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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)

Ew. Hochwohlgeb. meinen nicht, daß dieses ein
listiger Fund vor mir sey, durch welchen ich mich von
der Mühe loßwickeln will, den Beweiß des Hrn.
Manzels zu vernichten. Wenn Sie die Sache genau
ansehen, werden Sie das, was ich sage, gegründet
finden.

Der Hr. Prof. Manzel sagt: die gantze Erde hat
ein Paradiß seyn sollen. Diesen Satz will er bewei-
sen; und, wie nun das Wort Paradieß schon an-
zeiget, daß der Hr. Prof. seine Begrife aus der Ofen-
bahrung entlehnet, so nimmt er auch dahin seine Zu-
flucht, und spricht: Das Paradiß, von welchem Mo-
ses schreibt, wäre viel zu klein gewesen, wenn der
Mensch im Stande der Unschuld geblieben. Da
nun aber dieses GOttes Absicht gewesen ist, so hat
die gantze Erde ein Paradiß seyn müssen.

Ew. Hochwohlgeb. sehen wohl, daß dieses Argu-
ment wieder Mosen etwas gelten kan: Nicht aber
wieder mich, der ich, wie es der Hr. Prof. haben wol-
len, von der Ofenbahrung abstrahire, oder wieder ei-
nen andern, der gar keine Ofenbahrung glaubt.

Er kan auch um so viel weniger verlangen, daß ich,
oder ein anderer uns mit diesem Argument abspeisen
lassen, und wenigstens aus der Ofenbahrung so viel
annehmen sollen, daß dem Menschen eine grössere
Herrlichkeit zugedacht gewesen, als er würcklich be-
sitzet: Weil er sich selbst kein Gewissen gemacht dem,
was Moses sagt, zu wiedersprechen.

Weil nun der Hr. Prof. Mantzel seinen Satz, daß
die gantze Welt ein Paradieß seyn sollen, weder durch
die Schrift, noch aus der Vernunft erwiesen hat, so
bin ich berechtiget, denselben zu verwerfen, und sein

Argu-
(o)

Ew. Hochwohlgeb. meinen nicht, daß dieſes ein
liſtiger Fund vor mir ſey, durch welchen ich mich von
der Muͤhe loßwickeln will, den Beweiß des Hrn.
Manzels zu vernichten. Wenn Sie die Sache genau
anſehen, werden Sie das, was ich ſage, gegruͤndet
finden.

Der Hr. Prof. Manzel ſagt: die gantze Erde hat
ein Paradiß ſeyn ſollen. Dieſen Satz will er bewei-
ſen; und, wie nun das Wort Paradieß ſchon an-
zeiget, daß der Hr. Prof. ſeine Begrife aus der Ofen-
bahrung entlehnet, ſo nimmt er auch dahin ſeine Zu-
flucht, und ſpricht: Das Paradiß, von welchem Mo-
ſes ſchreibt, waͤre viel zu klein geweſen, wenn der
Menſch im Stande der Unſchuld geblieben. Da
nun aber dieſes GOttes Abſicht geweſen iſt, ſo hat
die gantze Erde ein Paradiß ſeyn muͤſſen.

Ew. Hochwohlgeb. ſehen wohl, daß dieſes Argu-
ment wieder Moſen etwas gelten kan: Nicht aber
wieder mich, der ich, wie es der Hr. Prof. haben wol-
len, von der Ofenbahrung abſtrahire, oder wieder ei-
nen andern, der gar keine Ofenbahrung glaubt.

Er kan auch um ſo viel weniger verlangen, daß ich,
oder ein anderer uns mit dieſem Argument abſpeiſen
laſſen, und wenigſtens aus der Ofenbahrung ſo viel
annehmen ſollen, daß dem Menſchen eine groͤſſere
Herrlichkeit zugedacht geweſen, als er wuͤrcklich be-
ſitzet: Weil er ſich ſelbſt kein Gewiſſen gemacht dem,
was Moſes ſagt, zu wiederſprechen.

Weil nun der Hr. Prof. Mantzel ſeinen Satz, daß
die gantze Welt ein Paradieß ſeyn ſollen, weder durch
die Schrift, noch aus der Vernunft erwieſen hat, ſo
bin ich berechtiget, denſelben zu verwerfen, und ſein

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[682/0774] (o) Ew. Hochwohlgeb. meinen nicht, daß dieſes ein liſtiger Fund vor mir ſey, durch welchen ich mich von der Muͤhe loßwickeln will, den Beweiß des Hrn. Manzels zu vernichten. Wenn Sie die Sache genau anſehen, werden Sie das, was ich ſage, gegruͤndet finden. Der Hr. Prof. Manzel ſagt: die gantze Erde hat ein Paradiß ſeyn ſollen. Dieſen Satz will er bewei- ſen; und, wie nun das Wort Paradieß ſchon an- zeiget, daß der Hr. Prof. ſeine Begrife aus der Ofen- bahrung entlehnet, ſo nimmt er auch dahin ſeine Zu- flucht, und ſpricht: Das Paradiß, von welchem Mo- ſes ſchreibt, waͤre viel zu klein geweſen, wenn der Menſch im Stande der Unſchuld geblieben. Da nun aber dieſes GOttes Abſicht geweſen iſt, ſo hat die gantze Erde ein Paradiß ſeyn muͤſſen. Ew. Hochwohlgeb. ſehen wohl, daß dieſes Argu- ment wieder Moſen etwas gelten kan: Nicht aber wieder mich, der ich, wie es der Hr. Prof. haben wol- len, von der Ofenbahrung abſtrahire, oder wieder ei- nen andern, der gar keine Ofenbahrung glaubt. Er kan auch um ſo viel weniger verlangen, daß ich, oder ein anderer uns mit dieſem Argument abſpeiſen laſſen, und wenigſtens aus der Ofenbahrung ſo viel annehmen ſollen, daß dem Menſchen eine groͤſſere Herrlichkeit zugedacht geweſen, als er wuͤrcklich be- ſitzet: Weil er ſich ſelbſt kein Gewiſſen gemacht dem, was Moſes ſagt, zu wiederſprechen. Weil nun der Hr. Prof. Mantzel ſeinen Satz, daß die gantze Welt ein Paradieß ſeyn ſollen, weder durch die Schrift, noch aus der Vernunft erwieſen hat, ſo bin ich berechtiget, denſelben zu verwerfen, und ſein Argu-

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 682. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/774>, abgerufen am 22.11.2024.