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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
fahren, und ihn unsern lübeckischen Lob-Redner
nennen können, und du kanst glauben, daß wir
demjenigen Geiste, der dich zu dieser Erkänntniß
gebracht hat ungemein verbunden sind; ob er dir
gleich nicht alles entdecket hat. Denn du must nicht
meinen, werther Philippi, daß der Herr von Box-
horn würcklich in der Stadt Lübeck wohnet.
Dieses ist ihm so wenig, als andern kleinen Gei-
stern erlaubt. Alle die sich in Lübeck öffentlich zu
unserer Gesellschaft bekennen, müssen ausser der
Stadt,
vor einem gewissen Thor in gewissen klei-
nen Häusern
(51) wohnen, und werden fast als
Gefangene gehalten. So begegnet man uns in
Lübeck! Das macht, unsere Feinde sind daselbst
zu mächtig, und wir haben es noch als eine sonder-
bare Gnade
anzusehen, daß man uns die Ehre
thut, und uns mit den Juden in eine Classe setzet.
Denn gleichwie man nur einen Juden in Lübeck
duldet, so duldet man auch nur öffentlich einen
kleinen Geist, und dieser ehrliche Mann findet
doch lange nicht so viel Schutz, wider Unrecht und
Verspottung, als der ungläubige Mauschel.
Unter Christen ist dieses was unerhörtes, und . .
. . Doch ich mäßige meinen Eyfer, und erin-
nere dieses nur darum, weil der Geist, der dir, es
sey nun mündlich, im Traum oder in einem Ge-
sichte
geschehen, die Nachricht gegeben hat, daß
der Herr von Boxhorn in Lübeck sey, dir diese Um-
stände, ich weiß nicht warum, verschwiegen hat, und
unserer Gesellschaft so wohl, als dem Herrn von
Boxhorn sehr viel daran gelegen ist daß du von

der
(51) pctites maisons.
C c 3

(o)
fahren, und ihn unſern luͤbeckiſchen Lob-Redner
nennen koͤnnen, und du kanſt glauben, daß wir
demjenigen Geiſte, der dich zu dieſer Erkaͤnntniß
gebracht hat ungemein verbunden ſind; ob er dir
gleich nicht alles entdecket hat. Denn du muſt nicht
meinen, werther Philippi, daß der Herr von Box-
horn wuͤrcklich in der Stadt Luͤbeck wohnet.
Dieſes iſt ihm ſo wenig, als andern kleinen Gei-
ſtern erlaubt. Alle die ſich in Luͤbeck oͤffentlich zu
unſerer Geſellſchaft bekennen, muͤſſen auſſer der
Stadt,
vor einem gewiſſen Thor in gewiſſen klei-
nen Haͤuſern
(51) wohnen, und werden faſt als
Gefangene gehalten. So begegnet man uns in
Luͤbeck! Das macht, unſere Feinde ſind daſelbſt
zu maͤchtig, und wir haben es noch als eine ſonder-
bare Gnade
anzuſehen, daß man uns die Ehre
thut, und uns mit den Juden in eine Claſſe ſetzet.
Denn gleichwie man nur einen Juden in Luͤbeck
duldet, ſo duldet man auch nur oͤffentlich einen
kleinen Geiſt, und dieſer ehrliche Mann findet
doch lange nicht ſo viel Schutz, wider Unrecht und
Verſpottung, als der unglaͤubige Mauſchel.
Unter Chriſten iſt dieſes was unerhoͤrtes, und . .
. . Doch ich maͤßige meinen Eyfer, und erin-
nere dieſes nur darum, weil der Geiſt, der dir, es
ſey nun muͤndlich, im Traum oder in einem Ge-
ſichte
geſchehen, die Nachricht gegeben hat, daß
der Herr von Boxhorn in Luͤbeck ſey, dir dieſe Um-
ſtaͤnde, ich weiß nicht warum, verſchwiegen hat, und
unſerer Geſellſchaft ſo wohl, als dem Herrn von
Boxhorn ſehr viel daran gelegen iſt daß du von

der
(51) pctites maiſons.
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[405/0497] (o) fahren, und ihn unſern luͤbeckiſchen Lob-Redner nennen koͤnnen, und du kanſt glauben, daß wir demjenigen Geiſte, der dich zu dieſer Erkaͤnntniß gebracht hat ungemein verbunden ſind; ob er dir gleich nicht alles entdecket hat. Denn du muſt nicht meinen, werther Philippi, daß der Herr von Box- horn wuͤrcklich in der Stadt Luͤbeck wohnet. Dieſes iſt ihm ſo wenig, als andern kleinen Gei- ſtern erlaubt. Alle die ſich in Luͤbeck oͤffentlich zu unſerer Geſellſchaft bekennen, muͤſſen auſſer der Stadt, vor einem gewiſſen Thor in gewiſſen klei- nen Haͤuſern (51) wohnen, und werden faſt als Gefangene gehalten. So begegnet man uns in Luͤbeck! Das macht, unſere Feinde ſind daſelbſt zu maͤchtig, und wir haben es noch als eine ſonder- bare Gnade anzuſehen, daß man uns die Ehre thut, und uns mit den Juden in eine Claſſe ſetzet. Denn gleichwie man nur einen Juden in Luͤbeck duldet, ſo duldet man auch nur oͤffentlich einen kleinen Geiſt, und dieſer ehrliche Mann findet doch lange nicht ſo viel Schutz, wider Unrecht und Verſpottung, als der unglaͤubige Mauſchel. Unter Chriſten iſt dieſes was unerhoͤrtes, und . . . . Doch ich maͤßige meinen Eyfer, und erin- nere dieſes nur darum, weil der Geiſt, der dir, es ſey nun muͤndlich, im Traum oder in einem Ge- ſichte geſchehen, die Nachricht gegeben hat, daß der Herr von Boxhorn in Luͤbeck ſey, dir dieſe Um- ſtaͤnde, ich weiß nicht warum, verſchwiegen hat, und unſerer Geſellſchaft ſo wohl, als dem Herrn von Boxhorn ſehr viel daran gelegen iſt daß du von der (51) pctites maiſons. C c 3

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/497>, abgerufen am 22.11.2024.