum wider;
Solch ein erſchrecklich Knall erſchuͤtterte den Saal.
Eros. Ach Himmel! ach! mich traf ein grimmer Donnerſtral!
Anton. Entdeck’ es/ was dn haſt erſchrecklichs vorzubringen.
Eros. Herr/ ich ſah’ ins Gemach zwei grimme Geiſter dringen/
Geruͤſtet in der Hand mit Schweſel/ Pech und Schwerdt
Di Glutt ward dir aufs Haupt/ der Stahl aufs Hertz gekehrt!
Anton. Ach Himmel! ach wir ſind/ |wir ſind wir ſind verloh-
ren!
Es hat kein falſcher Traum dis Schrecken uns gebohren!
Ach Himmel! wir ſind hin!
Eros. Fuͤrſt/ da ichs glauben
darf/
Ligt hir der Dolch/ den das Geſpaͤnſt’ an Boden warf.
Anton. Es iſt mein eigen Dolch/ hir ſteckt di leere Scheide.
Hengt denn der Fuͤrſten Fall nur an ſo dinner Seide!
Trabanten tretet ab! O hellen-ſchwartze Nacht!
Jn der mehr Furcht umb uns als unſre Sklaven wacht!
Beſtuͤrtzte Seelen-Angſt! durchaus-vergaͤltes Leben!
Muß denn der Sorgen-Wurm ſtets an den Cedern kleben!
Kan denn kein Purper-Kleid nicht ohne Blutte ſein/
Und niſten in Scharlat nur fette Schlangen ein?
Muß Angſt und Aegel ſtets an Fuͤrſten-Adern nagen?
Muß den der Blitz allzeit nur in Palaͤſte ſchlagen?
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