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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Zu-Gabe.
88.
Die Laster.
Alles in der Welt veraltet/ nur die Laster jüngen jmmer/
Wann ein Krancker ab soll drücken/ wird die Kranckheit jmmer
schlimmer.
89.
Wein.
Der Wein ist vnser noch/ wann jhn das Faß beschleust:
Sein aber sind dann wir/ wann jhn der Mund geneust.
90.
Wasser.
Wer zum Tischtrunck Fischtrunck nimmt/
Selten dem die Fuß-Gicht kümmt.
91.
Auff Brutum.
Brutus zoh mit vollem Beutel/ daß er Wissenschafften lerne/
Kam auch wieder/ wuste dieses/ daß sein Geld blieb in der Ferne.
92.
Glaubens-Zwang.
Zum Glauben ist nicht müglich die Sinnen zu bezwingen/
Zum heucheln ists wol möglich die Sinnen anzubringen.
93.
Der Hunger.
MJr ist ein Gast bekant/ der dringt durch freches Plagen/
Daß jhn sein frommer Wirth soll auß dem Hause jagen:
Wann dieser es nicht thut/ ist jener nimmer stille/
Biß daß man Gast vnd Wirth in eine Grube vülle.
94.
Haupt-Straffen.
Krieg/ Hunger/ Pest sind Straffen deß Leibes biß zum Tode:
Der Seele zum Verterben ist Straff jetzund die Mode.
95. Ehe-
Zu-Gabe.
88.
Die Laſter.
Alles in der Welt veraltet/ nur die Laſter juͤngen jmmer/
Wann ein Krancker ab ſoll druͤcken/ wird die Kranckheit jmmer
ſchlimmer.
89.
Wein.
Der Wein iſt vnſer noch/ wann jhn das Faß beſchleuſt:
Sein aber ſind dann wir/ wann jhn der Mund geneuſt.
90.
Waſſer.
Wer zum Tiſchtrunck Fiſchtrunck nim̃t/
Selten dem die Fuß-Gicht kuͤm̃t.
91.
Auff Brutum.
Brutus zoh mit vollem Beutel/ daß er Wiſſenſchafften lerne/
Kam auch wieder/ wuſte dieſes/ daß ſein Geld blieb in der Ferne.
92.
Glaubens-Zwang.
Zum Glauben iſt nicht muͤglich die Sinnen zu bezwingen/
Zum heucheln iſts wol moͤglich die Sinnen anzubringen.
93.
Der Hunger.
MJr iſt ein Gaſt bekant/ der dringt durch freches Plagen/
Daß jhn ſein frommer Wirth ſoll auß dem Hauſe jagen:
Wann dieſer es nicht thut/ iſt jener nimmer ſtille/
Biß daß man Gaſt vnd Wirth in eine Grube vuͤlle.
94.
Haupt-Straffen.
Krieg/ Hunger/ Peſt ſind Straffen deß Leibes biß zum Tode:
Der Seele zum Verterben iſt Straff jetzund die Mode.
95. Ehe-
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[234/0764] Zu-Gabe. 88. Die Laſter. Alles in der Welt veraltet/ nur die Laſter juͤngen jmmer/ Wann ein Krancker ab ſoll druͤcken/ wird die Kranckheit jmmer ſchlimmer. 89. Wein. Der Wein iſt vnſer noch/ wann jhn das Faß beſchleuſt: Sein aber ſind dann wir/ wann jhn der Mund geneuſt. 90. Waſſer. Wer zum Tiſchtrunck Fiſchtrunck nim̃t/ Selten dem die Fuß-Gicht kuͤm̃t. 91. Auff Brutum. Brutus zoh mit vollem Beutel/ daß er Wiſſenſchafften lerne/ Kam auch wieder/ wuſte dieſes/ daß ſein Geld blieb in der Ferne. 92. Glaubens-Zwang. Zum Glauben iſt nicht muͤglich die Sinnen zu bezwingen/ Zum heucheln iſts wol moͤglich die Sinnen anzubringen. 93. Der Hunger. MJr iſt ein Gaſt bekant/ der dringt durch freches Plagen/ Daß jhn ſein frommer Wirth ſoll auß dem Hauſe jagen: Wann dieſer es nicht thut/ iſt jener nimmer ſtille/ Biß daß man Gaſt vnd Wirth in eine Grube vuͤlle. 94. Haupt-Straffen. Krieg/ Hunger/ Peſt ſind Straffen deß Leibes biß zum Tode: Der Seele zum Verterben iſt Straff jetzund die Mode. 95. Ehe-

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/764>, abgerufen am 18.05.2024.