haben, wollen wir nun auch diejenigen Störungen betrachten, welche die Excentricitäten, die Lage der großen Axen der Ellipsen, und endlich die Größe dieser Axen selbst erleiden.
Die Aenderung der Lage der großen Axen oder der Länge der Absiden hat das Eigenthümliche, daß sie, und zwar sie allein, nicht in bestimmte Gränzen eingeschlossen ist, zwischen welchen sie periodisch auf und nieder geben, sondern daß sie mit der Zeit im- merwährend nach derselben Seite fortschreiten, und endlich die ganze Peripherie des Kreises, oder volle 360 Grade zurücklegen. Die folgende Tafel gibt die tropische säculäre Bewegung des Periheliums der älteren Planeten, die bei allen direct oder von West nach Ost gerichtet ist.
Merkur . . 5604,7
Venus . . . 4753,3
Erde . . . 6200,9
Mars . . . 6603,6
Jupiter . . . 5685,0
Saturn . . 6958,2
Uranus . . 5260,5.
Subtrahirt man von diesen Zahlen die säculäre Präcession 5021,1", so erhält man die eigentliche oder siderische Bewegung der Absiden in hundert Jahren, die also bei Merkur 583,6", und bei der Erde 1179,8" beträgt, und die ebenfalls bei allen Plane- ten, Venus allein ausgenommen, direct ist. Nach dieser Tafel fiel das Perihelium der Erdbahn nahe um das Jahr 4100 vor Christi Geburt mit dem Frühlings-Nachtgleichenpunkte zusam- men, und es ist immer merkwürdig, daß die meisten Chronologen die Entstehung der Erde in dieselbe Zeit gesetzt haben. Um das Jahr 1250 nach Christi machte die große Axe der Erdbahn mit der Linie der Nachtgleichen einen rechten Winkel, und im An- fange des 19ten Jahrhunderts fiel das Perihelium der Erdbahn nahe mit der Linie des Wintersolstitiums zusammen. Die nähere Folgen dieser Bewegung der Absidenlinie wurde schon oben (I. §. 152) angeführt. Hier wollen wir nur noch bemerken, daß die Lage der großen Axe einer Planetenbahn, wenigstens so lange die Excentricität derselben nur gering ist, weder auf ihren eigenen, noch auf die anderen Planeten irgend einen wesentlichen Einfluß
Säculäre Störungen.
haben, wollen wir nun auch diejenigen Störungen betrachten, welche die Excentricitäten, die Lage der großen Axen der Ellipſen, und endlich die Größe dieſer Axen ſelbſt erleiden.
Die Aenderung der Lage der großen Axen oder der Länge der Abſiden hat das Eigenthümliche, daß ſie, und zwar ſie allein, nicht in beſtimmte Gränzen eingeſchloſſen iſt, zwiſchen welchen ſie periodiſch auf und nieder geben, ſondern daß ſie mit der Zeit im- merwährend nach derſelben Seite fortſchreiten, und endlich die ganze Peripherie des Kreiſes, oder volle 360 Grade zurücklegen. Die folgende Tafel gibt die tropiſche ſäculäre Bewegung des Periheliums der älteren Planeten, die bei allen direct oder von Weſt nach Oſt gerichtet iſt.
Merkur . . 5604,7
Venus . . . 4753,3
Erde . . . 6200,9
Mars . . . 6603,6
Jupiter . . . 5685,0
Saturn . . 6958,2
Uranus . . 5260,5.
Subtrahirt man von dieſen Zahlen die ſäculäre Präceſſion 5021,1″, ſo erhält man die eigentliche oder ſideriſche Bewegung der Abſiden in hundert Jahren, die alſo bei Merkur 583,6″, und bei der Erde 1179,8″ beträgt, und die ebenfalls bei allen Plane- ten, Venus allein ausgenommen, direct iſt. Nach dieſer Tafel fiel das Perihelium der Erdbahn nahe um das Jahr 4100 vor Chriſti Geburt mit dem Frühlings-Nachtgleichenpunkte zuſam- men, und es iſt immer merkwürdig, daß die meiſten Chronologen die Entſtehung der Erde in dieſelbe Zeit geſetzt haben. Um das Jahr 1250 nach Chriſti machte die große Axe der Erdbahn mit der Linie der Nachtgleichen einen rechten Winkel, und im An- fange des 19ten Jahrhunderts fiel das Perihelium der Erdbahn nahe mit der Linie des Winterſolſtitiums zuſammen. Die nähere Folgen dieſer Bewegung der Abſidenlinie wurde ſchon oben (I. §. 152) angeführt. Hier wollen wir nur noch bemerken, daß die Lage der großen Axe einer Planetenbahn, wenigſtens ſo lange die Excentricität derſelben nur gering iſt, weder auf ihren eigenen, noch auf die anderen Planeten irgend einen weſentlichen Einfluß
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[140/0152]
Säculäre Störungen.
haben, wollen wir nun auch diejenigen Störungen betrachten,
welche die Excentricitäten, die Lage der großen Axen der Ellipſen,
und endlich die Größe dieſer Axen ſelbſt erleiden.
Die Aenderung der Lage der großen Axen oder der Länge
der Abſiden hat das Eigenthümliche, daß ſie, und zwar ſie allein,
nicht in beſtimmte Gränzen eingeſchloſſen iſt, zwiſchen welchen ſie
periodiſch auf und nieder geben, ſondern daß ſie mit der Zeit im-
merwährend nach derſelben Seite fortſchreiten, und endlich die
ganze Peripherie des Kreiſes, oder volle 360 Grade zurücklegen.
Die folgende Tafel gibt die tropiſche ſäculäre Bewegung des
Periheliums der älteren Planeten, die bei allen direct oder von
Weſt nach Oſt gerichtet iſt.
Merkur . . 5604,7
Venus . . . 4753,3
Erde . . . 6200,9
Mars . . . 6603,6
Jupiter . . . 5685,0
Saturn . . 6958,2
Uranus . . 5260,5.
Subtrahirt man von dieſen Zahlen die ſäculäre Präceſſion
5021,1″, ſo erhält man die eigentliche oder ſideriſche Bewegung
der Abſiden in hundert Jahren, die alſo bei Merkur 583,6″, und
bei der Erde 1179,8″ beträgt, und die ebenfalls bei allen Plane-
ten, Venus allein ausgenommen, direct iſt. Nach dieſer Tafel
fiel das Perihelium der Erdbahn nahe um das Jahr 4100 vor
Chriſti Geburt mit dem Frühlings-Nachtgleichenpunkte zuſam-
men, und es iſt immer merkwürdig, daß die meiſten Chronologen
die Entſtehung der Erde in dieſelbe Zeit geſetzt haben. Um das
Jahr 1250 nach Chriſti machte die große Axe der Erdbahn mit
der Linie der Nachtgleichen einen rechten Winkel, und im An-
fange des 19ten Jahrhunderts fiel das Perihelium der Erdbahn
nahe mit der Linie des Winterſolſtitiums zuſammen. Die nähere
Folgen dieſer Bewegung der Abſidenlinie wurde ſchon oben
(I. §. 152) angeführt. Hier wollen wir nur noch bemerken, daß
die Lage der großen Axe einer Planetenbahn, wenigſtens ſo lange
die Excentricität derſelben nur gering iſt, weder auf ihren eigenen,
noch auf die anderen Planeten irgend einen weſentlichen Einfluß
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/152>, abgerufen am 25.11.2024.
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