Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Planetensysteme. von dem Stande dieser Körper gegen die Sonne oder von demWinkel abhängen, welchen die Gesichtslinien von unserm Auge nach der Sonne und nach den Planeten unter sich bilden. Die nach Ost gerichtete Bewegung nennt man direct oder rechtläufig, die nach West gekehrte retrograd oder rückläufig, und wenn der Planet seinen Ort am Himmel einige Zeit durch, nicht verändert, heißt er stationär oder stillstehend. Die Erscheinungen, von denen hier die Rede ist, sind wohl §. 94. (Bewegung der unteren Planeten). Jene zwei, die Planetenſyſteme. von dem Stande dieſer Körper gegen die Sonne oder von demWinkel abhängen, welchen die Geſichtslinien von unſerm Auge nach der Sonne und nach den Planeten unter ſich bilden. Die nach Oſt gerichtete Bewegung nennt man direct oder rechtläufig, die nach Weſt gekehrte retrograd oder rückläufig, und wenn der Planet ſeinen Ort am Himmel einige Zeit durch, nicht verändert, heißt er ſtationär oder ſtillſtehend. Die Erſcheinungen, von denen hier die Rede iſt, ſind wohl §. 94. (Bewegung der unteren Planeten). Jene zwei, die <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0226" n="214"/><fw place="top" type="header">Planetenſyſteme.</fw><lb/> von dem Stande dieſer Körper gegen die Sonne oder von dem<lb/> Winkel abhängen, welchen die Geſichtslinien von unſerm Auge<lb/> nach der Sonne und nach den Planeten unter ſich bilden. Die<lb/> nach Oſt gerichtete Bewegung nennt man <hi rendition="#g">direct</hi> oder rechtläufig,<lb/> die nach Weſt gekehrte <hi rendition="#g">retrograd</hi> oder rückläufig, und wenn der<lb/> Planet ſeinen Ort am Himmel einige Zeit durch, nicht verändert,<lb/> heißt er <hi rendition="#g">ſtationär</hi> oder ſtillſtehend.</p><lb/> <p>Die Erſcheinungen, von denen hier die Rede iſt, ſind wohl<lb/> im Allgemeinen für alle Planeten dieſelben, aber die beiden erſt-<lb/> genannten, Merkur und Venus, zeigen doch mehrere Eigenheiten,<lb/> welche bei den übrigen nicht angetroffen werden, daher wir gleich-<lb/> ſam beide Klaſſen von Planeten geſondert betrachten wollen.</p><lb/> <p>§. 94. (Bewegung der unteren Planeten). Jene zwei, die<lb/> man auch die <hi rendition="#g">unteren</hi> Planeten heißt, entfernen ſich ſcheinbar nie<lb/> weit von der Sonne, ſo daß ſie gleichſam als Begleiter derſelben<lb/> anzuſehen ſind, während alle übrigen ſich in alle Entfernungen<lb/> von ihr wagen, und uns daher auch oft an der der Sonne<lb/> gegenüberſtehenden Gegend des Himmels erſcheinen. Wenn die<lb/> unteren Planeten der Sonne am nächſten ſtehen, und ihre Scheibe<lb/> ganz beleuchtet, wie der Mond im Volllichte, und zugleich am<lb/> kleinſten erſcheint, ſo iſt ihre directe Bewegung zugleich am<lb/> ſchnellſten, oder ſie entfernen ſich am geſchwindeſten von der Sonne<lb/> gegen Oſt. Wenn auf dieſe Weiſe Merkur nahe 23 Grade öſtlich<lb/> von der Sonne ſich entfernt hat, kömmt er wieder zu ihr zurück,<lb/> obſchon ſeine Bewegung, in Beziehung auf die Fixſterne, noch immer<lb/> direct, aber auch ſchon ſehr langſam geworden iſt. Wenn er auf<lb/> dieſem Gang zur Sonne etwa 18 Grade von ihr abſteht, ver-<lb/> ſchwindet ſeine Bewegung gänzlich, und er wird ſtationär. Bald<lb/> darauf nimmt er eine retrograde Bewegung an, die immer ge-<lb/> ſchwinder wird, und mit welcher er ſich der Sonne noch weiter<lb/> nähert, bis er ſie endlich erreicht, und da er jetzt in ihren Strah-<lb/> len ſchwimmt, für uns ganz unſichtbar wird. Während dieſer<lb/> ganzen Periode hat ſeine ſcheinbare Größe immer zugenommen,<lb/> aber von ſeiner Scheibe iſt nach und nach immer ein kleinerer<lb/> Theil auf der weſtlichen oder der Sonne zugekehrten Seite beleuch-<lb/> tet, wie wir dieß bei dem abnehmenden Monde bemerken, bis ſie<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0226]
Planetenſyſteme.
von dem Stande dieſer Körper gegen die Sonne oder von dem
Winkel abhängen, welchen die Geſichtslinien von unſerm Auge
nach der Sonne und nach den Planeten unter ſich bilden. Die
nach Oſt gerichtete Bewegung nennt man direct oder rechtläufig,
die nach Weſt gekehrte retrograd oder rückläufig, und wenn der
Planet ſeinen Ort am Himmel einige Zeit durch, nicht verändert,
heißt er ſtationär oder ſtillſtehend.
Die Erſcheinungen, von denen hier die Rede iſt, ſind wohl
im Allgemeinen für alle Planeten dieſelben, aber die beiden erſt-
genannten, Merkur und Venus, zeigen doch mehrere Eigenheiten,
welche bei den übrigen nicht angetroffen werden, daher wir gleich-
ſam beide Klaſſen von Planeten geſondert betrachten wollen.
§. 94. (Bewegung der unteren Planeten). Jene zwei, die
man auch die unteren Planeten heißt, entfernen ſich ſcheinbar nie
weit von der Sonne, ſo daß ſie gleichſam als Begleiter derſelben
anzuſehen ſind, während alle übrigen ſich in alle Entfernungen
von ihr wagen, und uns daher auch oft an der der Sonne
gegenüberſtehenden Gegend des Himmels erſcheinen. Wenn die
unteren Planeten der Sonne am nächſten ſtehen, und ihre Scheibe
ganz beleuchtet, wie der Mond im Volllichte, und zugleich am
kleinſten erſcheint, ſo iſt ihre directe Bewegung zugleich am
ſchnellſten, oder ſie entfernen ſich am geſchwindeſten von der Sonne
gegen Oſt. Wenn auf dieſe Weiſe Merkur nahe 23 Grade öſtlich
von der Sonne ſich entfernt hat, kömmt er wieder zu ihr zurück,
obſchon ſeine Bewegung, in Beziehung auf die Fixſterne, noch immer
direct, aber auch ſchon ſehr langſam geworden iſt. Wenn er auf
dieſem Gang zur Sonne etwa 18 Grade von ihr abſteht, ver-
ſchwindet ſeine Bewegung gänzlich, und er wird ſtationär. Bald
darauf nimmt er eine retrograde Bewegung an, die immer ge-
ſchwinder wird, und mit welcher er ſich der Sonne noch weiter
nähert, bis er ſie endlich erreicht, und da er jetzt in ihren Strah-
len ſchwimmt, für uns ganz unſichtbar wird. Während dieſer
ganzen Periode hat ſeine ſcheinbare Größe immer zugenommen,
aber von ſeiner Scheibe iſt nach und nach immer ein kleinerer
Theil auf der weſtlichen oder der Sonne zugekehrten Seite beleuch-
tet, wie wir dieß bei dem abnehmenden Monde bemerken, bis ſie
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