Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Planetensysteme. endlich am Ende dieser Periode, wie der Mond im Neulichte,gänzlich verschwindet. Wenn er so zum zweitenmale in die Nähe der Sonne gekommen ist, so ist seine retrograde Bewegung am schnellsten. Bald darauf entfernt er sich mit einer immer schwä- cher werdenden Geschwindigkeit auf der Westseite von der Sonne, bis er, in der westlichen Entfernung von 18°, wieder eine Zeit durch still steht. Wenn er dann mit einer allmählig schneller werdenden directen Bewegung sich bis 23° von der Sonne ent- fernt hat, fängt er an, sich ihr zu nähern, und kömmt endlich, wenn seine directe Bewegung am größten ist, wieder bei ihr, das heißt, wieder in dem Punkte an, von welchem er im Anfange der ersten Periode ausgegangen ist, um fortan dieselben Erschei- nungen in der aufgezählten Ordnung zu wiederholen. Während dieser zweiten Periode hat seine scheinbare Größe immer abge- nommen, aber seine östliche, d. h. seine der Sonne zugewendete, Seite wurde, wie der zunehmende Mond, immer mehr und mehr beleuchtet, während die westliche Seite dunkel blieb, bis sie endlich am Ende der zweiten Periode, wie der Mond im Volllichte, gänz- lich beleuchtet ist. Die Dauer jeder dieser zwei Perioden ist nahe 58 Tage, also die Zeit, welche den ganzen Wechsel dieser Er- scheinungen umfaßt, 116 Tage; die Zeit aber, während welcher Merkur eine retrograde Bewegung hat, beträgt 171/2 Tage und der Bogen, den er während dieser rückläufigen Bewegung beschreibt, ist nahe 121/2 Grad. -- Ganz ähnliche Erscheinungen bietet auch der zweite untere Planet, die Venus, dar, nur sind die so eben für Merkur angeführten Zahlen bei diesem Planeten durchaus etwas größer. Seine größte Ausweichung von der Sonne beträgt 461/2 Grade, während die Ausweichung zur Zeit ihres östlichen und westlichen Stillstandes 28 Grade hat. Die Zeit einer jeden ihrer zwei Perioden beträgt 291, also die des ganzen Wechsels der Erscheinungen 582 Tage, und die Zeit ihres Rückgangs 41 Tage, so wie endlich der Bogen ihres Rückgangs nahe 16 Grade umfaßt. Beide Planeten endlich stehen während der Zeit ihrer ersten Periode östlich von der Sonne, gehen also, als Abendsterne, nach der Sonne unter, während sie in der zweiten Periode der Sonne westlich stehen, oder als Morgensterne vor ihr auf- und untergehen. Planetenſyſteme. endlich am Ende dieſer Periode, wie der Mond im Neulichte,gänzlich verſchwindet. Wenn er ſo zum zweitenmale in die Nähe der Sonne gekommen iſt, ſo iſt ſeine retrograde Bewegung am ſchnellſten. Bald darauf entfernt er ſich mit einer immer ſchwä- cher werdenden Geſchwindigkeit auf der Weſtſeite von der Sonne, bis er, in der weſtlichen Entfernung von 18°, wieder eine Zeit durch ſtill ſteht. Wenn er dann mit einer allmählig ſchneller werdenden directen Bewegung ſich bis 23° von der Sonne ent- fernt hat, fängt er an, ſich ihr zu nähern, und kömmt endlich, wenn ſeine directe Bewegung am größten iſt, wieder bei ihr, das heißt, wieder in dem Punkte an, von welchem er im Anfange der erſten Periode ausgegangen iſt, um fortan dieſelben Erſchei- nungen in der aufgezählten Ordnung zu wiederholen. Während dieſer zweiten Periode hat ſeine ſcheinbare Größe immer abge- nommen, aber ſeine öſtliche, d. h. ſeine der Sonne zugewendete, Seite wurde, wie der zunehmende Mond, immer mehr und mehr beleuchtet, während die weſtliche Seite dunkel blieb, bis ſie endlich am Ende der zweiten Periode, wie der Mond im Volllichte, gänz- lich beleuchtet iſt. Die Dauer jeder dieſer zwei Perioden iſt nahe 58 Tage, alſo die Zeit, welche den ganzen Wechſel dieſer Er- ſcheinungen umfaßt, 116 Tage; die Zeit aber, während welcher Merkur eine retrograde Bewegung hat, beträgt 17½ Tage und der Bogen, den er während dieſer rückläufigen Bewegung beſchreibt, iſt nahe 12½ Grad. — Ganz ähnliche Erſcheinungen bietet auch der zweite untere Planet, die Venus, dar, nur ſind die ſo eben für Merkur angeführten Zahlen bei dieſem Planeten durchaus etwas größer. Seine größte Ausweichung von der Sonne beträgt 46½ Grade, während die Ausweichung zur Zeit ihres öſtlichen und weſtlichen Stillſtandes 28 Grade hat. Die Zeit einer jeden ihrer zwei Perioden beträgt 291, alſo die des ganzen Wechſels der Erſcheinungen 582 Tage, und die Zeit ihres Rückgangs 41 Tage, ſo wie endlich der Bogen ihres Rückgangs nahe 16 Grade umfaßt. Beide Planeten endlich ſtehen während der Zeit ihrer erſten Periode öſtlich von der Sonne, gehen alſo, als Abendſterne, nach der Sonne unter, während ſie in der zweiten Periode der Sonne weſtlich ſtehen, oder als Morgenſterne vor ihr auf- und untergehen. <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0227" n="215"/><fw place="top" type="header">Planetenſyſteme.</fw><lb/> endlich am Ende dieſer Periode, wie der Mond im Neulichte,<lb/> gänzlich verſchwindet. Wenn er ſo zum zweitenmale in die Nähe<lb/> der Sonne gekommen iſt, ſo iſt ſeine retrograde Bewegung am<lb/> ſchnellſten. Bald darauf entfernt er ſich mit einer immer ſchwä-<lb/> cher werdenden Geſchwindigkeit auf der Weſtſeite von der Sonne,<lb/> bis er, in der weſtlichen Entfernung von 18°, wieder eine Zeit<lb/> durch ſtill ſteht. Wenn er dann mit einer allmählig ſchneller<lb/> werdenden directen Bewegung ſich bis 23° von der Sonne ent-<lb/> fernt hat, fängt er an, ſich ihr zu nähern, und kömmt endlich,<lb/> wenn ſeine directe Bewegung am größten iſt, wieder bei ihr, das<lb/> heißt, wieder in dem Punkte an, von welchem er im Anfange<lb/> der erſten Periode ausgegangen iſt, um fortan dieſelben Erſchei-<lb/> nungen in der aufgezählten Ordnung zu wiederholen. Während<lb/> dieſer zweiten Periode hat ſeine ſcheinbare Größe immer abge-<lb/> nommen, aber ſeine öſtliche, d. h. ſeine der Sonne zugewendete,<lb/> Seite wurde, wie der zunehmende Mond, immer mehr und mehr<lb/> beleuchtet, während die weſtliche Seite dunkel blieb, bis ſie endlich<lb/> am Ende der zweiten Periode, wie der Mond im Volllichte, gänz-<lb/> lich beleuchtet iſt. Die Dauer jeder dieſer zwei Perioden iſt nahe<lb/> 58 Tage, alſo die Zeit, welche den ganzen Wechſel dieſer Er-<lb/> ſcheinungen umfaßt, 116 Tage; die Zeit aber, während welcher<lb/> Merkur eine retrograde Bewegung hat, beträgt 17½ Tage und der<lb/> Bogen, den er während dieſer rückläufigen Bewegung beſchreibt,<lb/> iſt nahe 12½ Grad. — Ganz ähnliche Erſcheinungen bietet auch<lb/> der zweite untere Planet, die Venus, dar, nur ſind die ſo eben<lb/> für Merkur angeführten Zahlen bei dieſem Planeten durchaus<lb/> etwas größer. Seine größte Ausweichung von der Sonne beträgt<lb/> 46½ Grade, während die Ausweichung zur Zeit ihres öſtlichen<lb/> und weſtlichen Stillſtandes 28 Grade hat. Die Zeit einer jeden<lb/> ihrer zwei Perioden beträgt 291, alſo die des ganzen Wechſels<lb/> der Erſcheinungen 582 Tage, und die Zeit ihres Rückgangs 41<lb/> Tage, ſo wie endlich der Bogen ihres Rückgangs nahe 16 Grade<lb/> umfaßt. Beide Planeten endlich ſtehen während der Zeit ihrer<lb/> erſten Periode öſtlich von der Sonne, gehen alſo, als Abendſterne,<lb/> nach der Sonne unter, während ſie in der zweiten Periode der<lb/> Sonne weſtlich ſtehen, oder als Morgenſterne vor ihr auf- und<lb/> untergehen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [215/0227]
Planetenſyſteme.
endlich am Ende dieſer Periode, wie der Mond im Neulichte,
gänzlich verſchwindet. Wenn er ſo zum zweitenmale in die Nähe
der Sonne gekommen iſt, ſo iſt ſeine retrograde Bewegung am
ſchnellſten. Bald darauf entfernt er ſich mit einer immer ſchwä-
cher werdenden Geſchwindigkeit auf der Weſtſeite von der Sonne,
bis er, in der weſtlichen Entfernung von 18°, wieder eine Zeit
durch ſtill ſteht. Wenn er dann mit einer allmählig ſchneller
werdenden directen Bewegung ſich bis 23° von der Sonne ent-
fernt hat, fängt er an, ſich ihr zu nähern, und kömmt endlich,
wenn ſeine directe Bewegung am größten iſt, wieder bei ihr, das
heißt, wieder in dem Punkte an, von welchem er im Anfange
der erſten Periode ausgegangen iſt, um fortan dieſelben Erſchei-
nungen in der aufgezählten Ordnung zu wiederholen. Während
dieſer zweiten Periode hat ſeine ſcheinbare Größe immer abge-
nommen, aber ſeine öſtliche, d. h. ſeine der Sonne zugewendete,
Seite wurde, wie der zunehmende Mond, immer mehr und mehr
beleuchtet, während die weſtliche Seite dunkel blieb, bis ſie endlich
am Ende der zweiten Periode, wie der Mond im Volllichte, gänz-
lich beleuchtet iſt. Die Dauer jeder dieſer zwei Perioden iſt nahe
58 Tage, alſo die Zeit, welche den ganzen Wechſel dieſer Er-
ſcheinungen umfaßt, 116 Tage; die Zeit aber, während welcher
Merkur eine retrograde Bewegung hat, beträgt 17½ Tage und der
Bogen, den er während dieſer rückläufigen Bewegung beſchreibt,
iſt nahe 12½ Grad. — Ganz ähnliche Erſcheinungen bietet auch
der zweite untere Planet, die Venus, dar, nur ſind die ſo eben
für Merkur angeführten Zahlen bei dieſem Planeten durchaus
etwas größer. Seine größte Ausweichung von der Sonne beträgt
46½ Grade, während die Ausweichung zur Zeit ihres öſtlichen
und weſtlichen Stillſtandes 28 Grade hat. Die Zeit einer jeden
ihrer zwei Perioden beträgt 291, alſo die des ganzen Wechſels
der Erſcheinungen 582 Tage, und die Zeit ihres Rückgangs 41
Tage, ſo wie endlich der Bogen ihres Rückgangs nahe 16 Grade
umfaßt. Beide Planeten endlich ſtehen während der Zeit ihrer
erſten Periode öſtlich von der Sonne, gehen alſo, als Abendſterne,
nach der Sonne unter, während ſie in der zweiten Periode der
Sonne weſtlich ſtehen, oder als Morgenſterne vor ihr auf- und
untergehen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |