Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
springen? Jhres Spottens würde kein Ende seyn.
Ja, wofern ich sie recht kenne, würden sie gar die
Boßheit haben, dich mit dem Orestes zu verglei-
chen, und mit einer hönischen Mine sagen:

". . ex quo est habitus male tutae mentis
Orestes
"Nil sane fecit quod tu reprendere posses.
"Non Pyladen ferro violare, aususve Sororem
"Electram:
tantum maledicit utrique, vo-
cando
"Hanc furiam, huncaliud, jussit quodsplen-
dida bilis.
(13)

Allein wir sehen das, was dir in unserer Versamm-
lung begegnet, mit gantz andern Augen an. Wir
wundern uns eben so sehr nicht darüber, und es sey
ferne, daß wir darüber spotten solten. Wir wissen,
daß es ein Zufall ist, dem kleine Geister unterworfen
sind. Es lehret uns dieses die Erfahrung, und es
haben es auch schon andere angemercket. Ein be-
rühmter Französischer Medicus
sagt an dem
Ort, da er der kleinen Geister rühmlichst erwehnet:
Sunt praeterea qui se a latronibus continuo pu-
tant circumveniri, & spoliari: Aliivero qui a li-
ctoribus se colligari, & mox in carcerem conjiciendos
credunt.
Alii se vivos a terra absorberi & deglu-
tiri jam tremuli exclamant: alii aliis imaginatio-
nibus, prout vitae fuit institutum, perturban-
tur.
(14) Er meint der lapis lazuli, und helleborus
arte spagyrica praeparatus, ut decet,
wären bewehr-

te
(13) Horat. Serm. Lib. II. Sat. 3.
(14) Josephus Quercetanus in Diaetetico Polyhistorico
Cap. IX. p. m.
103.

(o)
ſpringen? Jhres Spottens wuͤrde kein Ende ſeyn.
Ja, wofern ich ſie recht kenne, wuͤrden ſie gar die
Boßheit haben, dich mit dem Oreſtes zu verglei-
chen, und mit einer hoͤniſchen Mine ſagen:

„. . ex quo eſt habitus male tutæ mentis
Oreſtes
„Nil ſane fecit quod tu reprendere poſſes.
„Non Pyladen ferro violare, auſusve Sororem
„Electram:
tantum maledicit utrique, vo-
cando
„Hanc furiam, huncaliud, jusſit quodſplen-
dida bilis.
(13)

Allein wir ſehen das, was dir in unſerer Verſamm-
lung begegnet, mit gantz andern Augen an. Wir
wundern uns eben ſo ſehr nicht daruͤber, und es ſey
ferne, daß wir daruͤber ſpotten ſolten. Wir wiſſen,
daß es ein Zufall iſt, dem kleine Geiſter unterworfen
ſind. Es lehret uns dieſes die Erfahrung, und es
haben es auch ſchon andere angemercket. Ein be-
ruͤhmter Franzoͤſiſcher Medicus
ſagt an dem
Ort, da er der kleinen Geiſter ruͤhmlichſt erwehnet:
Sunt præterea qui ſe a latronibus continuo pu-
tant circumveniri, & ſpoliari: Aliivero qui a li-
ctoribus ſe colligari, & mox in carcerem conjiciendos
credunt.
Alii ſe vivos à terra abſorberi & deglu-
tiri jam tremuli exclamant: alii aliis imaginatio-
nibus, prout vitæ fuit inſtitutum, perturban-
tur.
(14) Er meint der lapis lazuli, und helleborus
arte ſpagyrica præparatus, ut decet,
waͤren bewehr-

te
(13) Horat. Serm. Lib. II. Sat. 3.
(14) Joſephus Quercetanus in Diætetico Polyhiſtorico
Cap. IX. p. m.
103.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0462" n="370"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
&#x017F;pringen? Jhres Spottens wu&#x0364;rde kein Ende &#x017F;eyn.<lb/>
Ja, wofern ich &#x017F;ie recht kenne, wu&#x0364;rden &#x017F;ie gar die<lb/>
Boßheit haben, dich mit dem <hi rendition="#fr">Ore&#x017F;tes</hi> zu verglei-<lb/>
chen, und mit einer ho&#x0364;ni&#x017F;chen Mine &#x017F;agen:</p><lb/>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#aq">&#x201E;. . ex quo e&#x017F;t habitus male tutæ mentis<lb/><hi rendition="#et">Ore&#x017F;tes</hi><lb/>
&#x201E;Nil &#x017F;ane fecit quod tu reprendere po&#x017F;&#x017F;es.<lb/>
&#x201E;Non <hi rendition="#i">Pyladen</hi> ferro violare, au&#x017F;usve <hi rendition="#i">Sororem<lb/>
&#x201E;Electram:</hi> tantum <hi rendition="#i">maledicit utrique,</hi> vo-<lb/><hi rendition="#et">cando</hi><lb/>
&#x201E;Hanc <hi rendition="#i">furiam,</hi> huncaliud, jus&#x017F;it quod&#x017F;plen-<lb/><hi rendition="#et">dida bilis.</hi></hi> <note place="foot" n="(13)"><hi rendition="#aq">Horat. Serm. Lib. II. Sat.</hi> 3.</note>
              </quote>
            </cit><lb/>
            <p>Allein wir &#x017F;ehen das, was dir in un&#x017F;erer Ver&#x017F;amm-<lb/>
lung begegnet, mit gantz andern Augen an. Wir<lb/>
wundern uns eben &#x017F;o &#x017F;ehr nicht daru&#x0364;ber, und es &#x017F;ey<lb/>
ferne, daß wir daru&#x0364;ber &#x017F;potten &#x017F;olten. Wir wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
daß es ein Zufall i&#x017F;t, dem kleine Gei&#x017F;ter unterworfen<lb/>
&#x017F;ind. Es lehret uns die&#x017F;es die Erfahrung, und es<lb/>
haben es auch &#x017F;chon andere angemercket. Ein <hi rendition="#fr">be-<lb/>
ru&#x0364;hmter Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;cher Medicus</hi> &#x017F;agt an dem<lb/>
Ort, da er der kleinen Gei&#x017F;ter ru&#x0364;hmlich&#x017F;t erwehnet:<lb/><hi rendition="#aq">Sunt præterea qui &#x017F;e a latronibus continuo pu-<lb/>
tant circumveniri, &amp; &#x017F;poliari: <hi rendition="#i">Aliivero qui a li-<lb/>
ctoribus &#x017F;e colligari, &amp; mox in carcerem conjiciendos<lb/>
credunt.</hi> Alii &#x017F;e vivos à terra ab&#x017F;orberi &amp; deglu-<lb/>
tiri jam tremuli exclamant: alii aliis imaginatio-<lb/>
nibus, prout vitæ fuit in&#x017F;titutum, perturban-<lb/>
tur.</hi> <note place="foot" n="(14)"><hi rendition="#aq">Jo&#x017F;ephus Quercetanus in Diætetico Polyhi&#x017F;torico<lb/>
Cap. IX. p. m.</hi> 103.</note> Er meint der <hi rendition="#aq">lapis lazuli,</hi> und <hi rendition="#aq">helleborus<lb/>
arte &#x017F;pagyrica præparatus, ut decet,</hi> wa&#x0364;ren bewehr-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">te</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[370/0462] (o) ſpringen? Jhres Spottens wuͤrde kein Ende ſeyn. Ja, wofern ich ſie recht kenne, wuͤrden ſie gar die Boßheit haben, dich mit dem Oreſtes zu verglei- chen, und mit einer hoͤniſchen Mine ſagen: „. . ex quo eſt habitus male tutæ mentis Oreſtes „Nil ſane fecit quod tu reprendere poſſes. „Non Pyladen ferro violare, auſusve Sororem „Electram: tantum maledicit utrique, vo- cando „Hanc furiam, huncaliud, jusſit quodſplen- dida bilis. (13) Allein wir ſehen das, was dir in unſerer Verſamm- lung begegnet, mit gantz andern Augen an. Wir wundern uns eben ſo ſehr nicht daruͤber, und es ſey ferne, daß wir daruͤber ſpotten ſolten. Wir wiſſen, daß es ein Zufall iſt, dem kleine Geiſter unterworfen ſind. Es lehret uns dieſes die Erfahrung, und es haben es auch ſchon andere angemercket. Ein be- ruͤhmter Franzoͤſiſcher Medicus ſagt an dem Ort, da er der kleinen Geiſter ruͤhmlichſt erwehnet: Sunt præterea qui ſe a latronibus continuo pu- tant circumveniri, & ſpoliari: Aliivero qui a li- ctoribus ſe colligari, & mox in carcerem conjiciendos credunt. Alii ſe vivos à terra abſorberi & deglu- tiri jam tremuli exclamant: alii aliis imaginatio- nibus, prout vitæ fuit inſtitutum, perturban- tur. (14) Er meint der lapis lazuli, und helleborus arte ſpagyrica præparatus, ut decet, waͤren bewehr- te (13) Horat. Serm. Lib. II. Sat. 3. (14) Joſephus Quercetanus in Diætetico Polyhiſtorico Cap. IX. p. m. 103.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/462
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/462>, abgerufen am 26.11.2024.