der Wahrheit und Unbetrieglichkeit deiner gehabten Offenbahrung, aufs kräftigste überzeuget werdest.
Du bist es nunmehro vollenkommen, theurer Phi- lippi, das weiß ich. Vergönne uns demnach, O! vortreflicher Mann, daß wir dich, theils als einen Propheten, bewundern, theils darüber frohlocken, daß du, auf eine, unsern Gesetzen so gemässe Art, von dem von Boxhorn, ohne alle Ursache, verlangest, er solle sich mit Nahmen nennen. Die Freude, die wir über eine so seltsame Aufführung empfinden, ist um so viel gerechter, je gewisser wir vermuthen kön- nen, daß deine wunderliche Forderung den Herrn von Boxhorn bewegen werde, die Schelt-Worte, mit welchen sie begleitet, in Gelassenheit zu verschlu- cken. Es ist diesem würdigen Mitgliede unserer Gesellschaft die Ehre seiner Mutter weit lieber, als seine eigene. Wie kan er dann einem Manne etwas ü- bel nehmen, der eben durch die Art, mit welcher er auf ihn loßziehet, unsere Gesellschaft verherrlichet? Er wird es nicht thun, grosser Philippi, sondern die her- ben Ausdrückungen, der du dich in deinem Grimm, gegen ihn, bedienet hast, und welche ihn, wenn sie ihm gleich jetzo, ausser dem Zusammenhang, solten vorge- tragen werden, zum Zorn reitzen, und zu verzweifelten Unternehmungen unstreitig verleiten würden, als ei- nen kräftigen Bewegungs-Grund ansehen, dich als seinen werthen Mit-Bruder zu lieben, und als ein würdiges Ober-Haupt zu ehren.
Glaube nicht, grosser Philippi, daß er von einem so heilsamen Vorsatz werde abwendig gemachet wer- den, wenn er hören solte, daß du die höchst ärgerliche und strafwürdige Ausdrücke, so du in seiner
Lob-
(o)
der Wahrheit und Unbetrieglichkeit deiner gehabten Offenbahrung, aufs kraͤftigſte uͤberzeuget werdeſt.
Du biſt es nunmehro vollenkommen, theurer Phi- lippi, das weiß ich. Vergoͤnne uns demnach, O! vortreflicher Mann, daß wir dich, theils als einen Propheten, bewundern, theils daruͤber frohlocken, daß du, auf eine, unſern Geſetzen ſo gemaͤſſe Art, von dem von Boxhorn, ohne alle Urſache, verlangeſt, er ſolle ſich mit Nahmen nennen. Die Freude, die wir uͤber eine ſo ſeltſame Auffuͤhrung empfinden, iſt um ſo viel gerechter, je gewiſſer wir vermuthen koͤn- nen, daß deine wunderliche Forderung den Herrn von Boxhorn bewegen werde, die Schelt-Worte, mit welchen ſie begleitet, in Gelaſſenheit zu verſchlu- cken. Es iſt dieſem wuͤrdigen Mitgliede unſerer Geſellſchaft die Ehre ſeiner Mutter weit lieber, als ſeine eigene. Wie kan er dann einem Manne etwas uͤ- bel nehmen, der eben durch die Art, mit welcher er auf ihn loßziehet, unſere Geſellſchaft verherrlichet? Er wird es nicht thun, groſſer Philippi, ſondern die her- ben Ausdruͤckungen, der du dich in deinem Grim̃, gegen ihn, bedienet haſt, und welche ihn, wenn ſie ihm gleich jetzo, auſſer dem Zuſammenhang, ſolten vorge- tragen werden, zum Zorn reitzen, und zu verzweifelten Unternehmungen unſtreitig verleiten wuͤrden, als ei- nen kraͤftigen Bewegungs-Grund anſehen, dich als ſeinen werthen Mit-Bruder zu lieben, und als ein wuͤrdiges Ober-Haupt zu ehren.
Glaube nicht, groſſer Philippi, daß er von einem ſo heilſamen Vorſatz werde abwendig gemachet wer- den, wenn er hoͤren ſolte, daß du die hoͤchſt aͤrgerliche und ſtrafwuͤrdige Ausdruͤcke, ſo du in ſeiner
Lob-
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der Wahrheit und Unbetrieglichkeit deiner gehabten
Offenbahrung, aufs kraͤftigſte uͤberzeuget werdeſt.
Du biſt es nunmehro vollenkommen, theurer Phi-
lippi, das weiß ich. Vergoͤnne uns demnach, O!
vortreflicher Mann, daß wir dich, theils als einen
Propheten, bewundern, theils daruͤber frohlocken,
daß du, auf eine, unſern Geſetzen ſo gemaͤſſe Art, von
dem von Boxhorn, ohne alle Urſache, verlangeſt,
er ſolle ſich mit Nahmen nennen. Die Freude, die
wir uͤber eine ſo ſeltſame Auffuͤhrung empfinden,
iſt um ſo viel gerechter, je gewiſſer wir vermuthen koͤn-
nen, daß deine wunderliche Forderung den Herrn
von Boxhorn bewegen werde, die Schelt-Worte,
mit welchen ſie begleitet, in Gelaſſenheit zu verſchlu-
cken. Es iſt dieſem wuͤrdigen Mitgliede unſerer
Geſellſchaft die Ehre ſeiner Mutter weit lieber, als
ſeine eigene. Wie kan er dann einem Manne etwas uͤ-
bel nehmen, der eben durch die Art, mit welcher er auf
ihn loßziehet, unſere Geſellſchaft verherrlichet? Er
wird es nicht thun, groſſer Philippi, ſondern die her-
ben Ausdruͤckungen, der du dich in deinem Grim̃,
gegen ihn, bedienet haſt, und welche ihn, wenn ſie ihm
gleich jetzo, auſſer dem Zuſammenhang, ſolten vorge-
tragen werden, zum Zorn reitzen, und zu verzweifelten
Unternehmungen unſtreitig verleiten wuͤrden, als ei-
nen kraͤftigen Bewegungs-Grund anſehen, dich
als ſeinen werthen Mit-Bruder zu lieben, und als
ein wuͤrdiges Ober-Haupt zu ehren.
Glaube nicht, groſſer Philippi, daß er von einem
ſo heilſamen Vorſatz werde abwendig gemachet wer-
den, wenn er hoͤren ſolte, daß du die hoͤchſt aͤrgerliche
und ſtrafwuͤrdige Ausdruͤcke, ſo du in ſeiner
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/498>, abgerufen am 22.11.2024.
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