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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Zu-Gabe.
112.
Grabschrifft eines Fleischers.
Weil ich lebte/ kunt ich Beine wol so hoch/ als Fleisch/ verkauffen;
Würmen schenck ich jetzt was fleischicht/ Beine bleiben überm
Hauffen.
113.
Grabschrifft eines höltzernen Musicanten.
Jch habe mit dem Hackebret viel Lebenszeit vertrieben/
Jetzt klappert nun der schlimme Kerl/ sder Tod/ mit meinen
Rieben.
114.
Heuchler.
Ob bey Hof ein jedes schmeichelt/ schmeicheln doch die Pferde
nicht/
Die den Herren selbst abheben/ wann er reitens nicht Bericht.
115.
Grabschrifft eines Säuffers.
Der allhier liegt/ ist wol tod; hätte sonsten längst geruffen:
Jst dann niemand nimmer da/ der mir eines zugesuffen?
116.
Grabschrifft eines Sangmeisters.
HJer trinckt/ hier singt nicht mehr ein Singer;
Sein Hals ist mit jhm wol zu friede/
Sein Herr war auch zugleich ein Schlinger/
Und er stets roh von Trunck vnd Liede.
117.
Grabschrifft eines Schusters.
Künte man das Leben strecken/ wie man kan das Leder dehnen/
Hatt ich/ daß ich hier nicht läge/ trauen künnen meinen Zähnen.
118. Grab-
Zu-Gabe.
112.
Grabſchrifft eines Fleiſchers.
Weil ich lebte/ kunt ich Beine wol ſo hoch/ als Fleiſch/ verkauffen;
Wuͤrmen ſchenck ich jetzt was fleiſchicht/ Beine bleiben uͤberm
Hauffen.
113.
Grabſchrifft eines hoͤltzernen Muſicanten.
Jch habe mit dem Hackebret viel Lebenszeit vertrieben/
Jetzt klappert nun der ſchlimme Kerl/ sder Tod/ mit meinen
Rieben.
114.
Heuchler.
Ob bey Hof ein jedes ſchmeichelt/ ſchmeicheln doch die Pferde
nicht/
Die den Herren ſelbſt abheben/ wann er reitens nicht Bericht.
115.
Grabſchrifft eines Saͤuffers.
Der allhier liegt/ iſt wol tod; haͤtte ſonſten laͤngſt geruffen:
Jſt dann niemand nimmer da/ der mir eines zugeſuffen?
116.
Grabſchrifft eines Sangmeiſters.
HJer trinckt/ hier ſingt nicht mehr ein Singer;
Sein Hals iſt mit jhm wol zu friede/
Sein Herꝛ war auch zugleich ein Schlinger/
Und er ſtets roh von Trunck vnd Liede.
117.
Grabſchrifft eines Schuſters.
Kuͤnte man das Leben ſtrecken/ wie man kan das Leder dehnen/
Hatt ich/ daß ich hier nicht laͤge/ trauen kuͤnnen meinen Zaͤhnen.
118. Grab-
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[238/0768] Zu-Gabe. 112. Grabſchrifft eines Fleiſchers. Weil ich lebte/ kunt ich Beine wol ſo hoch/ als Fleiſch/ verkauffen; Wuͤrmen ſchenck ich jetzt was fleiſchicht/ Beine bleiben uͤberm Hauffen. 113. Grabſchrifft eines hoͤltzernen Muſicanten. Jch habe mit dem Hackebret viel Lebenszeit vertrieben/ Jetzt klappert nun der ſchlimme Kerl/ sder Tod/ mit meinen Rieben. 114. Heuchler. Ob bey Hof ein jedes ſchmeichelt/ ſchmeicheln doch die Pferde nicht/ Die den Herren ſelbſt abheben/ wann er reitens nicht Bericht. 115. Grabſchrifft eines Saͤuffers. Der allhier liegt/ iſt wol tod; haͤtte ſonſten laͤngſt geruffen: Jſt dann niemand nimmer da/ der mir eines zugeſuffen? 116. Grabſchrifft eines Sangmeiſters. HJer trinckt/ hier ſingt nicht mehr ein Singer; Sein Hals iſt mit jhm wol zu friede/ Sein Herꝛ war auch zugleich ein Schlinger/ Und er ſtets roh von Trunck vnd Liede. 117. Grabſchrifft eines Schuſters. Kuͤnte man das Leben ſtrecken/ wie man kan das Leder dehnen/ Hatt ich/ daß ich hier nicht laͤge/ trauen kuͤnnen meinen Zaͤhnen. 118. Grab-

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/768>, abgerufen am 23.05.2024.