Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Parallaxen u. Entfernungen d. Gestirne von d. Erde. hier eine kurze Geschichte der Bemühungen der Astronomen zudiesem Zwecke mitzutheilen. Schon Galilei, das erste Opfer jenes neuen Systems, war Später beschäftigten sich Tycho Brahe und Biccioli Zu Ende des 17ten Jahrhunderts nahm der berühmte engli- Newton's Zeitgenosse und Gegner, Hooke, suchte denselben Parallaxen u. Entfernungen d. Geſtirne von d. Erde. hier eine kurze Geſchichte der Bemühungen der Aſtronomen zudieſem Zwecke mitzutheilen. Schon Galilei, das erſte Opfer jenes neuen Syſtems, war Später beſchäftigten ſich Tycho Brahe und Biccioli Zu Ende des 17ten Jahrhunderts nahm der berühmte engli- Newton’s Zeitgenoſſe und Gegner, Hooke, ſuchte denſelben <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0180" n="168"/><fw place="top" type="header">Parallaxen u. Entfernungen d. Geſtirne von d. Erde.</fw><lb/> hier eine kurze Geſchichte der Bemühungen der Aſtronomen zu<lb/> dieſem Zwecke mitzutheilen.</p><lb/> <p>Schon <hi rendition="#g">Galilei</hi>, das erſte Opfer jenes neuen Syſtems, war<lb/> auf ein Mittel bedacht, die Parallaxe der Fixſterne durch Beobach-<lb/> tungen zu beſtimmen. Er ſchlug dazu Beobachtung des Unter-<lb/> ganges eines Sterns der erſten Größe an einem einige Meilen<lb/> entfernten Thurme zu verſchiedenen Zeiten des Jahres vor. Allein<lb/> der Vorſchlag blieb unausgeführt und er würde auch kein Reſultat<lb/> geliefert haben, da alle Beobachtungen in der Nähe des Hori-<lb/> zonts, wie wir ſpäter ſehen werden, großen Unſicherheiten unter-<lb/> worfen ſind.</p><lb/> <p>Später beſchäftigten ſich <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Tycho Brahe</hi></hi> und <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Biccioli</hi></hi><lb/> fleißig mit dieſen Unterſuchungen. Aber ihre Quadranten, mit<lb/> welchen ſie die Parallaxe der Fixſterne beſtimmen wollten, waren<lb/> viel zu unvollkommen, um dadurch eine ſo kleine Größe beſtim-<lb/> men zu können. Ihre Abſicht war, die Lehre des Copernicus<lb/> durch die Nichtexiſtenz dieſer Parallaxe als irrig darzuſtellen, und<lb/> ſo wird es kaum als ein Beweis ihres Beobachtungstalentes, wie<lb/> einige Aſtronomen gemeint haben, angeſehen werden können, daß<lb/> ſie auch in der That keine Parallaxe gefunden haben.</p><lb/> <p>Zu Ende des 17ten Jahrhunderts nahm der berühmte engli-<lb/> ſche Geometer <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Wallis</hi></hi> dieſen Gegenſtand wieder vor. Er befe-<lb/> ſtigte das Objectiv eines Fernrohrs von ſehr großer Brennweite<lb/> an der Spitze eines Thurmes und beobachtete dadurch und durch<lb/> ein in die Wand ſeines Hauſes eingemauertes Ocular die Diffe-<lb/> renz der Azimute größerer Sterne zu verſchiedenen Jahreszeiten.<lb/> Er wollte durch dieſes Verfahren vorzüglich die Störungen der<lb/> Refraction, von der wir ſpäter ſprechen werden, vermeiden. Allein<lb/> auch er fand nichts Entſcheidendes, obſchon er ſeinen Gegenſtand,<lb/> wie er ſelbſt ſagte, über 40 Jahre verfolgte. Bald darauf wollte<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Rowley</hi></hi> dieſelben Beobachtungen an einem der Thürme der<lb/> Paulskirche in London wiederholen, aber <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Newton</hi></hi> ſoll die Aus-<lb/> führung gehindert haben, weil er beſorgte, daß das ohnehin nicht<lb/> zweckmäßige Verfahren durch ſein wahrſcheinliches Mißlingen die<lb/> neue Lehre bei den weniger Unterrichteten in Mißcredit bringen<lb/> könnte.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Newton’</hi>s Zeitgenoſſe und Gegner, <hi rendition="#aq">Hooke,</hi> ſuchte denſelben<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [168/0180]
Parallaxen u. Entfernungen d. Geſtirne von d. Erde.
hier eine kurze Geſchichte der Bemühungen der Aſtronomen zu
dieſem Zwecke mitzutheilen.
Schon Galilei, das erſte Opfer jenes neuen Syſtems, war
auf ein Mittel bedacht, die Parallaxe der Fixſterne durch Beobach-
tungen zu beſtimmen. Er ſchlug dazu Beobachtung des Unter-
ganges eines Sterns der erſten Größe an einem einige Meilen
entfernten Thurme zu verſchiedenen Zeiten des Jahres vor. Allein
der Vorſchlag blieb unausgeführt und er würde auch kein Reſultat
geliefert haben, da alle Beobachtungen in der Nähe des Hori-
zonts, wie wir ſpäter ſehen werden, großen Unſicherheiten unter-
worfen ſind.
Später beſchäftigten ſich Tycho Brahe und Biccioli
fleißig mit dieſen Unterſuchungen. Aber ihre Quadranten, mit
welchen ſie die Parallaxe der Fixſterne beſtimmen wollten, waren
viel zu unvollkommen, um dadurch eine ſo kleine Größe beſtim-
men zu können. Ihre Abſicht war, die Lehre des Copernicus
durch die Nichtexiſtenz dieſer Parallaxe als irrig darzuſtellen, und
ſo wird es kaum als ein Beweis ihres Beobachtungstalentes, wie
einige Aſtronomen gemeint haben, angeſehen werden können, daß
ſie auch in der That keine Parallaxe gefunden haben.
Zu Ende des 17ten Jahrhunderts nahm der berühmte engli-
ſche Geometer Wallis dieſen Gegenſtand wieder vor. Er befe-
ſtigte das Objectiv eines Fernrohrs von ſehr großer Brennweite
an der Spitze eines Thurmes und beobachtete dadurch und durch
ein in die Wand ſeines Hauſes eingemauertes Ocular die Diffe-
renz der Azimute größerer Sterne zu verſchiedenen Jahreszeiten.
Er wollte durch dieſes Verfahren vorzüglich die Störungen der
Refraction, von der wir ſpäter ſprechen werden, vermeiden. Allein
auch er fand nichts Entſcheidendes, obſchon er ſeinen Gegenſtand,
wie er ſelbſt ſagte, über 40 Jahre verfolgte. Bald darauf wollte
Rowley dieſelben Beobachtungen an einem der Thürme der
Paulskirche in London wiederholen, aber Newton ſoll die Aus-
führung gehindert haben, weil er beſorgte, daß das ohnehin nicht
zweckmäßige Verfahren durch ſein wahrſcheinliches Mißlingen die
neue Lehre bei den weniger Unterrichteten in Mißcredit bringen
könnte.
Newton’s Zeitgenoſſe und Gegner, Hooke, ſuchte denſelben
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