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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
Aria
Ach unerbittliches Geschicke!
Beweisest du mir wieder eine Tücke!
Ach Clarimene stöhrest du
Auch selbst im Schlafe meiner Ruh!
Darf ich bey brennenden Verlangen
Dich denn im Traume bloß umfangen?
Heist dis ein holder Blick?
Ach unerbittliches Geschick!
Jndem befahl der abgeneigte Tag
Die Schäfchen wieder einzutreiben;
Die rauhe Morgen-Luft
Und der darinn noch rauhe Duft
Gestattete des Nachts nicht auf dem Feld zu blei-
ben,
Drum trieb er sie in ihre Hürden,
Und legte sich mit seinen Liebes-Bürden
Zu ihnen auf die Streu;
"Sein Unterbette war ein frisch Bund Heu,
"Und da sonst nichts als jene,
"Die holde Clarimene,
"Vor seinen Augen schwebte,
"Weil er gantz in ihr lebte,
"So wickelte die süsse Pein
"Die müden Glieder bald in Schlaf und Schlum-
mer ein.
Von tausend Traum-Gesichtern
Ward er bald froh bald schüchtern.
Die grosse Zedena,
Die
(o)
Aria
Ach unerbittliches Geſchicke!
Beweiſeſt du mir wieder eine Tuͤcke!
Ach Clarimene ſtoͤhreſt du
Auch ſelbſt im Schlafe meiner Ruh!
Darf ich bey brennenden Verlangen
Dich denn im Traume bloß umfangen?
Heiſt dis ein holder Blick?
Ach unerbittliches Geſchick!
Jndem befahl der abgeneigte Tag
Die Schaͤfchen wieder einzutreiben;
Die rauhe Morgen-Luft
Und der darinn noch rauhe Duft
Geſtattete des Nachts nicht auf dem Feld zu blei-
ben,
Drum trieb er ſie in ihre Huͤrden,
Und legte ſich mit ſeinen Liebes-Buͤrden
Zu ihnen auf die Streu;
„Sein Unterbette war ein friſch Bund Heu,
„Und da ſonſt nichts als jene,
„Die holde Clarimene,
„Vor ſeinen Augen ſchwebte,
„Weil er gantz in ihr lebte,
„So wickelte die ſuͤſſe Pein
„Die muͤden Glieder bald in Schlaf und Schlum-
mer ein.
Von tauſend Traum-Geſichtern
Ward er bald froh bald ſchuͤchtern.
Die groſſe Zedena,
Die
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[431/0523] (o) Aria Ach unerbittliches Geſchicke! Beweiſeſt du mir wieder eine Tuͤcke! Ach Clarimene ſtoͤhreſt du Auch ſelbſt im Schlafe meiner Ruh! Darf ich bey brennenden Verlangen Dich denn im Traume bloß umfangen? Heiſt dis ein holder Blick? Ach unerbittliches Geſchick! Jndem befahl der abgeneigte Tag Die Schaͤfchen wieder einzutreiben; Die rauhe Morgen-Luft Und der darinn noch rauhe Duft Geſtattete des Nachts nicht auf dem Feld zu blei- ben, Drum trieb er ſie in ihre Huͤrden, Und legte ſich mit ſeinen Liebes-Buͤrden Zu ihnen auf die Streu; „Sein Unterbette war ein friſch Bund Heu, „Und da ſonſt nichts als jene, „Die holde Clarimene, „Vor ſeinen Augen ſchwebte, „Weil er gantz in ihr lebte, „So wickelte die ſuͤſſe Pein „Die muͤden Glieder bald in Schlaf und Schlum- mer ein. Von tauſend Traum-Geſichtern Ward er bald froh bald ſchuͤchtern. Die groſſe Zedena, Die

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/523>, abgerufen am 08.07.2024.