Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Planetensysteme. her vorausgesetzt haben. So viel ist immer klar, daß die Ab-weichungen der Planeten von der gleichförmigen Bewegung in einem Kreise wenigstens nicht groß sind, und daß wir, bei einer ersten Annäherung, uns diese Voraussetzung wohl erlauben kön- nen. Da aber die Bestimmung der Umlaufszeit so wichtig ist, und da sie gleichsam aller weitern Ausbildung der Planetentheorie vorausgehen muß, so muß man auf Mittel bedacht seyn, diese Umlaufzeiten unabhängig von einer genauern Kenntniß der übri- gen Ungleichheiten zu erhalten, welchen die Bewegungen der Pla- neten etwa noch unterworfen seyn könnten. §. 125. (Benutzung der älteren Beobachtungen.) Dazu gibt Wir haben bereits oben (§. 49 II) der ältesten Beobachtung, Littrows Himmel u. s. Wunder I. 17
Planetenſyſteme. her vorausgeſetzt haben. So viel iſt immer klar, daß die Ab-weichungen der Planeten von der gleichförmigen Bewegung in einem Kreiſe wenigſtens nicht groß ſind, und daß wir, bei einer erſten Annäherung, uns dieſe Vorausſetzung wohl erlauben kön- nen. Da aber die Beſtimmung der Umlaufszeit ſo wichtig iſt, und da ſie gleichſam aller weitern Ausbildung der Planetentheorie vorausgehen muß, ſo muß man auf Mittel bedacht ſeyn, dieſe Umlaufzeiten unabhängig von einer genauern Kenntniß der übri- gen Ungleichheiten zu erhalten, welchen die Bewegungen der Pla- neten etwa noch unterworfen ſeyn könnten. §. 125. (Benutzung der älteren Beobachtungen.) Dazu gibt Wir haben bereits oben (§. 49 II) der älteſten Beobachtung, Littrows Himmel u. ſ. Wunder I. 17
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0269" n="257"/><fw place="top" type="header">Planetenſyſteme.</fw><lb/> her vorausgeſetzt haben. So viel iſt immer klar, daß die Ab-<lb/> weichungen der Planeten von der gleichförmigen Bewegung in<lb/> einem Kreiſe wenigſtens nicht groß ſind, und daß wir, bei einer<lb/> erſten Annäherung, uns dieſe Vorausſetzung wohl erlauben kön-<lb/> nen. Da aber die Beſtimmung der Umlaufszeit ſo wichtig iſt,<lb/> und da ſie gleichſam aller weitern Ausbildung der Planetentheorie<lb/> vorausgehen muß, ſo muß man auf Mittel bedacht ſeyn, dieſe<lb/> Umlaufzeiten unabhängig von einer genauern Kenntniß der übri-<lb/> gen Ungleichheiten zu erhalten, welchen die Bewegungen der Pla-<lb/> neten etwa noch unterworfen ſeyn könnten.</p><lb/> <p>§. 125. (Benutzung der älteren Beobachtungen.) Dazu gibt<lb/> es aber keinen beſſeren Weg, als zwei in der Zeit <hi rendition="#g">ſehr weit</hi> von<lb/> einander entfernte Oppoſitionen zu wählen, um aus ihnen die<lb/> wahre ſynodiſche Revolution abzuleiten, vorausgeſetzt, daß man<lb/> bereits einen genäherten Werth derſelben kennt. Dann werden<lb/> nämlich die Fehler, die man entweder bei den Beobachtungen<lb/> ſelbſt oder die man dadurch begangen hat, daß man die Bewe-<lb/> gung des Planeten vollkommen gleichförmig vorausgeſetzt hat, da<lb/> ſie dieſes doch nur beinahe ſind, durch die große Zwiſchenzeit der<lb/> beiden Beobachtungen ungemein vermindert, wie wir dieß am<lb/> beſten durch ein Beiſpiel ſehen werden.</p><lb/> <p>Wir haben bereits oben (§. 49 <hi rendition="#aq">II</hi>) der älteſten Beobachtung,<lb/> die auf uns gekommen iſt, vom Jahre 1100 vor unſerer Zeitrech-<lb/> nung, Erwähnung gethan. Nehmen wir an, es ſey uns von dem-<lb/> ſelben Jahre auch die Oppoſition eines Planeten erhalten worden,<lb/> die am 20. Nov. alten Styls 1100 vor Chr. im Augenblicke des<lb/> Mittags in Peking beobachtet worden iſt. In dem gegenwärtigen<lb/> Jahre 1834 iſt am 22. Mai neuen Styls zur Zeit, wo es an dieſem<lb/> Tage wieder in Peking Mittag iſt, eine andere Oppoſition deſſel-<lb/> ben Planeten irgendwo in Europa beobachtet worden, und man<lb/> weiß bereits, daß die ſynodiſche Revolution dieſes Planeten nahe<lb/> 535¾ Tage betrage. Die Zwiſchenzeit zwiſchen beiden Beobach-<lb/> tungen beträgt 2933 Jahre und 183 Tage, oder da das Juliani-<lb/> ſche Jahr 365¼ Tage hat, und da der neue oder Gregorianiſche<lb/> Styl in dem gegenwärtigen Jahrhundert um 12 Tage vor dem<lb/> alten Style voraus iſt, ſo beträgt jene Zwiſchenzeit 2933 Jahre<lb/> und 171 Tage oder 1.071.449,<hi rendition="#sub">25</hi> Tage. Da nun die ſynodiſche<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Littrows</hi> Himmel u. ſ. Wunder <hi rendition="#aq">I.</hi> 17</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [257/0269]
Planetenſyſteme.
her vorausgeſetzt haben. So viel iſt immer klar, daß die Ab-
weichungen der Planeten von der gleichförmigen Bewegung in
einem Kreiſe wenigſtens nicht groß ſind, und daß wir, bei einer
erſten Annäherung, uns dieſe Vorausſetzung wohl erlauben kön-
nen. Da aber die Beſtimmung der Umlaufszeit ſo wichtig iſt,
und da ſie gleichſam aller weitern Ausbildung der Planetentheorie
vorausgehen muß, ſo muß man auf Mittel bedacht ſeyn, dieſe
Umlaufzeiten unabhängig von einer genauern Kenntniß der übri-
gen Ungleichheiten zu erhalten, welchen die Bewegungen der Pla-
neten etwa noch unterworfen ſeyn könnten.
§. 125. (Benutzung der älteren Beobachtungen.) Dazu gibt
es aber keinen beſſeren Weg, als zwei in der Zeit ſehr weit von
einander entfernte Oppoſitionen zu wählen, um aus ihnen die
wahre ſynodiſche Revolution abzuleiten, vorausgeſetzt, daß man
bereits einen genäherten Werth derſelben kennt. Dann werden
nämlich die Fehler, die man entweder bei den Beobachtungen
ſelbſt oder die man dadurch begangen hat, daß man die Bewe-
gung des Planeten vollkommen gleichförmig vorausgeſetzt hat, da
ſie dieſes doch nur beinahe ſind, durch die große Zwiſchenzeit der
beiden Beobachtungen ungemein vermindert, wie wir dieß am
beſten durch ein Beiſpiel ſehen werden.
Wir haben bereits oben (§. 49 II) der älteſten Beobachtung,
die auf uns gekommen iſt, vom Jahre 1100 vor unſerer Zeitrech-
nung, Erwähnung gethan. Nehmen wir an, es ſey uns von dem-
ſelben Jahre auch die Oppoſition eines Planeten erhalten worden,
die am 20. Nov. alten Styls 1100 vor Chr. im Augenblicke des
Mittags in Peking beobachtet worden iſt. In dem gegenwärtigen
Jahre 1834 iſt am 22. Mai neuen Styls zur Zeit, wo es an dieſem
Tage wieder in Peking Mittag iſt, eine andere Oppoſition deſſel-
ben Planeten irgendwo in Europa beobachtet worden, und man
weiß bereits, daß die ſynodiſche Revolution dieſes Planeten nahe
535¾ Tage betrage. Die Zwiſchenzeit zwiſchen beiden Beobach-
tungen beträgt 2933 Jahre und 183 Tage, oder da das Juliani-
ſche Jahr 365¼ Tage hat, und da der neue oder Gregorianiſche
Styl in dem gegenwärtigen Jahrhundert um 12 Tage vor dem
alten Style voraus iſt, ſo beträgt jene Zwiſchenzeit 2933 Jahre
und 171 Tage oder 1.071.449,25 Tage. Da nun die ſynodiſche
Littrows Himmel u. ſ. Wunder I. 17
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |