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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
achter noch zwei andere Bewegungen der Fixsterne, durch welche
jene krumme Linie, die man schon so genau zu kennen wähnte,
gar mannigfaltig verändert und in ihrer Gestalt umgeformt wurde,
Bewegungen, die wir jetzt unter der Benennung der Aberration
(I. S. 172) und der Nutation (I. S. 358) bei allen unseren
Beobachtungen täglich berücksichtigen und ohne deren Kenntniß
die Astronomie nie denjenigen Grad der Vollkommenheit erhal-
ten hätte, deren sie sich jetzt erfreut. Unsere späten Enkel wer-
den dereinst noch die eigenen Bewegungen eines jeden dieser Fix-
sterne hinzufügen, von welchen wir jetzt noch so wenig wissen, und
sie werden ihre Zeitgenossen über die Bewegung des ganzen Son-
nensystems im Weltenraume belehren, über deren Größe und
Richtung wir noch ganz im Dunkeln sind.

Auf diesem Wege der allmählichen Verbesserungen also ist
unsere gegenwärtige Kenntniß der Astronomie entstanden. Wenn
eines jener sogenannten Gesetze der Natur gefunden war und wenn,
oft erst nach mehreren Jahrhunderten, neue und bessere Beobach-
tungen uns auf Ausnahmen von diesem Gesetze führten, so stell-
ten diese Ausnahmen sich zuerst unter der Gestalt von Fehlern
der Beobachtungen dar, für welche sie auch in der That, so lange
man noch keine Ursache von solchen Ausnahmen kennt, gehalten
werden müssen. Wenn aber diese vermeinten Ausnahmen sich
immer mehr und mehr wiederholen und bei einer näheren Be-
trachtung ebenfalls wieder nach einem gewissen Gesetze fortzuge-
hen scheinen, so können wir nicht mehr umhin, den Grund derselben
nicht sowohl in dem Instrumente oder in der Beobachtungsart,
sondern in der Natur selbst zu suchen und jenes hypothetische Ge-
setz der Natur dahin zu verändern, daß, dasselbe nicht nur jene
Erscheinungen in ihren ersten rohen Zügen, sondern daß es auch
diese sogenannten Ausnahmen darzustellen vermag, wodurch dann
wieder den Beobachtungen so lange genug gethan wird, bis eine
neue Verbesserung der Instrumente oder eine neue Verfeinerung
der Analyse uns wieder zu ander[e]n Ausnahmen führt, deren Dar-
stellung denn auch eine neue Modification der vorhergehenden
Hypothese nothwendig macht.

Zu diesem Fortschreiten in der Erkenntniß der Natur gehört
aber, wenn sie sicher seyn soll, vor allem die oben erwähnte innige

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
achter noch zwei andere Bewegungen der Fixſterne, durch welche
jene krumme Linie, die man ſchon ſo genau zu kennen wähnte,
gar mannigfaltig verändert und in ihrer Geſtalt umgeformt wurde,
Bewegungen, die wir jetzt unter der Benennung der Aberration
(I. S. 172) und der Nutation (I. S. 358) bei allen unſeren
Beobachtungen täglich berückſichtigen und ohne deren Kenntniß
die Aſtronomie nie denjenigen Grad der Vollkommenheit erhal-
ten hätte, deren ſie ſich jetzt erfreut. Unſere ſpäten Enkel wer-
den dereinſt noch die eigenen Bewegungen eines jeden dieſer Fix-
ſterne hinzufügen, von welchen wir jetzt noch ſo wenig wiſſen, und
ſie werden ihre Zeitgenoſſen über die Bewegung des ganzen Son-
nenſyſtems im Weltenraume belehren, über deren Größe und
Richtung wir noch ganz im Dunkeln ſind.

Auf dieſem Wege der allmählichen Verbeſſerungen alſo iſt
unſere gegenwärtige Kenntniß der Aſtronomie entſtanden. Wenn
eines jener ſogenannten Geſetze der Natur gefunden war und wenn,
oft erſt nach mehreren Jahrhunderten, neue und beſſere Beobach-
tungen uns auf Ausnahmen von dieſem Geſetze führten, ſo ſtell-
ten dieſe Ausnahmen ſich zuerſt unter der Geſtalt von Fehlern
der Beobachtungen dar, für welche ſie auch in der That, ſo lange
man noch keine Urſache von ſolchen Ausnahmen kennt, gehalten
werden müſſen. Wenn aber dieſe vermeinten Ausnahmen ſich
immer mehr und mehr wiederholen und bei einer näheren Be-
trachtung ebenfalls wieder nach einem gewiſſen Geſetze fortzuge-
hen ſcheinen, ſo können wir nicht mehr umhin, den Grund derſelben
nicht ſowohl in dem Inſtrumente oder in der Beobachtungsart,
ſondern in der Natur ſelbſt zu ſuchen und jenes hypothetiſche Ge-
ſetz der Natur dahin zu verändern, daß, daſſelbe nicht nur jene
Erſcheinungen in ihren erſten rohen Zügen, ſondern daß es auch
dieſe ſogenannten Ausnahmen darzuſtellen vermag, wodurch dann
wieder den Beobachtungen ſo lange genug gethan wird, bis eine
neue Verbeſſerung der Inſtrumente oder eine neue Verfeinerung
der Analyſe uns wieder zu ander[e]n Ausnahmen führt, deren Dar-
ſtellung denn auch eine neue Modification der vorhergehenden
Hypotheſe nothwendig macht.

Zu dieſem Fortſchreiten in der Erkenntniß der Natur gehört
aber, wenn ſie ſicher ſeyn ſoll, vor allem die oben erwähnte innige

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[391/0403] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. achter noch zwei andere Bewegungen der Fixſterne, durch welche jene krumme Linie, die man ſchon ſo genau zu kennen wähnte, gar mannigfaltig verändert und in ihrer Geſtalt umgeformt wurde, Bewegungen, die wir jetzt unter der Benennung der Aberration (I. S. 172) und der Nutation (I. S. 358) bei allen unſeren Beobachtungen täglich berückſichtigen und ohne deren Kenntniß die Aſtronomie nie denjenigen Grad der Vollkommenheit erhal- ten hätte, deren ſie ſich jetzt erfreut. Unſere ſpäten Enkel wer- den dereinſt noch die eigenen Bewegungen eines jeden dieſer Fix- ſterne hinzufügen, von welchen wir jetzt noch ſo wenig wiſſen, und ſie werden ihre Zeitgenoſſen über die Bewegung des ganzen Son- nenſyſtems im Weltenraume belehren, über deren Größe und Richtung wir noch ganz im Dunkeln ſind. Auf dieſem Wege der allmählichen Verbeſſerungen alſo iſt unſere gegenwärtige Kenntniß der Aſtronomie entſtanden. Wenn eines jener ſogenannten Geſetze der Natur gefunden war und wenn, oft erſt nach mehreren Jahrhunderten, neue und beſſere Beobach- tungen uns auf Ausnahmen von dieſem Geſetze führten, ſo ſtell- ten dieſe Ausnahmen ſich zuerſt unter der Geſtalt von Fehlern der Beobachtungen dar, für welche ſie auch in der That, ſo lange man noch keine Urſache von ſolchen Ausnahmen kennt, gehalten werden müſſen. Wenn aber dieſe vermeinten Ausnahmen ſich immer mehr und mehr wiederholen und bei einer näheren Be- trachtung ebenfalls wieder nach einem gewiſſen Geſetze fortzuge- hen ſcheinen, ſo können wir nicht mehr umhin, den Grund derſelben nicht ſowohl in dem Inſtrumente oder in der Beobachtungsart, ſondern in der Natur ſelbſt zu ſuchen und jenes hypothetiſche Ge- ſetz der Natur dahin zu verändern, daß, daſſelbe nicht nur jene Erſcheinungen in ihren erſten rohen Zügen, ſondern daß es auch dieſe ſogenannten Ausnahmen darzuſtellen vermag, wodurch dann wieder den Beobachtungen ſo lange genug gethan wird, bis eine neue Verbeſſerung der Inſtrumente oder eine neue Verfeinerung der Analyſe uns wieder zu anderen Ausnahmen führt, deren Dar- ſtellung denn auch eine neue Modification der vorhergehenden Hypotheſe nothwendig macht. Zu dieſem Fortſchreiten in der Erkenntniß der Natur gehört aber, wenn ſie ſicher ſeyn ſoll, vor allem die oben erwähnte innige

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/403>, abgerufen am 18.12.2024.