Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665. Anic. Thut/ was der Käyser heiß't; greif't Agrippinen an. Agrip. Mordstifter! Bösewicht! Was haben wir verkär- 130.bet? Hercul. So viel: Daß Sonn' und Mensch sich ob der That entfärbet. Agrip. Sag't: Was Verleumbdung uns für falsche Gar- ne strick't. Oloar. Hastu denn Agerin zum Keyser nicht geschick't? Agrip. Ja/ unser Ungelück und Glück ihm zu beschreiben. Anic. Durch ärgsten Meichel-Mord den Käyser zu ent- 135.leiben. Agrip. Verfluchte Teuffels-List! Wer hat den Fund er- dacht? Hercul. Der Meichel-Mörder selbst. Agr. Der Mutter Unschuld lach't So grimmes Schelmstück aus. Oloar. Sein gifftig Dolch macht glauben. Agrip. Wolt ihr Ertz-Mörder uns auch unsern Ruhm 140.noch rauben? Jst's ein zu schlechter Raub: Die Seele/ Leib und Blutt? Anic. Sie läß't auch sterbend spür'n Trotz/ Grimm und Ubermuth. Agrip. Sol ich bey Nattern Gunst/ bey Henckern Gna- de suchen? Hercul. Du magst auf deine Schuld/ nicht auf das Rach- schwerdt fluchen. Agrip. Ein falscher Brandfleck soll der Mordthat Seiffe seyn? Oloar. Der Ubelthäter Blutt wäscht Rach' und Richter 145.rein. Agrip. Komm't nicht der Blutthund selbst/ der euch hie- her bewogen? Daß er hier sauge Blutt/ wo er vor Milch gesogen: Anic. Laß't der Verrätherin zu schmähen nicht mehr Lufft. Agrip. Ein schimpflich Prügel sol uns stürtzen in die Grufft? Anicet. F 4
Anic. Thut/ was der Kaͤyſer heiß’t; greif’t Agrippinen an. Agrip. Mordſtifter! Boͤſewicht! Was haben wir verkaͤr- 130.bet? Hercul. So viel: Daß Sonn’ und Menſch ſich ob der That entfaͤrbet. Agrip. Sag’t: Was Verleumbdung uns fuͤr falſche Gar- ne ſtrick’t. Oloar. Haſtu denn Agerin zum Keyſer nicht geſchick’t? Agrip. Ja/ unſer Ungeluͤck und Gluͤck ihm zu beſchreiben. Anic. Durch aͤrgſten Meichel-Mord den Kaͤyſer zu ent- 135.leiben. Agrip. Verfluchte Teuffels-Liſt! Wer hat den Fund er- dacht? Hercul. Der Meichel-Moͤrder ſelbſt. Agr. Der Mutter Unſchuld lach’t So grimmes Schelmſtuͤck aus. Oloar. Sein gifftig Dolch macht glauben. Agrip. Wolt ihr Ertz-Moͤrder uns auch unſern Ruhm 140.noch rauben? Jſt’s ein zu ſchlechter Raub: Die Seele/ Leib und Blutt? Anic. Sie laͤß’t auch ſterbend ſpuͤr’n Trotz/ Grimm und Ubermuth. Agrip. Sol ich bey Nattern Gunſt/ bey Henckern Gna- de ſuchen? Hercul. Du magſt auf deine Schuld/ nicht auf das Rach- ſchwerdt fluchen. Agrip. Ein falſcher Brandfleck ſoll der Mordthat Seiffe ſeyn? Oloar. Der Ubelthaͤter Blutt waͤſcht Rach’ und Richter 145.rein. Agrip. Komm’t nicht der Blutthund ſelbſt/ der euch hie- her bewogen? Daß er hier ſauge Blutt/ wo er vor Milch geſogen: Anic. Laß’t der Verraͤtherin zu ſchmaͤhen nicht mehr Lufft. Agrip. Ein ſchimpflich Pruͤgel ſol uns ſtuͤrtzen in die Grufft? Anicet. F 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0105" n="87."/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Anic.</hi> </speaker> <p>Thut/ was der Kaͤyſer heiß’t; greif’t Agrippinen<lb/><hi rendition="#et">an.</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Agrip.</hi> </speaker> <p>Mordſtifter! Boͤſewicht! Was haben wir verkaͤr-<lb/><hi rendition="#et">bet?</hi></p> </sp><lb/> <note place="left">130.</note> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Hercul.</hi> </speaker> <p>So viel: Daß Sonn’ und Menſch ſich ob der<lb/><hi rendition="#et">That entfaͤrbet.</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Agrip.</hi> </speaker> <p>Sag’t: Was Verleumbdung uns fuͤr falſche Gar-<lb/><hi rendition="#et">ne ſtrick’t.</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Oloar.</hi> </speaker> <p>Haſtu denn Agerin zum Keyſer nicht geſchick’t?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Agrip.</hi> </speaker> <p>Ja/ unſer Ungeluͤck und Gluͤck ihm zu beſchreiben.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Anic.</hi> </speaker> <p>Durch aͤrgſten Meichel-Mord den Kaͤyſer zu ent-<lb/><hi rendition="#et">leiben.</hi></p> </sp><lb/> <note place="left">135.</note> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Agrip.</hi> </speaker> <p>Verfluchte Teuffels-Liſt! Wer hat den Fund er-<lb/><hi rendition="#et">dacht?</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Hercul.</hi> </speaker> <p>Der Meichel-Moͤrder ſelbſt. <hi rendition="#aq">Agr.</hi> Der Mutter<lb/><hi rendition="#et">Unſchuld lach’t</hi><lb/> So grimmes Schelmſtuͤck aus. <hi rendition="#aq">Oloar.</hi> Sein gifftig<lb/><hi rendition="#et">Dolch macht glauben.</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Agrip.</hi> </speaker> <p>Wolt ihr Ertz-Moͤrder uns auch unſern Ruhm<lb/><hi rendition="#et">noch rauben?</hi><lb/> Jſt’s ein zu ſchlechter Raub: Die Seele/ Leib und<lb/><hi rendition="#et">Blutt?</hi></p> </sp><lb/> <note place="left">140.</note> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Anic.</hi> </speaker> <p>Sie laͤß’t auch ſterbend ſpuͤr’n Trotz/ Grimm und<lb/><hi rendition="#et">Ubermuth.</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Agrip.</hi> </speaker> <p>Sol ich bey Nattern Gunſt/ bey Henckern Gna-<lb/><hi rendition="#et">de ſuchen?</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Hercul.</hi> </speaker> <p>Du magſt auf deine Schuld/ nicht auf das Rach-<lb/><hi rendition="#et">ſchwerdt fluchen.</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Agrip.</hi> </speaker> <p>Ein falſcher Brandfleck ſoll der Mordthat Seiffe<lb/><hi rendition="#et">ſeyn?</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Oloar.</hi> </speaker> <p>Der Ubelthaͤter Blutt waͤſcht Rach’ und Richter<lb/><hi rendition="#et">rein.</hi></p> </sp><lb/> <note place="left">145.</note> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Agrip.</hi> </speaker> <p>Komm’t nicht der Blutthund ſelbſt/ der euch hie-<lb/><hi rendition="#et">her bewogen?</hi><lb/> Daß er hier ſauge Blutt/ wo er vor Milch geſogen:<lb/><hi rendition="#aq">Anic.</hi> Laß’t der Verraͤtherin zu ſchmaͤhen nicht mehr Lufft.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Agrip.</hi> </speaker> <p>Ein ſchimpflich Pruͤgel ſol uns ſtuͤrtzen in die<lb/><hi rendition="#et">Grufft?</hi></p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 4</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Anicet.</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [87./0105]
Anic. Thut/ was der Kaͤyſer heiß’t; greif’t Agrippinen
an.
Agrip. Mordſtifter! Boͤſewicht! Was haben wir verkaͤr-
bet?
Hercul. So viel: Daß Sonn’ und Menſch ſich ob der
That entfaͤrbet.
Agrip. Sag’t: Was Verleumbdung uns fuͤr falſche Gar-
ne ſtrick’t.
Oloar. Haſtu denn Agerin zum Keyſer nicht geſchick’t?
Agrip. Ja/ unſer Ungeluͤck und Gluͤck ihm zu beſchreiben.
Anic. Durch aͤrgſten Meichel-Mord den Kaͤyſer zu ent-
leiben.
Agrip. Verfluchte Teuffels-Liſt! Wer hat den Fund er-
dacht?
Hercul. Der Meichel-Moͤrder ſelbſt. Agr. Der Mutter
Unſchuld lach’t
So grimmes Schelmſtuͤck aus. Oloar. Sein gifftig
Dolch macht glauben.
Agrip. Wolt ihr Ertz-Moͤrder uns auch unſern Ruhm
noch rauben?
Jſt’s ein zu ſchlechter Raub: Die Seele/ Leib und
Blutt?
Anic. Sie laͤß’t auch ſterbend ſpuͤr’n Trotz/ Grimm und
Ubermuth.
Agrip. Sol ich bey Nattern Gunſt/ bey Henckern Gna-
de ſuchen?
Hercul. Du magſt auf deine Schuld/ nicht auf das Rach-
ſchwerdt fluchen.
Agrip. Ein falſcher Brandfleck ſoll der Mordthat Seiffe
ſeyn?
Oloar. Der Ubelthaͤter Blutt waͤſcht Rach’ und Richter
rein.
Agrip. Komm’t nicht der Blutthund ſelbſt/ der euch hie-
her bewogen?
Daß er hier ſauge Blutt/ wo er vor Milch geſogen:
Anic. Laß’t der Verraͤtherin zu ſchmaͤhen nicht mehr Lufft.
Agrip. Ein ſchimpflich Pruͤgel ſol uns ſtuͤrtzen in die
Grufft?
Anicet.
F 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/105 |
Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 87.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/105>, abgerufen am 29.07.2024. |