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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
275.Biß endlich er von Brunst und rasend-blinden liben/
Ward durch ein wüttend Weib getriben:
Daß er doch ohne Schuld mir einen Blutt-Spruch schrieb/
Krafft dessen mir/ das Beil den Kopf abhieb.
Jedoch du Wütterich/ den Drach und Molch gesäuget/
280.Der du den Purper hast durch so viel Blutt befleck't/
Der doch für Stab und Stahl di Erdens-Götter deckt
Hast dir nur Glutt ins Haus/ Würm' in di Brust gezeuget/
Und dein Blutt-fettes Schwerd gewetzt/
Das dein verzweifelnd Arm dir selbst ans Hertze setz't.
285.Auch trifft der Donner nicht nur dich;
Di Schlangen werden der auch Gifft und Geist aussaugen/
Di als ein Basilisk' aus den entflammten Augen
Sprütz't eitel Mord und Tod' umb sich.
Du zaubernde Medea diser Zeit/
290.Egyptens Helena/ zwar durch dein lodernd Kleid/
Durch dein gebisamt Gift fällt der in mördrisch rasen/
Der dich als seinen Abgott ehrt;
Jedoch si/ di dis Fener aufgeblasen/
Erstick't auch in dem Rauch' und wird nebst ihm versehr't.
295.Er wache grimmer Fürst/ weil du dir durch di Brust/
Wi das Verhängnüs heist/ dis Schwerd hir treiben must!
Antigon. &) Wache Tiranne! denn Donner und Rache/
Artab. ) Krachet/ erwache! Verräthe/ erwache!
Antonius. Eros. Trabanten. Eteocles.
Anton. Auf/ Eros! Diner auf! es ist nicht schlaffens Zeit/
300.Nun auch der Abgrund selbst auf uns sein Feuerspei't!
Auf! auf! Mord/ Gift und Brand ist embsig uns zu tödten!
Auf! last der Ampeln Glas durch brennend Oel erröthen!
Auf Eros! ist kein Mensch der umb den Fürsten wacht'?
Eros. Ach! leb' ich? bin ich todt? wer stöhrt di schwartze
Nacht/
305.Mit Flammen/ Glutt und Licht? Anton. Auf! auf! Feind!
Feind! Trabanten.
Trabanten! seit ihr taub? was für Verächtee ranuten
Durch
D 4
CLEOPATRA.
275.Biß endlich er von Brunſt und raſend-blinden liben/
Ward durch ein wuͤttend Weib getriben:
Daß er doch ohne Schuld mir einen Blutt-Spruch ſchrieb/
Krafft deſſen mir/ das Beil den Kopf abhieb.
Jedoch du Wuͤtterich/ den Drach und Molch geſaͤuget/
280.Der du den Purper haſt durch ſo viel Blutt befleck’t/
Der doch fuͤr Stab und Stahl di Erdens-Goͤtter deckt
Haſt dir nur Glutt ins Haus/ Wuͤrm’ in di Bruſt gezeuget/
Und dein Blutt-fettes Schwerd gewetzt/
Das dein verzweifelnd Arm dir ſelbſt ans Hertze ſetz’t.
285.Auch trifft der Donner nicht nur dich;
Di Schlangen werden der auch Gifft und Geiſt ausſaugen/
Di als ein Baſiliſk’ aus den entflam̃ten Augen
Spruͤtz’t eitel Mord und Tod’ umb ſich.
Du zaubernde Medea diſer Zeit/
290.Egyptens Helena/ zwar durch dein lodernd Kleid/
Durch dein gebiſamt Gift faͤllt der in moͤrdriſch raſen/
Der dich als ſeinen Abgott ehrt;
Jedoch ſi/ di dis Fener aufgeblaſen/
Erſtick’t auch in dem Rauch’ und wird nebſt ihm verſehr’t.
295.Er wache grimmer Fuͤrſt/ weil du dir durch di Bruſt/
Wi das Verhaͤngnuͤs heiſt/ dis Schwerd hir treiben muſt!
Antigon. &) Wache Tiranne! denn Donner und Rache/
Artab. ) Krachet/ erwache! Verraͤthe/ erwache!
Antonius. Eros. Trabanten. Eteocles.
Anton. Auf/ Eros! Diner auf! es iſt nicht ſchlaffens Zeit/
300.Nun auch der Abgrund ſelbſt auf uns ſein Feuerſpei’t!
Auf! auf! Mord/ Gift und Brand iſt embſig uns zu toͤdten!
Auf! laſt der Ampeln Glas durch brennend Oel erroͤthen!
Auf Eros! iſt kein Menſch der umb den Fuͤrſten wacht’?
Eros. Ach! leb’ ich? bin ich todt? wer ſtoͤhrt di ſchwartze
Nacht/
305.Mit Flam̃en/ Glutt und Licht? Anton. Auf! auf! Feind!
Feind! Trabanten.
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D 4
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[0085] CLEOPATRA. Biß endlich er von Brunſt und raſend-blinden liben/ Ward durch ein wuͤttend Weib getriben: Daß er doch ohne Schuld mir einen Blutt-Spruch ſchrieb/ Krafft deſſen mir/ das Beil den Kopf abhieb. Jedoch du Wuͤtterich/ den Drach und Molch geſaͤuget/ Der du den Purper haſt durch ſo viel Blutt befleck’t/ Der doch fuͤr Stab und Stahl di Erdens-Goͤtter deckt Haſt dir nur Glutt ins Haus/ Wuͤrm’ in di Bruſt gezeuget/ Und dein Blutt-fettes Schwerd gewetzt/ Das dein verzweifelnd Arm dir ſelbſt ans Hertze ſetz’t. Auch trifft der Donner nicht nur dich; Di Schlangen werden der auch Gifft und Geiſt ausſaugen/ Di als ein Baſiliſk’ aus den entflam̃ten Augen Spruͤtz’t eitel Mord und Tod’ umb ſich. Du zaubernde Medea diſer Zeit/ Egyptens Helena/ zwar durch dein lodernd Kleid/ Durch dein gebiſamt Gift faͤllt der in moͤrdriſch raſen/ Der dich als ſeinen Abgott ehrt; Jedoch ſi/ di dis Fener aufgeblaſen/ Erſtick’t auch in dem Rauch’ und wird nebſt ihm verſehr’t. Er wache grimmer Fuͤrſt/ weil du dir durch di Bruſt/ Wi das Verhaͤngnuͤs heiſt/ dis Schwerd hir treiben muſt! Antigon. &) Wache Tiranne! denn Donner und Rache/ Artab. ) Krachet/ erwache! Verraͤthe/ erwache! Antonius. Eros. Trabanten. Eteocles. Anton. Auf/ Eros! Diner auf! es iſt nicht ſchlaffens Zeit/ Nun auch der Abgrund ſelbſt auf uns ſein Feuerſpei’t! Auf! auf! Mord/ Gift und Brand iſt embſig uns zu toͤdten! Auf! laſt der Ampeln Glas durch brennend Oel erroͤthen! Auf Eros! iſt kein Menſch der umb den Fuͤrſten wacht’? Eros. Ach! leb’ ich? bin ich todt? wer ſtoͤhrt di ſchwartze Nacht/ Mit Flam̃en/ Glutt und Licht? Anton. Auf! auf! Feind! Feind! Trabanten. Trabanten! ſeit ihr taub? was fuͤr Veraͤchtee ranuten Durch D 4

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/85>, abgerufen am 02.05.2024.