Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
Die unter ihren Orden
Die beste Dichterin geworden,
Kam ihm zuletzt im Schlaf auch vor,
Und sprach ihm leise in das Ohr:

Aria.
Kan Clarimene dich allein vergnügen,
So nenn ihr doch selbst den geheimen
Schmertz,
Das Glück wird sich nach deinen Wün-
schen fügen,
Wer weiß, sie schenckt dir endlich auch ihr
Hertz,
"Komm eile, komm noch in dem Mertz.
Der Rest der dunckelgrauen Nacht
Ward drauf von ihm mit Wachen zugebracht.
Er hielte dieses alles nicht
Vor ein betrüglich Traum-Gesicht,
Er sahs vor einen Winck der Gottheit an,
Er dachte weiter nach
Und fühlte allgemach
Das alleräusserste Verlangen
Und ein geheimes Sehnen,
Die Hand der Zedena und Clarimenen
Mir Küssen zu umfangen.
Er schwur bey ihrer Augen Paar,
Das schöner als sonst keiner Schäfrin war,
Sich weiter nicht zu grämen,
Noch seiner Leidenschaft zu schämen.
Die Zärtlichkeit ließ ihm nicht weiter Ruh,
Er eilte nach den Linden-Feldern zu,
Und

(o)
Die unter ihren Orden
Die beſte Dichterin geworden,
Kam ihm zuletzt im Schlaf auch vor,
Und ſprach ihm leiſe in das Ohr:

Aria.
Kan Clarimene dich allein vergnuͤgen,
So nenn ihr doch ſelbſt den geheimen
Schmertz,
Das Gluͤck wird ſich nach deinen Wuͤn-
ſchen fuͤgen,
Wer weiß, ſie ſchenckt dir endlich auch ihr
Hertz,
„Komm eile, komm noch in dem Mertz.
Der Reſt der dunckelgrauen Nacht
Ward drauf von ihm mit Wachen zugebracht.
Er hielte dieſes alles nicht
Vor ein betruͤglich Traum-Geſicht,
Er ſahs vor einen Winck der Gottheit an,
Er dachte weiter nach
Und fuͤhlte allgemach
Das alleraͤuſſerſte Verlangen
Und ein geheimes Sehnen,
Die Hand der Zedena und Clarimenen
Mir Kuͤſſen zu umfangen.
Er ſchwur bey ihrer Augen Paar,
Das ſchoͤner als ſonſt keiner Schaͤfrin war,
Sich weiter nicht zu graͤmen,
Noch ſeiner Leidenſchaft zu ſchaͤmen.
Die Zaͤrtlichkeit ließ ihm nicht weiter Ruh,
Er eilte nach den Linden-Feldern zu,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="7">
              <pb facs="#f0524" n="432"/>
              <fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
              <l>Die unter ihren Orden</l><lb/>
              <l>Die be&#x017F;te Dichterin geworden,</l><lb/>
              <l>Kam ihm zuletzt im Schlaf auch vor,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;prach ihm lei&#x017F;e in das Ohr:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Aria.</hi> </hi> </head><lb/>
              <l>Kan <hi rendition="#fr">Clarimene</hi> dich allein vergnu&#x0364;gen,</l><lb/>
              <l>So nenn ihr doch &#x017F;elb&#x017F;t den geheimen</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Schmertz,</hi> </l><lb/>
              <l>Das Glu&#x0364;ck wird &#x017F;ich nach deinen Wu&#x0364;n-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chen fu&#x0364;gen,</hi> </l><lb/>
              <l>Wer weiß, &#x017F;ie &#x017F;chenckt dir endlich auch ihr</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Hertz,</hi> </l><lb/>
              <l>&#x201E;Komm eile, komm noch in dem Mertz.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Der Re&#x017F;t der dunckelgrauen Nacht</l><lb/>
              <l>Ward drauf von ihm mit Wachen zugebracht.</l><lb/>
              <l>Er hielte die&#x017F;es alles nicht</l><lb/>
              <l>Vor ein betru&#x0364;glich Traum-Ge&#x017F;icht,</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;ahs vor einen Winck der Gottheit an,</l><lb/>
              <l>Er dachte weiter nach</l><lb/>
              <l>Und fu&#x0364;hlte allgemach</l><lb/>
              <l>Das allera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Verlangen</l><lb/>
              <l>Und ein geheimes Sehnen,</l><lb/>
              <l>Die Hand der <hi rendition="#fr">Zedena</hi> und <hi rendition="#fr">Clarimenen</hi></l><lb/>
              <l>Mir Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zu umfangen.</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;chwur bey ihrer Augen Paar,</l><lb/>
              <l>Das &#x017F;cho&#x0364;ner als &#x017F;on&#x017F;t keiner Scha&#x0364;frin war,</l><lb/>
              <l>Sich weiter nicht zu gra&#x0364;men,</l><lb/>
              <l>Noch &#x017F;einer Leiden&#x017F;chaft zu &#x017F;cha&#x0364;men.</l><lb/>
              <l>Die Za&#x0364;rtlichkeit ließ ihm nicht weiter Ruh,</l><lb/>
              <l>Er eilte nach den Linden-Feldern zu,</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[432/0524] (o) Die unter ihren Orden Die beſte Dichterin geworden, Kam ihm zuletzt im Schlaf auch vor, Und ſprach ihm leiſe in das Ohr: Aria. Kan Clarimene dich allein vergnuͤgen, So nenn ihr doch ſelbſt den geheimen Schmertz, Das Gluͤck wird ſich nach deinen Wuͤn- ſchen fuͤgen, Wer weiß, ſie ſchenckt dir endlich auch ihr Hertz, „Komm eile, komm noch in dem Mertz. Der Reſt der dunckelgrauen Nacht Ward drauf von ihm mit Wachen zugebracht. Er hielte dieſes alles nicht Vor ein betruͤglich Traum-Geſicht, Er ſahs vor einen Winck der Gottheit an, Er dachte weiter nach Und fuͤhlte allgemach Das alleraͤuſſerſte Verlangen Und ein geheimes Sehnen, Die Hand der Zedena und Clarimenen Mir Kuͤſſen zu umfangen. Er ſchwur bey ihrer Augen Paar, Das ſchoͤner als ſonſt keiner Schaͤfrin war, Sich weiter nicht zu graͤmen, Noch ſeiner Leidenſchaft zu ſchaͤmen. Die Zaͤrtlichkeit ließ ihm nicht weiter Ruh, Er eilte nach den Linden-Feldern zu, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/524
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/524>, abgerufen am 08.07.2024.