dere eine Verzögerung enthält. Alles dieß stimmte aber mit den bisher gesammelten Beobachtungen jener Planeten aus den alten nicht minder, als aus den mittlern und neuen Zeiten so wohl zu- sammen, daß an der Richtigkeit dieser Erklärung einer früher so räthselhaften Erscheinung nicht weiter gezweifelt werden konnte.
Im Jahre 1560 haben diese beide Störungen ihren größten Werth erreicht, und zu dieser Epoche war die Bewegung Saturns am langsamsten, die des Jupiter aber am schnellsten. Seitdem näherten sich diese beiden Bewegungen ihren wahren immer mehr, bis sie i. J. 1790 denselben ganz gleich kamen, und i. J. 2020 werden sie wieder ihre größten Werthe erreichen. Man sieht nun, wie Halley und Lambert so ganz verschiedene Resultate finden konnten, wenn sie Beobachtungen von solchen Epochen mit ein- ander verglichen, wo diese beiden Planeten in Beziehung auf ihre mittleren Bewegungen in ganz andern Verhältnissen sich befanden. Wenn das Wiederaufleben der Wissenschaften in Europa etwa 500 Jahre später eingetreten wäre, so würden die Beobachtungen die entgegengesetzten Erscheinungen von denen angezeigt haben, die Halley gefunden hat. Die astronomischen Tafeln der Indier, denen dieses Volk ein so hohes Alterthum beilegt, zeigen deutlich, daß sie zu einer Zeit entworfen worden sind, wo die Bewegung Saturns die langsamste, und die Jupiters die schnellste war, und es läßt sich daher eben daraus mit einiger Sicherheit die Zeit der Entstehung dieser Tafeln ableiten. Vereiniget man damit die Excentricitäten, welche diese Tafeln mehreren Planetenbahnen beilegen, so wird es, wie Laplace gezeigt hat, sehr wahrscheinlich, daß diese Tafeln, weit entfernt, viertausend Jahre vor dem An- fange unserer Zeitrechnung entstanden zu seyn, wie die Indier vorgeben, erst gegen den Anfang des sechszehnten Jahrhunderts nach Chr. G. nach dem Muster der europäischen Tafeln zusam- men getragen wurden.
Periodiſche Störungen.
dere eine Verzögerung enthält. Alles dieß ſtimmte aber mit den bisher geſammelten Beobachtungen jener Planeten aus den alten nicht minder, als aus den mittlern und neuen Zeiten ſo wohl zu- ſammen, daß an der Richtigkeit dieſer Erklärung einer früher ſo räthſelhaften Erſcheinung nicht weiter gezweifelt werden konnte.
Im Jahre 1560 haben dieſe beide Störungen ihren größten Werth erreicht, und zu dieſer Epoche war die Bewegung Saturns am langſamſten, die des Jupiter aber am ſchnellſten. Seitdem näherten ſich dieſe beiden Bewegungen ihren wahren immer mehr, bis ſie i. J. 1790 denſelben ganz gleich kamen, und i. J. 2020 werden ſie wieder ihre größten Werthe erreichen. Man ſieht nun, wie Halley und Lambert ſo ganz verſchiedene Reſultate finden konnten, wenn ſie Beobachtungen von ſolchen Epochen mit ein- ander verglichen, wo dieſe beiden Planeten in Beziehung auf ihre mittleren Bewegungen in ganz andern Verhältniſſen ſich befanden. Wenn das Wiederaufleben der Wiſſenſchaften in Europa etwa 500 Jahre ſpäter eingetreten wäre, ſo würden die Beobachtungen die entgegengeſetzten Erſcheinungen von denen angezeigt haben, die Halley gefunden hat. Die aſtronomiſchen Tafeln der Indier, denen dieſes Volk ein ſo hohes Alterthum beilegt, zeigen deutlich, daß ſie zu einer Zeit entworfen worden ſind, wo die Bewegung Saturns die langſamſte, und die Jupiters die ſchnellſte war, und es läßt ſich daher eben daraus mit einiger Sicherheit die Zeit der Entſtehung dieſer Tafeln ableiten. Vereiniget man damit die Excentricitäten, welche dieſe Tafeln mehreren Planetenbahnen beilegen, ſo wird es, wie Laplace gezeigt hat, ſehr wahrſcheinlich, daß dieſe Tafeln, weit entfernt, viertauſend Jahre vor dem An- fange unſerer Zeitrechnung entſtanden zu ſeyn, wie die Indier vorgeben, erſt gegen den Anfang des ſechszehnten Jahrhunderts nach Chr. G. nach dem Muſter der europäiſchen Tafeln zuſam- men getragen wurden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0140"n="128"/><fwplace="top"type="header">Periodiſche Störungen.</fw><lb/>
dere eine Verzögerung enthält. Alles dieß ſtimmte aber mit den<lb/>
bisher geſammelten Beobachtungen jener Planeten aus den alten<lb/>
nicht minder, als aus den mittlern und neuen Zeiten ſo wohl zu-<lb/>ſammen, daß an der Richtigkeit dieſer Erklärung einer früher ſo<lb/>
räthſelhaften Erſcheinung nicht weiter gezweifelt werden konnte.</p><lb/><p>Im Jahre 1560 haben dieſe beide Störungen ihren größten<lb/>
Werth erreicht, und zu dieſer Epoche war die Bewegung Saturns<lb/>
am langſamſten, die des Jupiter aber am ſchnellſten. Seitdem<lb/>
näherten ſich dieſe beiden Bewegungen ihren wahren immer mehr,<lb/>
bis ſie i. J. 1790 denſelben ganz gleich kamen, und i. J. 2020<lb/>
werden ſie wieder ihre größten Werthe erreichen. Man ſieht nun,<lb/>
wie Halley und Lambert ſo ganz verſchiedene Reſultate finden<lb/>
konnten, wenn ſie Beobachtungen von ſolchen Epochen mit ein-<lb/>
ander verglichen, wo dieſe beiden Planeten in Beziehung auf ihre<lb/>
mittleren Bewegungen in ganz andern Verhältniſſen ſich befanden.<lb/>
Wenn das Wiederaufleben der Wiſſenſchaften in Europa etwa<lb/>
500 Jahre ſpäter eingetreten wäre, ſo würden die Beobachtungen<lb/>
die entgegengeſetzten Erſcheinungen von denen angezeigt haben,<lb/>
die Halley gefunden hat. Die aſtronomiſchen Tafeln der Indier,<lb/>
denen dieſes Volk ein ſo hohes Alterthum beilegt, zeigen deutlich,<lb/>
daß ſie zu einer Zeit entworfen worden ſind, wo die Bewegung<lb/>
Saturns die langſamſte, und die Jupiters die ſchnellſte war, und<lb/>
es läßt ſich daher eben daraus mit einiger Sicherheit die Zeit<lb/>
der Entſtehung dieſer Tafeln ableiten. Vereiniget man damit<lb/>
die Excentricitäten, welche dieſe Tafeln mehreren Planetenbahnen<lb/>
beilegen, ſo wird es, wie Laplace gezeigt hat, ſehr wahrſcheinlich,<lb/>
daß dieſe Tafeln, weit entfernt, viertauſend Jahre vor dem An-<lb/>
fange unſerer Zeitrechnung entſtanden zu ſeyn, wie die Indier<lb/>
vorgeben, erſt gegen den Anfang des ſechszehnten Jahrhunderts<lb/>
nach Chr. G. nach dem Muſter der europäiſchen Tafeln zuſam-<lb/>
men getragen wurden.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></div></body></text></TEI>
[128/0140]
Periodiſche Störungen.
dere eine Verzögerung enthält. Alles dieß ſtimmte aber mit den
bisher geſammelten Beobachtungen jener Planeten aus den alten
nicht minder, als aus den mittlern und neuen Zeiten ſo wohl zu-
ſammen, daß an der Richtigkeit dieſer Erklärung einer früher ſo
räthſelhaften Erſcheinung nicht weiter gezweifelt werden konnte.
Im Jahre 1560 haben dieſe beide Störungen ihren größten
Werth erreicht, und zu dieſer Epoche war die Bewegung Saturns
am langſamſten, die des Jupiter aber am ſchnellſten. Seitdem
näherten ſich dieſe beiden Bewegungen ihren wahren immer mehr,
bis ſie i. J. 1790 denſelben ganz gleich kamen, und i. J. 2020
werden ſie wieder ihre größten Werthe erreichen. Man ſieht nun,
wie Halley und Lambert ſo ganz verſchiedene Reſultate finden
konnten, wenn ſie Beobachtungen von ſolchen Epochen mit ein-
ander verglichen, wo dieſe beiden Planeten in Beziehung auf ihre
mittleren Bewegungen in ganz andern Verhältniſſen ſich befanden.
Wenn das Wiederaufleben der Wiſſenſchaften in Europa etwa
500 Jahre ſpäter eingetreten wäre, ſo würden die Beobachtungen
die entgegengeſetzten Erſcheinungen von denen angezeigt haben,
die Halley gefunden hat. Die aſtronomiſchen Tafeln der Indier,
denen dieſes Volk ein ſo hohes Alterthum beilegt, zeigen deutlich,
daß ſie zu einer Zeit entworfen worden ſind, wo die Bewegung
Saturns die langſamſte, und die Jupiters die ſchnellſte war, und
es läßt ſich daher eben daraus mit einiger Sicherheit die Zeit
der Entſtehung dieſer Tafeln ableiten. Vereiniget man damit
die Excentricitäten, welche dieſe Tafeln mehreren Planetenbahnen
beilegen, ſo wird es, wie Laplace gezeigt hat, ſehr wahrſcheinlich,
daß dieſe Tafeln, weit entfernt, viertauſend Jahre vor dem An-
fange unſerer Zeitrechnung entſtanden zu ſeyn, wie die Indier
vorgeben, erſt gegen den Anfang des ſechszehnten Jahrhunderts
nach Chr. G. nach dem Muſter der europäiſchen Tafeln zuſam-
men getragen wurden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/140>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.