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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
Daß ihr di Natter selbst in eurem Busem hecket
Di euch beist/ sticht und necket.
Ja! nicht nur schreckt/ euch auch wol zwinget:
245.Daß ihm ein Blutt-Hund selbst verzagt sein Licht außläscht/
Und sein' ergrimmte Klau im eignen Blutte wäsch't.
Jn dem es ihm noch nicht so gutt gelinget:
Daß ihn ein frembder Dolch ja nicht sein Knecht umbbringet.
Jedoch! schau her! ich wil dir gnädig sein/
250.Und dir den Dinst nochthun/ den Sklaven dir versagen/
Di doch für deine Brust Schild/ Helm/ und Harmsch tragen/
Zu säncken dir dis Schwerd in Brunn der Adern ein;
Jn dem du Dolch wirst lernen müssen/
Wo nicht zuvor schon wissen
255.Daß der Tirannen Sarch und Mantel stets sei roth:
Jhr bluttig Ende fei keinmal ein trocken Todt:
Und/ daß sie aufs Busiris Mort-Altaren/
Zur gelben Zeres schwartzem Eydam fahren.
Artabaz. Geist. Halt halt! verzih! halt Stahl und Stoß
zu rücke!
260.Der Blutt-Hund ist nicht frembder Schwerdter wehrt:
Recht ists: daß der durch eigne Faust ersticke/
Der sich von Schweiß' und andrer Blutte nehr't.
Antig. Geist. Erschrecklicher Palast/ da so viel Geister irren!
Da so viel Zimmer nichts als Todten-Grüffte sein!
265.Welch neu Gespenste dringt sich durch di Pfosten ein?
Was hör' ich umb den Leib für güldne Ketten schwirren?
Sein Haupt bekrönet Gold/ di Füsse tragen Stahl
Und sein entblöß'ter Hals ein bluttig Wunden-Mahl.
Artabaz. Geist. Das Haupt Armeniens hat difem Mörder
müssen/
270.Auch Füß' und Bügel küssen.
Der Räuber samlete den Schweiß der Völcker ein/
Daß er durch meiner kostbahr'n Fässel Zihrde/
Bezeugte seine Mord-begihrde/
Nebst der meist ein Tirann verschwändrisch pflegt sein;
Biß
CLEOPATRA.
Daß ihr di Natter ſelbſt in eurem Buſem hecket
Di euch beiſt/ ſticht und necket.
Ja! nicht nur ſchreckt/ euch auch wol zwinget:
245.Daß ihm ein Blutt-Hund ſelbſt verzagt ſein Licht außlaͤſcht/
Und ſein’ ergrim̃te Klau im eignen Blutte waͤſch’t.
Jn dem es ihm noch nicht ſo gutt gelinget:
Daß ihn ein frembder Dolch ja nicht ſein Knecht umbbringet.
Jedoch! ſchau her! ich wil dir gnaͤdig ſein/
250.Und dir den Dinſt nochthun/ den Sklaven dir verſagen/
Di doch fuͤr deine Bruſt Schild/ Helm/ und Harmſch tragen/
Zu ſaͤncken dir dis Schwerd in Brunn der Adern ein;
Jn dem du Dolch wirſt lernen muͤſſen/
Wo nicht zuvor ſchon wiſſen
255.Daß der Tirannen Sarch und Mantel ſtets ſei roth:
Jhr bluttig Ende fei keinmal ein trocken Todt:
Und/ daß ſie aufs Buſiris Mort-Altaren/
Zur gelben Zeres ſchwartzem Eydam fahren.
Artabaz. Geiſt. Halt halt! verzih! halt Stahl und Stoß
zu ruͤcke!
260.Der Blutt-Hund iſt nicht frembder Schwerdter wehrt:
Recht iſts: daß der durch eigne Fauſt erſticke/
Der ſich von Schweiß’ und andrer Blutte nehr’t.
Antig. Geiſt. Erſchrecklicher Palaſt/ da ſo viel Geiſter irren!
Da ſo viel Zimmer nichts als Todten-Gruͤffte ſein!
265.Welch neu Geſpenſte dringt ſich durch di Pfoſten ein?
Was hoͤr’ ich umb den Leib fuͤr guͤldne Ketten ſchwirren?
Sein Haupt bekroͤnet Gold/ di Fuͤſſe tragen Stahl
Und ſein entbloͤß’ter Hals ein bluttig Wunden-Mahl.
Artabaz. Geiſt. Das Haupt Armeniens hat difem Moͤrder
muͤſſen/
270.Auch Fuͤß’ und Buͤgel kuͤſſen.
Der Raͤuber ſamlete den Schweiß der Voͤlcker ein/
Daß er durch meiner koſtbahr’n Faͤſſel Zihrde/
Bezeugte ſeine Mord-begihrde/
Nebſt der meiſt ein Tirann verſchwaͤndriſch pflegt ſein;
Biß
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[0084] CLEOPATRA. Daß ihr di Natter ſelbſt in eurem Buſem hecket Di euch beiſt/ ſticht und necket. Ja! nicht nur ſchreckt/ euch auch wol zwinget: Daß ihm ein Blutt-Hund ſelbſt verzagt ſein Licht außlaͤſcht/ Und ſein’ ergrim̃te Klau im eignen Blutte waͤſch’t. Jn dem es ihm noch nicht ſo gutt gelinget: Daß ihn ein frembder Dolch ja nicht ſein Knecht umbbringet. Jedoch! ſchau her! ich wil dir gnaͤdig ſein/ Und dir den Dinſt nochthun/ den Sklaven dir verſagen/ Di doch fuͤr deine Bruſt Schild/ Helm/ und Harmſch tragen/ Zu ſaͤncken dir dis Schwerd in Brunn der Adern ein; Jn dem du Dolch wirſt lernen muͤſſen/ Wo nicht zuvor ſchon wiſſen Daß der Tirannen Sarch und Mantel ſtets ſei roth: Jhr bluttig Ende fei keinmal ein trocken Todt: Und/ daß ſie aufs Buſiris Mort-Altaren/ Zur gelben Zeres ſchwartzem Eydam fahren. Artabaz. Geiſt. Halt halt! verzih! halt Stahl und Stoß zu ruͤcke! Der Blutt-Hund iſt nicht frembder Schwerdter wehrt: Recht iſts: daß der durch eigne Fauſt erſticke/ Der ſich von Schweiß’ und andrer Blutte nehr’t. Antig. Geiſt. Erſchrecklicher Palaſt/ da ſo viel Geiſter irren! Da ſo viel Zimmer nichts als Todten-Gruͤffte ſein! Welch neu Geſpenſte dringt ſich durch di Pfoſten ein? Was hoͤr’ ich umb den Leib fuͤr guͤldne Ketten ſchwirren? Sein Haupt bekroͤnet Gold/ di Fuͤſſe tragen Stahl Und ſein entbloͤß’ter Hals ein bluttig Wunden-Mahl. Artabaz. Geiſt. Das Haupt Armeniens hat difem Moͤrder muͤſſen/ Auch Fuͤß’ und Buͤgel kuͤſſen. Der Raͤuber ſamlete den Schweiß der Voͤlcker ein/ Daß er durch meiner koſtbahr’n Faͤſſel Zihrde/ Bezeugte ſeine Mord-begihrde/ Nebſt der meiſt ein Tirann verſchwaͤndriſch pflegt ſein; Biß

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/84>, abgerufen am 25.11.2024.