Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
appellirt an St. Ulrichen (20); daß eine grosse
Weißheit und Erfahrung nöthig sey, um das rechte
Maaß zwischen Gelindigkeit und Strenge zu trefen
(21); daß auch unter Brüdern oft Feindschaft und
Rache sey, und daß dieses dem Natur-Recht gantz
entgegen (22)? Wie erquicket uns nicht die uner-
hörte Etymologie
des Worts: Spittal; da du
meinest: Spittal solle wohl, seinem Ursprung nach, so
viel heissen, als: Speist alle (23)? Mit wie vie-
lem Vergnügen lernen wir nicht von dir, daß auch der
König von Preussen die grosse Commißion ü-
ber Mecklenburg
mit seinen Völckern unterstützet
(24)? Und daß unvermuthete Zufälle, und der oft
schnell einbrechende Tod, auch ihren Eintrit in die
grösten Palläste nehmen; daß auch Helden an einem
Schlag-Fluß sterben, und ein solches Ende, wenn
man anders wohl bereitet ist, das beste sey(25)? Denn
ob es gleich eben nichts neues, daß die Grossen die-
ser Welt sterben, wie andere Menschen, so ist es
doch sehr erbaulich, daß du dieses anmerckest, und
die Nachricht von preußischen Executions-
Truppen in Mecklenburg
ist vollkommen
neu,
und wir konnten sie von niemand, als dir er-
warten, weil du der eintzige bist, dem es gegeben ist,
auch ungeschehene Dinge zu wissen.

Wie
(20) ibid. p. 76 not. 42.
(21) ibid. p. 93. not. 77.
(22) ibid. p. 110. not. 109.
(23) ibid. p. 125. not. 130.
(24) ibid. p. 180. not. 217.
(25) ibid. p. 190. not. 239.
A a 5

(o)
appellirt an St. Ulrichen (20); daß eine groſſe
Weißheit und Erfahrung noͤthig ſey, um das rechte
Maaß zwiſchen Gelindigkeit und Strenge zu trefen
(21); daß auch unter Bruͤdern oft Feindſchaft und
Rache ſey, und daß dieſes dem Natur-Recht gantz
entgegen (22)? Wie erquicket uns nicht die uner-
hoͤrte Etymologie
des Worts: Spittal; da du
meineſt: Spittal ſolle wohl, ſeinem Urſprung nach, ſo
viel heiſſen, als: Speiſt alle (23)? Mit wie vie-
lem Vergnuͤgen lernen wir nicht von dir, daß auch der
Koͤnig von Preuſſen die groſſe Commißion uͤ-
ber Mecklenburg
mit ſeinen Voͤlckern unterſtuͤtzet
(24)? Und daß unvermuthete Zufaͤlle, und der oft
ſchnell einbrechende Tod, auch ihren Eintrit in die
groͤſten Pallaͤſte nehmen; daß auch Helden an einem
Schlag-Fluß ſterben, und ein ſolches Ende, wenn
man anders wohl bereitet iſt, das beſte ſey(25)? Denn
ob es gleich eben nichts neues, daß die Groſſen die-
ſer Welt ſterben, wie andere Menſchen, ſo iſt es
doch ſehr erbaulich, daß du dieſes anmerckeſt, und
die Nachricht von preußiſchen Executions-
Truppen in Mecklenburg
iſt vollkommen
neu,
und wir konnten ſie von niemand, als dir er-
warten, weil du der eintzige biſt, dem es gegeben iſt,
auch ungeſchehene Dinge zu wiſſen.

Wie
(20) ibid. p. 76 not. 42.
(21) ibid. p. 93. not. 77.
(22) ibid. p. 110. not. 109.
(23) ibid. p. 125. not. 130.
(24) ibid. p. 180. not. 217.
(25) ibid. p. 190. not. 239.
A a 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0469" n="377"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/><hi rendition="#fr">appellirt an St. Ulrichen</hi><note place="foot" n="(20)"><hi rendition="#aq">ibid. p. 76 not.</hi> 42.</note>; daß eine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Weißheit und Erfahrung no&#x0364;thig &#x017F;ey, um das rechte<lb/>
Maaß zwi&#x017F;chen Gelindigkeit und Strenge zu trefen<lb/><note place="foot" n="(21)"><hi rendition="#aq">ibid. p. 93. not.</hi> 77.</note>; daß auch unter <hi rendition="#fr">Bru&#x0364;dern</hi> oft Feind&#x017F;chaft und<lb/>
Rache &#x017F;ey, und daß die&#x017F;es dem <hi rendition="#fr">Natur-Recht</hi> gantz<lb/>
entgegen <note place="foot" n="(22)"><hi rendition="#aq">ibid. p. 110. not.</hi> 109.</note>? Wie erquicket uns nicht die <hi rendition="#fr">uner-<lb/>
ho&#x0364;rte Etymologie</hi> des Worts: <hi rendition="#fr">Spittal;</hi> da du<lb/>
meine&#x017F;t: <hi rendition="#fr">Spittal</hi> &#x017F;olle wohl, &#x017F;einem Ur&#x017F;prung nach, &#x017F;o<lb/>
viel hei&#x017F;&#x017F;en, als: <hi rendition="#fr">Spei&#x017F;t alle</hi> <note place="foot" n="(23)"><hi rendition="#aq">ibid. p. 125. not.</hi> 130.</note>? Mit wie vie-<lb/>
lem Vergnu&#x0364;gen lernen wir nicht von dir, daß auch der<lb/><hi rendition="#fr">Ko&#x0364;nig von Preu&#x017F;&#x017F;en die gro&#x017F;&#x017F;e Commißion u&#x0364;-<lb/>
ber Mecklenburg</hi> mit &#x017F;einen Vo&#x0364;lckern unter&#x017F;tu&#x0364;tzet<lb/><note place="foot" n="(24)"><hi rendition="#aq">ibid. p. 180. not.</hi> 217.</note>? Und daß unvermuthete Zufa&#x0364;lle, und der oft<lb/>
&#x017F;chnell einbrechende Tod, auch ihren Eintrit in die<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;ten Palla&#x0364;&#x017F;te nehmen; daß auch <hi rendition="#fr">Helden</hi> an einem<lb/><hi rendition="#fr">Schlag-Fluß</hi> &#x017F;terben, und ein &#x017F;olches Ende, wenn<lb/>
man anders wohl bereitet i&#x017F;t, das be&#x017F;te &#x017F;ey<note place="foot" n="(25)"><hi rendition="#aq">ibid. p. 190. not.</hi> 239.</note>? Denn<lb/>
ob es gleich eben nichts neues, daß die Gro&#x017F;&#x017F;en die-<lb/>
&#x017F;er Welt &#x017F;terben, wie andere Men&#x017F;chen, &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
doch &#x017F;ehr <hi rendition="#fr">erbaulich,</hi> daß du die&#x017F;es anmercke&#x017F;t, und<lb/>
die Nachricht von <hi rendition="#fr">preußi&#x017F;chen Executions-<lb/>
Truppen in Mecklenburg</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#fr">vollkommen<lb/>
neu,</hi> und wir konnten &#x017F;ie von niemand, als dir er-<lb/>
warten, weil du der eintzige bi&#x017F;t, dem es gegeben i&#x017F;t,<lb/>
auch <hi rendition="#fr">unge&#x017F;chehene Dinge</hi> zu wi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">A a 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[377/0469] (o) appellirt an St. Ulrichen (20); daß eine groſſe Weißheit und Erfahrung noͤthig ſey, um das rechte Maaß zwiſchen Gelindigkeit und Strenge zu trefen (21); daß auch unter Bruͤdern oft Feindſchaft und Rache ſey, und daß dieſes dem Natur-Recht gantz entgegen (22)? Wie erquicket uns nicht die uner- hoͤrte Etymologie des Worts: Spittal; da du meineſt: Spittal ſolle wohl, ſeinem Urſprung nach, ſo viel heiſſen, als: Speiſt alle (23)? Mit wie vie- lem Vergnuͤgen lernen wir nicht von dir, daß auch der Koͤnig von Preuſſen die groſſe Commißion uͤ- ber Mecklenburg mit ſeinen Voͤlckern unterſtuͤtzet (24)? Und daß unvermuthete Zufaͤlle, und der oft ſchnell einbrechende Tod, auch ihren Eintrit in die groͤſten Pallaͤſte nehmen; daß auch Helden an einem Schlag-Fluß ſterben, und ein ſolches Ende, wenn man anders wohl bereitet iſt, das beſte ſey (25)? Denn ob es gleich eben nichts neues, daß die Groſſen die- ſer Welt ſterben, wie andere Menſchen, ſo iſt es doch ſehr erbaulich, daß du dieſes anmerckeſt, und die Nachricht von preußiſchen Executions- Truppen in Mecklenburg iſt vollkommen neu, und wir konnten ſie von niemand, als dir er- warten, weil du der eintzige biſt, dem es gegeben iſt, auch ungeſchehene Dinge zu wiſſen. Wie (20) ibid. p. 76 not. 42. (21) ibid. p. 93. not. 77. (22) ibid. p. 110. not. 109. (23) ibid. p. 125. not. 130. (24) ibid. p. 180. not. 217. (25) ibid. p. 190. not. 239. A a 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/469
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/469>, abgerufen am 22.11.2024.