greifen wir doch, daß es närrisch sey, seine Glück- seligkeit in Dingen zu suchen, die ausser uns sind. Unser Wahl-Spruch ist: . . . . . . . . ne te quaesiveris extra(40) Und die Natur, die wohl vorhergesehen hat, daß wir wegen unserer Schriften viele Anfechtungen haben würden, hat uns dergestalt wider die Anläufe unse- rer Feinde gewafnet, daß alle Pfeile der Spötter, wie spitzig, und scharf sie auch sind, uns nicht die ge- ringste schmertzhafte Empfindung verursachen kön- nen. Eine innerliche Empfindung unserer Vollkom- menheiten ersetzet den Mangel eines fremden Lobes, mit welchem sich unsere Feinde so groß wissen, und tröstet uns kräftiglich, wann man unser spottet. "Ridentur mala qui componunt carmina: verum "Gaudent scribentes, & se venerantur, & ultro "Si taceas, laudant, quicquic scripsere bea- ti(41) Unsere Schriften führen also, wie die Tugend, ihre Belohnung mit sich, und wir haben nicht nöthig, den Lohn unserer Arbeit von andern zu erwarten. Ein gewisser Lehrer der Römischen Kirche hat hier- über gar artige Gedancken. Er meint, GOtt be- zeige sich eben so gnädig und gerecht gegen uns, als gegen die Frösche. Denn wie er diesen die Gnade gebe, daß sie sich selbst an ihrem, eben nicht gar angenehmen, Gesang belustigten: So habe er es,
in
(40)Persius Sat. 1.
(41)Horat. Lib. II. Ep. 2.
(o)
greifen wir doch, daß es naͤrriſch ſey, ſeine Gluͤck- ſeligkeit in Dingen zu ſuchen, die auſſer uns ſind. Unſer Wahl-Spruch iſt: . . . . . . . . ne te quæſiveris extra(40) Und die Natur, die wohl vorhergeſehen hat, daß wir wegen unſerer Schriften viele Anfechtungen haben wuͤrden, hat uns dergeſtalt wider die Anlaͤufe unſe- rer Feinde gewafnet, daß alle Pfeile der Spoͤtter, wie ſpitzig, und ſcharf ſie auch ſind, uns nicht die ge- ringſte ſchmertzhafte Empfindung verurſachen koͤn- nen. Eine innerliche Empfindung unſerer Vollkom- menheiten erſetzet den Mangel eines fremden Lobes, mit welchem ſich unſere Feinde ſo groß wiſſen, und troͤſtet uns kraͤftiglich, wann man unſer ſpottet. “Ridentur mala qui componunt carmina: verum “Gaudent ſcribentes, & ſe venerantur, & ultro “Si taceas, laudant, quicquic ſcripſere bea- ti(41) Unſere Schriften fuͤhren alſo, wie die Tugend, ihre Belohnung mit ſich, und wir haben nicht noͤthig, den Lohn unſerer Arbeit von andern zu erwarten. Ein gewiſſer Lehrer der Roͤmiſchen Kirche hat hier- uͤber gar artige Gedancken. Er meint, GOtt be- zeige ſich eben ſo gnaͤdig und gerecht gegen uns, als gegen die Froͤſche. Denn wie er dieſen die Gnade gebe, daß ſie ſich ſelbſt an ihrem, eben nicht gar angenehmen, Geſang beluſtigten: So habe er es,
in
(40)Perſius Sat. 1.
(41)Horat. Lib. II. Ep. 2.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0626"n="534"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
greifen wir doch, daß es naͤrriſch ſey, ſeine Gluͤck-<lb/>ſeligkeit in Dingen zu ſuchen, die auſſer uns ſind.<lb/>
Unſer Wahl-Spruch iſt:<lb/><cit><quote>. . . . . . . . <hirendition="#aq">ne te quæſiveris</hi><lb/><hirendition="#et"><hirendition="#aq">extra</hi><noteplace="foot"n="(40)"><hirendition="#aq">Perſius Sat.</hi> 1.</note></hi></quote></cit><lb/>
Und die Natur, die wohl vorhergeſehen hat, daß wir<lb/>
wegen unſerer Schriften viele Anfechtungen haben<lb/>
wuͤrden, hat uns dergeſtalt wider die Anlaͤufe unſe-<lb/>
rer Feinde gewafnet, daß alle Pfeile der Spoͤtter,<lb/>
wie ſpitzig, und ſcharf ſie auch ſind, uns nicht die ge-<lb/>
ringſte ſchmertzhafte Empfindung verurſachen koͤn-<lb/>
nen. Eine innerliche Empfindung unſerer Vollkom-<lb/>
menheiten erſetzet den Mangel eines fremden Lobes,<lb/>
mit welchem ſich unſere Feinde ſo groß wiſſen, und<lb/>
troͤſtet uns kraͤftiglich, wann man unſer ſpottet.<lb/><cit><quote><hirendition="#aq">“Ridentur mala qui componunt carmina:<lb/><hirendition="#et">verum</hi><lb/>“Gaudent ſcribentes, &ſe venerantur, &<lb/><hirendition="#et">ultro</hi><lb/>“Si taceas, laudant, quicquic ſcripſere bea-</hi><lb/><hirendition="#et"><hirendition="#aq">ti</hi><noteplace="foot"n="(41)"><hirendition="#aq">Horat. Lib. II. Ep.</hi> 2.</note></hi></quote></cit><lb/>
Unſere Schriften fuͤhren alſo, wie die Tugend, ihre<lb/>
Belohnung mit ſich, und wir haben nicht noͤthig,<lb/>
den Lohn unſerer Arbeit von andern zu erwarten.<lb/>
Ein gewiſſer Lehrer der Roͤmiſchen Kirche hat hier-<lb/>
uͤber gar artige Gedancken. Er meint, GOtt be-<lb/>
zeige ſich eben ſo gnaͤdig und gerecht gegen uns, als<lb/>
gegen die Froͤſche. Denn wie er dieſen die Gnade<lb/>
gebe, daß ſie ſich ſelbſt an ihrem, eben nicht gar<lb/>
angenehmen, Geſang beluſtigten: So habe er es,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">in</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[534/0626]
(o)
greifen wir doch, daß es naͤrriſch ſey, ſeine Gluͤck-
ſeligkeit in Dingen zu ſuchen, die auſſer uns ſind.
Unſer Wahl-Spruch iſt:
. . . . . . . . ne te quæſiveris
extra (40)
Und die Natur, die wohl vorhergeſehen hat, daß wir
wegen unſerer Schriften viele Anfechtungen haben
wuͤrden, hat uns dergeſtalt wider die Anlaͤufe unſe-
rer Feinde gewafnet, daß alle Pfeile der Spoͤtter,
wie ſpitzig, und ſcharf ſie auch ſind, uns nicht die ge-
ringſte ſchmertzhafte Empfindung verurſachen koͤn-
nen. Eine innerliche Empfindung unſerer Vollkom-
menheiten erſetzet den Mangel eines fremden Lobes,
mit welchem ſich unſere Feinde ſo groß wiſſen, und
troͤſtet uns kraͤftiglich, wann man unſer ſpottet.
“Ridentur mala qui componunt carmina:
verum
“Gaudent ſcribentes, & ſe venerantur, &
ultro
“Si taceas, laudant, quicquic ſcripſere bea-
ti (41)
Unſere Schriften fuͤhren alſo, wie die Tugend, ihre
Belohnung mit ſich, und wir haben nicht noͤthig,
den Lohn unſerer Arbeit von andern zu erwarten.
Ein gewiſſer Lehrer der Roͤmiſchen Kirche hat hier-
uͤber gar artige Gedancken. Er meint, GOtt be-
zeige ſich eben ſo gnaͤdig und gerecht gegen uns, als
gegen die Froͤſche. Denn wie er dieſen die Gnade
gebe, daß ſie ſich ſelbſt an ihrem, eben nicht gar
angenehmen, Geſang beluſtigten: So habe er es,
in
(40) Perſius Sat. 1.
(41) Horat. Lib. II. Ep. 2.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/626>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.