Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
Gefahr, welche damit verknüpfet ist, verachten.
Sie haben ihren Willen: Aber ich vor meine Per-
son bekenne aufrichtig, daß ich so nicht gesinnet bin.
Jch bin nicht eitler Ehre geitzig, noch weniger von
denen, welche

"Pissent au benestier, a fin qu' on parle
d' eux.
Regnier Sat. II.

Jch lasse einen jeden in seinen Würden; So
bleibe ich auch wer ich bin. Jch kehre vor meiner
eigenen Thür, und wünsche von Hertzen, daß ein
jeder so wäre, wie ich. Dieses sind meine wenigen
Gedancken von dem unchristlichen und gefährlichen
Handwercke der Spötter, unter welche man mich,
ohne mein Verschulden, zehlen will. Jch bitte alle
diejenigen, welche dieses thun, das, was ich hier
schreibe, reiflich zu erwegen, so werden sie, wie ich
hoffe, befinden, wie unwahrscheinlich es sey, daß
ich meiner Erkänntniß so sehr habe entgegen handeln
wollen. Jch weiß, die Herren, mit denen ich hier
zu thun habe, sind so gütig gewesen, daß sie von
der Fähigkeit meines Verstandes eben kein schlim-
mes Urtheil gefället haben. Wenn sie demnach auch
glauben, daß die Boßheit meines Willens die Er-
känntniß meines Verstandes habe überwiegen kön-
nen, so werden sie mir doch die Einfalt nicht zutrau-
en, daß ich mich an den Herrn Mag. Sievers wür-
de gewaget haben.

Dieser geschickte Kopf hat schon gewiesen, daß
er ein Meister in der feinen Satyre sey. Jch will
seines Satyrischen Patrioten nicht erwehnen, ob-
gleich diese Blätter alles, was Rom, Griechenland,

und

(o)
Gefahr, welche damit verknuͤpfet iſt, verachten.
Sie haben ihren Willen: Aber ich vor meine Per-
ſon bekenne aufrichtig, daß ich ſo nicht geſinnet bin.
Jch bin nicht eitler Ehre geitzig, noch weniger von
denen, welche

„Piſſent au beneſtier, à fin qu’ on parle
d’ eux.
Regnier Sat. II.

Jch laſſe einen jeden in ſeinen Wuͤrden; So
bleibe ich auch wer ich bin. Jch kehre vor meiner
eigenen Thuͤr, und wuͤnſche von Hertzen, daß ein
jeder ſo waͤre, wie ich. Dieſes ſind meine wenigen
Gedancken von dem unchriſtlichen und gefaͤhrlichen
Handwercke der Spoͤtter, unter welche man mich,
ohne mein Verſchulden, zehlen will. Jch bitte alle
diejenigen, welche dieſes thun, das, was ich hier
ſchreibe, reiflich zu erwegen, ſo werden ſie, wie ich
hoffe, befinden, wie unwahrſcheinlich es ſey, daß
ich meiner Erkaͤnntniß ſo ſehr habe entgegen handeln
wollen. Jch weiß, die Herren, mit denen ich hier
zu thun habe, ſind ſo guͤtig geweſen, daß ſie von
der Faͤhigkeit meines Verſtandes eben kein ſchlim-
mes Urtheil gefaͤllet haben. Wenn ſie demnach auch
glauben, daß die Boßheit meines Willens die Er-
kaͤnntniß meines Verſtandes habe uͤberwiegen koͤn-
nen, ſo werden ſie mir doch die Einfalt nicht zutrau-
en, daß ich mich an den Herrn Mag. Sievers wuͤr-
de gewaget haben.

Dieſer geſchickte Kopf hat ſchon gewieſen, daß
er ein Meiſter in der feinen Satyre ſey. Jch will
ſeines Satyriſchen Patrioten nicht erwehnen, ob-
gleich dieſe Blaͤtter alles, was Rom, Griechenland,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0199" n="107"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
Gefahr, welche damit verknu&#x0364;pfet i&#x017F;t, verachten.<lb/>
Sie haben ihren Willen: Aber ich vor meine Per-<lb/>
&#x017F;on bekenne aufrichtig, daß ich &#x017F;o nicht ge&#x017F;innet bin.<lb/>
Jch bin nicht eitler Ehre geitzig, noch weniger von<lb/>
denen, welche</p><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#aq">&#x201E;Pi&#x017F;&#x017F;ent au bene&#x017F;tier, à fin qu&#x2019; on parle<lb/><hi rendition="#et">d&#x2019; eux.</hi><lb/><hi rendition="#i">Regnier Sat. II.</hi></hi> </quote>
          </cit><lb/>
          <p>Jch la&#x017F;&#x017F;e einen jeden in &#x017F;einen Wu&#x0364;rden; So<lb/>
bleibe ich auch wer ich bin. Jch kehre vor meiner<lb/>
eigenen Thu&#x0364;r, und wu&#x0364;n&#x017F;che von Hertzen, daß ein<lb/>
jeder &#x017F;o wa&#x0364;re, wie ich. Die&#x017F;es &#x017F;ind meine wenigen<lb/>
Gedancken von dem unchri&#x017F;tlichen und gefa&#x0364;hrlichen<lb/>
Handwercke der Spo&#x0364;tter, unter welche man mich,<lb/>
ohne mein Ver&#x017F;chulden, zehlen will. Jch bitte alle<lb/>
diejenigen, welche die&#x017F;es thun, das, was ich hier<lb/>
&#x017F;chreibe, reiflich zu erwegen, &#x017F;o werden &#x017F;ie, wie ich<lb/>
hoffe, befinden, wie unwahr&#x017F;cheinlich es &#x017F;ey, daß<lb/>
ich meiner Erka&#x0364;nntniß &#x017F;o &#x017F;ehr habe entgegen handeln<lb/>
wollen. Jch weiß, die Herren, mit denen ich hier<lb/>
zu thun habe, &#x017F;ind &#x017F;o gu&#x0364;tig gewe&#x017F;en, daß &#x017F;ie von<lb/>
der Fa&#x0364;higkeit meines Ver&#x017F;tandes eben kein &#x017F;chlim-<lb/>
mes Urtheil gefa&#x0364;llet haben. Wenn &#x017F;ie demnach auch<lb/>
glauben, daß die Boßheit meines Willens die Er-<lb/>
ka&#x0364;nntniß meines Ver&#x017F;tandes habe u&#x0364;berwiegen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, &#x017F;o werden &#x017F;ie mir doch die Einfalt nicht zutrau-<lb/>
en, daß ich mich an den Herrn Mag. Sievers wu&#x0364;r-<lb/>
de gewaget haben.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er ge&#x017F;chickte Kopf hat &#x017F;chon gewie&#x017F;en, daß<lb/>
er ein Mei&#x017F;ter in der feinen Satyre &#x017F;ey. Jch will<lb/>
&#x017F;eines Satyri&#x017F;chen Patrioten nicht erwehnen, ob-<lb/>
gleich die&#x017F;e Bla&#x0364;tter alles, was Rom, Griechenland,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0199] (o) Gefahr, welche damit verknuͤpfet iſt, verachten. Sie haben ihren Willen: Aber ich vor meine Per- ſon bekenne aufrichtig, daß ich ſo nicht geſinnet bin. Jch bin nicht eitler Ehre geitzig, noch weniger von denen, welche „Piſſent au beneſtier, à fin qu’ on parle d’ eux. Regnier Sat. II. Jch laſſe einen jeden in ſeinen Wuͤrden; So bleibe ich auch wer ich bin. Jch kehre vor meiner eigenen Thuͤr, und wuͤnſche von Hertzen, daß ein jeder ſo waͤre, wie ich. Dieſes ſind meine wenigen Gedancken von dem unchriſtlichen und gefaͤhrlichen Handwercke der Spoͤtter, unter welche man mich, ohne mein Verſchulden, zehlen will. Jch bitte alle diejenigen, welche dieſes thun, das, was ich hier ſchreibe, reiflich zu erwegen, ſo werden ſie, wie ich hoffe, befinden, wie unwahrſcheinlich es ſey, daß ich meiner Erkaͤnntniß ſo ſehr habe entgegen handeln wollen. Jch weiß, die Herren, mit denen ich hier zu thun habe, ſind ſo guͤtig geweſen, daß ſie von der Faͤhigkeit meines Verſtandes eben kein ſchlim- mes Urtheil gefaͤllet haben. Wenn ſie demnach auch glauben, daß die Boßheit meines Willens die Er- kaͤnntniß meines Verſtandes habe uͤberwiegen koͤn- nen, ſo werden ſie mir doch die Einfalt nicht zutrau- en, daß ich mich an den Herrn Mag. Sievers wuͤr- de gewaget haben. Dieſer geſchickte Kopf hat ſchon gewieſen, daß er ein Meiſter in der feinen Satyre ſey. Jch will ſeines Satyriſchen Patrioten nicht erwehnen, ob- gleich dieſe Blaͤtter alles, was Rom, Griechenland, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/199
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/199>, abgerufen am 25.11.2024.