Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.Dauer des Weltsystems. Bestimmtheit zu sagen, ob sie convergiren oder nicht. Poissonhat jedoch gefunden, daß die Beschaffenheit dieser beiden Elemente auch von zwei Gleichungen abhänge, die in Beziehung auf un- sern Gegenstand von der größten Wichtigkeit sind. Wenn näm- lich diese Gleichungen auch nur zwei reelle und gleiche, oder auch wenn sie zwei imaginäre Wurzeln haben, so mögen jene Reihen immerhin convergent seyn: diese beiden Elemente können doch proportional mit der Zeit, d. h. ohne Ende wachsen, und die end- liche Zerstörung des Systems würde darum nicht weniger gewiß heraufgeführt werden. Nun hat aber schon früher Laplace gezeigt, daß die Wurzeln §. 156. (Merkwürdige, hieher gehörende Gleichungen.) Der- Man denke sich von irgend einem Planeten, z. B. von Merkur 14 *
Dauer des Weltſyſtems. Beſtimmtheit zu ſagen, ob ſie convergiren oder nicht. Poiſſonhat jedoch gefunden, daß die Beſchaffenheit dieſer beiden Elemente auch von zwei Gleichungen abhänge, die in Beziehung auf un- ſern Gegenſtand von der größten Wichtigkeit ſind. Wenn näm- lich dieſe Gleichungen auch nur zwei reelle und gleiche, oder auch wenn ſie zwei imaginäre Wurzeln haben, ſo mögen jene Reihen immerhin convergent ſeyn: dieſe beiden Elemente können doch proportional mit der Zeit, d. h. ohne Ende wachſen, und die end- liche Zerſtörung des Syſtems würde darum nicht weniger gewiß heraufgeführt werden. Nun hat aber ſchon früher Laplace gezeigt, daß die Wurzeln §. 156. (Merkwürdige, hieher gehörende Gleichungen.) Der- Man denke ſich von irgend einem Planeten, z. B. von Merkur 14 *
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Dauer des Weltſyſtems.
Beſtimmtheit zu ſagen, ob ſie convergiren oder nicht. Poiſſon
hat jedoch gefunden, daß die Beſchaffenheit dieſer beiden Elemente
auch von zwei Gleichungen abhänge, die in Beziehung auf un-
ſern Gegenſtand von der größten Wichtigkeit ſind. Wenn näm-
lich dieſe Gleichungen auch nur zwei reelle und gleiche, oder auch
wenn ſie zwei imaginäre Wurzeln haben, ſo mögen jene Reihen
immerhin convergent ſeyn: dieſe beiden Elemente können doch
proportional mit der Zeit, d. h. ohne Ende wachſen, und die end-
liche Zerſtörung des Syſtems würde darum nicht weniger gewiß
heraufgeführt werden.
Nun hat aber ſchon früher Laplace gezeigt, daß die Wurzeln
dieſer beiden Gleichungen in einem beſtimmten Falle immer reell
und unter ſich ungleich ſeyn werden, und dieſer Fall tritt dann
ein, wenn die Planeten alle ſich nach derſelben Richtung um die
Sonne bewegen. Dieß hat aber glücklicher Weiſe in unſerem
Syſteme ſtatt, wo ſich alle Planeten ohne Ausnahme von Weſt
nach Oſt bewegen, und die unmittelbare Folge davon iſt, daß
die Excentricitäten ſowohl, als auch die Neigungen der Bahnen
dieſer Planeten nicht mehr ohne Ende wachſen, ſondern daß ſie
immer nur zwiſchen zwei Gränzen, und zwar zwiſchen zwei ſehr
engen Gränzen auf und nieder gehen können, und dadurch ge-
ſchieht es endlich, daß die Stabilität unſeres Syſtems geſichert,
und die Fortdauer deſſelben gleichſam für immerwährende Zeiten
bedingt wird.
§. 156. (Merkwürdige, hieher gehörende Gleichungen.) Der-
ſelbe Laplace nämlich, dem wir ſo viele ſchöne Entdeckungen in
dieſen höheren Gefilden der Sternkunde verdanken, hat gefunden,
daß zwiſchen den drei Elementen, von welchen hier vorzüglich die
Rede iſt, und zwiſchen den Maſſen der Planeten mehrere Glei-
chungen exiſtiren, deren Grund wir zwar hier nicht näher angeben
können, die aber zu wichtig und zu intereſſant ſind, um ganz über-
gangen zu werden.
Man denke ſich von irgend einem Planeten, z. B. von Merkur
das dreifache Produkt, deſſen Faktoren die Maſſe dieſer Planeten,
das Quadrat ſeiner Excentricität, und die Quadratwurzel ſeiner
großen Axe ſind. Nennt man dieſes Produkt für Merkur a, für
Venus a', für die Erde a'' u. ſ. w., ſo zeigen jene höheren Rech-
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