Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Andres Hundert. 67. Der Tugend-Lohn. Durch die Ehr vnd reichen Lohn/ kan die Tapffrigkeit erwachen: Aber Ehr vnd reicher Lohn/ kan die Tapffrigkeit nicht machen. 68. Begierden. Wann Begierd vnd nicht Vernunfft lieben wil/ so liebt sie wol/ Selten was sie lieben mag/ meistens was sie hassen sol. 69. Bücher vnd Kinder. Libri & Liberi. WAnn Priester versterben Was findt sich zu erben? Viel Bücher/ viel Kinder Gar selten viel Rinder. 70. An einen guten Freund/ über dem Abschiede seiner Liebsten. FReund/ da jeder sich jetzt freut/ daß mit dieses Winters Frösteu Auch deß langen Krieges Eiß werde schmeltzen/ vnd den Lüsten Nechsten Frühlings/ sich die Zier auch deß Friedens mischen ein; O so seh ich dein Gesicht trübe/ blaß/ naß/ kräncklich seyn. Wolte Gott! noch dir noch mir wär die Ursach also kündig; Mir zwar ist sie in dem Sinn/ aber dir/ dir ist sie fündig Wo du hin gehst/ sihst vnd stehst/ was du denckest/ was du thust Drüber mangelt leider dir deine Friedens-Frühlings-Lust. Deine Frieden-Frühlings-Lust hat deß Krieges raues stürmen Osft geblast/ doch nie gestürtzt: Aber ach! deß Grabes Würmen Gab der Tod zum Opffer sie; ohngeacht das halbe Theil Deiner dran verbunden hing/ auch wol gar dein sterblich Heil Weder
Andres Hundert. 67. Der Tugend-Lohn. Durch die Ehr vnd reichen Lohn/ kan die Tapffrigkeit erwachen: Aber Ehr vnd reicher Lohn/ kan die Tapffrigkeit nicht machen. 68. Begierden. Wann Begierd vnd nicht Vernunfft lieben wil/ ſo liebt ſie wol/ Selten was ſie lieben mag/ meiſtens was ſie haſſen ſol. 69. Buͤcher vnd Kinder. Libri & Liberi. WAnn Prieſter verſterben Was findt ſich zu erben? Viel Buͤcher/ viel Kinder Gar ſelten viel Rinder. 70. An einen guten Freund/ uͤber dem Abſchiede ſeiner Liebſten. FReund/ da jeder ſich jetzt freut/ daß mit dieſes Winters Froͤſteu Auch deß langen Krieges Eiß werde ſchmeltzen/ vnd den Luͤſten Nechſten Fruͤhlings/ ſich die Zier auch deß Friedens miſchen ein; O ſo ſeh ich dein Geſicht truͤbe/ blaß/ naß/ kraͤncklich ſeyn. Wolte Gott! noch dir noch mir waͤr die Urſach alſo kuͤndig; Mir zwar iſt ſie in dem Sinn/ aber dir/ dir iſt ſie fuͤndig Wo du hin gehſt/ ſihſt vnd ſtehſt/ was du denckeſt/ was du thuſt Druͤber mangelt leider dir deine Friedens-Fruͤhlings-Luſt. Deine Frieden-Fruͤhlings-Luſt hat deß Krieges raues ſtuͤrmen Oſft geblaſt/ doch nie geſtuͤrtzt: Aber ach! deß Grabes Wuͤrmen Gab der Tod zum Opffer ſie; ohngeacht das halbe Theil Deiner dran verbunden hing/ auch wol gar dein ſterblich Heil Weder
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Andres Hundert.
67.
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Begierden.
Wann Begierd vnd nicht Vernunfft lieben wil/ ſo liebt ſie wol/
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Was findt ſich zu erben?
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70.
An einen guten Freund/ uͤber dem Abſchiede
ſeiner Liebſten.
FReund/ da jeder ſich jetzt freut/ daß mit dieſes Winters
Froͤſteu
Auch deß langen Krieges Eiß werde ſchmeltzen/ vnd den Luͤſten
Nechſten Fruͤhlings/ ſich die Zier auch deß Friedens miſchen ein;
O ſo ſeh ich dein Geſicht truͤbe/ blaß/ naß/ kraͤncklich ſeyn.
Wolte Gott! noch dir noch mir waͤr die Urſach alſo kuͤndig;
Mir zwar iſt ſie in dem Sinn/ aber dir/ dir iſt ſie fuͤndig
Wo du hin gehſt/ ſihſt vnd ſtehſt/ was du denckeſt/ was du thuſt
Druͤber mangelt leider dir deine Friedens-Fruͤhlings-Luſt.
Deine Frieden-Fruͤhlings-Luſt hat deß Krieges raues ſtuͤrmen
Oſft geblaſt/ doch nie geſtuͤrtzt: Aber ach! deß Grabes Wuͤrmen
Gab der Tod zum Opffer ſie; ohngeacht das halbe Theil
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