Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.Ebbe u. Fluth d. Meeres und d. Atmosphäre d. Erde. derselben entfernen, werden desto weniger steigen, je weiter sie vonjenem Meridian entfernt sind. Die Punkte m und n, die den Mond in oder nahe bei ihrem Horizonte sehen, werden nur mit der mittleren Kraft des Mondes, mit derselben Kraft, wie der Mittelpunkt S angezogen, und bleiben daher ungestört, oder viel- mehr die, diese beiden Punkte umgebenden Gewässer müssen an Höhe abnehmen oder sinken, weil ein großer Theil dazu verwendet worden ist, die Gewässer bei A und B zu erhöhen. Man sieht daraus schon ohne alle Rechnung, daß zwischen Was so eben von dem Monde gesagt worden ist, gilt auch Ebbe u. Fluth d. Meeres und d. Atmoſphäre d. Erde. derſelben entfernen, werden deſto weniger ſteigen, je weiter ſie vonjenem Meridian entfernt ſind. Die Punkte m und n, die den Mond in oder nahe bei ihrem Horizonte ſehen, werden nur mit der mittleren Kraft des Mondes, mit derſelben Kraft, wie der Mittelpunkt S angezogen, und bleiben daher ungeſtört, oder viel- mehr die, dieſe beiden Punkte umgebenden Gewäſſer müſſen an Höhe abnehmen oder ſinken, weil ein großer Theil dazu verwendet worden iſt, die Gewäſſer bei A und B zu erhöhen. Man ſieht daraus ſchon ohne alle Rechnung, daß zwiſchen Was ſo eben von dem Monde geſagt worden iſt, gilt auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0172" n="160"/><fw place="top" type="header">Ebbe u. Fluth d. Meeres und d. Atmoſphäre d. Erde.</fw><lb/> derſelben entfernen, werden deſto weniger ſteigen, je weiter ſie von<lb/> jenem Meridian entfernt ſind. Die Punkte <hi rendition="#aq">m</hi> und <hi rendition="#aq">n</hi>, die den<lb/> Mond in oder nahe bei ihrem Horizonte ſehen, werden nur mit<lb/> der mittleren Kraft des Mondes, mit derſelben Kraft, wie der<lb/> Mittelpunkt <hi rendition="#aq">S</hi> angezogen, und bleiben daher ungeſtört, oder viel-<lb/> mehr die, dieſe beiden Punkte umgebenden Gewäſſer müſſen an<lb/> Höhe abnehmen oder ſinken, weil ein großer Theil dazu verwendet<lb/> worden iſt, die Gewäſſer bei <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> zu erhöhen.</p><lb/> <p>Man ſieht daraus ſchon ohne alle Rechnung, daß zwiſchen<lb/> je zwei nächſten Culminationen des Mondes auch eine doppelte<lb/> Ebbe und Fluth ſtatt haben, und daß die Fluth für jeden Ort der<lb/> Erde in die Zeit ſeiner oberen oder unteren Culmination (Einl.<lb/> §. 26), die der Ebbe aber nahe ſechs Stunden vor und nach der-<lb/> ſelben ſtatt haben muß.</p><lb/> <p>Was ſo eben von dem Monde geſagt worden iſt, gilt auch<lb/> von der Sonne, nur wegen ihrer zu großen Entfernung in viel<lb/> geringerem Maaße. Die Sonnenfluthen werden für jeden Ort in<lb/> den Augenblick ſeines Mittags und ſeiner Mitternacht fallen, und<lb/> wenn jeden Monat einmal die Culmination des Mondes in die-<lb/> ſelbe Zeit fällt, d. h. zur Zeit der Neu- und Vollmonde, ſo wer-<lb/> den die Wirkungen der Sonne und des Mondes ebenfalls zuſam-<lb/> menfallen und die Fluthhöhe <hi rendition="#g">vergrößern</hi>, während im Gegen-<lb/> theile zur Zeit der Quadraturen, wo der Mond in der Linie<lb/><hi rendition="#aq">BST</hi> und die Sonne in der verlängerten Linie <hi rendition="#aq">mSn</hi> liegt, die<lb/> Fluthhöhe des Mondes durch die der Sonne <hi rendition="#g">vermindert</hi><lb/> werden muß. Aus derſelben Urſache wird die Fluth des Mondes<lb/> ſowohl, als auch die der Sonne deſto ſtärker ſeyn, je näher dieſe<lb/> Geſtirne bei der Erde ſtehen, was alles mit den Beobachtungen<lb/> ganz genau übereinſtimmt. Daß das Hochmeer an jedem Orte<lb/> nicht in den Augenblick der Culmination ſelbſt trifft, ſondern oft<lb/> erſt mehrere Stunden ſpäter ſtatt hat, kömmt offenbar daher, daß<lb/> das Waſſer, von <hi rendition="#aq">m</hi> und <hi rendition="#aq">n</hi> nach <hi rendition="#aq">A</hi> oder nach <hi rendition="#aq">B</hi> zu kommen, und<lb/> ſich in dieſen beiden letzten Punkten auf die größte Höhe zu brin-<lb/> gen, eine gewiſſe Zeit erfordert, da die Trägheit des Waſſers, die<lb/> Reibung ſeiner Theile, die Unebenheiten des Meeresbodens u. dgl.<lb/> dieſer Bewegung deſſelben mehrere Hinderniſſe entgegen ſetzen.<lb/> Aus derſelben Urſache fällt bekanntlich auch die größte Hitze des<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0172]
Ebbe u. Fluth d. Meeres und d. Atmoſphäre d. Erde.
derſelben entfernen, werden deſto weniger ſteigen, je weiter ſie von
jenem Meridian entfernt ſind. Die Punkte m und n, die den
Mond in oder nahe bei ihrem Horizonte ſehen, werden nur mit
der mittleren Kraft des Mondes, mit derſelben Kraft, wie der
Mittelpunkt S angezogen, und bleiben daher ungeſtört, oder viel-
mehr die, dieſe beiden Punkte umgebenden Gewäſſer müſſen an
Höhe abnehmen oder ſinken, weil ein großer Theil dazu verwendet
worden iſt, die Gewäſſer bei A und B zu erhöhen.
Man ſieht daraus ſchon ohne alle Rechnung, daß zwiſchen
je zwei nächſten Culminationen des Mondes auch eine doppelte
Ebbe und Fluth ſtatt haben, und daß die Fluth für jeden Ort der
Erde in die Zeit ſeiner oberen oder unteren Culmination (Einl.
§. 26), die der Ebbe aber nahe ſechs Stunden vor und nach der-
ſelben ſtatt haben muß.
Was ſo eben von dem Monde geſagt worden iſt, gilt auch
von der Sonne, nur wegen ihrer zu großen Entfernung in viel
geringerem Maaße. Die Sonnenfluthen werden für jeden Ort in
den Augenblick ſeines Mittags und ſeiner Mitternacht fallen, und
wenn jeden Monat einmal die Culmination des Mondes in die-
ſelbe Zeit fällt, d. h. zur Zeit der Neu- und Vollmonde, ſo wer-
den die Wirkungen der Sonne und des Mondes ebenfalls zuſam-
menfallen und die Fluthhöhe vergrößern, während im Gegen-
theile zur Zeit der Quadraturen, wo der Mond in der Linie
BST und die Sonne in der verlängerten Linie mSn liegt, die
Fluthhöhe des Mondes durch die der Sonne vermindert
werden muß. Aus derſelben Urſache wird die Fluth des Mondes
ſowohl, als auch die der Sonne deſto ſtärker ſeyn, je näher dieſe
Geſtirne bei der Erde ſtehen, was alles mit den Beobachtungen
ganz genau übereinſtimmt. Daß das Hochmeer an jedem Orte
nicht in den Augenblick der Culmination ſelbſt trifft, ſondern oft
erſt mehrere Stunden ſpäter ſtatt hat, kömmt offenbar daher, daß
das Waſſer, von m und n nach A oder nach B zu kommen, und
ſich in dieſen beiden letzten Punkten auf die größte Höhe zu brin-
gen, eine gewiſſe Zeit erfordert, da die Trägheit des Waſſers, die
Reibung ſeiner Theile, die Unebenheiten des Meeresbodens u. dgl.
dieſer Bewegung deſſelben mehrere Hinderniſſe entgegen ſetzen.
Aus derſelben Urſache fällt bekanntlich auch die größte Hitze des
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