Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Zu-Gabe. 155. Mannbare Jungfrauen. Junge Töchter sollen freyen; sonsten kümmt das Jungfern- Fieber Oder gehn beym Jungfern-Schlosse auff das freye Feld fürüber. 156. Eine vnglückliche Ehe. Wann das Weib ist arm/ vnd der Mann ein Narr/ Hilfft der Segen kaum/ welchen spricht der Pfarr. 157. Jungfern. JUngfern/ seyd jhr blind an Augen/ daß jhr nicht am Fenster lieget? (tüget? Jungfern/ seyd jhr taub an Ohren/ daß jhr nicht für Kuppler Jungfern/ seyd jhr lahm an Füssen/ daß jhr nicht die Stadt durchstreichet? (reichet? Jungfern/ seyd jhr krumm an Händen/ daß jhr nicht nach Gaben O so seyd jhr wie jhr sollet/ weil jhr euch der Tugend gleichet. 158. Schönheit. Die Schönheit ist der Schirm/ da Falschheit hinter stecket; Jst Liebe gar zu blind/ wird Falschheit nicht entdecket. 159. Auff Jungfer Picam. Pica ist ein Feuerspiegel/ brennt zum ersten auff die Augen/ Daß/ was sie im Schilde führet/ sie zu sehen nicht wol augen. 160. Lob. LOben/ ist noch weit nicht lieben; Ehr-Wort ist kein Wahr-Wort nicht; Compliment macht keine Pflicht/ Jst bey Hof ein höflich üben. 161. Wahr-
Zu-Gabe. 155. Mannbare Jungfrauen. Junge Toͤchter ſollen freyen; ſonſten kuͤm̃t das Jungfern- Fieber Oder gehn beym Jungfern-Schloſſe auff das freye Feld fuͤruͤber. 156. Eine vngluͤckliche Ehe. Wann das Weib iſt arm/ vnd der Mann ein Narꝛ/ Hilfft der Segen kaum/ welchen ſpricht der Pfarꝛ. 157. Jungfern. JUngfern/ ſeyd jhr blind an Augen/ daß jhr nicht am Fenſter lieget? (tuͤget? Jungfern/ ſeyd jhr taub an Ohren/ daß jhr nicht fuͤr Kuppler Jungfern/ ſeyd jhr lahm an Fuͤſſen/ daß jhr nicht die Stadt durchſtreichet? (reichet? Jungfern/ ſeyd jhr krum̃ an Haͤnden/ daß jhr nicht nach Gaben O ſo ſeyd jhr wie jhr ſollet/ weil jhr euch der Tugend gleichet. 158. Schoͤnheit. Die Schoͤnheit iſt der Schirm/ da Falſchheit hinter ſtecket; Jſt Liebe gar zu blind/ wird Falſchheit nicht entdecket. 159. Auff Jungfer Picam. Pica iſt ein Feuerſpiegel/ brennt zum erſten auff die Augen/ Daß/ was ſie im Schilde fuͤhret/ ſie zu ſehen nicht wol augen. 160. Lob. LOben/ iſt noch weit nicht lieben; Ehr-Wort iſt kein Wahr-Wort nicht; Compliment macht keine Pflicht/ Jſt bey Hof ein hoͤflich uͤben. 161. Wahr-
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Zu-Gabe.
155.
Mannbare Jungfrauen.
Junge Toͤchter ſollen freyen; ſonſten kuͤm̃t das Jungfern-
Fieber
Oder gehn beym Jungfern-Schloſſe auff das freye Feld fuͤruͤber.
156.
Eine vngluͤckliche Ehe.
Wann das Weib iſt arm/ vnd der Mann ein Narꝛ/
Hilfft der Segen kaum/ welchen ſpricht der Pfarꝛ.
157.
Jungfern.
JUngfern/ ſeyd jhr blind an Augen/ daß jhr nicht am Fenſter
lieget? (tuͤget?
Jungfern/ ſeyd jhr taub an Ohren/ daß jhr nicht fuͤr Kuppler
Jungfern/ ſeyd jhr lahm an Fuͤſſen/ daß jhr nicht die Stadt
durchſtreichet? (reichet?
Jungfern/ ſeyd jhr krum̃ an Haͤnden/ daß jhr nicht nach Gaben
O ſo ſeyd jhr wie jhr ſollet/ weil jhr euch der Tugend gleichet.
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Schoͤnheit.
Die Schoͤnheit iſt der Schirm/ da Falſchheit hinter ſtecket;
Jſt Liebe gar zu blind/ wird Falſchheit nicht entdecket.
159.
Auff Jungfer Picam.
Pica iſt ein Feuerſpiegel/ brennt zum erſten auff die Augen/
Daß/ was ſie im Schilde fuͤhret/ ſie zu ſehen nicht wol augen.
160.
Lob.
LOben/ iſt noch weit nicht lieben;
Ehr-Wort iſt kein Wahr-Wort nicht;
Compliment macht keine Pflicht/
Jſt bey Hof ein hoͤflich uͤben.
161. Wahr-
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