Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Tausend
22.
Gewonheit.
Gewonheit ist die gröste Fraw/ beherrschet alle Welt;
Gar wenig gilt/ gar wenig taug/ was sie nicht ächte helt.
23.
Deutschland.
Deutschland ist ein Apothecke; denn darinnen wird genummen
Manch Gesund-Trunck; der auch deme/ der nicht trinckt/ soll
wol bekummen.
24.
Menschliche Betriegligkeit.
WAs Thiere gleich nicht reden/ das weisen die Geberden:
Die Menschen werden reden/ was sie nicht meinen werden/
Sind also bey den Menschen/ als Thieren/ mehr gefärden.
25.
Ein Jndianisch Brauch.
WAnn ein Jndianisch Mann stirbt vnd wird verbrennt/
Dann wird seines Weibes Trew richtig dran erkennt
Wann sie springet in die Glut. O in vnster Welt
Springt kein Weib/ dieweil sie sich einem andren helt.
26.
Bücher-menge.
Deß Bücherschreibens ist so viel/ man schreibet sie mit hauffen;
Niemand wird Bücher schreiben mehr/ so memand sie wird kauffen.
27.
Freunde.
Freunde/ die das Glücke macht/ sind kein rechtes Meister-stücke/
Wann sie nicht zuvor beschaut vnd bewehrt das Ungelücke.
28.
Verdächtige Sachen.
EJn versöhnter Feind/
Ein erkauffter Freund;
Sind
Drittes Tauſend
22.
Gewonheit.
Gewonheit iſt die groͤſte Fraw/ beherrſchet alle Welt;
Gar wenig gilt/ gar wenig taug/ was ſie nicht aͤchte helt.
23.
Deutſchland.
Deutſchland iſt ein Apothecke; denn darinnen wird genummen
Manch Geſund-Trunck; der auch deme/ der nicht trinckt/ ſoll
wol bekummen.
24.
Menſchliche Betriegligkeit.
WAs Thiere gleich nicht reden/ das weiſen die Geberden:
Die Menſchen werden reden/ was ſie nicht meinen werden/
Sind alſo bey den Menſchen/ als Thieren/ mehr gefaͤrden.
25.
Ein Jndianiſch Brauch.
WAnn ein Jndianiſch Mann ſtirbt vnd wird verbrennt/
Dann wird ſeines Weibes Trew richtig dran erkennt
Wann ſie ſpringet in die Glut. O in vnſter Welt
Springt kein Weib/ dieweil ſie ſich einem andren helt.
26.
Buͤcher-menge.
Deß Buͤcherſchreibens iſt ſo viel/ man ſchreibet ſie mit hauffen;
Niemand wird Buͤcher ſchreibẽ mehr/ ſo memand ſie wird kauffen.
27.
Freunde.
Freunde/ die das Gluͤcke macht/ ſind kein rechtes Meiſter-ſtuͤcke/
Wann ſie nicht zuvor beſchaut vnd bewehrt das Ungeluͤcke.
28.
Verdaͤchtige Sachen.
EJn verſoͤhnter Feind/
Ein erkauffter Freund;
Sind
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0636" n="106"/>
          <fw place="top" type="header">Drittes Tau&#x017F;end</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">22.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Gewonheit.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Gewonheit i&#x017F;t die gro&#x0364;&#x017F;te Fraw/ beherr&#x017F;chet alle Welt;</l><lb/>
                <l>Gar wenig gilt/ gar wenig taug/ was &#x017F;ie nicht a&#x0364;chte helt.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">23.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Deut&#x017F;chland.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Deut&#x017F;chland i&#x017F;t ein Apothecke; denn darinnen wird genummen</l><lb/>
                <l>Manch Ge&#x017F;und-Trunck; der auch deme/ der nicht trinckt/ &#x017F;oll</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">wol bekummen.</hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">24.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Men&#x017F;chliche Betriegligkeit.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">W</hi>As Thiere gleich nicht reden/ das wei&#x017F;en die Geberden:</l><lb/>
                <l>Die Men&#x017F;chen werden reden/ was &#x017F;ie nicht meinen werden/</l><lb/>
                <l>Sind al&#x017F;o bey den Men&#x017F;chen/ als Thieren/ mehr gefa&#x0364;rden.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">25.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Ein Jndiani&#x017F;ch Brauch.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">W</hi>Ann ein Jndiani&#x017F;ch Mann &#x017F;tirbt vnd wird verbrennt/</l><lb/>
                <l>Dann wird &#x017F;eines Weibes Trew richtig dran erkennt</l><lb/>
                <l>Wann &#x017F;ie &#x017F;pringet in die Glut. O in vn&#x017F;ter Welt</l><lb/>
                <l>Springt kein Weib/ dieweil &#x017F;ie &#x017F;ich einem andren helt.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">26.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Bu&#x0364;cher-menge.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Deß Bu&#x0364;cher&#x017F;chreibens i&#x017F;t &#x017F;o viel/ man &#x017F;chreibet &#x017F;ie mit hauffen;</l><lb/>
                <l>Niemand wird Bu&#x0364;cher &#x017F;chreibe&#x0303; mehr/ &#x017F;o memand &#x017F;ie wird kauffen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">27.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Freunde.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Freunde/ die das Glu&#x0364;cke macht/ &#x017F;ind kein rechtes Mei&#x017F;ter-&#x017F;tu&#x0364;cke/</l><lb/>
                <l>Wann &#x017F;ie nicht zuvor be&#x017F;chaut vnd bewehrt das Ungelu&#x0364;cke.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">28.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Verda&#x0364;chtige Sachen.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">E</hi>Jn ver&#x017F;o&#x0364;hnter Feind/</l><lb/>
                <l>Ein erkauffter Freund;</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">Sind</fw><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0636] Drittes Tauſend 22. Gewonheit. Gewonheit iſt die groͤſte Fraw/ beherrſchet alle Welt; Gar wenig gilt/ gar wenig taug/ was ſie nicht aͤchte helt. 23. Deutſchland. Deutſchland iſt ein Apothecke; denn darinnen wird genummen Manch Geſund-Trunck; der auch deme/ der nicht trinckt/ ſoll wol bekummen. 24. Menſchliche Betriegligkeit. WAs Thiere gleich nicht reden/ das weiſen die Geberden: Die Menſchen werden reden/ was ſie nicht meinen werden/ Sind alſo bey den Menſchen/ als Thieren/ mehr gefaͤrden. 25. Ein Jndianiſch Brauch. WAnn ein Jndianiſch Mann ſtirbt vnd wird verbrennt/ Dann wird ſeines Weibes Trew richtig dran erkennt Wann ſie ſpringet in die Glut. O in vnſter Welt Springt kein Weib/ dieweil ſie ſich einem andren helt. 26. Buͤcher-menge. Deß Buͤcherſchreibens iſt ſo viel/ man ſchreibet ſie mit hauffen; Niemand wird Buͤcher ſchreibẽ mehr/ ſo memand ſie wird kauffen. 27. Freunde. Freunde/ die das Gluͤcke macht/ ſind kein rechtes Meiſter-ſtuͤcke/ Wann ſie nicht zuvor beſchaut vnd bewehrt das Ungeluͤcke. 28. Verdaͤchtige Sachen. EJn verſoͤhnter Feind/ Ein erkauffter Freund; Sind

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/636
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/636>, abgerufen am 22.05.2024.