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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
gebrauchte. Es ist gar wahrscheinlich, daß diese Sa-
chen unter allen natürlichen Dingen die ersten gewe-
sen sind, die der Mensch hat kennen gelernet: Aber
doch nicht weiter, als daß er gewust, wozu sie nütze.
Jch glaube auch nicht, daß er sich den Kopf über ihren
Ursprung, und über ihre innerliche Beschafenheit zer-
brochen habe; Und um die Erkänntniß der andern Din-
ge hat er sich gar nicht bekümmert. Man kan, deucht
mich, von ihm eben das sagen, was Ennius beym Ci-
cero (24) von Epicurus sagt: dum palato quid sit
optimum judicat, coeli palatum non suspexit:

Denn es ist vermuthlich eine gute Zeit, nach der Er-
schafung der Welt, verstrichen, ehe der Mensch sein os
sublime,
womit er sich breit macht, zu den Sternen er-
hoben hat, um ihre Natur zu erforschen. Es war ihm
gleich viel, ob die Sonne, oder die Erde umgieng. Er
war zu frieden, daß ihm jene Licht und Wärme,
und diese die nöthigen Lebens Mittel gab. Er war
also ein schlechter Sternkündiger, und ich glaube,
der Hr. Prof. Manzel würde selbst über die Einfalt
des ersten Menschen lachen, wenn er wüste, was der-
selbe sich vor kindische Begrife von allen Dingen
gemacht hat.

Man thut demnach klüger, wenn man es den Rab-
binen überlässet, von ihrem Adam die unglaublich-
sten Dinge zu erzehlen. Diesen stehet es wohl an,
wenn sie vorgeben, Adam habe auch die Engel an
Wissenschaft übertrofen, und diese weise Creaturen,
die anfänglich, da GOtt sie über die Erschafung des
Menschen zu Rathe gezogen, gar verächtlich von dem-

selben
(24) De Nat. Deorum lib. II.

(o)
gebrauchte. Es iſt gar wahrſcheinlich, daß dieſe Sa-
chen unter allen natuͤrlichen Dingen die erſten gewe-
ſen ſind, die der Menſch hat kennen gelernet: Aber
doch nicht weiter, als daß er gewuſt, wozu ſie nuͤtze.
Jch glaube auch nicht, daß er ſich den Kopf uͤber ihren
Urſprung, und uͤber ihre innerliche Beſchafenheit zer-
brochen habe; Und um die Erkaͤñtniß der andern Din-
ge hat er ſich gar nicht bekuͤmmert. Man kan, deucht
mich, von ihm eben das ſagen, was Ennius beym Ci-
cero (24) von Epicurus ſagt: dum palato quid ſit
optimum judicat, cœli palatum non ſuſpexit:

Denn es iſt vermuthlich eine gute Zeit, nach der Er-
ſchafung der Welt, verſtrichen, ehe der Menſch ſein os
ſublime,
womit er ſich breit macht, zu den Sternen er-
hoben hat, um ihre Natur zu erforſchen. Es war ihm
gleich viel, ob die Sonne, oder die Erde umgieng. Er
war zu frieden, daß ihm jene Licht und Waͤrme,
und dieſe die noͤthigen Lebens Mittel gab. Er war
alſo ein ſchlechter Sternkuͤndiger, und ich glaube,
der Hr. Prof. Manzel wuͤrde ſelbſt uͤber die Einfalt
des erſten Menſchen lachen, wenn er wuͤſte, was der-
ſelbe ſich vor kindiſche Begrife von allen Dingen
gemacht hat.

Man thut demnach kluͤger, wenn man es den Rab-
binen uͤberlaͤſſet, von ihrem Adam die unglaublich-
ſten Dinge zu erzehlen. Dieſen ſtehet es wohl an,
wenn ſie vorgeben, Adam habe auch die Engel an
Wiſſenſchaft uͤbertrofen, und dieſe weiſe Creaturen,
die anfaͤnglich, da GOtt ſie uͤber die Erſchafung des
Menſchen zu Rathe gezogen, gar veraͤchtlich von dem-

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[726/0818] (o) gebrauchte. Es iſt gar wahrſcheinlich, daß dieſe Sa- chen unter allen natuͤrlichen Dingen die erſten gewe- ſen ſind, die der Menſch hat kennen gelernet: Aber doch nicht weiter, als daß er gewuſt, wozu ſie nuͤtze. Jch glaube auch nicht, daß er ſich den Kopf uͤber ihren Urſprung, und uͤber ihre innerliche Beſchafenheit zer- brochen habe; Und um die Erkaͤñtniß der andern Din- ge hat er ſich gar nicht bekuͤmmert. Man kan, deucht mich, von ihm eben das ſagen, was Ennius beym Ci- cero (24) von Epicurus ſagt: dum palato quid ſit optimum judicat, cœli palatum non ſuſpexit: Denn es iſt vermuthlich eine gute Zeit, nach der Er- ſchafung der Welt, verſtrichen, ehe der Menſch ſein os ſublime, womit er ſich breit macht, zu den Sternen er- hoben hat, um ihre Natur zu erforſchen. Es war ihm gleich viel, ob die Sonne, oder die Erde umgieng. Er war zu frieden, daß ihm jene Licht und Waͤrme, und dieſe die noͤthigen Lebens Mittel gab. Er war alſo ein ſchlechter Sternkuͤndiger, und ich glaube, der Hr. Prof. Manzel wuͤrde ſelbſt uͤber die Einfalt des erſten Menſchen lachen, wenn er wuͤſte, was der- ſelbe ſich vor kindiſche Begrife von allen Dingen gemacht hat. Man thut demnach kluͤger, wenn man es den Rab- binen uͤberlaͤſſet, von ihrem Adam die unglaublich- ſten Dinge zu erzehlen. Dieſen ſtehet es wohl an, wenn ſie vorgeben, Adam habe auch die Engel an Wiſſenſchaft uͤbertrofen, und dieſe weiſe Creaturen, die anfaͤnglich, da GOtt ſie uͤber die Erſchafung des Menſchen zu Rathe gezogen, gar veraͤchtlich von dem- ſelben (24) De Nat. Deorum lib. II.

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/818>, abgerufen am 25.11.2024.