ich Gelegenheit haben möchte, ihnen aus Christli- cher Liebe, die wohlgemeynte Erinnerung zu geben, daß es ihrer Ehre sehr zuträglich seyn würde, wenn sie belieben wolten, sich auf einander mahl nicht so zu übereilen, und eine Schrifft nicht eher vor ein Pasquill auszugeben, als bis sie gelernet haben, was eigentlich dieses Wort vor eine Bedeu- tung haben. Jn Postillen und in - - - - - - - - desunt non nulla - - - - - -. Dieses ist es, was ich ihnen zu sagen habe. Wofern sie klug sind, werden sie meinen Rath folgen, und sich nicht durch ferneres Lästern des Glimpfs un- würdig machen, den ich jetzo, in Betracht ihrer Unwissenheit gegen sie gebrauche.
Jch wende mich zu denen, die meine Schrift vor satyrisch angesehen haben. Deren ist nun eine grosse Menge, und viele sind darunter, denen ich, ihres Standes und ihrer Verdienste wegen, eine beson- dere Ehrerbietung schuldig bin. Es ist mir dem- nach sehr leyd, daß ich mich genöthiget sehe, ihnen zu sagen, daß ihre Gedancken von der Absicht mei- ner Anmerckungen über die Geschichte von der Zer- stöhrung der Stadt Jerusalem, gantz und gar irrig sind.
Es wird schwer halten, daß ich ihnen dieses be- greiflich mache. Denn die falsche Einbildung, daß ich ein Spötter sey, hat in den Gemüthern derer, die meine Schrift gelesen haben, so tiefe Wurtzel geschlagen, daß ich glaube, die meisten schwüren einen Eyd, daß sie recht haben. Jch muß mich wundern, wie so viele kluge Leute auf eine so we- nig wahrscheinliche Meynung verfallen können, und
kan,
(o)
ich Gelegenheit haben moͤchte, ihnen aus Chriſtli- cher Liebe, die wohlgemeynte Erinnerung zu geben, daß es ihrer Ehre ſehr zutraͤglich ſeyn wuͤrde, wenn ſie belieben wolten, ſich auf einander mahl nicht ſo zu uͤbereilen, und eine Schrifft nicht eher vor ein Pasquill auszugeben, als bis ſie gelernet haben, was eigentlich dieſes Wort vor eine Bedeu- tung haben. Jn Poſtillen und in ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ deſunt non nulla ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒. Dieſes iſt es, was ich ihnen zu ſagen habe. Wofern ſie klug ſind, werden ſie meinen Rath folgen, und ſich nicht durch ferneres Laͤſtern des Glimpfs un- wuͤrdig machen, den ich jetzo, in Betracht ihrer Unwiſſenheit gegen ſie gebrauche.
Jch wende mich zu denen, die meine Schrift vor ſatyriſch angeſehen haben. Deren iſt nun eine groſſe Menge, und viele ſind darunter, denen ich, ihres Standes und ihrer Verdienſte wegen, eine beſon- dere Ehrerbietung ſchuldig bin. Es iſt mir dem- nach ſehr leyd, daß ich mich genoͤthiget ſehe, ihnen zu ſagen, daß ihre Gedancken von der Abſicht mei- ner Anmerckungen uͤber die Geſchichte von der Zer- ſtoͤhrung der Stadt Jeruſalem, gantz und gar irrig ſind.
Es wird ſchwer halten, daß ich ihnen dieſes be- greiflich mache. Denn die falſche Einbildung, daß ich ein Spoͤtter ſey, hat in den Gemuͤthern derer, die meine Schrift geleſen haben, ſo tiefe Wurtzel geſchlagen, daß ich glaube, die meiſten ſchwuͤren einen Eyd, daß ſie recht haben. Jch muß mich wundern, wie ſo viele kluge Leute auf eine ſo we- nig wahrſcheinliche Meynung verfallen koͤnnen, und
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(o)
ich Gelegenheit haben moͤchte, ihnen aus Chriſtli-
cher Liebe, die wohlgemeynte Erinnerung zu geben,
daß es ihrer Ehre ſehr zutraͤglich ſeyn wuͤrde, wenn
ſie belieben wolten, ſich auf einander mahl nicht ſo
zu uͤbereilen, und eine Schrifft nicht eher vor ein
Pasquill auszugeben, als bis ſie gelernet haben,
was eigentlich dieſes Wort vor eine Bedeu-
tung haben. Jn Poſtillen und in ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
‒ ‒ ‒ deſunt non nulla ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒. Dieſes
iſt es, was ich ihnen zu ſagen habe. Wofern ſie
klug ſind, werden ſie meinen Rath folgen, und
ſich nicht durch ferneres Laͤſtern des Glimpfs un-
wuͤrdig machen, den ich jetzo, in Betracht ihrer
Unwiſſenheit gegen ſie gebrauche.
Jch wende mich zu denen, die meine Schrift vor
ſatyriſch angeſehen haben. Deren iſt nun eine groſſe
Menge, und viele ſind darunter, denen ich, ihres
Standes und ihrer Verdienſte wegen, eine beſon-
dere Ehrerbietung ſchuldig bin. Es iſt mir dem-
nach ſehr leyd, daß ich mich genoͤthiget ſehe, ihnen
zu ſagen, daß ihre Gedancken von der Abſicht mei-
ner Anmerckungen uͤber die Geſchichte von der Zer-
ſtoͤhrung der Stadt Jeruſalem, gantz und gar
irrig ſind.
Es wird ſchwer halten, daß ich ihnen dieſes be-
greiflich mache. Denn die falſche Einbildung, daß
ich ein Spoͤtter ſey, hat in den Gemuͤthern derer,
die meine Schrift geleſen haben, ſo tiefe Wurtzel
geſchlagen, daß ich glaube, die meiſten ſchwuͤren
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/196>, abgerufen am 25.11.2024.
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