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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Planetensysteme.
her vorausgesetzt haben. So viel ist immer klar, daß die Ab-
weichungen der Planeten von der gleichförmigen Bewegung in
einem Kreise wenigstens nicht groß sind, und daß wir, bei einer
ersten Annäherung, uns diese Voraussetzung wohl erlauben kön-
nen. Da aber die Bestimmung der Umlaufszeit so wichtig ist,
und da sie gleichsam aller weitern Ausbildung der Planetentheorie
vorausgehen muß, so muß man auf Mittel bedacht seyn, diese
Umlaufzeiten unabhängig von einer genauern Kenntniß der übri-
gen Ungleichheiten zu erhalten, welchen die Bewegungen der Pla-
neten etwa noch unterworfen seyn könnten.

§. 125. (Benutzung der älteren Beobachtungen.) Dazu gibt
es aber keinen besseren Weg, als zwei in der Zeit sehr weit von
einander entfernte Oppositionen zu wählen, um aus ihnen die
wahre synodische Revolution abzuleiten, vorausgesetzt, daß man
bereits einen genäherten Werth derselben kennt. Dann werden
nämlich die Fehler, die man entweder bei den Beobachtungen
selbst oder die man dadurch begangen hat, daß man die Bewe-
gung des Planeten vollkommen gleichförmig vorausgesetzt hat, da
sie dieses doch nur beinahe sind, durch die große Zwischenzeit der
beiden Beobachtungen ungemein vermindert, wie wir dieß am
besten durch ein Beispiel sehen werden.

Wir haben bereits oben (§. 49 II) der ältesten Beobachtung,
die auf uns gekommen ist, vom Jahre 1100 vor unserer Zeitrech-
nung, Erwähnung gethan. Nehmen wir an, es sey uns von dem-
selben Jahre auch die Opposition eines Planeten erhalten worden,
die am 20. Nov. alten Styls 1100 vor Chr. im Augenblicke des
Mittags in Peking beobachtet worden ist. In dem gegenwärtigen
Jahre 1834 ist am 22. Mai neuen Styls zur Zeit, wo es an diesem
Tage wieder in Peking Mittag ist, eine andere Opposition dessel-
ben Planeten irgendwo in Europa beobachtet worden, und man
weiß bereits, daß die synodische Revolution dieses Planeten nahe
5353/4 Tage betrage. Die Zwischenzeit zwischen beiden Beobach-
tungen beträgt 2933 Jahre und 183 Tage, oder da das Juliani-
sche Jahr 3651/4 Tage hat, und da der neue oder Gregorianische
Styl in dem gegenwärtigen Jahrhundert um 12 Tage vor dem
alten Style voraus ist, so beträgt jene Zwischenzeit 2933 Jahre
und 171 Tage oder 1.071.449,25 Tage. Da nun die synodische

Littrows Himmel u. s. Wunder I. 17

Planetenſyſteme.
her vorausgeſetzt haben. So viel iſt immer klar, daß die Ab-
weichungen der Planeten von der gleichförmigen Bewegung in
einem Kreiſe wenigſtens nicht groß ſind, und daß wir, bei einer
erſten Annäherung, uns dieſe Vorausſetzung wohl erlauben kön-
nen. Da aber die Beſtimmung der Umlaufszeit ſo wichtig iſt,
und da ſie gleichſam aller weitern Ausbildung der Planetentheorie
vorausgehen muß, ſo muß man auf Mittel bedacht ſeyn, dieſe
Umlaufzeiten unabhängig von einer genauern Kenntniß der übri-
gen Ungleichheiten zu erhalten, welchen die Bewegungen der Pla-
neten etwa noch unterworfen ſeyn könnten.

§. 125. (Benutzung der älteren Beobachtungen.) Dazu gibt
es aber keinen beſſeren Weg, als zwei in der Zeit ſehr weit von
einander entfernte Oppoſitionen zu wählen, um aus ihnen die
wahre ſynodiſche Revolution abzuleiten, vorausgeſetzt, daß man
bereits einen genäherten Werth derſelben kennt. Dann werden
nämlich die Fehler, die man entweder bei den Beobachtungen
ſelbſt oder die man dadurch begangen hat, daß man die Bewe-
gung des Planeten vollkommen gleichförmig vorausgeſetzt hat, da
ſie dieſes doch nur beinahe ſind, durch die große Zwiſchenzeit der
beiden Beobachtungen ungemein vermindert, wie wir dieß am
beſten durch ein Beiſpiel ſehen werden.

Wir haben bereits oben (§. 49 II) der älteſten Beobachtung,
die auf uns gekommen iſt, vom Jahre 1100 vor unſerer Zeitrech-
nung, Erwähnung gethan. Nehmen wir an, es ſey uns von dem-
ſelben Jahre auch die Oppoſition eines Planeten erhalten worden,
die am 20. Nov. alten Styls 1100 vor Chr. im Augenblicke des
Mittags in Peking beobachtet worden iſt. In dem gegenwärtigen
Jahre 1834 iſt am 22. Mai neuen Styls zur Zeit, wo es an dieſem
Tage wieder in Peking Mittag iſt, eine andere Oppoſition deſſel-
ben Planeten irgendwo in Europa beobachtet worden, und man
weiß bereits, daß die ſynodiſche Revolution dieſes Planeten nahe
535¾ Tage betrage. Die Zwiſchenzeit zwiſchen beiden Beobach-
tungen beträgt 2933 Jahre und 183 Tage, oder da das Juliani-
ſche Jahr 365¼ Tage hat, und da der neue oder Gregorianiſche
Styl in dem gegenwärtigen Jahrhundert um 12 Tage vor dem
alten Style voraus iſt, ſo beträgt jene Zwiſchenzeit 2933 Jahre
und 171 Tage oder 1.071.449,25 Tage. Da nun die ſynodiſche

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[257/0269] Planetenſyſteme. her vorausgeſetzt haben. So viel iſt immer klar, daß die Ab- weichungen der Planeten von der gleichförmigen Bewegung in einem Kreiſe wenigſtens nicht groß ſind, und daß wir, bei einer erſten Annäherung, uns dieſe Vorausſetzung wohl erlauben kön- nen. Da aber die Beſtimmung der Umlaufszeit ſo wichtig iſt, und da ſie gleichſam aller weitern Ausbildung der Planetentheorie vorausgehen muß, ſo muß man auf Mittel bedacht ſeyn, dieſe Umlaufzeiten unabhängig von einer genauern Kenntniß der übri- gen Ungleichheiten zu erhalten, welchen die Bewegungen der Pla- neten etwa noch unterworfen ſeyn könnten. §. 125. (Benutzung der älteren Beobachtungen.) Dazu gibt es aber keinen beſſeren Weg, als zwei in der Zeit ſehr weit von einander entfernte Oppoſitionen zu wählen, um aus ihnen die wahre ſynodiſche Revolution abzuleiten, vorausgeſetzt, daß man bereits einen genäherten Werth derſelben kennt. Dann werden nämlich die Fehler, die man entweder bei den Beobachtungen ſelbſt oder die man dadurch begangen hat, daß man die Bewe- gung des Planeten vollkommen gleichförmig vorausgeſetzt hat, da ſie dieſes doch nur beinahe ſind, durch die große Zwiſchenzeit der beiden Beobachtungen ungemein vermindert, wie wir dieß am beſten durch ein Beiſpiel ſehen werden. Wir haben bereits oben (§. 49 II) der älteſten Beobachtung, die auf uns gekommen iſt, vom Jahre 1100 vor unſerer Zeitrech- nung, Erwähnung gethan. Nehmen wir an, es ſey uns von dem- ſelben Jahre auch die Oppoſition eines Planeten erhalten worden, die am 20. Nov. alten Styls 1100 vor Chr. im Augenblicke des Mittags in Peking beobachtet worden iſt. In dem gegenwärtigen Jahre 1834 iſt am 22. Mai neuen Styls zur Zeit, wo es an dieſem Tage wieder in Peking Mittag iſt, eine andere Oppoſition deſſel- ben Planeten irgendwo in Europa beobachtet worden, und man weiß bereits, daß die ſynodiſche Revolution dieſes Planeten nahe 535¾ Tage betrage. Die Zwiſchenzeit zwiſchen beiden Beobach- tungen beträgt 2933 Jahre und 183 Tage, oder da das Juliani- ſche Jahr 365¼ Tage hat, und da der neue oder Gregorianiſche Styl in dem gegenwärtigen Jahrhundert um 12 Tage vor dem alten Style voraus iſt, ſo beträgt jene Zwiſchenzeit 2933 Jahre und 171 Tage oder 1.071.449,25 Tage. Da nun die ſynodiſche Littrows Himmel u. ſ. Wunder I. 17

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/269>, abgerufen am 21.11.2024.