daß man, wenn es mit dem Eyfer, mit der Andacht, mit der Selbst-Verleugnung, und mit der Entfernung von aller Eitel- keit, welche die Christen in der ersten Hi- tze von sich blicken liessen, Bestand ge- habt hätte, von Processen, von Ost-und Westindischen Compagnien, von Manu- facturen, Tantzen, Fechten und derglei- chen nicht das geringste wissen würde? Es würde niemand Bücher schreiben, und sich in Wissenschaften vertiefen, die so viel Zerstreuung in sich fassen; Die Sal- bung würde uns alles lehren, und wir die Zeit, die wir vom Ackerbau, und von anderer unumgänglich nöthiger Hand- Arbeit übrig hätten, mit Wercken der Liebe, und im Gebet zubringen. Dar- um aber hält niemand, als ein Qväcker- und Wiedertäufer, den Krieg vor uner- laubt und sündlich. Die Priester zwoer im Krieg verwickelter christlichen Republi- cken bitten von beyden Seiten, GOtt mö- ge die Waffen der ihrigen gesegnen, und singen, ohne Scrupel, das Te Deum, wenn ihre Parthey einen Sieg erhalten hat. Kein Priester in einer Handels- Stadt macht sich ein Gewissen, auf der Cantzel vor einen Schiffer zu beten, der
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daß man, wenn es mit dem Eyfer, mit der Andacht, mit der Selbſt-Verleugnung, und mit der Entfernung von aller Eitel- keit, welche die Chriſten in der erſten Hi- tze von ſich blicken lieſſen, Beſtand ge- habt haͤtte, von Proceſſen, von Oſt-und Weſtindiſchen Compagnien, von Manu- facturen, Tantzen, Fechten und derglei- chen nicht das geringſte wiſſen wuͤrde? Es wuͤrde niemand Buͤcher ſchreiben, und ſich in Wiſſenſchaften vertiefen, die ſo viel Zerſtreuung in ſich faſſen; Die Sal- bung wuͤrde uns alles lehren, und wir die Zeit, die wir vom Ackerbau, und von anderer unumgaͤnglich noͤthiger Hand- Arbeit uͤbrig haͤtten, mit Wercken der Liebe, und im Gebet zubringen. Dar- um aber haͤlt niemand, als ein Qvaͤcker- und Wiedertaͤufer, den Krieg vor uner- laubt und ſuͤndlich. Die Prieſter zwoer im Krieg verwickelter chriſtlichen Republi- cken bitten von beyden Seiten, GOtt moͤ- ge die Waffen der ihrigen geſegnen, und ſingen, ohne Scrupel, das Te Deum, wenn ihre Parthey einen Sieg erhalten hat. Kein Prieſter in einer Handels- Stadt macht ſich ein Gewiſſen, auf der Cantzel vor einen Schiffer zu beten, der
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daß man, wenn es mit dem Eyfer, mit der
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keit, welche die Chriſten in der erſten Hi-
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Weſtindiſchen Compagnien, von Manu-
facturen, Tantzen, Fechten und derglei-
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wuͤrde niemand Buͤcher ſchreiben, und
ſich in Wiſſenſchaften vertiefen, die ſo
viel Zerſtreuung in ſich faſſen; Die Sal-
bung wuͤrde uns alles lehren, und wir
die Zeit, die wir vom Ackerbau, und von
anderer unumgaͤnglich noͤthiger Hand-
Arbeit uͤbrig haͤtten, mit Wercken der
Liebe, und im Gebet zubringen. Dar-
um aber haͤlt niemand, als ein Qvaͤcker-
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im Krieg verwickelter chriſtlichen Republi-
cken bitten von beyden Seiten, GOtt moͤ-
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ſingen, ohne Scrupel, das Te Deum,
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/71>, abgerufen am 21.11.2024.
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