Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Neundes Hundert.
54.
Die Tugend.
WEr Gefahr vnd Schmach wil scheuen/
Darff sich nicht mit Tugend treuen:
Redligkeit hat keine Trifft
Wo da herrscht der Laster Gifft.
55.
Menschliche Weißheit.
Wer wahre Weißheit hat/ weiß daß die Weißheit war
Die nichts weiß als nur Welt/ noch nun noch nimmer klar.
56.
Erinnerungen.
Zu Citronen darff man Zucker: Weisen mag man/ nicht ver-
weisen/
Und bey Fürsten soll man böses dulden/ aber gutes preisen.
57.
Unzulässiges.
Viel/ was nicht zu thun erlaubt
Wird gethan/ gleichwol behaupt.
58.
Versuchen.
SEine Schwachheit gibt an Tag
Wer versucht vnd nicht vermag;
Eh man was versuchen soll
Muß man vor sich prüfen wol.
59.
Sparsamkeit.
Wer nichts verspielen wil/ der setze nur nichts zu:
Wer spart darff sorgen nicht/ daß er zu viel verthu/
60. Ver-
Neundes Hundert.
54.
Die Tugend.
WEr Gefahr vnd Schmach wil ſcheuen/
Darff ſich nicht mit Tugend treuen:
Redligkeit hat keine Trifft
Wo da herꝛſcht der Laſter Gifft.
55.
Menſchliche Weißheit.
Wer wahre Weißheit hat/ weiß daß die Weißheit war
Die nichts weiß als nur Welt/ noch nun noch nimmer klar.
56.
Erinnerungen.
Zu Citronen darff man Zucker: Weiſen mag man/ nicht ver-
weiſen/
Und bey Fuͤrſten ſoll man boͤſes dulden/ aber gutes preiſen.
57.
Unzulaͤſſiges.
Viel/ was nicht zu thun erlaubt
Wird gethan/ gleichwol behaupt.
58.
Verſuchen.
SEine Schwachheit gibt an Tag
Wer verſucht vnd nicht vermag;
Eh man was verſuchen ſoll
Muß man vor ſich pruͤfen wol.
59.
Sparſamkeit.
Wer nichts verſpielen wil/ der ſetze nur nichts zu:
Wer ſpart darff ſorgen nicht/ daß er zu viel verthu/
60. Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0461" n="187"/>
          <fw place="top" type="header">Neundes Hundert.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">54.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Die Tugend.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">W</hi>Er Gefahr vnd Schmach wil &#x017F;cheuen/</l><lb/>
                <l>Darff &#x017F;ich nicht mit Tugend treuen:</l><lb/>
                <l>Redligkeit hat keine Trifft</l><lb/>
                <l>Wo da her&#xA75B;&#x017F;cht der La&#x017F;ter Gifft.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">55.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Men&#x017F;chliche Weißheit.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Wer wahre Weißheit hat/ weiß daß die Weißheit war</l><lb/>
                <l>Die nichts weiß als nur Welt/ noch nun noch nimmer klar.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">56.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Erinnerungen.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Zu Citronen darff man Zucker: Wei&#x017F;en mag man/ nicht ver-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">wei&#x017F;en/</hi> </l><lb/>
                <l>Und bey Fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;oll man bo&#x0364;&#x017F;es dulden/ aber gutes prei&#x017F;en.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">57.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Unzula&#x0364;&#x017F;&#x017F;iges.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Viel/ was nicht zu thun erlaubt</l><lb/>
                <l>Wird gethan/ gleichwol behaupt.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">58.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Ver&#x017F;uchen.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">S</hi>Eine Schwachheit gibt an Tag</l><lb/>
                <l>Wer ver&#x017F;ucht vnd nicht vermag;</l><lb/>
                <l>Eh man was ver&#x017F;uchen &#x017F;oll</l><lb/>
                <l>Muß man vor &#x017F;ich pru&#x0364;fen wol.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">59.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Spar&#x017F;amkeit.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Wer nichts ver&#x017F;pielen wil/ der &#x017F;etze nur nichts zu:</l><lb/>
                <l>Wer &#x017F;part darff &#x017F;orgen nicht/ daß er zu viel verthu/</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">60. Ver-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0461] Neundes Hundert. 54. Die Tugend. WEr Gefahr vnd Schmach wil ſcheuen/ Darff ſich nicht mit Tugend treuen: Redligkeit hat keine Trifft Wo da herꝛſcht der Laſter Gifft. 55. Menſchliche Weißheit. Wer wahre Weißheit hat/ weiß daß die Weißheit war Die nichts weiß als nur Welt/ noch nun noch nimmer klar. 56. Erinnerungen. Zu Citronen darff man Zucker: Weiſen mag man/ nicht ver- weiſen/ Und bey Fuͤrſten ſoll man boͤſes dulden/ aber gutes preiſen. 57. Unzulaͤſſiges. Viel/ was nicht zu thun erlaubt Wird gethan/ gleichwol behaupt. 58. Verſuchen. SEine Schwachheit gibt an Tag Wer verſucht vnd nicht vermag; Eh man was verſuchen ſoll Muß man vor ſich pruͤfen wol. 59. Sparſamkeit. Wer nichts verſpielen wil/ der ſetze nur nichts zu: Wer ſpart darff ſorgen nicht/ daß er zu viel verthu/ 60. Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/461
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/461>, abgerufen am 22.11.2024.