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Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

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680.Daß ich mir zur Artzney aus ihm die Schlange schneide/
Die gestern er verschlang. Gib mir die Gall' itzt her
Des Fisches/ der ein Schiff kan hemmen in dem Meer'
Jtzt muß die Lunge nicht der Krähe seyn vergessen/
Die neunmal hundert Jahr von Aeßern hat gefressen.
685.Wo ist des Maulworffs Hertz und dises/ das mein Arm
Bey neuem Mondenschein der Widehopffe warm
Aus ihren Därmen rieß: Jch muß es bald verschlingen.
Denn Hecate steig't auf. Du must mir Milch herbringen
Von einer schwartzen Kuh/ umb also bald zu sehn/
690.Was künfftig in der Welt/ im Himmel sol gescheh'n!
Gib her den Ananchit aus meinen kräft'gen Steinen/
Der auch die Götter selbst kan zwingen zu erscheinen.
Wirff von der Fleder-Mauß die Leber in die Glutt.
Jtzt misch' ich Phoenix-Asch' in Pelickanen Blutt/
695.Nebst eines Seiden-Wurms niemals entseelter Leichen.
Wie diese neuen Geist von lauer Wärmbd' erreichen/
Wie Pelicanen Blutt die Jungen lebend mach't/
Wie aus des Phoenix Asch' ein Jüngerer erwach't;
So soll ein frischer Geist beseelen dis Gebeine.
700.Es zeug't sich Hecate schon mit geneigtem Scheine/
Und hemmt den schlaffen Zaum der weissen Ochßen an:
Daß Mitter Nacht sich nicht so bald entfernen kan/
Die Zeit die zu dem Werck' allein ist außgestecket.
Es schläff't und schweig't/ was Schilff/ was Laub/ und
Himmel decket/
705.Kein Fisch schwimm't durch die See/ kein Vogel durch die
Lufft
Außschrecken der durch mich entdeckten Todten-Grufft/
Die Eule häulet nur/ die grüne Natter zischet/
Die Feuer-Krette girr't. Mein Schweis werd' abgewi-
schet.
Mein Sohn/ nun binde mir den Schlangen-Krantz umb's
Haupt.
710.Weil dir noch neben mir zu bleiben ist erlaubt/
Wenn du mit Salbe mir/ die mich nach Wunsch in Ra-
ben
Jn Katz' und Wolff verkehr't/ die Brust gesalb't wirst ha-
ben.
Wo
680.Daß ich mir zur Artzney aus ihm die Schlange ſchneide/
Die geſtern er verſchlang. Gib mir die Gall’ itzt her
Des Fiſches/ der ein Schiff kan hemmen in dem Meer’
Jtzt muß die Lunge nicht der Kraͤhe ſeyn vergeſſen/
Die neunmal hundert Jahr von Aeßern hat gefreſſen.
685.Wo iſt des Maulworffs Hertz und diſes/ das mein Arm
Bey neuem Mondenſchein der Widehopffe warm
Aus ihren Daͤrmen rieß: Jch muß es bald verſchlingen.
Denn Hecate ſteig’t auf. Du muſt mir Milch herbringen
Von einer ſchwartzen Kuh/ umb alſo bald zu ſehn/
690.Was kuͤnfftig in der Welt/ im Himmel ſol geſcheh’n!
Gib her den Ananchit aus meinen kraͤft’gen Steinen/
Der auch die Goͤtter ſelbſt kan zwingen zu erſcheinen.
Wirff von der Fleder-Mauß die Leber in die Glutt.
Jtzt miſch’ ich Phoenix-Aſch’ in Pelickanen Blutt/
695.Nebſt eines Seiden-Wurms niemals entſeelter Leichen.
Wie dieſe neuen Geiſt von lauer Waͤrmbd’ erreichen/
Wie Pelicanen Blutt die Jungen lebend mach’t/
Wie aus des Phoenix Aſch’ ein Juͤngerer erwach’t;
So ſoll ein friſcher Geiſt beſeelen dis Gebeine.
700.Es zeug’t ſich Hecate ſchon mit geneigtem Scheine/
Und hemmt den ſchlaffen Zaum der weiſſen Ochßen an:
Daß Mitter Nacht ſich nicht ſo bald entfernen kan/
Die Zeit die zu dem Werck’ allein iſt außgeſtecket.
Es ſchlaͤff’t und ſchweig’t/ was Schilff/ was Laub/ und
Himmel decket/
705.Kein Fiſch ſchwimm’t durch die See/ kein Vogel durch die
Lufft
Außſchrecken der durch mich entdeckten Todten-Grufft/
Die Eule haͤulet nur/ die gruͤne Natter ziſchet/
Die Feuer-Krette girr’t. Mein Schweis werd’ abgewi-
ſchet.
Mein Sohn/ nun binde mir den Schlangen-Krantz umb’s
Haupt.
710.Weil dir noch neben mir zu bleiben iſt erlaubt/
Wenn du mit Salbe mir/ die mich nach Wunſch in Ra-
ben
Jn Katz’ und Wolff verkehr’t/ die Bruſt geſalb’t wirſt ha-
ben.
Wo
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[107./0125] Daß ich mir zur Artzney aus ihm die Schlange ſchneide/ Die geſtern er verſchlang. Gib mir die Gall’ itzt her Des Fiſches/ der ein Schiff kan hemmen in dem Meer’ Jtzt muß die Lunge nicht der Kraͤhe ſeyn vergeſſen/ Die neunmal hundert Jahr von Aeßern hat gefreſſen. Wo iſt des Maulworffs Hertz und diſes/ das mein Arm Bey neuem Mondenſchein der Widehopffe warm Aus ihren Daͤrmen rieß: Jch muß es bald verſchlingen. Denn Hecate ſteig’t auf. Du muſt mir Milch herbringen Von einer ſchwartzen Kuh/ umb alſo bald zu ſehn/ Was kuͤnfftig in der Welt/ im Himmel ſol geſcheh’n! Gib her den Ananchit aus meinen kraͤft’gen Steinen/ Der auch die Goͤtter ſelbſt kan zwingen zu erſcheinen. Wirff von der Fleder-Mauß die Leber in die Glutt. Jtzt miſch’ ich Phoenix-Aſch’ in Pelickanen Blutt/ Nebſt eines Seiden-Wurms niemals entſeelter Leichen. Wie dieſe neuen Geiſt von lauer Waͤrmbd’ erreichen/ Wie Pelicanen Blutt die Jungen lebend mach’t/ Wie aus des Phoenix Aſch’ ein Juͤngerer erwach’t; So ſoll ein friſcher Geiſt beſeelen dis Gebeine. Es zeug’t ſich Hecate ſchon mit geneigtem Scheine/ Und hemmt den ſchlaffen Zaum der weiſſen Ochßen an: Daß Mitter Nacht ſich nicht ſo bald entfernen kan/ Die Zeit die zu dem Werck’ allein iſt außgeſtecket. Es ſchlaͤff’t und ſchweig’t/ was Schilff/ was Laub/ und Himmel decket/ Kein Fiſch ſchwimm’t durch die See/ kein Vogel durch die Lufft Außſchrecken der durch mich entdeckten Todten-Grufft/ Die Eule haͤulet nur/ die gruͤne Natter ziſchet/ Die Feuer-Krette girr’t. Mein Schweis werd’ abgewi- ſchet. Mein Sohn/ nun binde mir den Schlangen-Krantz umb’s Haupt. Weil dir noch neben mir zu bleiben iſt erlaubt/ Wenn du mit Salbe mir/ die mich nach Wunſch in Ra- ben Jn Katz’ und Wolff verkehr’t/ die Bruſt geſalb’t wirſt ha- ben. Wo

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 107.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/125>, abgerufen am 22.11.2024.