Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Zehendes Hundert.
31.
Der Jenner.
Unser Antrit in die Zeit/ vnsre Thür ins erste Jahr
Setzt in Eiß/ Schnee/ Frost vns auß: Unter Falschheit/ Trug/
Gefahr.
32.
Der Hornung.
Voller Fastnacht ist die Welt; Thorheit klebet jedem an:
Dort/ wird bloß stehn jeder Sinn/ der sich hier vermummen kan.
33.
Der Mertz.
Seine Hand leg an den Pflug/ wer dazu beruffen ward;
Wer Vergebens sitzt vnd feult/ kömt zu letzt auff breite Fahrt.
34.
Der April.
Unsrer Hertzen hartes Feld sol sich öffnen zu der Frucht/
Die der Höchste von vns heischt/ vnd der Nechste bey vns sucht.
35.
Der May.
Einmal nur ist May im Jahr; jmmer lacht das Glücke nicht:
Wer/ wann Glücke blühet/ trotzt; Zaget auch/ wann Glücke
bricht.
36.
Der Brachmonat.
Acker/ soll er tragen Frucht/ muß gebrochen werden vor:
Wen das Creutze nicht durchwürckt/ richtet keinen Sinn entpor.
37.
Heumonat.
Graß vnd Blume fellt dahin/ durch der Sense scharffen Streich:
Auch der Tod haut munter zu/ der vnd jener gilt jhm gleich.
38. Augst-
Zehendes Hundert.
31.
Der Jenner.
Unſer Antrit in die Zeit/ vnſre Thuͤr ins erſte Jahr
Setzt in Eiß/ Schnee/ Froſt vns auß: Unter Falſchheit/ Trug/
Gefahr.
32.
Der Hornung.
Voller Faſtnacht iſt die Welt; Thorheit klebet jedem an:
Dort/ wird bloß ſtehn jeder Sinn/ der ſich hier vermummen kan.
33.
Der Mertz.
Seine Hand leg an den Pflug/ wer dazu beruffen ward;
Wer Vergebens ſitzt vnd feult/ koͤmt zu letzt auff breite Fahrt.
34.
Der April.
Unſrer Hertzen hartes Feld ſol ſich oͤffnen zu der Frucht/
Die der Hoͤchſte von vns heiſcht/ vnd der Nechſte bey vns ſucht.
35.
Der May.
Einmal nur iſt May im Jahr; jmmer lacht das Gluͤcke nicht:
Wer/ wann Gluͤcke bluͤhet/ trotzt; Zaget auch/ wann Gluͤcke
bricht.
36.
Der Brachmonat.
Acker/ ſoll er tragen Frucht/ muß gebrochen werden vor:
Wen das Creutze nicht durchwuͤrckt/ richtet keinen Sinn entpor.
37.
Heumonat.
Graß vnd Blume fellt dahin/ durch der Senſe ſcharffen Streich:
Auch der Tod haut munter zu/ der vnd jener gilt jhm gleich.
38. Augſt-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0475" n="201"/>
          <fw place="top" type="header">Zehendes Hundert.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">31.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Der Jenner.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Un&#x017F;er Antrit in die Zeit/ vn&#x017F;re Thu&#x0364;r ins er&#x017F;te Jahr</l><lb/>
                <l>Setzt in Eiß/ Schnee/ Fro&#x017F;t vns auß: Unter Fal&#x017F;chheit/ Trug/</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Gefahr.</hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">32.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Der Hornung.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Voller Fa&#x017F;tnacht i&#x017F;t die Welt; Thorheit klebet jedem an:</l><lb/>
                <l>Dort/ wird bloß &#x017F;tehn jeder Sinn/ der &#x017F;ich hier vermummen kan.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">33.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Der Mertz.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Seine Hand leg an den Pflug/ wer dazu beruffen ward;</l><lb/>
                <l>Wer Vergebens &#x017F;itzt vnd feult/ ko&#x0364;mt zu letzt auff breite Fahrt.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">34.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Der April.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Un&#x017F;rer Hertzen hartes Feld &#x017F;ol &#x017F;ich o&#x0364;ffnen zu der Frucht/</l><lb/>
                <l>Die der Ho&#x0364;ch&#x017F;te von vns hei&#x017F;cht/ vnd der Nech&#x017F;te bey vns &#x017F;ucht.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">35.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Der May.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Einmal nur i&#x017F;t May im Jahr; jmmer lacht das Glu&#x0364;cke nicht:</l><lb/>
                <l>Wer/ wann Glu&#x0364;cke blu&#x0364;het/ trotzt; Zaget auch/ wann Glu&#x0364;cke</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">bricht.</hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">36.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Der Brachmonat.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Acker/ &#x017F;oll er tragen Frucht/ muß gebrochen werden vor:</l><lb/>
                <l>Wen das Creutze nicht durchwu&#x0364;rckt/ richtet keinen Sinn entpor.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">37.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Heumonat.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Graß vnd Blume fellt dahin/ durch der Sen&#x017F;e &#x017F;charffen Streich:</l><lb/>
                <l>Auch der Tod haut munter zu/ der vnd jener gilt jhm gleich.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">38. Aug&#x017F;t-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0475] Zehendes Hundert. 31. Der Jenner. Unſer Antrit in die Zeit/ vnſre Thuͤr ins erſte Jahr Setzt in Eiß/ Schnee/ Froſt vns auß: Unter Falſchheit/ Trug/ Gefahr. 32. Der Hornung. Voller Faſtnacht iſt die Welt; Thorheit klebet jedem an: Dort/ wird bloß ſtehn jeder Sinn/ der ſich hier vermummen kan. 33. Der Mertz. Seine Hand leg an den Pflug/ wer dazu beruffen ward; Wer Vergebens ſitzt vnd feult/ koͤmt zu letzt auff breite Fahrt. 34. Der April. Unſrer Hertzen hartes Feld ſol ſich oͤffnen zu der Frucht/ Die der Hoͤchſte von vns heiſcht/ vnd der Nechſte bey vns ſucht. 35. Der May. Einmal nur iſt May im Jahr; jmmer lacht das Gluͤcke nicht: Wer/ wann Gluͤcke bluͤhet/ trotzt; Zaget auch/ wann Gluͤcke bricht. 36. Der Brachmonat. Acker/ ſoll er tragen Frucht/ muß gebrochen werden vor: Wen das Creutze nicht durchwuͤrckt/ richtet keinen Sinn entpor. 37. Heumonat. Graß vnd Blume fellt dahin/ durch der Senſe ſcharffen Streich: Auch der Tod haut munter zu/ der vnd jener gilt jhm gleich. 38. Augſt-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/475
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/475>, abgerufen am 22.11.2024.