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Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.

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die bedeutenden Schwankungen des Windes nach der Höhen-
richtung. An solchen Orten wechselt die aufsteigende Wind-
richtung mit der sinkenden sehr stark, so dass die Schwan-
kungen oft mehr wie 90° betragen. Auf weiten kahlen Ebenen
hingegen ist die Windrichtung nach der Höhe viel beständiger,
wenn auch ein immerwährendes geringes Schwanken, ober-
halb und unterhalb von einer gewissen Mittellage, erkennbar
bleibt. Diese Mittellage befindet sich bei etwa 3,5° über dem
Horizont.

Seltsamerweise zeigt sich fast keine Veränderung in dieser
Erscheinung, wenn man den Apparat Fig. 50 auf etwas stei-
gendem oder etwas fallendem Terrain aufstellt, wenn nur die
Versuchsebene im grossen und ganzen horizontal liegt. Unter
anderem konnten wir noch die genannte Steigung der 4 m
über dem Erdboden befindlichen Windfahne feststellen, wenn
das Terrain auf mehr als 200 m Länge unter 5° in der Wind-
richtung abfiel. Unsere zahlreichen Versuche bewiesen uns,
dass die genannte Eigentümlichkeit der Windwirkung mit
grosser Beständigkeit auftritt. Weder die Windrichtung und
Windstärke noch die Jahreszeit oder Tageszeit riefen unserer
Erfahrung nach eine wesentliche Abweichung in der beob-
achteten Windsteigung hervor.

Hervorgerufen wird diese Eigenschaft der Luft höchst
wahrscheinlich dadurch, dass die Windgeschwindigkeit nach
der Höhe beträchtlich zunimmt. Wenn auf freiem Felde z. B.
der Windmesser 1 m über der Erde 4 m Windgeschwindigkeit
zeigt, so giebt er oft in 3 m Höhe schon 7 m sekundliche
Geschwindigkeit des Windes.

Auf die Erklärung über die Entstehung dieser steigenden
Windrichtung kommt es hier eigentlich nicht an. Für die
Theorie des Vogelfluges und die Flugtechnik genügt die That-
sache, dass die Winde eine solche Wirkung auf die Flugflächen
ausüben, als besässen sie eine aufsteigende Richtung von 3--4°.

Um noch mehr Gewissheit über dieses für die ganze Flug-
frage höchst wichtige Faktum zu erlangen, bauten wir einen

die bedeutenden Schwankungen des Windes nach der Höhen-
richtung. An solchen Orten wechselt die aufsteigende Wind-
richtung mit der sinkenden sehr stark, so daſs die Schwan-
kungen oft mehr wie 90° betragen. Auf weiten kahlen Ebenen
hingegen ist die Windrichtung nach der Höhe viel beständiger,
wenn auch ein immerwährendes geringes Schwanken, ober-
halb und unterhalb von einer gewissen Mittellage, erkennbar
bleibt. Diese Mittellage befindet sich bei etwa 3,5° über dem
Horizont.

Seltsamerweise zeigt sich fast keine Veränderung in dieser
Erscheinung, wenn man den Apparat Fig. 50 auf etwas stei-
gendem oder etwas fallendem Terrain aufstellt, wenn nur die
Versuchsebene im groſsen und ganzen horizontal liegt. Unter
anderem konnten wir noch die genannte Steigung der 4 m
über dem Erdboden befindlichen Windfahne feststellen, wenn
das Terrain auf mehr als 200 m Länge unter 5° in der Wind-
richtung abfiel. Unsere zahlreichen Versuche bewiesen uns,
daſs die genannte Eigentümlichkeit der Windwirkung mit
groſser Beständigkeit auftritt. Weder die Windrichtung und
Windstärke noch die Jahreszeit oder Tageszeit riefen unserer
Erfahrung nach eine wesentliche Abweichung in der beob-
achteten Windsteigung hervor.

Hervorgerufen wird diese Eigenschaft der Luft höchst
wahrscheinlich dadurch, daſs die Windgeschwindigkeit nach
der Höhe beträchtlich zunimmt. Wenn auf freiem Felde z. B.
der Windmesser 1 m über der Erde 4 m Windgeschwindigkeit
zeigt, so giebt er oft in 3 m Höhe schon 7 m sekundliche
Geschwindigkeit des Windes.

Auf die Erklärung über die Entstehung dieser steigenden
Windrichtung kommt es hier eigentlich nicht an. Für die
Theorie des Vogelfluges und die Flugtechnik genügt die That-
sache, daſs die Winde eine solche Wirkung auf die Flugflächen
ausüben, als besäſsen sie eine aufsteigende Richtung von 3—4°.

Um noch mehr Gewiſsheit über dieses für die ganze Flug-
frage höchst wichtige Faktum zu erlangen, bauten wir einen

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[114/0130] die bedeutenden Schwankungen des Windes nach der Höhen- richtung. An solchen Orten wechselt die aufsteigende Wind- richtung mit der sinkenden sehr stark, so daſs die Schwan- kungen oft mehr wie 90° betragen. Auf weiten kahlen Ebenen hingegen ist die Windrichtung nach der Höhe viel beständiger, wenn auch ein immerwährendes geringes Schwanken, ober- halb und unterhalb von einer gewissen Mittellage, erkennbar bleibt. Diese Mittellage befindet sich bei etwa 3,5° über dem Horizont. Seltsamerweise zeigt sich fast keine Veränderung in dieser Erscheinung, wenn man den Apparat Fig. 50 auf etwas stei- gendem oder etwas fallendem Terrain aufstellt, wenn nur die Versuchsebene im groſsen und ganzen horizontal liegt. Unter anderem konnten wir noch die genannte Steigung der 4 m über dem Erdboden befindlichen Windfahne feststellen, wenn das Terrain auf mehr als 200 m Länge unter 5° in der Wind- richtung abfiel. Unsere zahlreichen Versuche bewiesen uns, daſs die genannte Eigentümlichkeit der Windwirkung mit groſser Beständigkeit auftritt. Weder die Windrichtung und Windstärke noch die Jahreszeit oder Tageszeit riefen unserer Erfahrung nach eine wesentliche Abweichung in der beob- achteten Windsteigung hervor. Hervorgerufen wird diese Eigenschaft der Luft höchst wahrscheinlich dadurch, daſs die Windgeschwindigkeit nach der Höhe beträchtlich zunimmt. Wenn auf freiem Felde z. B. der Windmesser 1 m über der Erde 4 m Windgeschwindigkeit zeigt, so giebt er oft in 3 m Höhe schon 7 m sekundliche Geschwindigkeit des Windes. Auf die Erklärung über die Entstehung dieser steigenden Windrichtung kommt es hier eigentlich nicht an. Für die Theorie des Vogelfluges und die Flugtechnik genügt die That- sache, daſs die Winde eine solche Wirkung auf die Flugflächen ausüben, als besäſsen sie eine aufsteigende Richtung von 3—4°. Um noch mehr Gewiſsheit über dieses für die ganze Flug- frage höchst wichtige Faktum zu erlangen, bauten wir einen

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Zitationshilfe: Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/130>, abgerufen am 27.11.2024.