solcher kleinen, matten Lichtwolken sehen wir mit unseren Fern- röhren in der That sehr viele am Himmel. Daß sie aber keine Wolken sind, daß sie nicht unserer Atmosphäre, sondern dem Him- mel selbst angehören, folgt schon daraus, daß sie, seit Jahrtausen- den, weder ihre Gestalt, noch ihren Ort am Himmel ändern, son- dern vielmehr, gleich den eigentlichen Fixsternen, immer dieselbe Stelle einnehmen.
Der ältere Herschel hat bereits über dreitausend solcher Him- melswolken entdeckt, und es gelang ihm auch mit Hülfe seiner vortrefflichen Telescope, viele derselben in einzelne Sterne aufzu- lösen, zum Beweise, daß sie in der That nichts anderes, als eben solche Aggregate von Fixsternen, wie unsere Milchstraße, sind. Allein viele derselben behalten auch in den besten Fernröhren noch immer ihre frühere Gestalt von Wolken oder Nebeln bei und diese müssen daher, wenn sie anders noch aus Sternen bestehen, noch ungleich weiter, als jene von uns entfernt seyn. Doch ist es auch möglich, daß mehrere von ihnen in der That nur bloße Licht- nebel, also Himmelskörper von einer ganz andern Art sind, als diejenigen, welche wir bisher kennen gelernt haben.
§. 230. (Aeltere Eintheilung dieser Gegenstände in Klassen.) Derselbe vortreffliche Beobachter bemerkte bald, daß diese Gegen- stände, deren er eine so bedeutende Anzahl am Himmel gefunden hatte, große Verschiedenheiten unter sich zeigten, und er fand es daher für nöthig, zur bessern Uebersicht derselben sie in acht Klas- sen einzutheilen.
Die erste Klasse enthielt die sehr hellglänzenden Nebel, die sich, auch durch seine besten Telescope, nicht in Sterne auflösen lassen. Herschel führt derselben 288 an. Die zweite enthielt 907 lichtschwache, die dritte 978 sehr matt schimmernde, ebenfalls unauflösbare Nebel. Die meisten Gegenstände dieser drei Klassen haben eine völlig unregelmäßige Gestalt und meistens noch ein- zelne Theile, die sich durch ein helleres Licht von den übrigen un- terscheiden. In der vierten Klasse führt er die sogenannten planetarischen Nebel auf, die eine ganz kreisförmige Gestalt, in allen ihren Theilen durchaus dieselbe Lichtstärke und meistens noch einen beträchtlichen Durchmesser von fünf, zehn und mehr
Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.
ſolcher kleinen, matten Lichtwolken ſehen wir mit unſeren Fern- röhren in der That ſehr viele am Himmel. Daß ſie aber keine Wolken ſind, daß ſie nicht unſerer Atmoſphäre, ſondern dem Him- mel ſelbſt angehören, folgt ſchon daraus, daß ſie, ſeit Jahrtauſen- den, weder ihre Geſtalt, noch ihren Ort am Himmel ändern, ſon- dern vielmehr, gleich den eigentlichen Fixſternen, immer dieſelbe Stelle einnehmen.
Der ältere Herſchel hat bereits über dreitauſend ſolcher Him- melswolken entdeckt, und es gelang ihm auch mit Hülfe ſeiner vortrefflichen Teleſcope, viele derſelben in einzelne Sterne aufzu- löſen, zum Beweiſe, daß ſie in der That nichts anderes, als eben ſolche Aggregate von Fixſternen, wie unſere Milchſtraße, ſind. Allein viele derſelben behalten auch in den beſten Fernröhren noch immer ihre frühere Geſtalt von Wolken oder Nebeln bei und dieſe müſſen daher, wenn ſie anders noch aus Sternen beſtehen, noch ungleich weiter, als jene von uns entfernt ſeyn. Doch iſt es auch möglich, daß mehrere von ihnen in der That nur bloße Licht- nebel, alſo Himmelskörper von einer ganz andern Art ſind, als diejenigen, welche wir bisher kennen gelernt haben.
§. 230. (Aeltere Eintheilung dieſer Gegenſtände in Klaſſen.) Derſelbe vortreffliche Beobachter bemerkte bald, daß dieſe Gegen- ſtände, deren er eine ſo bedeutende Anzahl am Himmel gefunden hatte, große Verſchiedenheiten unter ſich zeigten, und er fand es daher für nöthig, zur beſſern Ueberſicht derſelben ſie in acht Klaſ- ſen einzutheilen.
Die erſte Klaſſe enthielt die ſehr hellglänzenden Nebel, die ſich, auch durch ſeine beſten Teleſcope, nicht in Sterne auflöſen laſſen. Herſchel führt derſelben 288 an. Die zweite enthielt 907 lichtſchwache, die dritte 978 ſehr matt ſchimmernde, ebenfalls unauflösbare Nebel. Die meiſten Gegenſtände dieſer drei Klaſſen haben eine völlig unregelmäßige Geſtalt und meiſtens noch ein- zelne Theile, die ſich durch ein helleres Licht von den übrigen un- terſcheiden. In der vierten Klaſſe führt er die ſogenannten planetariſchen Nebel auf, die eine ganz kreisförmige Geſtalt, in allen ihren Theilen durchaus dieſelbe Lichtſtärke und meiſtens noch einen beträchtlichen Durchmeſſer von fünf, zehn und mehr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0369"n="359"/><fwplace="top"type="header">Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.</fw><lb/>ſolcher kleinen, matten Lichtwolken ſehen wir mit unſeren Fern-<lb/>
röhren in der That ſehr viele am Himmel. Daß ſie aber keine<lb/>
Wolken ſind, daß ſie nicht unſerer Atmoſphäre, ſondern dem Him-<lb/>
mel ſelbſt angehören, folgt ſchon daraus, daß ſie, ſeit Jahrtauſen-<lb/>
den, weder ihre Geſtalt, noch ihren Ort am Himmel ändern, ſon-<lb/>
dern vielmehr, gleich den eigentlichen Fixſternen, immer dieſelbe<lb/>
Stelle einnehmen.</p><lb/><p>Der ältere Herſchel hat bereits über dreitauſend ſolcher Him-<lb/>
melswolken entdeckt, und es gelang ihm auch mit Hülfe ſeiner<lb/>
vortrefflichen Teleſcope, viele derſelben in einzelne Sterne aufzu-<lb/>
löſen, zum Beweiſe, daß ſie in der That nichts anderes, als eben<lb/>ſolche Aggregate von Fixſternen, wie unſere Milchſtraße, ſind.<lb/>
Allein viele derſelben behalten auch in den beſten Fernröhren noch<lb/>
immer ihre frühere Geſtalt von Wolken oder Nebeln bei und dieſe<lb/>
müſſen daher, wenn ſie anders noch aus Sternen beſtehen, noch<lb/>
ungleich weiter, als jene von uns entfernt ſeyn. Doch iſt es auch<lb/>
möglich, daß mehrere von ihnen in der That nur bloße Licht-<lb/>
nebel, alſo Himmelskörper von einer ganz andern Art ſind, als<lb/>
diejenigen, welche wir bisher kennen gelernt haben.</p><lb/><p>§. 230. (Aeltere Eintheilung dieſer Gegenſtände in Klaſſen.)<lb/>
Derſelbe vortreffliche Beobachter bemerkte bald, daß dieſe Gegen-<lb/>ſtände, deren er eine ſo bedeutende Anzahl am Himmel gefunden<lb/>
hatte, große Verſchiedenheiten unter ſich zeigten, und er fand es<lb/>
daher für nöthig, zur beſſern Ueberſicht derſelben ſie in acht Klaſ-<lb/>ſen einzutheilen.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">erſte</hi> Klaſſe enthielt die ſehr hellglänzenden Nebel, die<lb/>ſich, auch durch ſeine beſten Teleſcope, nicht in Sterne auflöſen<lb/>
laſſen. Herſchel führt derſelben 288 an. Die <hirendition="#g">zweite</hi> enthielt 907<lb/>
lichtſchwache, die <hirendition="#g">dritte</hi> 978 ſehr matt ſchimmernde, ebenfalls<lb/>
unauflösbare Nebel. Die meiſten Gegenſtände dieſer drei Klaſſen<lb/>
haben eine völlig unregelmäßige Geſtalt und meiſtens noch ein-<lb/>
zelne Theile, die ſich durch ein helleres Licht von den übrigen un-<lb/>
terſcheiden. In der <hirendition="#g">vierten</hi> Klaſſe führt er die ſogenannten<lb/><hirendition="#g">planetariſchen</hi> Nebel auf, die eine ganz kreisförmige Geſtalt,<lb/>
in allen ihren Theilen durchaus <hirendition="#g">dieſelbe</hi> Lichtſtärke und meiſtens<lb/>
noch einen beträchtlichen Durchmeſſer von fünf, zehn und mehr<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[359/0369]
Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.
ſolcher kleinen, matten Lichtwolken ſehen wir mit unſeren Fern-
röhren in der That ſehr viele am Himmel. Daß ſie aber keine
Wolken ſind, daß ſie nicht unſerer Atmoſphäre, ſondern dem Him-
mel ſelbſt angehören, folgt ſchon daraus, daß ſie, ſeit Jahrtauſen-
den, weder ihre Geſtalt, noch ihren Ort am Himmel ändern, ſon-
dern vielmehr, gleich den eigentlichen Fixſternen, immer dieſelbe
Stelle einnehmen.
Der ältere Herſchel hat bereits über dreitauſend ſolcher Him-
melswolken entdeckt, und es gelang ihm auch mit Hülfe ſeiner
vortrefflichen Teleſcope, viele derſelben in einzelne Sterne aufzu-
löſen, zum Beweiſe, daß ſie in der That nichts anderes, als eben
ſolche Aggregate von Fixſternen, wie unſere Milchſtraße, ſind.
Allein viele derſelben behalten auch in den beſten Fernröhren noch
immer ihre frühere Geſtalt von Wolken oder Nebeln bei und dieſe
müſſen daher, wenn ſie anders noch aus Sternen beſtehen, noch
ungleich weiter, als jene von uns entfernt ſeyn. Doch iſt es auch
möglich, daß mehrere von ihnen in der That nur bloße Licht-
nebel, alſo Himmelskörper von einer ganz andern Art ſind, als
diejenigen, welche wir bisher kennen gelernt haben.
§. 230. (Aeltere Eintheilung dieſer Gegenſtände in Klaſſen.)
Derſelbe vortreffliche Beobachter bemerkte bald, daß dieſe Gegen-
ſtände, deren er eine ſo bedeutende Anzahl am Himmel gefunden
hatte, große Verſchiedenheiten unter ſich zeigten, und er fand es
daher für nöthig, zur beſſern Ueberſicht derſelben ſie in acht Klaſ-
ſen einzutheilen.
Die erſte Klaſſe enthielt die ſehr hellglänzenden Nebel, die
ſich, auch durch ſeine beſten Teleſcope, nicht in Sterne auflöſen
laſſen. Herſchel führt derſelben 288 an. Die zweite enthielt 907
lichtſchwache, die dritte 978 ſehr matt ſchimmernde, ebenfalls
unauflösbare Nebel. Die meiſten Gegenſtände dieſer drei Klaſſen
haben eine völlig unregelmäßige Geſtalt und meiſtens noch ein-
zelne Theile, die ſich durch ein helleres Licht von den übrigen un-
terſcheiden. In der vierten Klaſſe führt er die ſogenannten
planetariſchen Nebel auf, die eine ganz kreisförmige Geſtalt,
in allen ihren Theilen durchaus dieſelbe Lichtſtärke und meiſtens
noch einen beträchtlichen Durchmeſſer von fünf, zehn und mehr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/369>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.