so schon lang genug ist: Doch bitte ich mir von meinen Lesern die Freyheit aus, nur noch ein paar Worte mit gewissen Leu- ten zu reden, die in dem Wahn stehen, daß ich mich durch meine Satyren sehr schwer an GOtt und meinem Nechsten versün- diget habe.
Wenn ich wollte, so könnte ich mein Verfahren durch die ironischen Ausdrü- ckungen, die in der Bibel vorkommen, eben so gründlich rechtfertigen, als gewisse hitzige Priester ihre Grobheit durch eini- ge harte Worte, der sich die Propheten, Christus, und die Apostel bedienet haben. Allein ich will es nicht thun. Jch will ihnen, auf eine andere Art, weisen, daß sie nicht wissen, was sie sagen, wann sie meine Satyren verdammen, und sie da- hin bringen, daß sie selbst meine Verthei- diger werden sollen.
Jch gebe ihnen demnach zu, daß man in der Christenheit von keinen Satyren wissen würde, wenn es den Aposteln ge- lungen wäre, alle Welt so weise zu ma- chen, als sie es selbst waren. Aber sehen sie dann nicht, daß man, auf den Fall, auch von Krieg und Krieges-Geschrey nichts hören würde? Jst es nicht ofenbahr,
daß
(o)
ſo ſchon lang genug iſt: Doch bitte ich mir von meinen Leſern die Freyheit aus, nur noch ein paar Worte mit gewiſſen Leu- ten zu reden, die in dem Wahn ſtehen, daß ich mich durch meine Satyren ſehr ſchwer an GOtt und meinem Nechſten verſuͤn- diget habe.
Wenn ich wollte, ſo koͤnnte ich mein Verfahren durch die ironiſchen Ausdruͤ- ckungen, die in der Bibel vorkommen, eben ſo gruͤndlich rechtfertigen, als gewiſſe hitzige Prieſter ihre Grobheit durch eini- ge harte Worte, der ſich die Propheten, Chriſtus, und die Apoſtel bedienet haben. Allein ich will es nicht thun. Jch will ihnen, auf eine andere Art, weiſen, daß ſie nicht wiſſen, was ſie ſagen, wann ſie meine Satyren verdammen, und ſie da- hin bringen, daß ſie ſelbſt meine Verthei- diger werden ſollen.
Jch gebe ihnen demnach zu, daß man in der Chriſtenheit von keinen Satyren wiſſen wuͤrde, wenn es den Apoſteln ge- lungen waͤre, alle Welt ſo weiſe zu ma- chen, als ſie es ſelbſt waren. Aber ſehen ſie dann nicht, daß man, auf den Fall, auch von Krieg und Krieges-Geſchrey nichts hoͤren wuͤrde? Jſt es nicht ofenbahr,
daß
<TEI><text><front><divtype="preface"n="1"><p><pbfacs="#f0070"n="66"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>ſo ſchon lang genug iſt: Doch bitte ich mir<lb/>
von meinen Leſern die Freyheit aus, nur<lb/>
noch ein paar Worte mit gewiſſen Leu-<lb/>
ten zu reden, die in dem Wahn ſtehen, daß<lb/>
ich mich durch meine Satyren ſehr ſchwer<lb/>
an GOtt und meinem Nechſten verſuͤn-<lb/>
diget habe.</p><lb/><p>Wenn ich wollte, ſo koͤnnte ich mein<lb/>
Verfahren durch die ironiſchen Ausdruͤ-<lb/>
ckungen, die in der Bibel vorkommen,<lb/>
eben ſo gruͤndlich rechtfertigen, als gewiſſe<lb/>
hitzige Prieſter ihre Grobheit durch eini-<lb/>
ge harte Worte, der ſich die Propheten,<lb/>
Chriſtus, und die Apoſtel bedienet haben.<lb/>
Allein ich will es nicht thun. Jch will<lb/>
ihnen, auf eine andere Art, weiſen, daß<lb/>ſie nicht wiſſen, was ſie ſagen, wann ſie<lb/>
meine Satyren verdammen, und ſie da-<lb/>
hin bringen, daß ſie ſelbſt meine Verthei-<lb/>
diger werden ſollen.</p><lb/><p>Jch gebe ihnen demnach zu, daß man<lb/>
in der Chriſtenheit von keinen Satyren<lb/>
wiſſen wuͤrde, wenn es den Apoſteln ge-<lb/>
lungen waͤre, alle Welt ſo weiſe zu ma-<lb/>
chen, als ſie es ſelbſt waren. Aber ſehen<lb/>ſie dann nicht, daß man, auf den Fall,<lb/>
auch von Krieg und Krieges-Geſchrey<lb/>
nichts hoͤren wuͤrde? Jſt es nicht ofenbahr,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">daß</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[66/0070]
(o)
ſo ſchon lang genug iſt: Doch bitte ich mir
von meinen Leſern die Freyheit aus, nur
noch ein paar Worte mit gewiſſen Leu-
ten zu reden, die in dem Wahn ſtehen, daß
ich mich durch meine Satyren ſehr ſchwer
an GOtt und meinem Nechſten verſuͤn-
diget habe.
Wenn ich wollte, ſo koͤnnte ich mein
Verfahren durch die ironiſchen Ausdruͤ-
ckungen, die in der Bibel vorkommen,
eben ſo gruͤndlich rechtfertigen, als gewiſſe
hitzige Prieſter ihre Grobheit durch eini-
ge harte Worte, der ſich die Propheten,
Chriſtus, und die Apoſtel bedienet haben.
Allein ich will es nicht thun. Jch will
ihnen, auf eine andere Art, weiſen, daß
ſie nicht wiſſen, was ſie ſagen, wann ſie
meine Satyren verdammen, und ſie da-
hin bringen, daß ſie ſelbſt meine Verthei-
diger werden ſollen.
Jch gebe ihnen demnach zu, daß man
in der Chriſtenheit von keinen Satyren
wiſſen wuͤrde, wenn es den Apoſteln ge-
lungen waͤre, alle Welt ſo weiſe zu ma-
chen, als ſie es ſelbſt waren. Aber ſehen
ſie dann nicht, daß man, auf den Fall,
auch von Krieg und Krieges-Geſchrey
nichts hoͤren wuͤrde? Jſt es nicht ofenbahr,
daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/70>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.