Der Hauptcharacter des vegetativen Lebens ist ein steter Uebergang des in Bewegung gesetzten Stoffs in den Zustand des statischen Gleichgewichtes. So lange die Pflanze lebt, ist kein Stillstand in der Zunahme bemerklich, kein Theil eines Organs der Pflanze nimmt an Masse ab. Wenn eine Zer- setzung erfolgt, so ist sie eine Folge der Assimilation. Eine Pflanze erzeugt in sich selbst keine Kraft der Bewegung, kein Theil ihrer Gebilde verliert, durch eine in ihrem Organismus vorhandene Ursache, den Zustand des Lebens und geht in formlose Verbindungen über, in ihr findet kein Verbrauch statt. Der Verbrauch im Thier ist eine Aenderung des Zu- standes und der Zusammensetzung gewisser Bestandtheile des Thierkörpers, er geht mithin vor sich in Folge chemischer Actionen. Der Einfluß der Gifte, der Arzneimittel auf den lebenden thierischen Körper zeigt auf eine evidente Weise, daß der Act der chemischen Zersetzung und Verbindung im Thier- körper, die sich uns in der Form von Lebenserscheinungen zu erkennen geben, daß sie durch ähnlich wirkende chemische Kräfte gesteigert, durch entgegengesetzt wirkende verlangsamt und aufgehoben werden können, daß wir auf jeden Theil eines Organs durch Stoffe, die eine bestimmte chemische Action besitzen, eine Wirkung auszuüben vermögen.
Aehnlich also wie in der geschlossenen galvanischen Säule durch gewisse Veränderungen, welche ein anorganischer Kör- per, ein Metall, bei seiner Berührung mit einer Säure, erlei- det, ein gewisses Etwas für unsere Sinne wahrnehmbar wird, was wir mit einem Strome electrischer Materie bezeichnen,
Reſpiration und Ernährung.
Der Hauptcharacter des vegetativen Lebens iſt ein ſteter Uebergang des in Bewegung geſetzten Stoffs in den Zuſtand des ſtatiſchen Gleichgewichtes. So lange die Pflanze lebt, iſt kein Stillſtand in der Zunahme bemerklich, kein Theil eines Organs der Pflanze nimmt an Maſſe ab. Wenn eine Zer- ſetzung erfolgt, ſo iſt ſie eine Folge der Aſſimilation. Eine Pflanze erzeugt in ſich ſelbſt keine Kraft der Bewegung, kein Theil ihrer Gebilde verliert, durch eine in ihrem Organismus vorhandene Urſache, den Zuſtand des Lebens und geht in formloſe Verbindungen über, in ihr findet kein Verbrauch ſtatt. Der Verbrauch im Thier iſt eine Aenderung des Zu- ſtandes und der Zuſammenſetzung gewiſſer Beſtandtheile des Thierkörpers, er geht mithin vor ſich in Folge chemiſcher Actionen. Der Einfluß der Gifte, der Arzneimittel auf den lebenden thieriſchen Körper zeigt auf eine evidente Weiſe, daß der Act der chemiſchen Zerſetzung und Verbindung im Thier- körper, die ſich uns in der Form von Lebenserſcheinungen zu erkennen geben, daß ſie durch ähnlich wirkende chemiſche Kräfte geſteigert, durch entgegengeſetzt wirkende verlangſamt und aufgehoben werden können, daß wir auf jeden Theil eines Organs durch Stoffe, die eine beſtimmte chemiſche Action beſitzen, eine Wirkung auszuüben vermögen.
Aehnlich alſo wie in der geſchloſſenen galvaniſchen Säule durch gewiſſe Veränderungen, welche ein anorganiſcher Kör- per, ein Metall, bei ſeiner Berührung mit einer Säure, erlei- det, ein gewiſſes Etwas für unſere Sinne wahrnehmbar wird, was wir mit einem Strome electriſcher Materie bezeichnen,
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Reſpiration und Ernährung.
Der Hauptcharacter des vegetativen Lebens iſt ein ſteter
Uebergang des in Bewegung geſetzten Stoffs in den Zuſtand
des ſtatiſchen Gleichgewichtes. So lange die Pflanze lebt, iſt
kein Stillſtand in der Zunahme bemerklich, kein Theil eines
Organs der Pflanze nimmt an Maſſe ab. Wenn eine Zer-
ſetzung erfolgt, ſo iſt ſie eine Folge der Aſſimilation. Eine
Pflanze erzeugt in ſich ſelbſt keine Kraft der Bewegung, kein
Theil ihrer Gebilde verliert, durch eine in ihrem Organismus
vorhandene Urſache, den Zuſtand des Lebens und geht in
formloſe Verbindungen über, in ihr findet kein Verbrauch
ſtatt. Der Verbrauch im Thier iſt eine Aenderung des Zu-
ſtandes und der Zuſammenſetzung gewiſſer Beſtandtheile des
Thierkörpers, er geht mithin vor ſich in Folge chemiſcher
Actionen. Der Einfluß der Gifte, der Arzneimittel auf den
lebenden thieriſchen Körper zeigt auf eine evidente Weiſe, daß
der Act der chemiſchen Zerſetzung und Verbindung im Thier-
körper, die ſich uns in der Form von Lebenserſcheinungen zu
erkennen geben, daß ſie durch ähnlich wirkende chemiſche Kräfte
geſteigert, durch entgegengeſetzt wirkende verlangſamt und
aufgehoben werden können, daß wir auf jeden Theil eines
Organs durch Stoffe, die eine beſtimmte chemiſche Action
beſitzen, eine Wirkung auszuüben vermögen.
Aehnlich alſo wie in der geſchloſſenen galvaniſchen Säule
durch gewiſſe Veränderungen, welche ein anorganiſcher Kör-
per, ein Metall, bei ſeiner Berührung mit einer Säure, erlei-
det, ein gewiſſes Etwas für unſere Sinne wahrnehmbar wird,
was wir mit einem Strome electriſcher Materie bezeichnen,
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/35>, abgerufen am 27.11.2024.
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