Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.
645.Wo ist das Zackel-Kraut/ das Wein in Wasser kehr't? Fehl't Osirite nicht/ durch welche man beschwer't Der Todten blaße Schaar? Du must das Kraut anzün- den/ Dardurch man kan den Schatz verliebter Träume finden. Schau: Daß die Mauer-Raut' auch unvergessen sey/ 650.Die Riegel lösen kan/ und Steine bricht entzwey/ Wenn sie die Wiede-hopff' hat in ihr Nest vergraben. Jtzt muß ich Krausemüntz' und frischen Knobloch haben. Wo ist der Agrippin' ihr wächsern Ebenbild? Gib den geheimbsten Zeug in Seiden eingehüll't. 655.Wie dieser Weyrauch-Safft dem Feuer gibt das Leben/ So soll dis Opffer auch den Geist ihr wieder geben. Mein Sohn/ nun geh' und liß aus Asche Flamm und Graus Der Agrippinen Bein' und schwartze Knochen aus; Des Mnesters Leiche sey geleg't zu meinen Füssen/ 660.Damit ich alles kan in heil' gen Zirckel schlüssen. Du unbeseeltes Bild/ ihr glimmenden Gebein'/ Jch flöß' euch Sonnen-schweis und Schaum vom Mon- den ein/ Umb die versängte Krafft des feuchten zu ergäntzen. Die Augen die an Luchß'/ und Basilißken gläntzen/ 665.Das Kraut/ das/ steckt man nicht Dianen Opffer an/ Wenn man's ins Wasser wirft/ die Augen bländen kan/ Des Habicht-krautes Safft/ die das Gesicht erfrischet/ Solln in dis Heyligthumb ietzt werden eingemischet Umb zu ersätzen ihr ihr außgeleschtes Licht. 670.Hier ist die Heydechs-Haut/ die sie/ weil sie sich nicht Uns gönnet/ selbst verschling't. Die wird die Würckung ha- Mit neuem Fleisch und Haut die Todte zu begaben. (ben Hier füllet frisch Gehirn' ihr leeres Todten-Haupt/ Das ich den Molchen hab' am fruchtbarn Nil geraub't. 675.Jtzt eign' ich ihr das Marck von ungebohrnen Kindern. Die Fäule müssen Myrrh' und Zeder-Oel verhindern/ Und dem Gehöre muß ein klingend Adler- stein/ Den er ins höchste Nest verstecket/ hülffbar seyn. Nun reiche mir/ mein Sohn/ des Hirsches Eingeweide: Daß
645.Wo iſt das Zackel-Kraut/ das Wein in Waſſer kehr’t? Fehl’t Oſirite nicht/ durch welche man beſchwer’t Der Todten blaße Schaar? Du muſt das Kraut anzuͤn- den/ Dardurch man kan den Schatz verliebter Traͤume finden. Schau: Daß die Mauer-Raut’ auch unvergeſſen ſey/ 650.Die Riegel loͤſen kan/ und Steine bricht entzwey/ Wenn ſie die Wiede-hopff’ hat in ihr Neſt vergraben. Jtzt muß ich Krauſemuͤntz’ und friſchen Knobloch haben. Wo iſt der Agrippin’ ihr waͤchſern Ebenbild? Gib den geheimbſten Zeug in Seiden eingehuͤll’t. 655.Wie dieſer Weyrauch-Safft dem Feuer gibt das Leben/ So ſoll dis Opffer auch den Geiſt ihr wieder geben. Mein Sohn/ nun geh’ und liß aus Aſche Flamm und Graus Der Agrippinen Bein’ und ſchwartze Knochen aus; Des Mneſters Leiche ſey geleg’t zu meinen Fuͤſſen/ 660.Damit ich alles kan in heil’ gen Zirckel ſchluͤſſen. Du unbeſeeltes Bild/ ihr glimmenden Gebein’/ Jch floͤß’ euch Sonnen-ſchweis und Schaum vom Mon- den ein/ Umb die verſaͤngte Krafft des feuchten zu ergaͤntzen. Die Augen die an Luchß’/ und Baſilißken glaͤntzen/ 665.Das Kraut/ das/ ſteckt man nicht Dianen Opffer an/ Wenn man’s ins Waſſer wirft/ die Augen blaͤnden kan/ Des Habicht-krautes Safft/ die das Geſicht erfriſchet/ Solln in dis Heyligthumb ietzt werden eingemiſchet Umb zu erſaͤtzen ihr ihr außgeleſchtes Licht. 670.Hier iſt die Heydechs-Haut/ die ſie/ weil ſie ſich nicht Uns goͤñet/ ſelbſt verſchling’t. Die wird die Wuͤrckung ha- Mit neuem Fleiſch und Haut die Todte zu begaben. (bẽ Hier fuͤllet friſch Gehirn’ ihr leeres Todten-Haupt/ Das ich den Molchen hab’ am fruchtbarn Nil geraub’t. 675.Jtzt eign’ ich ihr das Marck von ungebohrnen Kindern. Die Faͤule muͤſſen Myrrh’ und Zeder-Oel verhindern/ Und dem Gehoͤre muß ein klingend Adler- ſtein/ Den er ins hoͤchſte Neſt verſtecket/ huͤlffbar ſeyn. Nun reiche mir/ mein Sohn/ des Hirſches Eingeweide: Daß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp> <p><pb facs="#f0124" n="106."/><note place="left">645.</note>Wo iſt das Zackel-Kraut/ das Wein in Waſſer kehr’t?<lb/> Fehl’t Oſirite nicht/ durch welche man beſchwer’t<lb/> Der Todten blaße Schaar? Du muſt das Kraut anzuͤn-<lb/><hi rendition="#et">den/</hi><lb/> Dardurch man kan den Schatz verliebter Traͤume finden.<lb/> Schau: Daß die Mauer-Raut’ auch unvergeſſen ſey/<lb/><note place="left">650.</note>Die Riegel loͤſen kan/ und Steine bricht entzwey/<lb/> Wenn ſie die Wiede-hopff’ hat in ihr Neſt vergraben.<lb/> Jtzt muß ich Krauſemuͤntz’ und friſchen Knobloch haben.<lb/> Wo iſt der Agrippin’ ihr waͤchſern Ebenbild?<lb/> Gib den geheimbſten Zeug in Seiden eingehuͤll’t.<lb/><note place="left">655.</note>Wie dieſer Weyrauch-Safft dem Feuer gibt das Leben/<lb/> So ſoll dis Opffer auch den Geiſt ihr wieder geben.<lb/> Mein Sohn/ nun geh’ und liß aus Aſche Flamm und<lb/><hi rendition="#et">Graus</hi><lb/> Der Agrippinen Bein’ und ſchwartze Knochen aus;<lb/> Des Mneſters Leiche ſey geleg’t zu meinen Fuͤſſen/<lb/><note place="left">660.</note>Damit ich alles kan in heil’ gen Zirckel ſchluͤſſen.<lb/> Du unbeſeeltes Bild/ ihr glimmenden Gebein’/<lb/> Jch floͤß’ euch Sonnen-ſchweis und Schaum vom Mon-<lb/><hi rendition="#et">den ein/</hi><lb/> Umb die verſaͤngte Krafft des feuchten zu ergaͤntzen.<lb/> Die Augen die an Luchß’/ und Baſilißken glaͤntzen/<lb/><note place="left">665.</note>Das Kraut/ das/ ſteckt man nicht Dianen Opffer an/<lb/> Wenn man’s ins Waſſer wirft/ die Augen blaͤnden kan/<lb/> Des Habicht-krautes Safft/ die das Geſicht erfriſchet/<lb/> Solln in dis Heyligthumb ietzt werden eingemiſchet<lb/> Umb zu erſaͤtzen ihr ihr außgeleſchtes Licht.<lb/><note place="left">670.</note>Hier iſt die Heydechs-Haut/ die ſie/ weil ſie ſich nicht<lb/> Uns goͤñet/ ſelbſt verſchling’t. Die wird die Wuͤrckung ha-<lb/> Mit neuem Fleiſch und Haut die Todte zu begaben. (bẽ<lb/> Hier fuͤllet friſch Gehirn’ ihr leeres Todten-Haupt/<lb/> Das ich den Molchen hab’ am fruchtbarn Nil geraub’t.<lb/><note place="left">675.</note>Jtzt eign’ ich ihr das Marck von ungebohrnen Kindern.<lb/> Die Faͤule muͤſſen Myrrh’ und Zeder-Oel verhindern/<lb/> Und dem Gehoͤre muß ein klingend Adler- ſtein/<lb/> Den er ins hoͤchſte Neſt verſtecket/ huͤlffbar ſeyn.<lb/> Nun reiche mir/ mein Sohn/ des Hirſches Eingeweide:<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [106./0124]
Wo iſt das Zackel-Kraut/ das Wein in Waſſer kehr’t?
Fehl’t Oſirite nicht/ durch welche man beſchwer’t
Der Todten blaße Schaar? Du muſt das Kraut anzuͤn-
den/
Dardurch man kan den Schatz verliebter Traͤume finden.
Schau: Daß die Mauer-Raut’ auch unvergeſſen ſey/
Die Riegel loͤſen kan/ und Steine bricht entzwey/
Wenn ſie die Wiede-hopff’ hat in ihr Neſt vergraben.
Jtzt muß ich Krauſemuͤntz’ und friſchen Knobloch haben.
Wo iſt der Agrippin’ ihr waͤchſern Ebenbild?
Gib den geheimbſten Zeug in Seiden eingehuͤll’t.
Wie dieſer Weyrauch-Safft dem Feuer gibt das Leben/
So ſoll dis Opffer auch den Geiſt ihr wieder geben.
Mein Sohn/ nun geh’ und liß aus Aſche Flamm und
Graus
Der Agrippinen Bein’ und ſchwartze Knochen aus;
Des Mneſters Leiche ſey geleg’t zu meinen Fuͤſſen/
Damit ich alles kan in heil’ gen Zirckel ſchluͤſſen.
Du unbeſeeltes Bild/ ihr glimmenden Gebein’/
Jch floͤß’ euch Sonnen-ſchweis und Schaum vom Mon-
den ein/
Umb die verſaͤngte Krafft des feuchten zu ergaͤntzen.
Die Augen die an Luchß’/ und Baſilißken glaͤntzen/
Das Kraut/ das/ ſteckt man nicht Dianen Opffer an/
Wenn man’s ins Waſſer wirft/ die Augen blaͤnden kan/
Des Habicht-krautes Safft/ die das Geſicht erfriſchet/
Solln in dis Heyligthumb ietzt werden eingemiſchet
Umb zu erſaͤtzen ihr ihr außgeleſchtes Licht.
Hier iſt die Heydechs-Haut/ die ſie/ weil ſie ſich nicht
Uns goͤñet/ ſelbſt verſchling’t. Die wird die Wuͤrckung ha-
Mit neuem Fleiſch und Haut die Todte zu begaben. (bẽ
Hier fuͤllet friſch Gehirn’ ihr leeres Todten-Haupt/
Das ich den Molchen hab’ am fruchtbarn Nil geraub’t.
Jtzt eign’ ich ihr das Marck von ungebohrnen Kindern.
Die Faͤule muͤſſen Myrrh’ und Zeder-Oel verhindern/
Und dem Gehoͤre muß ein klingend Adler- ſtein/
Den er ins hoͤchſte Neſt verſtecket/ huͤlffbar ſeyn.
Nun reiche mir/ mein Sohn/ des Hirſches Eingeweide:
Daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/124 |
Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 106.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/124>, abgerufen am 29.07.2024. |