Lob-Rede angetroffen, höhern Orts berichtet. Solche Drohungen schrecken ihn nicht, und er wür- de sich in dem Fall mit den herrlichen Worten eines pygmäischen Weltweisens trösten, dessen Schrif- ten wir vor nicht langer Zeit in einem alten Kra- nichs-Nest gefunden haben (52), und in aller Gelassenheit sagen: Jch bin unter GOTT, und" dessen seiner Gewalt. Jch scheue die Gewalt der" Grossen, die den HERRN fürchten. Die an-" dern habe ich nicht Ursache zu scheuen: Denn sie ste-" hen selbst unter der Gewalt eines erzürnten Richters." Meine Schrift betrefend, so stehet darinn entweder" Wahrheit oder Jrrthum. Jst es Wahrheit, so" bleibt auch dieconfiscirte Wahrheit doch" Wahrheit. Jst es Jrrthum, so gehet auch hier" der Verstand und ein deutlicher Beweiß über alle" Gewalt." (*)
Ja wenn er die Beschuldigungen, durch welche du ihn höhern Orts anzuschwärtzen suchest, recht anse- hen wird, so wird er befinden, daß es deutliche Kenn- zeichen derjenigen seltenen Gemüths-Beschafen-
heit,
(52) Unsere Gesellschaft schätzt sich glücklich, daß sie die- sen herrlichen Fund gethan hat; Sie hält ein so rares Manuscript vor ihren grösten Schatz, und würde nicht ermangeln, dasselbe, zum Besten des menschli- chen Geschlechts, heraus zu geben, wenn sie nur ei- nen Verleger bekommen könnte: Aber so will es niemand haben: Welches gewiß zu beklagen ist.
(*) Dieser Worte hatte sich Philippi in der Vorrede zu sei- nen sieben neuen Versuchen bedienet; aber dieselbe wieder ausgestrichen; doch so, daß sie derjenige, dem sein Manuscript in die Hände fiel noch lesen konnte.
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(o)
Lob-Rede angetroffen, hoͤhern Orts berichtet. Solche Drohungen ſchrecken ihn nicht, und er wuͤr- de ſich in dem Fall mit den herrlichen Worten eines pygmaͤiſchen Weltweiſens troͤſten, deſſen Schrif- ten wir vor nicht langer Zeit in einem alten Kra- nichs-Neſt gefunden haben (52), und in aller Gelaſſenheit ſagen: Jch bin unter GOTT, und“ deſſen ſeiner Gewalt. Jch ſcheue die Gewalt der„ Groſſen, die den HERRN fuͤrchten. Die an-„ dern habe ich nicht Urſache zu ſcheuen: Denn ſie ſte-„ hen ſelbſt unter der Gewalt eines erzuͤrnten Richters.„ Meine Schrift betrefend, ſo ſtehet darinn entweder„ Wahrheit oder Jrrthum. Jſt es Wahrheit, ſo„ bleibt auch dieconfiſcirte Wahrheit doch„ Wahrheit. Jſt es Jrrthum, ſo gehet auch hier„ der Verſtand und ein deutlicher Beweiß uͤber alle„ Gewalt.” (*)
Ja wenn er die Beſchuldigungen, durch welche du ihn hoͤhern Orts anzuſchwaͤrtzen ſucheſt, recht anſe- hen wird, ſo wird er befinden, daß es deutliche Kenn- zeichen derjenigen ſeltenen Gemuͤths-Beſchafen-
heit,
(52) Unſere Geſellſchaft ſchaͤtzt ſich gluͤcklich, daß ſie die- ſen herrlichen Fund gethan hat; Sie haͤlt ein ſo rares Manuſcript vor ihren groͤſten Schatz, und wuͤrde nicht ermangeln, daſſelbe, zum Beſten des menſchli- chen Geſchlechts, heraus zu geben, wenn ſie nur ei- nen Verleger bekommen koͤnnte: Aber ſo will es niemand haben: Welches gewiß zu beklagen iſt.
(*) Dieſer Worte hatte ſich Philippi in der Vorrede zu ſei- nen ſieben neuen Verſuchen bedienet; aber dieſelbe wieder ausgeſtrichen; doch ſo, daß ſie derjenige, dem ſein Manuſcript in die Haͤnde fiel noch leſen konnte.
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Lob-Rede angetroffen, hoͤhern Orts berichtet.
Solche Drohungen ſchrecken ihn nicht, und er wuͤr-
de ſich in dem Fall mit den herrlichen Worten eines
pygmaͤiſchen Weltweiſens troͤſten, deſſen Schrif-
ten wir vor nicht langer Zeit in einem alten Kra-
nichs-Neſt gefunden haben (52), und in aller
Gelaſſenheit ſagen: Jch bin unter GOTT, und“
deſſen ſeiner Gewalt. Jch ſcheue die Gewalt der„
Groſſen, die den HERRN fuͤrchten. Die an-„
dern habe ich nicht Urſache zu ſcheuen: Denn ſie ſte-„
hen ſelbſt unter der Gewalt eines erzuͤrnten Richters.„
Meine Schrift betrefend, ſo ſtehet darinn entweder„
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bleibt auch die confiſcirte Wahrheit doch„
Wahrheit. Jſt es Jrrthum, ſo gehet auch hier„
der Verſtand und ein deutlicher Beweiß uͤber alle„
Gewalt.” (*)
Ja wenn er die Beſchuldigungen, durch welche du
ihn hoͤhern Orts anzuſchwaͤrtzen ſucheſt, recht anſe-
hen wird, ſo wird er befinden, daß es deutliche Kenn-
zeichen derjenigen ſeltenen Gemuͤths-Beſchafen-
heit,
(52) Unſere Geſellſchaft ſchaͤtzt ſich gluͤcklich, daß ſie die-
ſen herrlichen Fund gethan hat; Sie haͤlt ein ſo rares
Manuſcript vor ihren groͤſten Schatz, und wuͤrde
nicht ermangeln, daſſelbe, zum Beſten des menſchli-
chen Geſchlechts, heraus zu geben, wenn ſie nur ei-
nen Verleger bekommen koͤnnte: Aber ſo will es
niemand haben: Welches gewiß zu beklagen iſt.
(*) Dieſer Worte hatte ſich Philippi in der Vorrede zu ſei-
nen ſieben neuen Verſuchen bedienet; aber dieſelbe
wieder ausgeſtrichen; doch ſo, daß ſie derjenige,
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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