Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite
375.
Burrh. Hat sie dem Plautus nicht verlobet Eh' und Krone?
Agrip. Jhr Gotter! Wird kein Blitz Verläumbdern nicht
zu Lohne!
Dem Plautus? Wir? Den Thron? Di Eh'? Brich Ab-
grund brich!
Brich! schlinge diesen Dampff der Lüg[en] ein in dich!
Welch Mörder hat erdacht? Welch Teuffel kont ersin-
nen/
380.Uns ein solch Lebens-Netz/ diß Ehren-Garn zu spinnen?
Sagt/ denn wir woll'n durchaus es wissen/ wer es sey?
Der diß Verleumbdungs-Gifft dem Käyser brachte bey.
Seneca. Silane/ die den Schluß der Heyrath selbsi gele-
sen.
Agrip. Silan ist dieses Bruts Gebährerin gewesen?
385.Hilff Himmel! ich erstarr! Alleine sag't uns an:
Ob ein unfruchtbar Weib vernünfftig urtheiln kan
Von Müttern? mein't der Wurm? Daß ein recht Mut-
ter-Hertze/
Wie ein unkeuscher Balg mit ihren Buhlern schertze?
Silane wechselt ja durch Ehbruch Hertz und Gunst
390.So offt ihr Hurenbett erkaltet von der Brunst/
Und auff was neues sinn t: Jn meinen Mutter-Brü-
sten
Läst mich kein Kalt-seyn nicht nach frembder Glutt gelü-
sten.
Seneca. Calvisius/ Jtur bezeugen's neben ihr.
Agrip. Jst's glaublich: Daß diß Paar solch Schelmstück
nehme für?
395.Jedoch/ was wundert's uns? Daß dieses Paar zu Liebe
Der alten Bestien durch Meyneyd uns betrübe:
Diß ist ihr einig Danck für diß: Daß sie den Werth
Der Gütter/ neben ihr höchstliederlich verzehr't.
Nun urtheil't/ ob uns diß kan Kinder-Mord anbrennen/
400.Und unsers Sohnes Hertz von seiner Mutter trennen.
Burrh. Die Schutz-red ist bißher was scheinbar zwar ge-
stell't/
Doch/ wo ihr Schild den Stich/ ihr Schein nicht Farbe
hält.
Beruht
375.
Burrh. Hat ſie dem Plautus nicht verlobet Eh’ uñ Krone?
Agrip. Jhr Gotter! Wird kein Blitz Verlaͤumbdern nicht
zu Lohne!
Dem Plautus? Wir? Den Thron? Di Eh’? Brich Ab-
grund brich!
Brich! ſchlinge dieſen Dampff der Luͤg[en] ein in dich!
Welch Moͤrder hat erdacht? Welch Teuffel kont erſin-
nen/
380.Uns ein ſolch Lebens-Netz/ diß Ehren-Garn zu ſpinnen?
Sagt/ denn wir woll’n durchaus es wiſſen/ wer es ſey?
Der diß Verleumbdungs-Gifft dem Kaͤyſer brachte bey.
Seneca. Silane/ die den Schluß der Heyrath ſelbſi gele-
ſen.
Agrip. Silan iſt dieſes Bruts Gebaͤhrerin geweſen?
385.Hilff Himmel! ich erſtarr! Alleine ſag’t uns an:
Ob ein unfruchtbar Weib vernuͤnfftig urtheiln kan
Von Muͤttern? mein’t der Wurm? Daß ein recht Mut-
ter-Hertze/
Wie ein unkeuſcher Balg mit ihren Buhlern ſchertze?
Silane wechſelt ja durch Ehbruch Hertz und Gunſt
390.So offt ihr Hurenbett erkaltet von der Brunſt/
Und auff was neues ſinn t: Jn meinen Mutter-Bruͤ-
ſten
Laͤſt mich kein Kalt-ſeyn nicht nach frembder Glutt geluͤ-
ſten.
Seneca. Calviſius/ Jtur bezeugen’s neben ihr.
Agrip. Jſt’s glaublich: Daß diß Paar ſolch Schelmſtuͤck
nehme fuͤr?
395.Jedoch/ was wundert’s uns? Daß dieſes Paar zu Liebe
Der alten Beſtien durch Meyneyd uns betruͤbe:
Diß iſt ihr einig Danck fuͤr diß: Daß ſie den Werth
Der Guͤtter/ neben ihr hoͤchſtliederlich verzehr’t.
Nun urtheil’t/ ob uns diß kan Kinder-Mord anbrennen/
400.Und unſers Sohnes Hertz von ſeiner Mutter trennen.
Burrh. Die Schutz-red iſt bißher was ſcheinbar zwar ge-
ſtell’t/
Doch/ wo ihr Schild den Stich/ ihr Schein nicht Farbe
haͤlt.
Beruht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0033" n="15."/>
        <note place="left">375.</note>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Burrh.</hi> </speaker>
          <p>Hat &#x017F;ie dem Plautus nicht verlobet Eh&#x2019; uñ Krone?</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Agrip.</hi> </speaker>
          <p>Jhr Gotter! Wird kein Blitz Verla&#x0364;umbdern nicht<lb/><hi rendition="#et">zu Lohne!</hi><lb/>
Dem Plautus? Wir? Den Thron? Di Eh&#x2019;? Brich Ab-<lb/><hi rendition="#et">grund brich!</hi><lb/>
Brich! &#x017F;chlinge die&#x017F;en Dampff der Lu&#x0364;g<supplied>en</supplied> ein in dich!<lb/>
Welch Mo&#x0364;rder hat erdacht? Welch Teuffel kont er&#x017F;in-<lb/><hi rendition="#et">nen/</hi><lb/><note place="left">380.</note>Uns ein &#x017F;olch Lebens-Netz/ diß Ehren-Garn zu &#x017F;pinnen?<lb/>
Sagt/ denn wir woll&#x2019;n durchaus es wi&#x017F;&#x017F;en/ wer es &#x017F;ey?<lb/>
Der diß Verleumbdungs-Gifft dem Ka&#x0364;y&#x017F;er brachte bey.</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Seneca.</hi> </speaker>
          <p>Silane/ die den Schluß der Heyrath &#x017F;elb&#x017F;i gele-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;en.</hi></p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Agrip.</hi> </speaker>
          <p>Silan i&#x017F;t die&#x017F;es Bruts Geba&#x0364;hrerin gewe&#x017F;en?<lb/><note place="left">385.</note>Hilff Himmel! ich er&#x017F;tarr! Alleine &#x017F;ag&#x2019;t uns an:<lb/>
Ob ein unfruchtbar Weib vernu&#x0364;nfftig urtheiln kan<lb/>
Von Mu&#x0364;ttern? mein&#x2019;t der Wurm? Daß ein recht Mut-<lb/><hi rendition="#et">ter-Hertze/</hi><lb/>
Wie ein unkeu&#x017F;cher Balg mit ihren Buhlern &#x017F;chertze?<lb/>
Silane wech&#x017F;elt ja durch Ehbruch Hertz und Gun&#x017F;t<lb/><note place="left">390.</note>So offt ihr Hurenbett erkaltet von der Brun&#x017F;t/<lb/>
Und auff was neues &#x017F;inn t: Jn meinen Mutter-Bru&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ten</hi><lb/>
La&#x0364;&#x017F;t mich kein Kalt-&#x017F;eyn nicht nach frembder Glutt gelu&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ten.</hi></p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Seneca.</hi> </speaker>
          <p>Calvi&#x017F;ius/ Jtur bezeugen&#x2019;s neben ihr.</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Agrip.</hi> </speaker>
          <p>J&#x017F;t&#x2019;s glaublich: Daß diß Paar &#x017F;olch Schelm&#x017F;tu&#x0364;ck<lb/><hi rendition="#et">nehme fu&#x0364;r?</hi><lb/><note place="left">395.</note>Jedoch/ was wundert&#x2019;s uns? Daß die&#x017F;es Paar zu Liebe<lb/>
Der alten Be&#x017F;tien durch Meyneyd uns betru&#x0364;be:<lb/>
Diß i&#x017F;t ihr einig Danck fu&#x0364;r diß: Daß &#x017F;ie den Werth<lb/>
Der Gu&#x0364;tter/ neben ihr ho&#x0364;ch&#x017F;tliederlich verzehr&#x2019;t.<lb/>
Nun urtheil&#x2019;t/ ob uns diß kan Kinder-Mord anbrennen/<lb/><note place="left">400.</note>Und un&#x017F;ers Sohnes Hertz von &#x017F;einer Mutter trennen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Burrh.</hi> </speaker>
          <p>Die Schutz-red i&#x017F;t bißher was &#x017F;cheinbar zwar ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tell&#x2019;t/</hi><lb/>
Doch/ wo ihr Schild den Stich/ ihr Schein nicht Farbe<lb/><hi rendition="#et">ha&#x0364;lt.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Beruht</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15./0033] Burrh. Hat ſie dem Plautus nicht verlobet Eh’ uñ Krone? Agrip. Jhr Gotter! Wird kein Blitz Verlaͤumbdern nicht zu Lohne! Dem Plautus? Wir? Den Thron? Di Eh’? Brich Ab- grund brich! Brich! ſchlinge dieſen Dampff der Luͤgen ein in dich! Welch Moͤrder hat erdacht? Welch Teuffel kont erſin- nen/ Uns ein ſolch Lebens-Netz/ diß Ehren-Garn zu ſpinnen? Sagt/ denn wir woll’n durchaus es wiſſen/ wer es ſey? Der diß Verleumbdungs-Gifft dem Kaͤyſer brachte bey. Seneca. Silane/ die den Schluß der Heyrath ſelbſi gele- ſen. Agrip. Silan iſt dieſes Bruts Gebaͤhrerin geweſen? Hilff Himmel! ich erſtarr! Alleine ſag’t uns an: Ob ein unfruchtbar Weib vernuͤnfftig urtheiln kan Von Muͤttern? mein’t der Wurm? Daß ein recht Mut- ter-Hertze/ Wie ein unkeuſcher Balg mit ihren Buhlern ſchertze? Silane wechſelt ja durch Ehbruch Hertz und Gunſt So offt ihr Hurenbett erkaltet von der Brunſt/ Und auff was neues ſinn t: Jn meinen Mutter-Bruͤ- ſten Laͤſt mich kein Kalt-ſeyn nicht nach frembder Glutt geluͤ- ſten. Seneca. Calviſius/ Jtur bezeugen’s neben ihr. Agrip. Jſt’s glaublich: Daß diß Paar ſolch Schelmſtuͤck nehme fuͤr? Jedoch/ was wundert’s uns? Daß dieſes Paar zu Liebe Der alten Beſtien durch Meyneyd uns betruͤbe: Diß iſt ihr einig Danck fuͤr diß: Daß ſie den Werth Der Guͤtter/ neben ihr hoͤchſtliederlich verzehr’t. Nun urtheil’t/ ob uns diß kan Kinder-Mord anbrennen/ Und unſers Sohnes Hertz von ſeiner Mutter trennen. Burrh. Die Schutz-red iſt bißher was ſcheinbar zwar ge- ſtell’t/ Doch/ wo ihr Schild den Stich/ ihr Schein nicht Farbe haͤlt. Beruht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/33
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 15.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/33>, abgerufen am 22.11.2024.