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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
Cleopatr. Setzt mir nicht ferner zu mit den unfruchtbarn
Thränen!
Helfft mir vielmehr den Weg in disen Garten Bähnen/
Da ich mein Leben kan der Nachwelt pfropfen ein.
140.Knüpf't in mein trauses Haar di Diamanten ein/
Bekräntzt mein Himmlisch Haupt mit Rosen und Narzissen/
Last meinen nackten Hals di Muschel-Töchter küssen/
Den Armen legt Schmaragd den Achseln Purper an/
Beblümt den hohen Sarch mit Klee und Tulipan/
145.Hüll't auf das Leichentuch von Karmesinen Sammet;
Macht: daß der Ampeln Gold mit Jerschons Balsam flam-
met.
Streut Weyrauch auf di Glutt/ und Feilgen umb di Baar'/
Eylt/ flechtet Roßmarin und Eppich umb's Altar/
Beräuchert/ füllt den Sarch mit Aloen und Mirrhen:
150.Bringt Bisam in Rubin/ Zibeth in Gold-Geschirren/
Versöhnt durch Opffer-Blutt di blassen Geister mir.
Wolan! ist alles recht? ist/ was ich wünsch'/ allhter?
So komm' O süsser Todt/ O libstes Wolgefallen!
Kommt und erquicket mich vergiftete Kristallen!
155.Jch küsse Gifft und Glas!
Charm. Hilf Himmel! haltet an!
Cleop. Laß mich!
Iras. Princessin halt!
Cleopatr. Zähm't/
euren thörchteu Wahn!
Cyll. Princessin/ denckt zu rück'.
Cleop. Umbsonst! ihr
wehr't vergebens.
Charm. Ach Gott! was sehen wir?
Cleopatr. O Nectar
unsers Lebens!
O Labsal unsrer Seel'! O zucker-süsses Gifft!
Wol disem! der durch dich so trüber Noth entschifft!
Der in dem Todten-Bild sem einigs Heil vermummet!
160.Wol disem!
Charm. Si er blast.
Iras. Prinzessin!
Charm.
Sie verstummet.
Cyll. Si röchelt!
Charm. Si erstirbt.
Iras. Prinzeß' be-
sinnt euch doch!
Cyll. Reiss't ihr di Kleider auf!
Iras. fühlt/ schlägt der Pulß
ihr noch:
Princessin!
CLEOPATRA.
Cleopatr. Setzt mir nicht ferner zu mit den unfruchtbarn
Thraͤnen!
Helfft mir vielmehr den Weg in diſen Garten Baͤhnen/
Da ich mein Leben kan der Nachwelt pfropfen ein.
140.Knuͤpf’t in mein trauſes Haar di Diamanten ein/
Bekraͤntzt mein Him̃liſch Haupt mit Roſen und Narziſſen/
Laſt meinen nackten Hals di Muſchel-Toͤchter kuͤſſen/
Den Armen legt Schmaragd den Achſeln Purper an/
Bebluͤmt den hohen Sarch mit Klee und Tulipan/
145.Huͤll’t auf das Leichentuch von Karmeſinen Sam̃et;
Macht: daß der Ampeln Gold mit Jerſchons Balſam flam-
met.
Streut Weyrauch auf di Glutt/ und Feilgen umb di Baar’/
Eylt/ flechtet Roßmarin und Eppich umb’s Altar/
Beraͤuchert/ fuͤllt den Sarch mit Aloen und Mirrhen:
150.Bringt Biſam in Rubin/ Zibeth in Gold-Geſchirren/
Verſoͤhnt durch Opffer-Blutt di blaſſen Geiſter mir.
Wolan! iſt alles recht? iſt/ was ich wuͤnſch’/ allhter?
So kom̃’ O ſuͤſſer Todt/ O libſtes Wolgefallen!
Kom̃t und erquicket mich vergiftete Kriſtallen!
155.Jch kuͤſſe Gifft und Glas!
Charm. Hilf Himmel! haltet an!
Cleop. Laß mich!
Iras. Princeſſin halt!
Cleopatr. Zaͤhm’t/
euren thoͤrchteu Wahn!
Cyll. Princeſſin/ denckt zu ruͤck’.
Cleop. Umbſonſt! ihr
wehr’t vergebens.
Charm. Ach Gott! was ſehen wir?
Cleopatr. O Nectar
unſers Lebens!
O Labſal unſrer Seel’! O zucker-ſuͤſſes Gifft!
Wol diſem! der durch dich ſo truͤber Noth entſchifft!
Der in dem Todten-Bild ſem einigs Heil vermummet!
160.Wol diſem!
Charm. Si er blaſt.
Iras. Prinzeſſin!
Charm.
Sie verſtummet.
Cyll. Si roͤchelt!
Charm. Si erſtirbt.
Iras. Prinzeß’ be-
ſinnt euch doch!
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/80>, abgerufen am 25.11.2024.